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Bücher

Die Generation meiner Großeltern ist mittlerweile komplett  verstorben. Mir hat man jeweils den Inhalt des Bücherschranks vererbt; außerdem wünsche ich mir zu Geburtstagen, Weihnachten etc. immer Bücher und ich selbst gebe wesentlich mehr Geld für Bücher als für Kleidung aus. Dadurch ist das Fach der "zu lesenden Bücher" immer wohl- aber auch zufällig (Erbe, Geschenk, selbst gekauft | Krimi, Roman, Fachbuch) gefüllt. Ich lese (manchmal kursorisch) von jedem Buch mindestens die ersten 70 Seiten, bevor ich es - bei Nichtgefallen (Note 4 oder 5, 6en gebe ich hier nicht) - zur Seite lege.
Seit Sommer 2009 hatte ich die Früchte meiner Lektüre in wer-kennt-wen bekannt gemacht. Da der Platz dort sehr beschränkt war, konnte ich nur Schulnoten, die mein subjektives Lesevergnügen nicht etwa die Qualität des Buches bewerten, vergeben. An dieser Stelle bin ich freier und kann bei dem einen oder anderen Werk noch einen kurzen Kommentar beifügen. Das jeweils zuletzt gelesene Buch steht oben in der Liste. Ich kenne Personen, die ähnlich viel lesen wie ich und sich trotzdem Einzelheiten der gelesenen Werke merken können. Ich kann das nicht - ich lese oft wie im Traum (Agatha Christie und Karl May haben genau so geschrieben, vielleicht sind sie daher meine Lieblingsautoren) und es bleibt nur ein Gefühl, eine Ahnung, zurück.

Samuel Burr    Das größte Rätsel aller Zeiten (2-)    Ein Geburtstagsgeschenk. Mischung aus Krimi und Familiengeschichte. Guter Ansatz, aber für meinen Geschmack zu woke.

Alina Bronski    Pi mal Daumen (2-)    Ein Geburtstagsgeschenk. Erstklassige Schilderung des Mathematikermilieus, der Plot selbst ist etwas unglaubwürdig.

Sinclair Lewis    Dr. med. Arrowsmith (2)    über einen (fiktiven) Arzt und Naturforscher Anfang des 20. Jahrhunderts.
p. 260f.    "Er [Arrowsmith] besaß noch immer Überreste seines Knabenglaubens, daß Kongreßmitglieder stets intelligente und bedeutende Persönlichkeiten sein müßten."

Ger van Roon    Widerstand im Dritten Reich (3+)    Bißchen dröge. Er kategorisiert und klassifiziert, erzählt mir aber nichts Neues.

Siegfried Lenz    Arnes Nachlaß (2-)    Bewegend.

Richard J. Evans    The Pursuit of Power (2-)    Ein Geschenk, die Geschichte Europas zwischen Napoleon und dem Großen Krieg. Das meiste war mir bekannt, aber in der Zusammenschau doch sehr erhellend zu lesen. Unter anderem habe ich gelernt, daß die ersten "Faschisten" links waren.
p. 111    "they [sharecroppers, agricuktural labourers and small farmers] named themselves Fasci, 'bundles', because while anyone can break a single stick nobody can snap a whole bundle. They mingled socialist ideas ..."
p. 228    "... he [Gladstone] abolished hundreds of tariffs ... and reduced income tax to four pence in the pound [das sind knapp 1,7%]. Money, he believed, should not be handed over to the state to waste, but should be allowed to 'fructify in the pockets of the people'."
p. 322  "Gil y Zárate ... noted cynically that 'a government job is nothing more than a way of having an income without doing anything ... talent is irrelevant and ... the whole business is reduced to whether the person ... is a friend or not'."
p. 481ff.    Hier geht es um Sprachen und A(na)lphabetismus im 19. Jahrhundert, insbesondere die Tatsache, daß in die rein deutschsprachigen Gebiete den höchsten Anteil an Menschen hatten, die lesen&schreiben konnten. Außerdem darum, daß, gerade in (Süd-)Ostmitteleuropa, ein Flickenteppich an Sprachen existierte, Deutsch aber immer dabei war.
p. 483    "... absence of passport requirements for travellers crossing state borders. In some countries formal requirements existed, but ... they fell into disuse und were abolished".
p. 554    "Bebel himself followed the principles of Eugen Dühring, who was not only a socialist but actually an antisemite." [die Verbindung Bebel-Dühring fehlt in der Wikipedia?!]
p. 592    "Giolitti was a past master at putting together coalitions ... It was backed up by a systematic collections of files on every deputy, listing personal weaknesses and points of pressure."

Karl May    In den Schluchten des Balkan (1-)    immer wieder schön.

Peter Cameron    Damals ist ein fernes Land (4+)    Rätselhaft. Camerons Andorra liegt am Meer, hat mit Andorra wenig zu tun. Die Personen sind alle unglaubwürdig.

Edith Hallwass    So testen Sie Ihr Sprachgefühl (3)    Ein Buch für Deutschlehrer.

Guido Knopp    Hitlers Kinder (3)    über die Generation meiner Eltern. Jugendliche sind leicht verführbar.

Josef Kraus    Der PISA Schwindel (2)    20 Jahre alt, heute wird es noch schlimmer sein.

Dieter Forte    Das Muster (4+)    Nicht schlecht beobachtet, aber langweilig.

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen  2025 (2-)    Das Jahrbuch enthält Einiges, was ich richtig&gut finde, Anderes, was mich ärgert. Die aktuelle Ausgabe ist eher gelungen.

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Gerd R. Ueberschaer & Winfried Vogel    Dienen und Verdienen (2-)    Ich habe viel gelernt. Hitler hatte eine Privatschatulle und zahlte daraus hohe Summen an altgediente Nazis und an Generäle. Das war mir vollkommen neu. Auch heute leider wieder übliche Korruption (Habeck - Graichen; Anna-Lena - Friseur etc. ) gab es natürlich zusätzlich. Aber damals wurden Gesetze geändert um das zu ermöglichen. Nicht alle Generäle (Rommel zum Beispiel nicht) ließen sich kaufen, aber sehr viele; erbärmlich.

Michal Zamir    Das Mädchenschiff (4-)    Nach 30 Seiten abgebrochen, unerträglich.

Alphons Silbermann    Das Geschäft mit den Ängsten (3-)    Der Titel verspricht mehr als das Buch hält. Die Sprache ist sehr verquast. Trotzdem ein paar Zitate (Lübbe 1995)
p. 144f. [Pareto zitierend] "Es ist süß, sich für andere aufzuopfern, wenn das Opfer keine Unannehmlichkeiten in sich birgt."
p. 186 "Wie immer gehe ich der Wahrheit nach, wohl wissend, daß Wahrheit angst macht."

Ingeburg Schäfer & Susanne Klockmann    Mutter mochte Himmler nie (2)    Frau Schäfer, Tochter eines hohen SS-Mannes, erzählt das Leben ihrer Eltern von den 1920ern bis zu deren Tod in den 70ern. Die, die sich Antifaschisten nennen, sollten es lesen.

Gustave Flaubert    Madame Bovary (4-)    nach 70 Seiten abgebrochen. Spricht mich überhaupt nicht an.

Nancy Good    Wie liebt man einen schwierigen Mann? (4+)    ist eine Frage, die sich meine Mutter offenbar gestellt hat. Die Botschaft des Buches ist "Kommuniziere klar", ganz vernünftig, aber mir nicht neu.

Hilde Spiel    Briefwechsel (3-)    Ich kannte Spiel nicht, im Briefwechsel lernt man Einiges über österreichische Literaturgeschichte in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit zunehmendem Alter wird sie immer intoleranter. Nebenbei geht es in einem Brief um Jutta/Julian Schutting, eine Schriftstellerin, die 1989, 52jährig, zum Mann wurde. Offenbar gab es das also schon früher.
p. 339 [Friedrich Torberg schreibt 1972] "Ich bin sehr dafür, daß es zumal in politischer Hinsicht eine möglichst bunte Vielfalt von Meinungen gibt und daß man sie äußert - freilich auf eindeutig demokratischer Basis, freilich in scharfer Abgenzung gegen totalitäre Tendenzen."

Rafael Seligmann    Der Milchmann (2)    Die (erfundene, aber vielleicht nicht untypische) Geschichte eines jüdischen KZ-Überlebenden, der nach dem Krieg in Deutschland bleibt und wohlhabend wird. Humorvoll und realistisch, ohne Moralgedusel, werden Facetten des Umgangs von Deutschen und deutschen (streng genommen sind die Protagonisten Ostmitteleuropäer) Juden in der Nachkriegszeit geschildert.

Hilde Spiel    Rückkehr nach Wien (3)    Die in der Hitlerei nach England ausgewanderte Spiel kehrt kurz nach dem Krieg als Korrespondentin nach Österreich zurück.
p. 130 [über ein Lager ehemaliger KZ-Insassen und Kriegsgefangener] "Während die ukrainischen Bauern ihre Hände in den Schoß legen, hämmern diese jungen Juden wie besessen an ihre Schicksalswand. Durch ihre Anstrengungen ist eine weltweite jüdische Verschwörung zustande gekommen, die nicht bestanden hat, als Hitler sie zu vernichten beschloß."

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2024 (2-)    Wie immer eine Sammlung von Sekundärliteratur zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. In diesem Jahr teilweise anstrengend, es ging um Rassismus bei Karl May, sehr gut die Beiträge von Helmut Schmiedt.

Charlotte Link    Sturmzeit (2-)    Die Geschichte einer starken Ostpreußin vom Kaiserreich bis in die 90er.

Yvonne Kroonenberg    Alle Männer wollen nur das Eine (4-)    Witziger Titel, langweiliges Buch.

Willis Todhunter Ballard    Hochzeitsnacht im Sarg (3)    Ein Thriller aus den 40ern.

Fred Wander    Der siebente Brunnen (3+)    Autobiographisches aus dem KZ. Im Klappentext steht "poetisch", ich fand es eher sachlich-distanziert.

Mona Yahia    Durch Bagdad fließt ein dunkler Strom (2+)   Autobiographie einer irakischen Jüdin, der Anfang der 70er die Flucht nach Israel gelang. Melancholisch-witzig. Einige Zitate (Eichborn, 2002)
p. 71     Hier beschreibt sie, wie in allen Wörterbüchern das Wort "Israel" fehlt.
p. 249   [Streit mit ihrem Vater Ende der 60er über Miniröcke in Bagdad] "Zwei oder drei Zentimeter kürzer machen mich noch nicht nackt. Sogar die Moslemmädchen tragen Miniröcke, Nawal ... , Iqbal, alle unsere Nachbarinnen. Ihre Röcke enden eine Handbreit über dem Knie, und niemand hält das für falsch oder unanständig."

Gabriele Rünger, Manuel von Zelisch    Euskirchen im Wandel der Zeit (3+)    Photobuch von 2007, das die gleichen Stellen "Damals und Jetzt" zeigt. Man könnte heulen.

Hermann Langbein    ... nicht wie die Schafe zur Schlachtbank (2-)    erfüllt den Untertitel, "Widerstand in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern" mE nicht. Was er, teils autobiographisch, schildert, ist die Herrschaftsstruktur, Selbstverwaltung durch Häftlinge, in den KZs. Sehr detailliert, dadurch manchmal ermüdend. Ich habe einiges gelernt. Ein paar Zitate (Fischer TB, 1997)
p. 106    [Ein deutscher, kommunistischer KZ-Häftling 1943 zu einem ausländischen] "Wenn Du Deutscher wärst, würdest Du auch nicht vor Freude tanzen, weil eine deutsche Armee in Italien vernichtet wird."
p. 169    "Die Russen [ KZ-Insassen] zerfielen in zwei scharf getrennte Gruppen: Die Kriegsgefangenen zusammen mit russischen Zivilisten und die Ukrainer. ... Während die Kriegsgefangenen eine wohldisziplinierte Mannschaft bildeten, ... war die Masse der Ukrainer ein reichlich zusammengewürfeltes Volk."
p. 349    "Sie [die Lagerpolizei, Häftlinge] setzte sich ausschließlich aus Deutschen zusammen - ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, die wegen irgendwelcher Vergehen ins Lager eingewiesen worden waren. Ihr Capo war ein Grüner [= normaler Krimineller]. Sie prügelten und waren gefürchtet."

Ernst Klee    Persilscheine und falsche Pässe (3+)    beschreibt, wie die Kirchen, die evangelische mehr noch als die katholische, nach dem Krieg Nazigrößen beim Untertauchen halfen.

Caroline Link    Jenseits der Stille (3)    Eine hörende Tochter und zwei gehörlose Eltern. Ein Entwicklungsroman. Vorhersagbar.

Anton Tschechow    Drei Schwestern (5)    Laaangweilig.

Jack London    Martin Eden (2-)    (angeblich) teilweise autobiographisch. Mäßig interessant, aber er, Eden im Gegensatz zu London teilt meine Weltsicht.

Fritz J. Raddatz    Taubenherz und Geierschnabel (5)    Ich liebe Heines Gedichte, war voller positiver Erwartungen an diese Biographie. Nach 100 Seiten habe ich aufgegeben. Grausam.

Max Brod    Tycho Brahes Weg zu Gott (2)    Ich kannte Brod nur als Kafka-Freund, von Brahe wußte ich nur, daß er Astronom war. Im Buch, ich habe eine Ausgabe von 1915, wird das letzte Jahr Brahes, seine schwierige Freundschaft zu Kepler und insbesondere sein "moralisches" Problem geschildert, als er erkennen muß, daß die Erde sich um die Sonne dreht und die Kirche unrecht hat. Einige (historische) Personen aus Alchemy (siehe weiter unten) tauchen wieder auf, teilweise ganz anders charakterisiert. Einige Zitate
p. 157 "Er [Ursus] hat in seiner Art geantwortet, als ein rechtes Schandmaul. Injurien statt Beweise."
p. 179 "Sie [eine Polemik des Ursus] war nicht anders als er [Brahe] sie erwartet hatte. Die alten Lügen wurden aufgewärmt, und während der Autor schamlos das Äußerste, was er je gehört hatte, gegen Tycho vorbrachte, ohne es zu prüfen, sollte überdies durch geheimnisvoll tuende Andeutungen der Schein erweckt werden, als halte er aus Vornehmheit mit noch weit belastenderen Dingen ... zurück. ... Mit nicht geringem Aufwand an Witz und Scharfsinn waren aus einigen krassen und übermütigen Jugendschriften Tychos kurze Stellen herausgerissen und in einen neuen Zusammenhang, den sie nie gehabt hatten, zum Beweise seiner gotteslästerlichen Ansichten aneinandergefügt."
p. 396f [Kaiser Rudolf II spricht] "Etliche kommen zwar mit ihren religiösen Anliegen und stellen die über alles. Lug und Trug! Ich kenne meine Stände. Ihnen ist die Gewissensfreiheit ein Vorwand, um viel größere Freiheiten zu erzwingen, die Geldeswert haben ..."

Jeanne Galzy    Die Vögel der fernen Inseln (3)    Ein trauriger Roman über vier Töchter in Frankreich vor 200 Jahren.

Karl May    Im Reiche des Silbernen Löwen I    (2)    Immer wieder schön. Und außerdem klug.
p. 449f [über das Massaker im Juli 1860] "Die Christen der Hauptstadt schienen zwar in tiefem Frieden mit den Muhammedanern zu leben, forderten aber deren Haß und Neid unvorsichtigerweise durch ihr selbstbewußtes Auftreten und durch die Prunkhaftigkeit heraus, mit weicher sie ihre Wohnungen ausstatteten und ihre Frauen und Töchter geschmückt und unverschleiert durch die Straßen gehen ließen. ...  Sie waren als Ra'aja vom Grundbesitze ausgeschlossen gewesen, hatten sich also auf den Handel legen müssen und durch denselben Reichtümer erworben, welche sie nun unklugerweise zur Schau zu tragen wagten. ...  Du wirst das Auftreten reicher, christlicher Griechen und Armenier genugsam kennen gelernt haben, und solltest du dennoch nicht meiner Meinung sein, so verweise ich dich auf die reichen Jehuhd des Abendlandes, die dort auch nur Schutzbefohlene waren und von den dortigen Nichtjuden mit Neid betrachtet werden. ... Als die Sorge in Damaskus mehr und mehr zu steigen begann, fragten die christlichen Konsule bei dem Pascha an, ob Gefahr für die Christen vorhanden sei. Er antwortete beruhigend, zog aber aus der meist von Turkmanen und Kurden bewohnten Vorstadt Salehijeh tausend Mann zusammen, welche scheinbar zum Schutze der Christen, eigentlich aber dazu bestimmt waren, mit der Ermordung derselben den Anfang zu machen. ...  Schließlich sah man gar eine Menge von Hunden, denen das christliche Kreuz am Halse hing, auf den Straßen herumlaufen, aber weder diese allerstärkste der Verhöhnung, noch andere Anzeichen waren imstande, die geradezu mit Blindheit geschlagenen Bedrohten aus ihrem unglückseligen Abervertrauen aufzurütteln. ... Aber dieser Christenmord, hätte noch viel, viel weiter um sich gefressen, wenn Abd el Kader, der ebenso berühmte wie edle algerische Beduinen-Emir, nicht gewesen wäre."

Pierre Radvanyi    Jenseits des Stroms (4)    soll eine Biographie seiner Mutter, Anna Seghers, ein. Es ist eher eine Autobiographie geworden.

Josef Joffe, Dirk Maxeiner, Michael Miersch, Hendryk M. Broder    Schöner Denken (2)    Ein mittlerweile 15 Jahre altes Lexikon des New Speech. Witzig & erschreckend zugleich. Zum Teil veraltet, weil die PC-Chefs Haken schlagen

Leon Uris    Exodus (1-)    Roman, 1958, über die Gründung des Staates Israel mit langen historischen Abschweifungen. Der Autor teilt meine Vorurteile, manches erinnert an Karl May. Hilfreich um das heutige Israel zu verstehen. (Zitate nach dem Heyne-Taschenbuch 34. Auflage von 1988)
p. 267f  "Taha hatte sich ... in die dreizehnjährige Jordana verliebt. Die Liebe zu einem Mädchen dieses Alters war bei Arabern nichts Ungewöhnliches."
p. 268 "Neville Chamberlain, ..., verblüffte die Welt [1939] durch eine amtliche Verlautbarung. ... Die englische Regierung versperrte den verzweifelten Juden in Deutschland den Weg nach Palästina und untersagte den Juden in Palästina den Erwerb von Grund und Boden."
p. 335 "... Man [Araber] hatte Ben Solomon umgebracht und verstümmelt. Er wurde enthauptet. Der abgeschlagene Kopf wurde an den Haaren in die Höhe gehalten und mit zwanzig Arabern fotografiert, die lachend dabei standen."
p. 413 "Die stärkste Waffe der Juden [1947] war die Wahrheit  ... daß das Land ein tyrannisierter Polizeistaat war; daß die Araber weder kulturell noch wirtschaftlich ... über das Mittelalter hinausgekommen waren; daß die Juden mit Fleiß und Erfindungsgeist aus Wüstensand blühende Städte und aus Sümpfen fruchtbare Felder geschaffen hatten ... "
p. 456 hier wird eine Schlacht in einer Schlucht geschildert, die an Mays "Durch die Wüste", im Tal der Stufen erinnert. Überlegene Taktik minimiert Blutvergießen.

S. J. Parris    Alchemy (2-)    ist eine Kriminalgeschichte, die im Prag des 16. Jahrhunderts spielt. Der Protagonist ist Giordano Bruno. Geschickte Verknüpfung von Fakten und Fiktion, trotzdem war ich nicht begeistert, man merkt, daß es der achte Band einer Serie ist.

Bernd Imgrund    111 Orte in der Eifel, die man gesehen haben muß (3)    Ein Geburtstagsgeschenk, Wanderführer. Ich bin ja nicht so für's Wandern, trotzdem ganz interessant.

Ursula Poznanski    Die Burg (2-)    Ein Geburtstagsgeschenk, KI-Thriller. Poznanski kann schreiben, aber von KI hat sie keine Ahnung. Pure Science Fiction, trotzdem spannend.

Michael Morris    Was Sie nicht wissen sollen 2 (2-)    Ein Geburtstagsgeschenk, vor zehn Jahren geschrieben, teilweise allzu kommunistisch-verschwörungstheoretisch (laut Wikipedia "rechtsextremistisch" ???). Vieles aber durchaus plausibel. Einige Zitate bzw. Originalquellen:
p. 79 "The idea that the euro has "failed" is dangerously naive. The euro is doing exactly what its progenitor – and the wealthy 1%-ers who adopted it – predicted and planned for it to do."
p. 177 Hier wird überzeugend behauptet, daß die USA 1903 einen Putsch in Panama - damals zu Kolumbien gehörend - initiierten&finanzierten, als dessen Ergebnis sie die Kontrolle über den (noch fertig zu bauenden) Panama-Kanal erhielten. [böse Menschen sehen Parallelen zur Revolution in der Ukraine 2014].
p. 185 Hier wird überzeugend argumentiert, daß die USA 1954 einen Putsch in Guatemala initiierten und finanzierten, damit die United Fruit Company (Chiquita), größter Landbesitzer dort, weiter nach Belieben schalten und walten konnten. [böse Menschen sehen Parallelen zu Ukraine, wo ebenfalls westliche Konzerne viel Land besitzen.]
p. 226 Hier wird überzeugend dokumentiert, daß 1990 den Russen versprochen wurde, die NATO nicht über die ehemalige "DDR" hinaus auszudehnen.
p. 267 Hier wird überzeugend argumentiert, daß der Westen im Cyber-Krieg aktiv ist, mutmaßlich erfolgreicher als die Russen. [gute Menschen denken, daß die Russen westliche Wahlen manipulieren]
p. 281 Johannes Kahrs, SPD, erhielt großzügige Spenden der Rüstungsindustrie und arbeitet(e) für deren Interessen. [böse Menschen sehen Parallelen zu M-A S-M]

Peter Reichel    Der schöne Schein des Dritten Reiches (2)    versucht zu erklären, weshalb das Regime auf die Mehrheit der Deutschen lange eine anziehende Wirkung ausgeübt hat. Einige Zitate nach dem Fischer Taschenbuch von 1996
p. 174 "Aber trotz weitgehender ideologoscher Gleichschaltung ...: Auch im Pressewesen blieben noch Elemente einer gewissen ... Liberalität bestehen. Sie sollten den ideologisch-repressiven Charakter dieses Mediums relativieren ... und wurden politisch intrumentalisiert: zur Schönung der wirklichkeit und zur Täuschung der Öffentlichkeit ... mit Blick auf das Ausland, aber auch auf jene Teile der Bevölkerung, die dem Regime distanziert gegenüber standen."
p. 372 "Die Regisseure dieser Scheinwirklichkeit wollten die Massen eine von der empirischen Wirklichkeit weltanschaulich abweichende Sicht der Dinge glauben machen. Sie konnten das umso leichter, weil sie selbst in einer Welt voller Mythen und Fiktionen lebten. Und sie waren damit ... auch erfolgreich - jedenfalls bis weit in die Kriegsjahre hinein." [böse Menschen sehen Parallelen zu heute]

Walther Kiaulehn    Mein Freund der Verleger (3+)    Eine Biographie von Ernst Rowohlt (1887 - 1960). Einige Zitate
p. 14 " Die vierzehn Jahre von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, licht und heiter, waren wahrhaft goldene Jahre ..."
p. 103 "Im 20. Jahrhundert, die ... Lokalbetäubung ist längst eine Selbstverständlichkeit ... erscheint es nur schwer glaubhaft, daß der Kongreß der Fachleute den jungen Arzt [Carl Ludwig Schleich] auslachte und dann sogar noch wegjagte."[Schleich hatte die Lokalanästhesie erfunden, aber "die Wissenschaft" war anderer Ansicht. Böse Menschen sehen Parallelen ...]
p. 105 "Welch Wahnsinn, abstimmen zu lassen, ob eine neue Entdeckung wahr ist oder nicht!"
p. 296 "Unerschrocken stellte er [Rowohlt] die Meinungen und Ansichten des des deutschen Volkes von links bis rechts dar."

Stefan Zweig    Castellio gegen Calvin (1)    über die Calvinsche Diktatur in Genf und einen, eigentlich zwei, mutigen Dissidenten. 1936 geschrieben waren Parallelen zu den Nazis sicher nicht zufällig. Daß die Parallelen zur heutigen woken Meinungsdiktatur noch augenfälliger sind, konnte Zweig nicht ahnen. Zitiert nach dem Fischer Taschenbuch von 1996
p. 12 "Denn immer wird, wer gegen die Machthaber und Machtausteiler der Stunde das Wort erhebt, wenig Gefolgschaft erwarten dürfen bei der unsterblichen Feigheit unseres irdischen Geschlechts ... "
p. 13 "Diese immer wieder notwendige Abgrenzung zwischen Freiheit und Autorität bleibt keinem Volke, keiner Zeit und keinem denkenden Menschen erspart: denn Freiheit ist nicht möglich ohne Autorität (sonst wird sie zum Chaos) und Autorität nicht ohne Freiheit (sonst wird sie zur Tyrannei)."
p. 16 "Liest man die Briefe der Humanisten aus jenen Tagen [16. Jh], so fühlt man brüderlich ihre tiefe Trauer über die Verstörung der Welt durch die Gewalt, ergriffen leidet man ihren Seelenabscheu vor den stupiden marktschreierischen Ankündigungen der Dogmatiker mit, deren jeder verkündet: »Was wir lehren, ist wahr, und was wir nicht lehren, ist falsch.« Ach, welches Grauen schüttelt diese abgeklärten Weltbürger vor diesen unmenschlichen Menschheitsverbesserern, die ... ihre gewalttätigen Orthodoxien proklamieren ... und die Erde in ein Moralseminar verwandeln! "
p. 19 "Ist es einer Doktrin einmal gelungen, sich des Staatsapparats und all seiner Pressionsmittel zu bemächtigen, dann schaltet sie unbedenklich den Terror ein; wer ihre Allmacht in Frage stellt, dem würgt sie das Wort in der Kehle ..."
p. 23 "Barbarisch bricht er [Guillaume Farel, Calvins AntiFa] mit seiner Sturmgarde in die katholischen Kirchen ein, während der Priester am Altar das Meßopfer darbringt, und besteigt eigenmächtig die Kanzel, um unter dem Tosen seiner Anhänger wider die Greuel des Antichrist zu predigen. Er formiert aus Straßenjungen ein Jungvolk, er dingt Scharen von Kindern, daß sie während des Gottesdienstes in die Kathedralen eindringen und durch Schreien, Quäken und Gelächter die Andacht stören; schließlich, durch den immer stärkeren Zustrom seiner Anhänger kühn gemacht, mobilisiert er seine Garden zum letzten Vorstoß und läßt sie gewalttätig in die Klöster einbrechen, die Heiligenbilder von den Wänden reißen und verbrennen. Diese Methode der nackten Gewalt zeitigt ihren Erfolg: wie immer schüchtert eine kleine, aber aktive Minorität, sofern sie Mut zeigt und mit Terror nicht spart, eine große, aber lässige Majorität ein. Zwar klagen die Katholiken über Rechtsbruch und bestürmen den Magistrat, jedoch sie bleiben gleichzeitig resigniert in ihren Häusern, und wehrlos überläßt am Ende der geflüchtete Bischof seine Residenzstadt der siegreichen Reformation."
p. 154f "Der Staat kann von jedem Untertanen Einhaltung der äußern und der politischen Ordnung fordern. Jede Einmengung welcher Autorität immer in die innere Welt der sittlichen, der religiösen ... Überzeugungen, solange sie nicht sichtbare Empörung darstellen gegen das Wesen des Staates ... bedeutet darum einen Übergriff und einen Einbruch in das unantastbare Recht der Persönlichkeit. Für seine innere Welt ist niemand einer staatlichen Instanz verantwortlich und verantwortbar ... Die Staatsgewalt ist nicht zuständig in Gesinnungsdingen. ... warum dieser unablässige Schrei nach der Staatspolizei, warum dieser mörderische Haß? "
p. 171 "... aus der Selbstverständlichkeit seiner Unfehlbarkeit betrachtet Calvin seine Ansichten als die richtigen und jede andere Meinung als die falsche. ... Calvin bezeichnet natürlich alle jene Schriftsteller als von schlechter Gesinnung beseelt, die sich nicht zu Nachrednern seiner Doktrin machen. Darum verlangt er, daß man sie nicht nur am Schreiben, sondern auch am Reden verhindere, so daß nur er allein das Recht besitzen solle, das vorzubringen, was er für richtig hält. Doch gerade dies will Castellio ein für allemal bestreiten, daß irgendein Mensch oder eine Partei den Anspruch erheben könne, zu sagen: wir allein wissen um die Wahrheit, und jede andere Meinung ist Irrtum."
p. 172f "Er hat nur die alte und ewige Diskussionsmethode geübt, deren sich immer die Doktrinäre bedienen, wenn ihnen eine Diskussion peinlich wird: daß sie sich selber die Ohren verschließen und den andern den Mund knebeln; aber immer verrät das Sich-Verstecken hinter die Zensur am sichersten die seelische Unsicherheit bei einem Menschen oder bei einer Lehre. ... [Castellio fragt Calvin:] »Bist du so sehr von der Armseligkeit deiner Sache überzeugt, befürchtest du so sehr, besiegt zu werden und deine Macht als Diktator zu verlieren?«"
p. 185f "In jeder Gemeinderatssitzung wurden neue protestantische Emigranten aus Frankreich, die materiell und moralisch von ihm abhängig waren, zu Genfer Bürgern gemacht und damit in die Wahllisten aufgenommen: auf diese Weise sollte die Stimmung und Meinung des Rats allmählich zu seinen Gunsten umgefärbt, alle Ämter den blind Gefügigen zugeschoben und der Einfluß der alten republikanischen Patrizier gänzlich abgedrängt werden. Aber diese Tendenz der systematischen Überfremdung wird den patriotischen Genfern bald doch zu durchsichtig; spät, spät beginnen nun die Demokraten, die für die Freiheit Genfs ihr Blut vergossen haben, sich zu beunruhigen. ... Aber auf einen solchen Vorwand hat Calvin nur gewartet. Jetzt kann er den langgeplanten Staatsstreich, der ihm die Totalität der Macht sichert, endlich durchführen. Sofort wird die kleine Straßenrauferei zu einer »schrecklichen Verschwörung« aufgebauscht ...  Schlagartig werden die Führer der republikanischen Partei, die gar nichts mit dieser Vorstadtbalgerei zu schaffen hatten, verhaftet ..."

Herr Sonneborn bleibt in Brüssel    Martin Sonneborn (2-)    Ein Geburtstagsgeschenk. Linker Satiriker für die PARTEI Abgeordneter in Brüssel. Er hat mit mir eine größere politische Schnittmenge als mit den Grünen, lediglich seine Befürwortung von Asylmigration sowie seine Ablehnung der AfD unterscheiden uns. Mit den Fakten nimmt er es nicht immer so genau:
p. 337 "... Priti Patel, der man wirklich nicht ansieht, dass sie sich ihre Augenbrauen für 30.000 Pfund aus der Staatskasse in Schuss bringen ließ ..." Sie hat für 77.000 Pfund bei einer Firma SP Beautiful Brows für Masken und Desinfektion ausgegeben.
Aber er hat mich auch bereichert
p. 320 [Habeck in Katar] "Der deutsche Wirtschaftsminister befleißigt sich dabei einer derart unterwürfigen Körperhaltung, dass sich die Fotoredaktion des STERN entschließt, das Bild ein ganzes Stück nach rechts zu kippen ..." Zum Vergleich

Maria und Winand Reitz    Eifel Wanderführer (3-)    Ein Geburtstagsgeschenk, ganz interessant, aber ich wandere ja nicht.

Horst Herrmann    Die sieben Todsünden der Kirche (4-)    Kein roter Faden erkennbar. Trotzdem zwei Zitate:
p. 18 [hier zitiert er Deschner, Kirche des Unheils, p. 77] "Die Deutschen ertragen [die schwere Steuerlast der Kirchensteuer], weil sie sich daran gewöhnt haben. Und weil sie eines der fleißigsten, doch auch politisch dümmsten Völker sind."
p. 31 "Pius V. ließ die Juden aus dem Kirchenstaat vertreiben (ausgenommen Rom und Ancona). Wagte es ein bekehrter Jude, alte Freunde im Ghetto zu besuchen, ließ ihn der Papst tagelang foltern. Jüdinnen wurden ausgepeitscht. ... Der ... Judenverfolger schlimmster Sorte wurde 1712 ... heiliggesprochen."

Michael Andrick    Im Moralgefängnis (1-)    Ein Geburtstagsgeschenk, das voll in's Schwarze trifft, Abwertung wg der hinten versteckten Fußnoten. Nur ein Zitat:
p. 153 "Und er [der neue Gute Mensch] will die propagandistisch gekonnte Verbreitung des staatlich festgesetzten Guten und Rechten durch Frisieren privat betriebener Plattform-Algorithmen und die selektive Bezahlung von Journalisten durch den Geheimdienst (wie in Bundestagsdrucksache 20/5822 eingeräumt), damit allzu populäre Abweichler vom Guten zuverlässig publizistisch diffamiert und diskreditiert werden können"

Lew Kopelew    Tröste meine Trauer (2+)    Zweiter Teil der Autobiographie des (damals, Anfang der 50er, immer noch und trotzdem!) überzeugten Kommunisten Kopelew, der in Stalinschen Lagern saß. Er war mit Solschenizyn - der saß im selben Lager - befreundet. Erschütternd. Ein paar Zitate:
p. 195 "Ich wußte längst, daß Presse und Radio bei uns oft logen. Doch so sehr ich oft zweifelte ... ich glaubte dennoch, daß all dies dem großen Ziele diene ..."
p. 251f. "Ich konnte ihnen nur antworten, daß ich ein russischer Patriot bin, diese Ereignisse [Ärzteverschwörung] ebenfalls als nationale Schande ansehe und glaube, daß der sowjetische Internationalismus nicht allzu sehr vom deutschen Nationalsozialismus verschieden ist."
p. 311 "Und je lauter die Heiligkeit der entpersönlichten Menge verkündet wird, desto barbarischer, schamloser ... wird der Kult des Autokrators, desto erbarmungsloser unterdrücken seine Prätorianer, ... Tschekisten, SS-Leute die rechtlosen Untertanen."
p. 314 "Ich erkenne keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen Hitler-Kult und Stalin-Kult. Dafür sehe ich, faß es bei beiden viele Gemeinsamkeiten gibt."
p. 330f "Diese Lehren münden in zwei schlichte Gebote: Toleranz und Wahrheit. ... Und damit Toleranz und wirkliche Friedensliebe spürbar und wirksam werden können, ist Freiheit des Wortes unerläßlich. Jeder muß ungehindert seine Gedanken ... sprechen und schreiben dürfen."

Deutsches Erbe    Lesebuch für höhere Lehranstalten, 9. Teil (5)    Gedichte für die Oberprima 1931. Definitiv nichts für mich

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen  2024 (3)    Das Jahrbuch enthält Einiges, was ich richtig&gut finde, Anderes, was mich ärgert. Wisnewski glaubt, daß der Hamasüberfall am 7. Oktober von der israelischen Regierung begünstigt worden ist. Mag sein, aber durchgeführt haben ihn sicher islamische Terroristen, die sich ihrer Greueltaten rühmen.

Robert Holtzmann    Die Italienpolitik der Merowinger und des Königs Pippin (3+)    In meinem - in Summa eher guten Geschichtsunterricht - kam die Zeit zwischen Römern und Karl dem Großen kaum vor. Insbesondere nicht, daß die Teilung Frankreich/Deutschland schon um 500 mit Neustrien/Austr(as)ien existierte. Ich kann mir leider die fast gleichlautenden Namen nicht merken.

Antoine de Saint-Exupéry    Man sieht nur mit dem Herzen gut (4-)    Grausige Sammlung von Texten.

Magda Denes    Brennende Schlösser (3+)    Autobiographie einer ungarischen Jüdin mit Schwerpunkt Kindheit während des Faschismus; sie wurde 1934 geboren.

Catrine Clay + Michael Leapman    Herrenmenschen (3+)    Ein Buch über das Lebensborn-Projekt, von dem ich zufällig einige Wochen vorher in einer britischen Fernsehserie gehört hatte.

Isaac B. Singer    Das Erbe (4-)    Die Geschichte einer jüdisch-polnischen Akademikerfamilie Ende des 19. Jahrhunderts. Kein roter Faden ersichtlich.

Jon Ronson    So you've been publicly shamed (3)    Ein Weihnachtsgeschenk. Es geht um Menschen, die - berechtigt oder nicht - einen Shitstorm entfachen. Ronson bringt einige Beispiele. Der einzige mir vorher bekannte Fall war der Sexskandal von Max Mosley. Mosley blieb laut Ronson weitgehend unbehelligt, weil er sich nicht entschuldigte, sondern die Zeitung verklagte. In dem Zusammenhang wird die Geschichte von Ralph Nader erzählt, der Anfang der 60er dafür warb, Sicherheitsgurte verpflichtend zu machen. Um ihn zu diskreditieren heuerte GM Prostituierte an, die ihn verführen sollten.

Richard Hemmer und Daniel Meßner    Geschichten aus der Geschichte (3)    beschäftigt sich mit unbekannteren Vorgängen. Leider kannte ich die meisten schon, so daß mein Lesevergnügen geringer war als es das sonst gewesen wäre.

Steve Cavanagh    Twisted (4+)    Habe ich als "siebtes Buch der Eddy-Flynn-Reihe" bestellt. Der kommt nicht drin vor. Ist ein verzwickter Thriller, ein wenig wirr.

Kimberley Cornish    Der Jude aus Linz (3+)    enthält einige interessante (mich weitgehend überzeugende), aber steile Thesen (Ganz kurz: Hitlers Antisemitismus rührt aus einer persönlichen Animosität zu einem Mitschüler, Ludwig Wittgenstein, der später dann als englischer Kryptograph und russischer Spion, half den Weltkried zu gewinnen. Wittgenstein war aus jüdischer Sicht Christ, hatte aber jüdische Großeltern.). Entsprechend kontrovers wurde es diskutiert. Der verlinkte Wikipedia-Artikel faßt das besser zusammen als ich das könnte. Ich fand das Buch verwirrend geschrieben, insbesondere den philosophischen Teil über das Nicht-Besitzen. Selber lesen macht schlau. Einige Zitate nach der ersten Auflage des gebundenen Ullstein-Buchs.
p. 163 "Ich werde darlegen, daß der Nationalsozialismus nicht eine eingeschränkte rassische Variante des Bolschewismus war, sondern eine eingeschränkte rassische Variante dessen, was man einen geistigen Sozialismus nennen könnte"
p. 266 "In Bagdad wurde ein Philosoph [al-Hallaj] dafür gekreuzigt, daß er diese Ansichten [des Nicht-Besitzens] vertrat. Paris war, wie immer, eine Schattierung zivilisierter. [Siger von Brabant wurde exkommunziert und erhielt Lehrverbot]"
p. 308f. [Cornish hält Hitler für einen Magier, Hypnotiseur und zitiert Hitler in Rauschning] "Ich habe die Masse fanatisiert, um sie zum Werkzeug meiner Politik machen zu können. Ich habe die Masse erweckt. Ich habe sie über sich selbst herausgehoben, ich habe ihr einen Sinn und eine Funktion gegeben. Man hat mir vorgeworfen, daß ich die niedrigen Instinkte der Masse wachrufe. Was ich tue, ist etwas anderes. Wenn ich zur Masse mit vernünftigen Ueberlegungen komme, so versteht sie mich nicht. Aber wenn ich in ihr entsprechende Empfindungen wecke, dann folgt sie den einfachen Parolen, die ich ihr gebe. In einer Massenversammlung ist das Denken ausgeschaltet. Und weil ich diesen Zustand brauche, weil er mir den größten Wirkungsgrad meiner Reden sichert, lasse ich alle in die Versammlungen schicken, wo sie mit zur Masse werden, ob sie wollen oder nicht, intellektuelle' und Bürger so gut wie die Arbeiter. Ich mische das Volk. Ich spreche zu ihm als Masse. Ich bin mir bewußt«, fuhr er nach kurzem Besinnen fort, »daß mir in der Kunst der Massenbeeinflussung keiner gewachsen ist; auch Goebbels nicht. Was man sich mit dem Verstand und geschick199 ten Einfällen geben kann, das hat der Goebbels, aber die eigentliche Führung der Masse ist nicht erlernbar. Und merken Sie sich: je größer die Masse ist, desto leichter lenkbar ist sie. Und je mehr sich die Menschen mischen, Bauer, Arbeiter, Beamter, desto eher stellt sich der typische Charakter der Masse ein. Geben Sie sich nie mit Intelligenzversammlungen und Interessentenvereinigungen ab. Was Sie hier durch verstandesmäßige Aufklärung erreichen, ist morgen durch eine entgegengesetzte Belehrung wieder ausgelöscht. Was sie aber dem Volk im Massenzustand sagen, in dem aufnahmewilligen Zustand fanatischer Hingabe, das bleibt wie eine in der Hypnose gegebene Parole, das ist unauslöschbar und hält gegen jede vernünftige Belehrung stand."
p. 343 [Gegen: Antisemitismus ist Steigerung von Judenhaß und Rassismus] "Ich hingegen meine ..., daß der Holocaust sehr wenig mit dem traditionellen Antisemitismus zu tun hatte und daß jene ohne religiösen Glauben ... sich selbst zu historischer Unwissenheit verurteilen. ... Ich habe versucht, den Ursprung des Holocaust in einer Perversion früher arischer Lehren über die endgültige Natur des Menschen zu lokalisieren."

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Charlotte Link    Die Täuschung (3-)    "feministischer" Krimi. Charaktere mE total unglaubwürdig.

Antoine de Saint-Exupéry    Texte zum Nachdenken (4-)    einfach nur schwach und langweilig.

Uwe Seeler    Danke, Fußball! (2)    Seit den 70ern bin ich nicht mehr an Fußball interessiert. Trotzdem: ein sympathischer Mensch - uns Uwe.

Ralf Lano    Ein Echo aus stählerner Zeit (2+)    Ein etwas anderer Eifelkrimi, spielt 1946. Man merkt, daß Lano kein professioneller Schreiber ist. Klare Sprache, guter Plot, realistische Eifler.

Heinz Knobloch    Herr Moses in Berlin (2)    ist die Biographie des Philosophen Moses Mendelssohn. Moses war mir unbekannt, seinen Nachfahren Felix Mendelssohn Bartholdy kannte ich dem Namen nach. Die Biographie ist ursprünglich 1979, zu "DDR"-Zeiten, geschrieben worden und Knobloch versteckt Kritik am Staat zwischen den Zeilen. Einige Zitate nach dem Fischer Taschenbuch von 1997
p. 42 "Das 'Lernen' die Gebote der Heiligen Schrift zu kennen und zu verstehen, galt als heilige Pflicht, die jedem Juden oblag. Die Kinder wurden schon im zarten alter in die elementaren Kenntnisse des Lesens und Schreibens eingeführt ..."
p. 124 [Friedrich der Große ließ Juden schlechtes Geld machen, etwa so, wie es heute die EZB tut] "Daher schimpften die Urenkel der davon betroffenen Einwohner ... auf die betrügerischen Juden und nicht auf den königlichen Urheber ..."
p. 139 "... um Abnehmer [für in der königlichen Manufaktur hergestelltes Porzellan] zu haben, ordnete zum Beispiel Friedrich II. an, daß in Preußen den Heiratskonsens kein Jude bekommen dürfe, bevor selbiger nicht um hundert Taler Geschirr aus der Berliner Manufaktur gekauft habe."
p. 170 [Knobloch zitiert Goethe über Lavater, der Mendelssohn erfolglos zum Christentum bekehren wollte] "Alle Bekehrungsversuche, wenn sie nicht gelingen, machen denjenigen, den man zum Proselyten (Bekehrten) ausersah, starr und verstockt."
p. 194 "Es [ein freigeistiger Artikel über den Heiligen Geist, der dem damals herrschenden Narrativ widersprach] kostet den braven Damm weder den Kopf noch die Stellung, ..., 'Nunmehr hat Damm den Verdruß, daß seine besten Freunde und Schüler an ihm vorbeigehen, als wenn sie ihn nicht kennten, und daß Leute, die ihn nicht kennen, ihm mit Fingern nachweisen. O Wahrheit, Wahrheit! Die sich in dich verlieben, sind die geplagtesten Geschöpfe.'" [schrieb Moses 1765. Ähnlichkeiten mit der Jetztzeit wären rein zufällig ...]
p. 235 "Man befürchtete aber in Berlin [im Jahre 1788], daß sich die Juden durch Shylocks Figur und Rolle verletzt fühlen könnten. ... Der Regisseur läßt einen Prolog schreiben." [woke würde man heute sagen, aber immerhin nicht gecancelt]
p. 266 [Knobloch sucht bei einem Spaziergang das Lessing-Denkmal in Ost-Berlin 1979] "Die Steinwand [=die Berliner Mauer !] hingegen sagt ehrlich, daß sie nicht bleiben will."
p. 303 "Außerdem ... ging es Moses in Berlin besser, als es ihm in den umliegenden europäischen Staaten gegangen wäre ..., als Jude und philosophischer Schriftsteller."
p. 330f. [Hier schreibt Moses über Wohltätigkeit unter Juden. Geld wird freiwillig in die offene Büchse Beth gespendet. Ist jemand in Not bekommt er die offene Büchse Beth, entnimmt so viel, wie er benötigt und leert den Rest in die verschlossene Büchse Aleph. ] "... das ist eine gar sinnreiche Erfindung, wodurch Gelegenheit gegeben wird, ohne zu erröten, Wohltaten zu empfangen ..."
p. 331 [Moses, Jerusalem] "Wenn aber der Charakter der Nation, der Grad der Kultur, auf welchen sie gestiegen, die mit dem wohlstande der Nation gewachsene Volksmenge, vervielfältigte Verhältnisse und Verbindungen, überhand genommene Üppigkeit und andere Ursachen es unmöglich machen, die Nation durch bloße Gesinnung zu regieren, so nimmt der Staat seine Zuflucht zu öffentlichen anstalten, Zwangsgesetzen, Bestrafung des Verbrechens und Belohnung des Verdienstes ... Freilich erhält der Staat auf diese Weise den Endzweck der Gesellschaft nur zur Hälfte. Äußere Beweggründe machen den, auf welchen sie auch wirken, nicht glücklich. Wer aus Liebe zur Rechtschaffenheit den Betrug meidet, ist glücklicher als der, der nur ... die Strafe fürchtet. ... Allein seinem Nebenmenschen kann es gleichviel gelten, aus welchen Bewegursachen das Unrecht unterbleibt ..."

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2023 (2)    Wie immer eine Sammlung von Sekundärliteratur zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. In diesem Jahr gut, insbesondere "Karl May im Nationalsozialismus".

Karl May    Von Bagdad nach Stambul (1)    Der Originaltext, nicht eins der bearbeiteten Grünen Bücher. Bekannt spannend und witzig, gelegentlich aufklärerisch. Unerwartet aktuell. Mays (Vor)Urteile decken sich im wesentlichen mit meinen. 

Karl Holzamer    Philosophie (4+)    ZDF-Intendant hat das Unmögliche, eine Einführung in die Welt des Denkens zu schreiben, versucht und ist mE gescheitert.
p. 421 [über Popper] "Die rationalistische Einstellung, oder wie ich sie vielleicht nennen darf, 'die Einstellung der Vernünftigkeit' ist sehr ähnlich mit der wissenschaftlichen Einstellung, mit dem Glauben, daß wir zusammenarbeiten müssen, wenn wir die Wahrheit suchen, und daß wir mit Hilfe von Argumenten im Laufe der Zeit so etwas wie Objektivität erreichen können." [1962 geschrieben! Heute wird weniger argumentiert, dafür abgestimmt]
p. 444 [er zitiert Augustinus] "... was aber sind Staaten ohne Gerechtigkeit anders als Räuberbanden ...?"

Colin Stuart    Numbers (2)    verschenke ich zu Weihnachten. Zehn (für mich selbst zu) allgemeinverständliche Kapitel über Mathematik.

Helmut Schmidt    Außer Dienst (2+)     Abwertung für meinen Ärger über seine EU-Liebe. Davon abgesehen der pure gesunde Menschenverstand. Einige Zitate (geschrieben 2008)
p. 53 "Wer in die Politik gehen will, sollte einen Beruf gelernt und ausgeübt haben, in den er jederzeit zurückkehren kann."
p. 56 "Politische Literatur kannte ich hingegen praktisch nicht,bis auf ... Gustave le Bon und ..."
p. 57 "... und Oswald Spengler. Sein 'Untergang des Abendlandes' war für mich zwar viel zu umfangreich und vor allem zu schwierig, ..., aber Spenglers quasi biologische Vorstellung ... hat mir eingeleuchtet." [beide Bücher habe ich 2015 kurz hintereinander gelesen, siehe unten]
p. 81 "Lernfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Demokratie können nur gedeihen in einem Klima, in dem Diskussion, Konflikt und Streit selbstverständlich sind."
p. 117 "Tatsächlich hat seit 1990 nicht Rußland seinen militärischen Machtbereich ausgedehnt, wohl aber hat der Westen die NATO bis an die russischen Grenzen vorgeschoben."
p. 128 "Eine Vielfalt an Meinungen und Urteilen - auch an Vorurteilen - ist geradezu ein Kennzeichen der Demokratie.
p. 169 "Das Schlagwort [deutscher Herbst 1977] unterschlägt die islamistisch-terroristische Beteiligung."
p. 202 "Wir [Deutsche] haben uns aber auch an einer eindeutig völkerrechtswidrigen internationalen Intervention in Bosnien und im Ksovo beteiligt."
p. 207 "Wenn die USA derartige ABM-Systeme nahe an den russischen Grenzen installieren, ..., erzeugen sie zwangsläufig Spannungen mit Rußland ... Tatsächlich scheint es ihr [der politischen Klasse der USA] um absolute Überlegenheit über alle anderen Staaten zu gehen."
p. 209 "Während der letzten Jahrzehnte hat in den ... USA die imperialistische Haltung die Oberhand gewonnen."
p. 210 "Wenn heute Frankreich und Deutschland versuchen, die von den USA betriebene Ausdehnung der NATO-Mitgliedschaft auf die Ukraine ... hinauszuzögern, so liegt dem die Hoffnung zugrunde, ein späterer Präsident in Washington werde auf diesen Schritt verzichten; denn er ist keineswegs von westlichen Sicherheitsinteressen motiviert, wohl aber muß er in Moskau Verbitterung und neue Spannungen auslösen."
p. 215 "... nur bei Kenntnis sozialer und ökonomischer Zusammenhänge ist es möglich, vernünftige politische Entscheidungen zu treffen."
p. 231 "Das Arbeitslosengeld II [heute 'Bürgergeld'] darf über mehrere Jahre nicht weiter angehoben [tatsächlich fast 25% Plus von 2022 auf 2024] werden, bis ein gehöriger Abstand zu den geringsten Löhnen erreicht wird, so daß ein Anreiz zur Annahme eines Arbeitsplatzes entsteht."
p. 312 "... ich vermisse in Gesprächen oft das Bewußtsein dafür, daß es zwischen Rechten und Ansprüchen einerseits und Pglichten und Verantwortungen andererseits ein Gleichgewicht geben muß."
p. 317 "Vom Berufspolitiker muss vor allem verlangt werden, dass er die Folgen seiner Entscheidungen und Handlungen verantworten kann. Er muss nicht nur die von ihm beabsichtigten Folgewirkungen verantworten, sondern auch die unbeabsichtigten Folgen und die Nebenwirkungen."

Sarah Knight    The Life changing Magic of Not Giving a F*ck (3-)    Urlaubskauf. Tips für ein streßfreieres Leben, die ich mehrheitlich ohnehin befolg(t)e. Für den Inhalt viel zu lang.

Mary Lavater-Sloman    Die große Flut (3-)     Roman über die Besetzung Hamburgs durch Napoleonische Truppen anhand des Schicksals einer während der Flut von 1775 geborenen Kaufmannstochter. 1943 in der Schweiz veröffentlicht - ich sehe beabsichtigte (!) Parallelen zur gleichzeitigen Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen.

Steve Cavanagh    The Plea (2)    Band 2 der Eddie-Flynn-Reihe. Gleiche Qualität wie Band 1.

Steve Cavanagh    The Liar (2-)    Band 3.

Steve Cavanagh    Thirteen (3+)    Band 4.

Steve Cavanagh    Fifty-Fifty (3+)    Band 5.

Steve Cavanagh    The Devil's Advocate (4)    Band 6 ist ein als Krimi getarntes Pamphlet gegen die Todesstrafe. Absurder Plot.

Thorwald Dethlefsen und Rüdiger Dahlke    Krankheit als Weg (3-)    Einige interessante sprachliche Erkenntnisse, aber die  Zielrichtung des Buches, daß Krankheit eine "Lösung" sein kann, erscheint mir - außer in Ausnahmen wie der klischeehaften "Migraine" der Ehefrau - falsch.

Jessica Fellowes    The Mitford Secret (3+)    Band 6 der Mitford Murders, die vor dem Hintergrund der realen Mitford-Schwestern fiktionale Krimis erzählen. Mir ein bißchen zu reißbrettartig geschrieben.

Georges-Arthur Goldschmidt    Die Aussetzung (4)    Ist eher ein Buch über einen pubertierenden Jungen als über einen jüdischen Flüchtling im Frankreich der Nazi-Besetzung.

Zenta Maurina    Denn das Wagnis ist schön (5)    Uninteressante Autobiographie einer körperbehinderten Baltendeutschen Schriftstellerin.

Steve Cavanagh    The Defence (2)    Band 1 der Eddie-Flynn-Reihe. Gute Mischung aus Nachdenk-Krimi, Thriller und Schwindel-Geschichte (Hustle).

William Lawrence Shirer    Aufstieg und Fall des Dritten Reiches (2-)    Shirer lebte als US-Schriftsteller in Nazi-Deutschland. Das macht seine Geschichte hautnah, aber auch subjektiv - man merkt ihm zum Beispiel seine Abneigung für Röhm wegen dessen Homosexualität deutlich an. Gefühlt 100 Generäle und 50 Diplomaten sind für mich mittlerweile etwas viel.
P. 253 "Ihre [=die Unternehmer] Arbeit wurde eingeengt von so zahlreichen Vorschriften und von so vielen auszufüllenden Formularen, dass Dr. Funk ... einräumen musste, der Briefwechsel mit den Behörden mache jetzt mehr als die Hälfte der Korrespondenz deutscher Firmen aus. Unter Bergen von Formularen begraben, ...  bemächtigte sich der Unternehmer, die Hitlers Regime so begeistert begrüsst hatten, weil sie von ihm die Zerschlagung der Gewerkschaften und das Gewährenlassen ungehemmter Unternehmerinitiative erwarteten, grosse Enttäuschung. Zu den Enttäuschten gehörte Fritz Thyssen, der als einer der ersten die Partei mit grossen Geldmitteln unterstützt hatte. Als er bei Ausbruch des Krieges aus Deutschland floh, gab er zu, dass das Hitler-Regime die deutsche Industrie zugrunde gerichtet habe. Und er sagte jedem, dem er im Ausland begegnete: «Was war ich für ein Dummkopf!»"

Katrin Jäckel    Sag keinem, wer dein Vater ist (4-)    Schicksale von Priesterkindern. Für mich uninteressant.

Joseph Roth    Romane und Erzählungen I (4)    über Juden in KuK-Österreich bzw. im zaristischen Rußland. Sprach mich nicht an. Trotzdem zwei Zitate
p.  80 [über einen Freund, der sich später selbst tötet] "Ein Irrsinniger ist nicht deswegen gefährlich, weil er seine normale Umgebung körperlich bedrohen könnte, sondern weil er die Vernunft seiner normalen Umgebung allmählich vernichtet."
p. 156 [über eine Pockenimpfung in Rußland, ca. 1890] "... die Behörden schrieben Impfungen vor und Ärzte drangen in die Häuser der Juden ein. Manche verbargen sich,. Mendel Singer aber, der Gerechte, floh vor keiner Sprache Gottes. Auich der Impfung sah er getrost entgegen."

James Patterson    Escape (3)    Thriller, spannend beim Lesen, sofort vergessen.

Gerhard Herm    Karl der Große (2)    Gut lesbare Biographie, hat unter anderem eine Frage beantwortet, die mich beschäftigte: Welche Sprache sprach Karl? Er sprach muttersprachlich Deutsch (Fränkisch), wenn er als Herrscher in Neustrien war, sprach er Lateinisch.

Birte Pröttel und Julia Drinnenberg    Ehefrau (3-)    Soll witzig sein, ist es nur selten.

John le Carré    Endstation (3)    Agententhriller

Ted Allbeury    Schatten der Spione (2-)    Agententhriller über einen russischen Überläufer. Instruktiv.

Craig Rice    Sarg mit schöner Aussicht (3+)    Krimi über den Mord an einem Taubstummen.

Anja Lundholm    Ein ehrenhafter Bürger (3)    [in den 6oern "Der Grüne"] (autobiographischer) Roman über einen Mitläufer in der Nazi-Zeit aus Sicht seiner Tochter.

Frank Wedekind    Frühlings Erwachen (3-)    Erotisches Schauspiel.

Gabor von Vaszary    Mit 17 beginnt das Leben (5)    Noch ein Bestseller aus den 50ern, den ich nach 70 Seiten abbrechen mußte.

Anthony Horowitz    With a Mind to kill (2-)    Eine James-Bond-Geschichte von Horowitz, der es besser kann. Foyle's War, der beste Fernsehkrimi, ist von ihm. Hier imitiert er Fleming.

Karen McManus    Nothing more to tell (2-)    Mord in einer Teenager-Clique. Gut geschrieben, einfühlsam. Aber die Plots folgen einem Schema, wie man beim Lesen eines weiteren Romans feststellt.

Karen McManus    One of us is next (2-)    Mord in einer Teenager-Clique. Gut geschrieben, einfühlsam. Aber die Plots folgen einem Schema, wie man beim Lesen eines weiteren Romans feststellt.

Alfred Hitchcocks     Kriminalmagazin Band 107 (2-)    Sehr unterschiedliche Kurzgeschichten.

Roger Ormerod    Mörder ans Telefon (2-)    Recht witziger britischer Krimi aus den 70ern.

James Hadley Chase    Ein Schlummertrunk vom Boß (2-)    Action-Krimi aus den 70ern

Richard Osman    The Man who died twice (2+)    Der zweite Band mit den Seniorendetektiven. Witzig. Der Plot ist mE nicht 100% stimmig, die in der Wikipedia zitierten Rezensenten sehen das ähnlich.

Hannah Arendt    Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (2)    Ich habe die aktuellste Ausgabe von 1966 gelesen. Wenig Lesevergnügen, sehr viel Erkenntnis, sehr viel Bestätigung meiner "Vorurteile". Nicht alles überzeugt mich. Aber sie teilt meine langjährige Überzeugung, daß die Nazis nicht "rechts" waren. Die Zusammenfassung in der Wikipedia scheint mir einiges auszulassen. Im folgenden Zitate, Seitennumerierung nach Piper Taschenbuch 1032, 6. Auflage, ca 750 Seiten, die gängige Fehlurteile richtigstellen:
p. 25f. "Zu diesen [Arendts Ansicht nach falschen] Arbeitshypothesen gehört die Identifizierung des Antisemitismus mit Chauvinismus und Xenophobie, die von der Tatsache widerlegt wird, daß der Antisemitismus in genau dem Maße zunahm, in dem das traditionelle Nationalgefühl und das rein nationalistische Denken an Intensität abnahmen, um seinen Höhepunkt in dem Augenblick zu erreichen, als das europäische Nationalstaatensystem zusammenbrach. Der Nationalsozialismus der Nazis wird gewöhnlich selbst von denen überschätzt, die begriffen haben, daß die Nationalsozialisten niemals einfach Nationalisten waren und sich nationalistischer Schlagworte nur bedienten, um für eine Übergangszeit auch aus den traditionell gebundenen Kreisen der Bevölkerung Mitläufer zu gewinnen"
p. 34f "die Ideologieanfälligkeit der modernen Massen wächst genau in dem Maße, wie gesunder Menschenverstand ... offenbar nicht mehr zureicht, die öffentliche politische Welt ... zu verstehen.
p. 55 "Bismarck wiederum ist der letzte Staatsmann, der mit der Unbefangenheit des 18. Jahrhunderts den Juden ihre 'besondere Befähigung und Intelligenz für Staatsgeschäfte' bescheinigte. ... Gerade weil die Judenein nichtnationales Element innerhalb des Nationalstaatensystems waren, konnten sie nur so lange gebraucht werden, wie die nationalen Kriege noch ... mit Vorsorge für den kommenden Frieden geführt wurden ... Für einen Vernichtungsfrieden brauchte man die Juden nicht."
p. 82 "In den ... Nationalstaaten hatte niemand außer dem Staat je behauptet, über den Parteien ... zu stehen. ... Dies gerade war ... Monopol des Staatsapparats, während die Parteien offen ... die Sonderinteressen bestimmter Gruppen ... vertraten. ... Die Antisemitenparteien ... gaben deutlich kund, daß sie die Absicht hatten, die Macht zu ergreifen ... das parteipolitisch neutrale Staatsbeamtentum zu liquidieren."
p. 95 "Man hat in den letzten Jahren ... so oft das törichte Vorurteil nachgebetet, daß der Nationalsozialismus aus einer typisch deutschen ... 'Staatsvergötterung' zu erklären sei, daß selbst Historiker manchmal übersehen, daß eine totalitäre Bewegung umgekehrt nur möglich ist, nachdem ein völliger Zusammenbruch ... staatsbürgerlicher Gesinnung stattgefunden hat."
p. 166 [über die Dreyfuß-Affäre mit Fehlurteil] "Die Gleichheit vor dem Gesetz war noch so stark im Bewußtsein der zivilisierten Welt verankert, daß die Empörung über den Justizirrtum von Moskau bis New York die öffentliche Meinung erregte; nur die französische öffentliche Meinung war bereits modern genug, sich nur nach politischen Erwägungen zu richten."
p. 221 "Die Nation kann keine Reiche gründen, weil ihre politische Konzeption auf einer historischen Zusammengehörigkeit von Territorium, Vol und Staat beruht."
p. 235 [über Finanziers im Imperialismus] "Da der Schwindel ... nicht ohne eine Scheininformation der öffentlichen Meinung gedeihen kann, wurde für ihn ... der Einfluß auf die Presse und schließlich die Beherrschung eines Teil des Nachrichtenapparats zu einer lebenswichtigen Aufgabe."
p. 271 "Daß Rassismus die politische Waffe des Imperialismus war, ist so evident, daß es scheint, als hätten manche Forscher es vorgezogen, Theorien zu erfinden, nur um eine solche Binsenwahrheit nicht zu Papier bringen zu müssen. Zu diesen erfundenen Theorien gehört die verbreitete Vorstellung, daß die Rasseideologie eine Abart des Nationalismus sei, obwohl gerade dies ... immer wieder widerlegt worden ist."
p. 290 "Hinzu kommt, daß es im Wesen der Rasseideologie liegt, nicht patriotisch zu sein."
p. 333 [Parallelen zu Klima, Frauenförderung und affirmative Action konnte Arendt nicht ahnen] "Für diese [südafrikanischen Rasse-]Zwecke war man .. bereit, auf die Gesetze kapitalistischer Produktion ... zu verzichten. Dies führte dazu, daß in Südafrika alle Regeln der Rentabilitätskalkulation über Bord geworfen wurden ... Wo immer rationale Berechnung von Arbeits- und Produktionskosten in Konflikt geriet mit rassischen erwägungen, wurde die erstere den letzteren geopfert, ganz gleich, wie hoch der Preis war."
p. 348 "Bürokratie oder Herrschaft durch Verwaltung ist ... immer daran zu erkennen, daß Legalität, also die Permanenz von Gesetzen mit allgemeiner Gültigkeit, abgelöst wird von einmaligen Verordnungen ..."
p. 377 "... Menschen [sind] ungleich, was ihren menschlich-natürlichen Ursprung angeht, so wie die Völer sich wesentlich voneinander durch verschiedene Organisationen und geschichtliche Schicksale unterscheiden. Ihre Gleichheit ist nur eine Gleichberechtigung ... Hinter dieser Gleichberechtigung liegt immer noch die Gleichheitsvorstellung aus der Schöpfungssgeschichte."
p. 381 "In Nazi-Deutschland war ... der spezifisch preußisch-deutschen Tradition ... der Verherrlichung des Staats ... ausdrücklich ein Ende gemacht worden."
p. 414 "Daß weder der Bolschewismus noch der Nazismus im Grunde an das völkische Prinzip glaubten, sondern es nur als Propagandamaterial handhabten, ..., ist eine andere Sache."
p. 447 "Alle Diskussionsfragen über die Staatenlosen und Flüchtlingsfrage drehen sich seit mehr als 30 Jahren um eine einzige Frage: Wie kann man den Staatenlosen wieder deportationsfähig machen? ... Der Staatenlose ... kann sich nur dadurch normalisieren, daß er den Verstoß gegen die Norm begeht ... das Verbrechen."
p. 503 "Das ermöglichte vor allem das Totschweigen der Argumente der politischen Gegner ... "
p. 523 "Nur wo diese gemeinsame Welt völlig zerstört und eine in sich vollkommen unzusammenhängende Gesellschaftmasse entstanden ist, deren hetrogene Gleichförmigkeit aus ... auf sich selbst und nichts sonst zurückgeworfenen Individuen besteht, kann die totale Herrschaft ihre volle Macht ausüben ..."
p. 528 "Daß totalitäre Bewegungen  ... oft auf echte Popularität in den von ihnen unterdrückten Völkern rechnen können, ist erschreckend genug. Erstaunlicher und beunruhigender ist die unzweifelhafte Anziehungskraft, die sie auf die geistige und künstlerische Elite ausüben. Weder Weltfremdheit noch Naivität können erklären, daß eine erschreckend große Zahl der wirklich großen Männer unserer Zeit sich unter den ... Mitgliedern totalitärer Bewegungen befinden ..."
p. 543 "Der Massenmensch, den Himmlers Organisationskünste unschwer zum Funktionär und willigen Komplicen ... machten, trug deutliche Züge des Spießers, nicht die Züge des Mob ..."
p. 544 "Was hingegen jene Angehörigen der ... Elite anlangt ... so muß in aller Gerechtigkeit gesagt werden, daß ... sie auf die totalen Herrschaftsapparate niemals ... irgendeinen Einfluß hatten. Höchstens spielten sie eine nicht sehr wesentliche Rolle bei den anfangs erfolgreichen Versuchen ... die nicht totalitäre Außenwelt zum Ernstnehmen ihrer Ideologien zu veranlassen. ... Geistige und künstlerische Initiative ist der totalen Herrschaft nicht weniger gefährlich als die Gangsterinitiative des Mob ... Die konsequente Unterdrückung aller höheren Formen geistiger Aktivität ... hat tiefere Gründe. .... Totale Beherrschung kann freie Initiative in keinem Lebensbereich erlauben ... Die totalitäre Bewegung muß daher, ... unerbittlich alle Talente ... durch Scharlatane und Narren ersetzen ..."
p. 551 "Da totalitäre Propaganda ihre Behauptungen immer 'wissenschaftlich' verbrämt ... benutzt [Propaganda] die Wissenschaft, um die Zukunft zu prophezeien."
p. 553 "[Die Massen] leiden an einem radikalen Schwund des gesunden Menschenverstandes und seiner Urteilskraft sowie an einem nicht minder radikalen Versagen der elemtarsten Selbsterhaltungstriebe."
p. 559 "Die Mentalität moderner Massen vor ihrer Erfassung in totalitären Organisationen ist nur zu verstehen, wenn man die Durchschlagskraft dieser Art Propaganda voll in Rechnung stellt. Sie beruht darauf, daß Massen an die Realität der sichtbaren Welt nicht glauben, sich auf eigene, kontrollierbare Erfahrung nie verlassen, ihren fünf Sinnen misstrauen und darum eine Einbildungskraft entwickeln, die durch jegliches in Bewegung gesetzt werden kann, was scheinbar universelle Bedeutung hat und in sich konsequent ist. Massen werden so wenig durch Tatsachen überzeugt, daß selbst erlogene Tatsachen keinen Eindruck auf sie machen"
p. 566f. "In einer Zeit, in der Nationalismus und Sozialismus ... die Wasserscheide zwischen Rechts und Links hergaben, ... warf die 'National-Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei' eine Synthese auf den Wortmarkt, die nationale Einheit versprach" [National + deutsch = rechts; Sozialistisch + Arbeiter = links]
p. 572 "Die Kunst des totalitären Führers besteht darin, in der erfahrbaren Realtät geeignete Elemente für seine Fiktion herauszufinden und sie so zu verwenden, daß sie fortan von aller überprüfbaren Erfahrung getrennt bleibt. Die geschieht dadurch, daß man Erfahrungselemente isoliert und verallgemeinert, also sie dem Bereich der Urteilskraft ... entzieht, umd dann die so vom gesunden Menschenverstand unabhängig gewordene, aus ihrem allgemeinen Zusammenhang gerissene Erfahrung in das ihr logisch inhärente Extrem zu treiben"
p. 575 "Das Führerprinzip als solches ist noch nicht totalitär ..."
p. 582f. "Über den nationalsozialistischen Ausfällen gegen die Pazifisten übersieht man leicht, daß die Nazis an die pazifistische Gleichsetzung von Krieg und Morden nie gezweifelt haben, also niemal Militaristen im eigentlichen Sinn des Wortes gewesen sind. ... So ist auch zu erklären, daß dieser ganzen militaristischen Maskerade zum Trotz diejenige innerparteiliche Fraktion ... die vorwiegend nationalistisch ... und militärisch dachte, als erste liquidiert wurde."
p. 586 "Die einzige Organisation, die nicht direkt zu übernehmen war, war die Armee ... Dann führt Arendt aus, daß absichtlich (nichtmilitärische) berufliche Standards gesenkt werden, indem zu Verbandsführern die ernannt werden, "die an ihrem Beruf am wenigsten interessiert oder in ihm am schlechtesten weggekommen sind."
p. 607 "Was diese [totalitären] Menschen wirklich verbindet ... ist die Überzeugung von der Allmacht des Menschen"
p. 617 "Hitlers Diktum, daß 'der totale Staat keinen Unterschied kennen darf zwischen Recht und Moral'"
p. 629 "Das Prinzip der Autorität [ist] in allen entscheidenden Punkten dem der totalen Herrschaft diametral entgegengesetzt."
p. 637 "In beiden Fällen sind wir mit der Phase der totalen Herrschaft konfrontiert ... in der alle Regeln der Logik und Prinzipien der Wirtschaft auf den Kopf gestellt sind. ... Entscheidend für das Verständnis der Nazis, denen offenbar gar nicht so viel daran lag, den Krieg zu gewinnen, wie ihre Experimente durchzuführen, ist, was sie ... immer betont haben, nämlich daß sie das Land, in dem sie zur Macht gekommen sind nur als ... zeitweiliges Hauptquartier ... auf dem weg zur welteroberung betrachtet haben. 'Recht ist, was dem deutschen Volke nützt', war nur eine Propagandalüge ... Die Nazis waren nicht der Meinung, daß die Deutschen eine Herrenrasse seien ..."
p. 639 "Als Staatsoberhaupt ist er [der totalitäre Diktator] genötigt, mehr und konsequenter zu lügen ... [es] es gelang ihm [Hitler], die gleichgeschalteten Deutschen wie das Ausland zu beruhigen, die beide wirklich meinten, er würde mit einer Erfüllung der traditionellen Ansprüche einer nationalistischen deutschen Außenpolitik - Rück gabe der durch den Versailler Vertrag verlorenen Gebiete, Anschluß von Österreich und Annexion der deutschsprechenden Gebiete der Tschechoslowakei zufrieden sein."
p.642 "Gerade in juristischer Beziehung handelte die Nazibesatzung, als ob die Besatzungsarmee nicht als Eroberer ins Land gekommen sei ... sondern als ob endlich die Vollzugsorgane eines Gesetzes angekommen und ernannt worden wären, das für jedermann längst gültig gewesen war. ... Die gleiche Tendenz, den Anspruch auf Weltherrschaft konkret ... zu verwirklichen, zeigt sich in den ... zahllosen Versuchen, sich direkt in die Innenpolitik fremder Länder einzumischen ..."
p. 643 "Der totalitäre Herrscher kennt ... den Unterschied zwischen Innen und Außen nicht mehr"
p. 645 "Totalitäre Politik ist nicht Machtpolitik im alten Sinne, auch nicht im Sinne einer noch nie dagewesenen Übertreibung und Radikalisierung ... Es handelt sich ... um die völlige Nichtachtung aller berechenbaren äußeren Konsequenzen, ... um die Nichtachtung aller nationalen Interessen ..."
p. 651 "So kommt es zu den gar nicht seltenen ... Fällen, in denen Lügenmärchen über die Existenz einer Opposition im eigenen Lande ... verbreitet werden."
p. 653 [über Geheimpolizei] "So hat es unter Louis Napoleon nicht eine einzige gegen die Regierung gerichtete Aktion gegeben, die nicht von der Polizei selbst inspiriert war."
p. 674f. "Menschen [sind] nicht einfach am Gängelband von 'Beweisen' zu führen und jeder 'normale´' Mensch weigert sich, seinen Sinnen und seinem Verstand zu trauen, wenn sie ihm das Ungeheuerliche zumuten, ..., wenn sie mit einer Realität konfrontiert werden, in der es für sie keinen Platz mehr gibt."
p. 706 "An Stelle des positiven Rechts tritt ... das 'Recht der Natur'"
p. 729 "An der Wirklichkeit, die keiner mehr verläßlich bestätigt, beginnt der Verlassene mit Recht zu zweifeln; denn diese Welt bietet Sicherheit nur, insoferns sie uns von anderen mit garantiert ist."

Ian Fleming    007 James Bond und die Aktion Feuerball (2-)    Abenteuer/Krimi aus den 60ern. Eine Gruppe Verbrecher erpreßt die USA mit zwei gestohlenen Atombomben.

Harald Jähner    Höhenrausch (3)    Ein Buch über die Zwanziger Jahre in Deutschland, Geschenk eines Freundes. Deutliche Parallelen zu heute. Was damals der (mE im Buchnicht ausreichend behandelte) "Versailler Vertrag" war, ist heute die ungesteuerte Immigration und der "Kampf gegen den Klimawandel" (die einen gegenwertlosen Geldabluß aus Deutschland bedeutet). Eine dekadente Gesellschaft hat sich selbst aufgegeben. Jähner beschreibt gut, seine Wertungen, insbesondere was Jünger und andere konservative Autoren angeht, die sich von den (totalitären) Nazis (als Konservative natürlich) fernhielten, kann ich nicht immer teilen.
p. 81ff [über die Inflation 1923] "Die großen Verlierer der Entwicklung fanden sich nicht bei den Habenichtsen, sondern im Mittelstand, bei den Sparern." ... "So zog die Inflation gerade denen den Boden unter den Füßen weg, die sich als Stützen der Gesellschaft begriffen und sich deshalb bislang auch vom Staat besonders beschirmt gefühlt hatten."
p. 109f "Machtvoll ging es aufwärts 1925, die Verunsicherung aber blieb. Wie mit einem Radiergummi hatte sich die Inflation über die inneren Traditionsbestände hergemacht, hatte die überkommenen Gewissheiten in den Menschen ausgelöscht und ihre gesammelten Erfahrungsschätze liquidiert."
p. 407 [über Jazz und andere Musik] "Die Regierung Papen veranlasste 1932 ein Auftrittsverbot für schwarze Musiker, um die Chancen der weißen zu verbessern. Dass das weitgehend hingenommen wurde, zeigt, wie sehr der Geist der Freiheit in die Defensive geraten war.
p. 423 [Zitat aus der Weltbühne 1928] "So wie gewisse Naturvölker Schwachsinnigen göttliche Ehren entgegenbringen, so verehren die Deutschen den politischen Schwachsinn und holen sich von dorther ihre Führer."
p. 430 "Die NSDAP war eine Partei der Pöbler und Professoren; ein wüster Haufen, der seine inneren Widersprüche ..."
p. 452 [Januar 1933] "... eine erdrückende Zahl von Deutschen war zu einer rationalen Überprüfung nicht mehr willens. Die von Hitler versprochene Erweckung Deutschlands hielt die Phantasie seiner Anhänger im Griff"
p. 459 [Februar 33] "An der Universität Breslau verzichtete der Rechtsgelehrte Ernst Joseph Cohn auf Drängen der Universitätsleitung auf seine Vorlesung, nachdem rechte Studenten gedroht hatten ..."

Juli Zeh    Zwischen Welten (2-)    Ein Brief-Roman von heute für heute. Einer der Protagonisten verwendet durchweg Gendersternchen. Das paßt zum Inhalt, charakterisiert seinen Opportunismus, verringert jedoch meine Lesefreude. Sehr empfehlenswert, Geburtstagsgeschenk eines Freundes.

Jonathan Kozol    Mohnrausch (4-)    Liebesroman aus den 50ern. Laaangweilig, abgebrochen.

Rafael Seligman    Rubinsteins Versteigerung (4)    Pubertätsroman.

Erich Maria Remarque    Der Himmel kennt keine Günstlinge (2)    erinnerte mich an den Zauberberg.

Tschechow    Drei Jahre, mein Leben (4)    Zwei kleine Romane, die mir weniger sagten als meiner Mutter.

William Davis    Weizenwampe (3-)    Ein Weihnachtsgeschenk. Interessant, aber ich bin mir über die Anwendbarkeit nicht im Klaren.

Edwin Erich Dwinger    Korsakoff (2)    Ein Einsiedler, unter seiner Geschlechtlichkeit leidend. Packend.

Dan Moore    Frankensteins Rätsellabor (4)    Das Geschenk eines Freundes. Hätte mir vor 20 Jahren sehr viel Freude bereitet. Mittlerweile sind Spiele und Rätsel nicht mehr interessant für mich.

Isaac Bashevis Singer    Feinde, die Geschichte einer Liebe (3)    Das komplizierte Liebesleben eines polnischen Juden, der in die USA fliehen konnte.

Erwin Strittmatter    Der Laden I (4-)    nach 70 Seiten abgebrochen.

Daniel Mellem    Die Erfindung des Countdowns (2)    Ein Weihnachtsgeschenk, die Biographie von Hermann Oberth, dem Begründer der (deutschen) Raumfahrt.

F. William Engdahl    Krieg in der Ukraine (3-)    Ein Weihnachtsgeschenk. Suggeriert Aktualität, ist aber eine Neuauflage einer Aufsatzsammlung aus dem Mai 2014. Außerdem fehlen Quellenangaben, daher die Abwertung. Hellseherisch, wie folgendes Zitat aus dem Mai 2014 zeigt.
p.106 "Ein übermütiger Putin riskiert, enorme Fehleinschätzungen zu treffen. Und genau darauf könnten bestimmte Kreise in Washington insgeheim hoffen. ... CIA-Chef Brennan, der gerade zu Geheimgesprächen in Kiew weilte, um anzuregen, Kiew sollte es Banden des neonazistischen Rechten Sektors 'erlauben', in die Ostukraine zu reisen und ethnische Russen zu terrorisieren und zu töten; ... Terrorakte des Prawyj Sektor gegen ethnische Russen ind der Ukraine würden dem Putschregime in Kiew Raum verschaffen, seine Unschuld und Unfähigkeit zu erklären, die gesetzlosen Neonazis unter Kontrolle zu halten. Washington könnte seine Abscheu gegenüber den Gewalttaten erklären und nichts tun, bis ... Putin eine russische Militärintervention anordnete. Dann würden der US-amerikanische militärisch-industrielle Komplex und die einflußreichen Superreichen ... endlich den weltkrieg haben, den sie offenbar für nötig halten, um den Verlust ihrer globalen Macht zu stoppen." [paßt ungefähr zum Geschehen bis 2022, finde ich]

Willi Heinrich    Jahre wie Tau (2)    Liebesgeschichte? Abenteuergeschichte? Drei Männer, zwei Frauen. Eine "Reise" Anfang der 50er von München nach Lemberg, um eine ukrainische Frau zu befreien.
p. 59 [über Politik] "Wer es fertigbringt, in den Leuten die unsinnigsten Hoffnungen zu wecken, ist den anderen immer um die entscheidende Nasenlänge voraus."
p. 185 [das ukrainische Mädchen spricht zum deutschen Soldaten, den sie liebt] "Alle Ukrainer haben sich damals gefreut. Wir hatten zuerst [nach Saint-Germain] die Polen hier und dann die Sowjets. Und dann habt Ihr uns diese Leute [SS] geschickt."

Wilfried Wieck    Männer lassen lieben (5)    Grauenhaft.

Stefanie Zweig    Nirgendwo in Afrika (2+)    Autobiographischer Roman über eine deutsch-jüdische Familie, die 1938 nach Kenia flieht, aus Sicht der 1930 geborenen Tochter.
p. 45 [der jüdische Rechtsanwalt, jetzt Farmer, der seinem kenianischen Haus-Diener seine Anwaltsrobe schenkt] "»Robe«, wiederholte Owuor und freute sich, weil der Bwana endlich begriffen hatte, daß gute Worte zweimal gesagt werden mußten. »Kann ein Mann in der Robe arbeiten?«
»Ja, Owuor, ja. Aber in Rongai kann ich nicht in meiner Robe arbeiten.«
»Hast du mit deinen Armen gearbeitet, als du noch kein Bwana warst?«
»Nein, mit dem Mund. Für eine Robe muß man klug sein. In Rongai bist du klug. Nicht ich.«
p. 306 [der Vater will 1946 zurück nach Deutschland, die Tochter fragt warum. Ihre Freundin Inge geht nach England] "Inges Vater bekommt vielleicht einen englischen Paß, aber Engländer wird er deshalb nicht."

Marguerite Duras    Im Sommer abends um halb elf (3-)    Surreal.

Angelika Koch    Die Eifel und die Milch der Unschuld (2-)    Eifelkrimi.

Arnold Stadler    Ausflug nach Afrika(4)    Keine Ahnung, was der Autor uns sagen will.

Catherine Colomb    Das Spiel der Erinnerung (5)    Der Klappentext: Eine Handlung ... läßt sich nicht ausmachen". In der Tat, Abbruch.

Hans Blickensdörfer    Die Söhne des Krieges (3)    Ein Roman über Russen und Deutsche.

Martin Walser    Ohne einander (4)    Ich habe bis zum Ende durchgehalten, trotzdem nichts verstanden.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2022 (3+)    Wie immer eine Sammlung von Sekundärliteratur zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. In diesem Jahr wieder etwas besser.

Henry Morton Robinson    Der Kardinal (3+)    Roman über einen irisch-amerikanischen Geistlichen, der es bis zum Kardinal schafft. Seine Schwester stirbt bei der Geburt ihres Kindes, weil sich der Bruder als Priester weigert, der Tötung des ungeborenen Kindes zuzustimmen, wohlwissend, daß er seine Schwester damit zum Tode verurteilt. Ich halte die Entscheidung für falsch, aber das Dilemma wird gut präsentiert.

Simone de Beauvoir    Der Lauf der Dinge (5)    Uninteressant.

Ted Allbeury    Der Omega-Minus-Prozeß, Vergangenheit ist nie zu Ende, Die Saat der Angst (3)    Spionageromane der 60er und 70er.

Angelika Schrobsdorff    Jericho (3)    Eine deutsch-Jüdin in Israel.
p. 85 "Im August 1990, als die Intifada drei Jahre alt war, begann man uns [Israelis] auf den Golfkrieg vorzubereiten. ... Als wir ... ausreichend gerüstet ... waren, brach der Krieg mit der Pünktlichkeit einer Theatervorstellung aus."

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht vertuscht vergessen 2023 (2-)    unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs. Aber auch zwei Artikel über die Tavistock-Klinik
p. 189 [über den WHO-Gründer Brock Chisholm mit engen Verbindungen zu Tavistock] "„Die Umdeutung und schließlich die Abschaffung des Konzepts von richtig und falsch, das die Grundlage der Kindererziehung war, die Ersetzung des Glaubens an die Gewissheiten der alten Menschen durch intelligentes und rationales Denken, das sind die verspäteten Ziele praktisch aller wirksamen Psychotherapie.“  
Ausgelöscht werden sollten das Konzept von richtig und falsch ebenso wie die Lebenserfahrung und Weisheit älterer Menschen, aber auch die Familie, der Patriotismus, die monotheistische Religion sollten aus Leben und Gedanken verschwinden.
Acht Jahre später sagte Chisholm:„Um eine Weltregierung zu erreichen, ist es notwendig, den Individualismus, die Treue zur Familientradition, den nationalen Patriotismus und die religiösen Dogmen aus den Köpfen der Menschen zu entfernen.“

Theodor Schieder und andere    Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße II (3-)    in einer Ausgabe von 1997. Das Original wurde in den 50er Jahren vom Ministerium für Vertriebene herausgegeben.800 Seiten Augenzeugenberichte, die ich stichprobenartig gelesen habe.

Shirley Kumove    Ehrlich ist beschwerlich (3)    (angeblich) Jiddische Spruchweisheiten, meist wenig überzeugend, einige aber sehr treffend.

The Roaring Sixties (5)    Aufsatzsammlung über die 60er. Habe einige überflogen. Trifft meine Erinnerung überhaupt nicht.

Wilhelm Wägner    Nordisch-germanische Götter und Heldensagen (4-)    fand ich - beim auszugsweisen Lesen - langweilig.

Antoine de Saint-Exupéry    Nachtflug (2-)    Postflieger in Südamerika, eine Nacht.

Karl May    Die Rose von Ernstthal (2)    May verachtet die Heuchler, die in diesen Dorfgeschichten bloßgestellt werden.

Clet Coroner    Ein Mannequin taucht auf (3+)    Abenteuergeschichte aus den 60ern.

Carter Brown    Scharfe Sachen für die Diva (3)    Detektivgeschichte aus den 70ern.    

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Thilo Sarrazin    Die Vernunft und ihre Feinde (2)    Gewohnt faktenreich und argumentativ. Obwohl er die Manipulation durch Medien korrekt beschreibt, fällt er doch bei einigen konkreten Themen selbst herein. Autobiographisch - ein bißchen arg selbstverliebt - erklärt er, warum er so ist, wie er ist.
p. 34 Churchills Alterswerk über den Zweiten Weltkrieg las ich 1964, im Jahr meines Abiturs. Glänzend zeigt er dort am Beginn des ersten Buches "Der Weg in die Katastrophe", welch verhängnisvolle Rolle der von Rachegelüsten geprägte Friedensvertrag von Versailles für die weitere Entwicklung Europas spielte. Churchill illustrierte als Historiker, Politiker und Literat, um wie viel besser es um die Welt stehen könnte, wenn verantwortliche Politiker mehr Bildung und mehr gesunden Menschenverstand hätten.
p. 37 Extrem erstaunt war ich über die Latein- und Griechischkenntnisse meines Vaters, die auch dreißig Jahre nach seinem Abitur ... wesentlich besser als die meinen waren. Wiederum fünfunddreißig Jahre später machte ich dann eine ähnliche Erfahrung mit meinen Söhnen. ... Das Leistungsniveau, das mir noch abgefordert wurde, war offenbar undenkbar geworden.

Pamela Hawken    Clare in Television (4)    habe ich nach 70 Seiten abgebrochen. Laaangweilig.

Werner Lansburgh    Wiedersehen mit Doosie (4)    Band 1 habe ich 1982 zur Vorbereitung auf das Englisch-Examen mit Freude gelesen, diesen Band 2 fand ich laaangweilig und habe abgebrochen.

Rudolf Brunngraber    Opiumkrieg (2)    Ein Tatsachenroman aus der Zeit des Ersten Opiumkrieges - der Protagonist, Tschun-lin, ist ein chinesischer Politiker. Jetzt habe ich endlich begriffen, worum es damals ging. Um "freie Märkte" für Britisches Opium. Parallelen zu heute wären rein zufällig, das Buch ist 83 Jahre alt.
p. 214 [Tschun-lin spricht zum Kaiser] "Als ... die ersten Jesuiten in das Reich der Mitte kamen, lasen sie ..., der Mensch trüge die Leber auf der linken und das Herz auf der rechten Seite. Das stimmt ja nicht, sagten sie ... Daraufhin schrieben unsere Medizingelehrten in ihren Büchern: Die abendländischen Menschen besitzen einen anderen inneren Körperbau als wir ... [E]s besteht kein Zweifel darüber, daß die Abendländer bessere Ärzte haben und daß sie uns, so armselig sie auch sonst sein mögen, in Fragen der Medizin überlegen sind. Und sie gewinnen diese praktische Überlegenheit dadurch, daß sie nur einen ganz kleinen Teil ihrer Lebensfragen religiös zu erfassen suchen, während sie in allem übrigen sachlich bleiben ...

Karl May Erzgebirgische Dorfgeschichten (2)    Überarbeitungen seines Frühwerks. May tritt - wie auch sonst oft - für Außenseiter, war selbst einer, ein; insbesondere Heuchler sind ihm zuwider. Kein Wunder, daß links-grüne Woke ihn nicht mögen und als Rassisten verunglimpfen.

Armin Renker    Zwischen Venn und Maar (3-)    Erzählungen aus der Nordeifel - der Titel ist irreführend.

Yuval Noah Harari    Sapiens (2+)    erzählt die Geschichte der Menschheit auf 450 Seiten, ohne eine einzige Schlacht. Obwohl auf dem Titel mit der Empfehlung von Bill Gates [ich bezweifle, daß er es gelesen hat] geworben wird, gibt es eine Menge (mir) neuer Gedanken.
p. 73 [über die Ausrottung der großen Säugetiere in Australien, die seiner Ansicht nach vom Menschen verursacht wurde] Some scholars try to exonerate our species, placing the blame on the vagaries of the climate (the usual scapegoat in such cases). ... our planet has experienced numerous cycles of cooling and warming.
p. 218 [über Kyros II den ersten Herrscher, der die Welt beherrschen wollte, nicht als Expansion von Persien, sondern als Welt, wie heute etwa die USA] The presumption to rule the entire world for the benefit of all its inhabitants was startling. Evolution has made Homo sapiens , like other social mammals , a xenophobic creature. Sapiens instinctively divide humanity into two parts, ‘us’ and ‘them’.
p. 282 [vergleiche Tschun-lin, weiter oben] The willingness to admit ignorance has made modern science more dynamic, supple and inquisitive than any previous tradition of knowledge. This has hugely expanded our capacity to understand how the world works and our ability to invent new technologies. [aber dann fehlt der Mythos, der unter anderem so, böse Menschen denken an den "menschengemachten Klimawandel", ersetzt werden kann ... Take a scientific theory, and in opposition to common scientific practices, declare that it is a final and absolute truth. This was the method used by Nazis (who claimed that their racial policies were the corollaries of biological facts) and Communists (who claimed that Marx and Lenin had divined absolute economic truths that could never be refuted).
p. 283 [über die wissenschaftliche Methode, vor dem Dogma vom "menschengemachten Klimawandel" etc.] Modern science has no dogma. Yet it has a common core of research methods, which are all based on collecting empirical observations – those we can observe with at least one of our senses – and putting them together with the help of mathematical tools.

James Herriot    Der Doktor und das liebe Vieh (3-)    Harmlose Geschichten eines Veterinärs in Yorkshire in den 30ern.

Stefan Zweig    Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau (2-)    Hatte ich wohl schon einmal in einem Sammelband gelesen. Gewohnt schöne Sprache, die Geschichte eher banal

Monika Hunnius    Baltische Häuser und Gestalten (3)    Autobiographische Skizzen einer Pfarrerstochter über Deutsch-Balten, die im Zarenreich und wohl auch noch danach die Oberschicht im Baltikum bildeten.

Helen G Brown    Sex im Büro (4+)    Leider geht es kaum um Sex, sondern um das, was eine (angehende) US-Sekretärin vor 60 Jahren zu beherzigen hatte. So sah Emanzipation damals aus.

Rolf Hochhuth    Der Stellvertreter (2)    hatte ich Anfang der 70er mal im Theater gesehen, fand es grauenhaft langweilig. Beim Lesen, 50 Jahre später, urteile ich anders, obwohl ich seine These "Der Papst hätte die Judenverfolgung stoppen können" für falsch halte. Trotzdem eine differenzierte Beschreibung der Nazi-Zeit. Ein Zitat aus dem Anhang fand ich interessant. Kardinal Tisserant schreibt im Juni 1940 an den Papst, um ihn dazu zu bringen, gegen Hitler&Mussolini zu opponieren: "... Ich habe den Heiligen Vater ... gebeten, eine Enzyklika zu erlassen über die Pflicht jedes einzelnen, dem Ruf des Gewissens zu gehorchen, denn das ist der entscheidende Punkt des Christentums, während der Islam, der ... den Theorien Hitlers als Vorbild gedient hat, das individuelle Gewissen durch die pflicht ersetzt, den Befehlen des Propheten und seiner Nachfolger blindlings zu folgen."

Frederic Prokosch    Neun Tage nach Mukalla (4)    Traum und Realität mischen sich in der Reise von vier Überlebenden eines Flugzeugunglücks im Süden Arabiens.

Alexandre Dumas    Die Bartholomäusnacht (2-)    Historischer Roman über das Massaker an den Hugenotten anläßlich der Hochzeit von (dem nachmaligen französischen König) Henri und Margot (der Schwester des amtierenden Königs) im Jahre 1572.  700 Seiten Intrigen und Gegenintrigen, Giftmorde etc. Ob sich Mächtige heute wirklich anders verhalten?

Ian Fleming    007 James Bond jagt Dr. No (2-)    Banaler Krimi, wie die Filme. Aus heutiger Sicht extrem rassistische Sprache (und Subtext), das Wort Chigro war mir neu.

Joseph Joffo    Ein Sack voll Murmeln (1-)    Eine witzige (! trotz des Themas) Autobiographie über die Jahre 1941 - 44 aus Sicht eines 1931 geborenen jüdischen Kindes. Am instruktivsten fand ich die Schilderung der Gefangenschaft bei der Gestapo in Nizza; wieviel Energie die Behörden darauf verwandten, festzustellen, ob ein 12- und ein 14-Jähriger Juden sind oder nicht. Trotz des Weltkrieges verschwendeten die Deutschen enorme Ressourcen in die Vernichtung der Juden. Heute verschwenden wir Ressourcen in weniger schädlichen, aber ähnlich sinnlosen,  Phantastereien (Bekämpfung des Klimawandels, Genderquatsch, ...).

Fred Wander    Hotel Baalbek (3-)    Noch ein Buch über Juden in Vichy-Frankreich.

Natalia Ginzburg    Nie sollst Du mich befragen (5)    Langweilig, abgebrochen.

Patricia Highsmith    Die gläserne Zelle (3-)    Krimi, vorhersagbar.

Daniel Kahneman, Oliver Sibony, Cass R. Sunstein    Noise (2-)    Klassifikation von Urteilsfehlern.

W. Somerset Maugham    Der eigenartige Ehrbegriff des Herrn Sebastian (2-)    Sammlung von frühen Kurzgeschichten unterschiedlicher Qualität.

Anna Seghers    Sonderbare Begegnungen (2)    Sammlung von späten Kurzgeschichten - zwei phantastischen, eine realistische über kommunistischen Widerstand in der Hitlerei.

Toni Morrison    Beloved (5)    Wirre Sprache, kaum verständlicher Inhalt.

Ernst von Salomon    Glück in Frankreich (2)    Salomon war als Jugendlicher Rechtsterrorist, wirkte beim Attentat auf Rathenau mit. Im Gefängnis. Als Schriftsteller erfolgreich, hielt sich als Rechter von den Nazis fern und war konsequenterweise auch nach dem Krieg ein kritischer Geist.

Holly Jackson    A good Girl's Guide to Murder (2-)    Eine Schülerin nutzt eine Facharbeit, einen Mord aufzuklären.

Pierre Boileau, Thomas Narcejac    Appartement für einen Selbstmörder (3+)    Krimi aus den frühen 70ern, vorhersagbar.

Nick Carter    Eine Karaffe in Caracas (2-)    Ein US-Agent soll mit Drogen und Hypnose dazu gebracht werden, ein Attentat zu verüben.

Stafford Edwards    Die Frau im Fahrstuhl (2-)    Verbrauchskrimi aus den 60ern.

Pierre Boileau, Thomas Narcejac    Die Frau, die es zweimal gab (3+)    Vorhersagbar.

Lynda la Plante    Judas Horse (2-)

John D. MacDonald    Zimtbraune Haut (2)    Ein McGee-Krimi.

Ricarda Huch    Aus der Triumphgasse (4-)    Laangweilig.

Simone de Beauvoir    Tochter aus gutem Hause (4-)    Kann anscheinend nur von Frauen gelesen werden.

Anneliese Drews    Meine Flucht aus Königsberg (3)    Autobiographisch.

Jörg Baberowski, Anselm Doering-Manteuffel    Ordnung durch Terror (3)    Vergleich stalinistischer und nationalsozialistischer Vernichtung.

Dieter W Rockenmaier    Denunzianten (3)    Heimatgeschichte aus der Hitlerei. 47 Fälle von Denunziation aus Gestapo-Akten wiedergegeben. Die Gestapo war offensichtlich klüger als ich gedacht hatte.

Antoine de Saint-Exupéry    Man sieht nur mit dem Herzen gut (4-)    Sammlung kurzer, langweiliger Texte.

Arnold Zweig    Junge Frau von 1914 (4-)     ist der zweite Teil des Romanzyklus über den Großen Krieg. Im Gegensatz zu Grischa (siehe 2017) für mich nicht lesbar. Nach 100 Seiten war Schluß.

Erich Kuby    Als Polen deutsch war (3-)    Kuby kann schreiben, auch über das Grauen. Da, wo er beschreibt, ist er erstklassig. Wo er analysiert, ärgerlich. Ich habe mich früher immer gefragt, wie es sein konnte, daß "normale Deutsche" derart hirngewaschen waren, daß sie unvorstellbare Morde begingen. In den letzten Jahren, wird es mir immer klarer, wie effektvoll Propaganda ist und das obwohl heute ja jeder (noch) problemlos "alternative" oder ausländische Medien konsumieren könnte.

Oberschlesische Heimatfibel (5)    Keine Ahnung, warum meine Mutter das gekauft hat.

Oswald Spengler    Ich beneide jeden, der lebt (3)    Eine Sammlung von Tagebuchnotizen mit einem klugen Nachwort.

Marie Fürstin Gagarin    Rußland im Herzen (5)    Russische Flüchtlinge in der Zwischenkriegszeit. Langweilig&belanglos.

Heinz Knobloch    Der beherzte Reviervorsteher (3)    ein mutiger Polizist, der im November 1938 Zivilcourage bewies.

Martin Ebon    Das Geheimnis des Bermudadreiecks (3-)    Aus einer Zeit, in der Wissenschaft noch bedeutete, daß es unterschiedliche Ansätze gab. Leider ist das Thema uninteressant für mich.

Jorge Semprun    Die große Reise (5)    Durch die permanenten Zeitsprünge zu anstrengend für mich.

Tschechow    Sämtliche Einakter (5)    Keine Ahnung, warum meine Mutter das gelesen (?) hat.

José Saramago    Die Stadt der Blinden (4)    wäre in der Corona-Zeit sicher mit Gewinn zu lesen, wenn es nicht so grausam langweilig wäre.

Deborah Tannen    Du kannst mich einfach nicht verstehen (2+)    Ein wissenschaftlicher Vorläufer von https://www.buecher.de/shop/ehe/maenner-sind-vom-mars-frauen-von-der-venus/evatt-cris/products_products/detail/prod_id/12741033/

Ananyo Bhattacharya    The Man from the Future (2+)    Eine Biographie von John von von Neumann - für meinen Geschmack ein bißchen viel Physik, deswegen keine 1.

Franz Jürgen Marx    Wunsch und Wirklichkeit (5)    Steuercartoons, kein bißchen witzig.

Elke Heidenreich    Der Welt den Rücken (3+)    Kürzere Erzählungen - die Vorbesitzerin schrieb "sehr gut" in den Deckel, ich fand es zu vorhersagbar.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (3+)    Sammlung von Sekundärliteratur über May.

Olav Gullvaag    Es begann in einer Mittsommernacht (2-)    Norwegischer Liebesroman aus den 30ern. Spielt im 18. Jahrhundert im norwegischen Bauernmilieu.

Ann Dally    Die Macht unserer Mütter (3+)    Bißchen arg psychonalytisch, aber voll gesunden Menschenverstandes; damals,1976,  fortschrittlich - heute anachronistisch. Zwei Zitate
p.  62 Mangel an Neugier kann ein machtvolles Verteidigungsmittel gegen Bedrohung sein.
p. 230/31 Die Mutter verhilft der Tochter, der Vater dem Sohn zur Identifikation mit dem eigenen Geschlecht ... Rolands Adoptiveltern waren beide homosexuell. Ihr Haus war ständig mit exzentrischen Leuten von unsicherer Geschlechtsidentität erfüllt ... Es ist daher kein Wunder, daß Roland ... überhaupt keine sexuelle Identität entwickeln konnte.

Felix Krautkrämer    das linke Netz (3)    belegt auf Krautkrämers akribische Art, wie der Staat auf Umwegen linksextreme Propaganda finanziert.

Andrei Makine    Tochter eines Helden (2-)    Geschichte eines russischen Soldaten, der in Stalingrad einen Orden bekam und seiner Tochter, die sich für den KGB prostituiert.
p. 71 [über eine sowjetische Fernsehreportage, die Passanten in Paris am Place de la Bataille-de-Stalingrad interviewen sollte, dann aber tatsächlich woanders ihre Interviews führten] "Er [Fernsehreporter] meinte, man fände auf dem Platz keinen einzigen Franzosen, nur Schwarze und Araber. ... Jeder würde glauben, das sei in Afrika gedreht, auf keinen Fall aber in Paris."

Isaac Bashevis Singer    Die Zerstörung von Kreschew (3+)    Erzählung aus der Ukraine, die vor dem 1. Weltkrieg spielt. Die sexuellen Verirrungen eines reichen Ehepaares stürzen beide ins Unglück.

Victor Hugo    Die Elenden (4-)    hatte ich als Fernsehserie gesehen. Oft ist Lektüre nach Film interessant, hier habe ich nach 70 Seiten aufgegeben.

Joyce Porter    Rendez-Vous am Roten Platz (2-)    Agententhriller aus den 60ern.

Giampiero Carocci    Kurze Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs (3+)    in dem es anfänglich nicht oder kaum um Sklaverei ging, sondern um den Erhalt der Union.

Alfred Grosser    Ermordung der Menschheit (3+)    Grosser, deutsch-französischer Jude über Genozide, nicht nur die Shoa. Im Nachwort bezichtigt er Bacque (siehe 2014) der Fälschung. Vielleicht gehe ich der Frage einmal nach.
p. 231 [über Kommunismus] "Warum vermag diese geschlossene Welt, wo das Individuum einem werdenden Gott geopfer wird, wo die Wahrheit der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft jeden Augenblick von einem Mann verkündet wird, den seine Machtstellung und nicht seine Begabung auszeichnet, warum vermögen diese Spitzfindigkeiten, deren Ursprung vernünftig zu sein scheint, deren Ergebnis aber eines Paranoikers würdig ist, noch immer und trotz allem eine so verführerische Anziehungskraft auf viele Menschen im Westen auszuüben?"

Ricarda Huch    Der falsche Großvater (3+)    Eine Erzählung über Anpassung und Ausgrenzung, war 1950 Lektüre in der Oberprima.

Wolfgang Borchert    Die Hundeblume Nachts schlafen die Ratten doch (4-)    Faksimile. Langweilig.

Nick Carter    Die Giftklauen von Nizza (3+)    Agententhriller aus den 70ern.

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2022 (2+)    wie immer erhellend. Hauptthema natürlich Corona.

Erich Maria Remarque    Die Nacht von Lissabon (2)    Ein jüdischer Flüchtling erzählt einem anderen sein Leben und schenkt ihm seine Schiffskarten nach Amerika. Die Geschichte einer Liebe vor dem Hintergrund der Nazizeit.

Ludwig Marcuse    Nachruf auf Ludwig Marcuse (5)    Uninteressant.

Christoph Nonn    Eine Stadt sucht einen Mörder (2+)    beschreibt die Geschichte des (bis heute unaufgeklärten) Mordes an einem jungen Mann in einer Kleinstadt in Westpreußen während der Kaiserzeit vor dem Hintergrund, daß in der Stadt Juden, Polen und Deutsche gut zusammenlebten, der Mord dann aber zu einer antisemitischen Welle führte. Offenbar waren die Behörden kein bißchen antisemitisch (entgegen gängigen Vorurteilen über die Kaiserzeit). Mutig für einen Autor, der Professor werden wollte (und das auch geworden ist).

Angelika Schrobsdorff    Die kurze Stunde zwischen Tag und Nacht (4-)    Schrobsdorff hatte Briefwechsel mit meiner Mutter, ich finde das Buch uninteressant, habe nach 100 Seiten abgebrochen.

Karl Mays Bibliothek I + II (4)    Meines Erachtens nur für Forscher interessant. Gehört aber zu den gesammelten Werken, steht im Regal.

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Maarten 't Hart    Das Wüten der ganzen Welt (4)    habe ich nach 70 Seiten aufgegeben.

Hans Carossa    Eine Kindheit (4)    habe ich nach 70 Seiten aufgegeben.

Natalia Ginzburg    Anton Tschechov (3-)    Biographie von Tschechov.

Joachim Fernau    Caesar läßt grüßen (2)    Fernau sah schon 1971 Parallelen zwischen Rom und Westeuropa. Ein Personen-Index und eine Zeittafel fehlen.

Dieter Stein    Für eine neue Nation (3-)    Ist eine Sammlung von Leitartikeln der letzten 20 Jahre mit immer den gleichen Themen, daher - obwohl ich Stein zustimme - ermüdend zu lesen.

Dr. YZ    Chirurgen (3+)    Eine ärztliche "Autobiographie" aus den 60ern, beginnend im 2. Weltkrieg. Deprimierend.

Richard Chaim Schneider    Fetisch Holocaust (4+)    Ich frage mich, warum der Autor nicht (nach Israel, USA ...) auswandert. Er lebt in Deutschland, mag die Deutschen überhaupt nicht. Immerhin ein treffendes Zitat
p. 118 "Das Phänomen des deutschen 'Gutmenschen', der aufgrund der fatalen Vergangenheit alles richtig machen will, jedoch so ziemlich alles falsch macht, was man falsch machen kann, der - und das ist noch entscheidender - festgestellt hat, daß man mittels des Holocaust viel für das eigene Image tun kann, läßt sich am Beispiel der skandalösen Geschichte des Holocaust-Denkmals zu Berlin bestens ablesen."

Friedrich Dürrenmatt    Das Versprechen (2)    mit Gert Froebe und anderem Schluß verfilmt.

Robert B. Parker    Einen Dollar für die Unschuld  (2)    (Spenser-)Krimi mit etwas schräger Moral, am Ende bringt der Detektiv ein Mädchen in ein Edel-Bordell.

Arthur Schnitzler    Ich (4+)    Erzählungen aus der K+K-Zeit, die mich wenig ansprechen.

Marcel Pagnol    Die Wasser der Hügel (2-)    hat von der 70-Seiten-Regel profitiert. Beginnt als eher lahme Sittenskizze eines südfranzösischen Dorfes und endet wie ein guter Roman.

Curd Jürgens    ... und kein bißchen weise (2)    mit einer sehr persönlichen (???) Widmung an meine Mutter. Jürgens' Autobiographie. Er ist (mir) danach wenig sympathisch, aber ich denke er schildert ehrlich die Anfechtungen eines Großbürgers während der Hitlerei.

Enid Blyton    Five on a Treasure Island (2+)    in einem Druck aus dem Jahre 1965 (mutmaßlich identisch mit dem Original von 1942). Jugendlektüre im 2. - 6. (?) Schuljahr. Angeblich "rassistisch", "sexistisch" etc.. Kann ich nicht erkennen. Ganz im Gegenteil ist eine(r) der Fünf Freunde ja das Mädchen Georg(e/ina), die als Junge (Tomboy) lebt. Ich finde immer noch, daß Blyton sich sehr gut in kindliche Seelen einfühlen konnte und eine vernünftige Moral vermittelte.

Gabor von Vaszary    Zwei gegen Paris (5)    War ein Bestseller in den 50ern; soll witzig sein, ich fand es öde - habe nach Seite 70 abgebrochen.

Lisette Lewin    Eine Reise ohne Ende (5)    Judenverfolgung in NL während deutscher Besetzung - habe nach Seite 70 abgebrochen.

Patrick White    Die im feurigen Wagen (5)    Keine Ahnung, worum es ging - habe nach Seite 70 abgebrochen.

Richard Gordon    Aber Herr Doktor (4)    Anekdoten aus dem Leben eines englischen Arztes in den 40ern und 50ern.

Ann Fairbairn    ... und wählte fünf glatte Steine (3+)    800 Seiten Roman über das kurze Leben eines hochbegabten schwarzen Rechtsanwalts. Geschrieben Ende der 60er, das verlinkte Review faßt das Buch gut zusammen, mäßig geschrieben, aber als Zeitdokument wertvoll. Es beschreibt den Rassismus der weißen Südstaatler ggü. Negern (das Wort kommt auf jeder Seite mindestens drei mal rein deskriptiv, so wie ich es immer noch verwende, vor), die - nach Buch - auch im 20. Jh, selbst in den 60ern, immer noch Freiwild waren und folgenlos getötet (!) werden konnten, was ich stark bezweifle. Aber auch der umgekehrte Rassismus von Negern ggü. Weißen wird thematisiert, heute in der BLM-Bewegung gut sichtbar.

Martha Grimes    The Old Success (3-)    Grimes war fast 90, als sie diesen Krimi schrieb. Viel zu viele Personen, viel zu wenig Logik.

Symon Myles    Hitparade für Erpresser (2)    Der Krimi zu Lola versus Powerman and the Moneygoround. Ausbeutung von Popgruppen durch Manager.

Martin Russell    Ohne Rückfahrkarte (2)    Krimi über eine Manipulation.

John Moore    Die Wasser unter der Erde (2+)    Nicht spannend und trotzdem sehr berührend.  Die Geschichte zweier englischer Familien kurz nach dem zweiten Teil des Weltkriegs, die Herrenhausbewohner und der Gärtner mit sechs Kindern. Der Untergang der Vorkriegsgesellschaft, der auch von Agantha Christie oft (wenn auch beiläufig) beschrieben wurde.

Richard Osman    The Thursday Murder Club (2+)    Eine Gruppe von Rentnern löst einen Kriminalfall. Klassischer Whodunit. Bißchen weniger Wokeness hätte eine 1- gerechtfertigt.

George Sims    Rache in Raten (2-)    Krimi über einen Rächer eines (nicht begangenen) Mordes.

Ray Bradbury    Fahrenheit 451 (2)    In einer Reihe mit Animal Farm, 1984 und Brave New World. Geschrieben 1950. Firemen löschen keine Feuer mehr, sie verbrennen Bücher. Parallelen zu den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts können nur zufällig sein. Das Buch ist (für mich) nicht leicht lesbar gewesen.

John D. MacDonald    Giftgrün für Vivian (2-)    Nicht ganz so stark wie seine anderen Bücher.

Ross MacDonald    Triff mich in der Leichenhalle (2)    Interessanter Plot in diesem Krimi aus den 50ern.

Collin Wilcox    Der Profi-Killer (3+)    Verbrauchskrimi aus den 70ern.

Jakob Christoph Heer    Nick Tappoli (3+)    100 Jahre alt, die (Liebes)Geschichte einer für damalige Verhältnisse emanzipierten Frau spielt in der Deutsch-Schweiz vor 150 Jahren. Die impliziten Werte, Fleiß, Ehrlichkeit, Sorgfalt, Selbstdisziplin, Selbständigkeit und Kreativität machen das Buch sympathisch. Der Plot selbst ist einigermaßen vorhersehbar.

Carlo Coccioli     Manuel der Mexikaner (5)    grauenhaft, ich habe keine 70 Seiten durchgehalten.

Gottfried Benn    Prosa und Autobiographie (4)    Ich habe alles, aber nicht lückenlos, gelesen. Langweiliger Stil und selbstverliebter Autor. Benn war ein "Rechter", deswegen mochte er keine Kommunisten, die Nazis mochten ihn nicht. Er durfte als Arzt (in beiden Kriegen) arbeiten, jedoch nichts veröffentlichen. Dieser Aufsatz hat ihm die 4 gerettet.

Gerhard Ludwig Weinberg    Eine Welt in Waffen (3-)    Fast 1.200 Seiten, davon 200 Seiten Anmerkungen und Bibliographie. Ein Buch über den zweiten Teil des Weltkrieges. Gut gefallen hat mir, daß er sich in alle Akteure hinversetzt hat und strategische Überlegungen aus allen Blickwinkeln betrachtet hat. Weniger gut finde ich die offensichtliche (aus Weinbergs Biographie erklärliche) Deutschenfeindlichkeit des Autors, der unter anderem der Ansicht ist, daß der Vertrag von Versailles gut für Deutschland war: p. 30 "Es war ein damals schon weitverbreiteter Irrglaube, daß Deutschland durch die Friedensbedingungen entsetzlich hart getroffen sei ...". Mehr Karten und ein Index hätten dem Buch gut getan.

Theodor Schieder und andere    Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße (3-)    in einer Ausgabe von 1997. Das Original wurde in den 50er Jahren vom Ministerium für Vertriebene herausgegeben. Wenn jemand dieses Buch heute als Beamter veröffentlichen würde, wäre das Grund genug für seine Entlassung. Ich habe nur die 150 Seiten der wissenschaftlichen Zusammenfassung gelesen, auf die 500 Seiten Augenzeugenberichte habe ich verzichtet.

Sabine Bode    Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr (2)    Witzig. Ein Buch einer 50jährigen Frau für gleichaltrige Frauen paßt ziemlich gut für mich. Ob ich mich so gut gehalten habe, oder ob ich doch mehr weibliche Anteile habe als man vermutet?

Nick Carter    Attentat auf Hawaii (2-)    Thriller aus den späten 60ern als amerikanische Agenten (in Büchern!) noch unfehlbar waren und andauernd Sex mit den allerschönsten Frauen hatten. Der Plot dreht sich um eine Methode, erloschene Vulkane wieder zum Ausbruch zu bringen. Keine Ahnung, ob das funktioniert.

Frank Kane    Der Vorhang fällt (3+)    Who-Done-It aus den 60ern, nach der Hälfte des Buches wußte ich, wer es war.

Philipp Schwenke    Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste (3-)    Roman über Karl May in den Jahren 1899 - 1903. Neben interessanten Interpretationen sehr viel Ärgerliches.

Craig Rice    Mr. Malone lebt gefährlich (3+)    Kurzgeschichten aus den 60ern über einen detektivisch veranlagten Strafverteidiger.

Rajko Djuric, Jörg Becken, Berthold Bengsch    Ohne Heim und Grab (4-)    Geschichte der Roma und Sinti habe ich nach 110 Seiten abgebrochen. Ermüdende Faktenhuberei, kein roter Faden erkennbar.

Johannes Mario Simmel    Gott schützt die Liebenden (2-)    Roman, dessen Inhalt den Titel Lügen straft.

Hildegard Knef    Das Urteil (4-)    habe ich nach 70 Seiten abgebrochen. Die Knef konnte formulieren, aber der Inhalt ist entsetzlich langweilig.

Jonathan Franzen    Die Korrekturen (5)    Grauenhafter Unsinn. Die Kritiker waren begeistert. 2001 National Book Award.

Wallace Stegner    Das Lachen eines Sommers (4+)    Vorhersehbar.

Dick Francis    Die letzte Hürde (2-)    Krimi im Reitermilieu.

Stefan Heym    Lenz oder die Freiheit (5)    Habe ca. 100 Seiten gelesen, weil ich das Thema - Revolution von 1848 - interessant finde. Beim Kommunisten Heym gerät es zu Propaganda.

Ariel Dorfman    Der letzte Gesang des Manuel Sendero (5)    Diese laut Klappentext "intellektuell-hintergründige Parabel" habe ich ausnahmsweise vor Seite 70 abgebrochen. Bizarr langweilig.

Lis Böhle    Zwesche Ring un Rhing (2-)    Geschichten auf Kölsch. Kurz vor (oder nach) den Großen Krieg. Amüsant.

Max Shulman    Ich war ein Teenage-Casanova (4-)    im Original "I was a Teen-Age Dwarf". Langweilige Geschichten (mit Mädchen) eines heranwachsenden recht kleinwüchsigen jungen Mannes, keine Beziehung zu "Casanova". Soll witzig sein - ist es nicht. Nach 70 Seiten abgebrochen.

James Hadley Chase    Der scharlachrote Mund (3)    Krimi über einen Mann, der sich in eine Mörderin verliebt.

Boris Pasternak    Doktor Schiwago (4-)    Nach 100 Seiten abgebrochen. Langweilig, weil mir die (zig) russischen Namen nicht in den Kopf gehen. Die Zeit vor der Revolution an sich hätte mich schon interessiert.

Gert von Paczensky    Verbrechen im Namen Christi (3)    wollte ich nach 30 Seiten weglegen, weil er islamische Eroberungen allzu leichtfertig abtut. Danach wird es interessanter. Es geht um Verstrickungen der Kirchen mit den Kolonialherren, von der Eroberung Mexikos bis in die 60er, die er sehr negativ beurteilt (exakt meine Meinung). Seine Ansicht, daß die Kirchen sich kaum von den weltlichen Herren unterscheiden, kann er nur teilweise belegen. Jedenfalls wäre es für die Indianer, Afrikaner, Aborigines und Asiaten besser gewesen, es hätte keine europäische Kolonisation gegeben. Meiner Meinung nach wäre es auch für Europa besser gewesen. Ein Zitat aus dem Buch von 1991
p. 285/86 ... Nun [nach dem Vertrag von Tianjin] standen auch Chinesen, die Christen wurden, unter dem juristischen Schutz der Länder, aus denen die Bekehrer stammten. Das war kein geringer Eingriff in chinesisches Hoheitsrecht. Stellen Sie sich vor. die in Deutschland lebenden Moslems unterstünden nicht deutscher Gerichtsbarkeit, sondern könnten nur vor den Botschaftern oder Konsuln der Türkei, des Irans, Pakistans und der anderen moslemischen Länder angeklagt werden.!

Frank Jordan    Ares (2+)    Ein Geburtstagsgeschenk. Krimi, Thriller, Tatsachenbericht, Dystopie? Spannend, beängstigend. Ich kann den Optimismus der Autorin (Frank Jordan ist ein Pseudonym) nicht teilen. Im wirklichen Leben gibt es mE keinen Carl Brun.

Helmut Schmidt    Weggefährten (2+)    habe ich - mit FDP-Stimme - zwei mal gewählt. In diesem Buch aus dem Jahre 1996 schreibt er über Menschen, die ihm begegnet sind. Er verwendet das Wort "Freunde" sehr großzügig, nicht hanseatisch-zurückhaltend. Mit einem wie Schmidt als Kanzlerkandidat würde die SPD heute noch Wahlen gewinnen. Er ist ein Verfechter des Euro (und befürwortete Brandts    Ostpolitik) gewesen, davon abgesehen, teile ich seine Ansichten zu 100%. Einige Zitate aus dem Siedler-Taschenbuch, 1998, mögen das belegen.
p. 132 Viele Wähler der großen Mitte sehen sich und ihre Familien in ihrer geistigen Freiheit bedrängt oder eingeengt viel mehr durch linke Ideologien, wie sie z. B. in den Rahmenrichtlinien für den Politischen Unterricht oder in Juso-Kampagnen gegen Eigentum zum Ausdruck kamen. ... Tatsächlich müssen wir in unserem Land mit seinen besonderen [gemeint Nazis+"DDR"] Erfahrungen doch der Sorge vieler Rechnung tragen, daß abermals im Namen der Freiheit Intoleranz in unser Land einziehen könnte. ... Die Angst als intolerant und rechts abgestempelt zu werden, ist bei vielen Menschen ... so groß, daß sie lieber modische Trends mitmachen und die Augen vor der Gefahr verschließen, ...
p. 150 Eine demokratische, eine offene Gesellschaft pervertiert zum geschlossenen, totalitären Staat, wenn zugunsten eines abstrakten Ideals die Pluralität der politischen Zielsetzungen selbst aufgegeben wird.
p. 156 Denn wer bereit ist zur späteren Verantwortung für die Folgen dessen, was er heute tut oder fordert, der soll - so meine ich - diejenigen Folgen seines heutigen Handelns, welche die Entschlußfreiheit seiner Nachfolger oder Nachkommen mindern, so klein wie möglich halten.
p. 243 Marion Dönhoffs Liberalität besteht im Kern aus der Toleranz gegen Andersdenkende - allerdings nur, soweit diese nicht zur Gewalt greifen; aus dem Willen, Minderheiten zu schützen - allerdings nur, sofern eine Minderheit nicht den Versuch zur Terrorrisierung der Mehrheit macht.
p. 290 John McCloy war ein Mann nach meinem Herzen. ... An erster Stelle stand da die Pflicht zum Dienst am Wohl seiner eigenen Nation, gefolgt von der Pflicht zum Dienst am Wohl der Welt.
p. 333 Je heterogener die Einwohnerschaft eines Staates oder einer Stadt zusammengesetzt ist, umso größer und blutiger die gewaltsamen Auseinandersetzungen - und um so notwendiger eine starke Regierung.
p. 338 Deutschland will nicht von bosnischen und kurdischen Flüchtlingen überlaufen werden ... Wir können keine zusätzlichen türkischen Zuwanderer und keine Flüchtlinge aus den muslimischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion bei uns mehr aufnehmen, ohne wachsende Konflikte zu riskieren.
p. 360 Aber auch dann, wenn wir willentlich und zusätzlich unsere Städte zu "multikulturellen Gesellschaften" umbauen wollten, würde dadurch unsere Aufgabe nicht leichter, sondern vielmehr noch schwieriger, als sie heute bereits ist. ... Wenn man aber durch unbegrenzte Zuwanderung von Menschen anderer Religion oder anderer kultureller Tradition eine relativ homogene Gesellschaft in eine zunehmend heterogene Gesellschaft umgestaltet, dann überfordert man die Menschen.
p. 403 Allerdings stellte er [Karl Schiller] seine eigene ökonomische Erkenntnis fast immer über außenpolitische Notwendigkeiten, so noch zuletzt in seinem Urteil über den Maastrichter Vertrag und die Europäische Währungsunion, die er aus ökonomischen Gründen abgelehnt hat.
p. 410/11 Gremien, die in der Mehrzahl aus akademisch gebildeten Intellektuellen bestanden, ..., haben mir weniger gelegen. Leider spielten [sie] ... in der SPD bereits in den siebziger Jahren eine allzu große Rolle. ... Willy Brandt ist ... [ihnen] sehr weit entgegen gekommen, dem neuen Pazifismus, der einäugig die Sowjetunion als Verhandlungspartner favorisierte ...; der neuen Frauenemanzipation, die in Wahrheit keineswegs neu war; der neomarxistischen sozialökonomisxchen Planungseuphorie wie auch der ökologischen Angstmacherei - weil man selber ein festes Einkommen hatte, brauchte man ... keine Rücksicht auf die Ökonomie zu nehmen und schon gar nicht auf die deutsche Position im Wettbewerb auf den Weltmärkten,  ... von  dem ein Drittel der Arbeitsplätze abhing.
p. 499 Die Demokratie kann vor die Hunde gehen, wenn die politischen Gegner sich gegenseitig als Feinde behandeln.
p. 554/55 Amerika ist ein Schmelztiegel ... Aber die Integration der Kinder und Enkelkinder der Einwanderer in die amerikanische Gesellschaft braucht ihre Zeit, bei Weißen mindestens eine Generation, bei Gelben oder Schwarzen dauert es zumeist länger, sofern es überhaupt gelingt.
p. 555 Diese [Bundesgesetzgebung] hat bezüglich der Gewährung von Asyl, aus irrationalem Idealismus, bereits allzulange der Klarheit und Stringenz ermangelt.
p. 560 Freunde können sich darauf verlassen, daß einer dem anderen seine Meinung sagt; Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sind auch Bindemittel der Freundschaft. Natürlich müssen Freunde miteinander streiten können, aber ebenso selbstverständlich gehört die Toleranz gegenüber der begründeten Meinung des anderen zur Freundschaft dazu.

Karl May    Himmelsgedanken (4)    Ich habe durchgehalten, obwohl das Werk wirklich schauderhaft ist. Gedichte vom Mayster, über 99% Gebete. Ein einziges, das mir gefällt, "Ich bin so müd, so herbstesschwer  ...". Dazu Aphorismen - die sind besser, aber nicht gut. Jetzt kann ich fundiert mitreden ...

John D. MacDonald    Der Tod wirft gelbe Schatten, Der dunkelschwarze Betrug, Der grüne Tod (2)    Sammelband mit drei aufeinanderfolgenden Storys über Travis McGee. Spannend, witzig, zynisch. Alle drei gut, Der dunkelschwarze Betrug eher besser, Der grüne Tod ein wenig schwächer. Nur zwei Bücher wurden verfilmt, obwohl das Setting, ein Hausboot in Florida, eine Menge Möglichkeiten geboten hätte.

Thomas Wolfe    Schau heimwärts, Engel (4-)    Nach über 100 Seiten hatte ich genug. Der Übersetzer kennt sehr viele interessante Worte, einige davon mir unbekannt, aber Inhalt und Stil sagen mir nichts.

Françoise Sagan    Ein bißchen Sonne im kalten Wasser (2)    hat von der 70-Seiten Regel profitiert. Am Anfang langweilig, später fand ich einige Parallelen zu meinem Verhalten - nicht immer schmeichelhaft. Trotzdem Γνῶθι σεαυτόν!

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen (2)    mit Schwerpunkt Corona. Regt zum Nach-/Mitdenken an, auch wenn er sicherlich nicht immer richtig liegt.

Daniele Varè    Das Tor der glücklichen Sperlinge (3-)    Autobiographisches aus China zur Zeit des Großen Krieges. Das meiste konnte mich nicht fesseln.

John Rossiter    Das Syndikat kennt kein Pardon (3+)    Verbrauchskrimi aus den 70ern.

Arthur L Smith    Kampf um Deutschlands Zukunft (4+)    Umerziehung in britischen, amerikanischen und russischen Lagern während und nach dem 2. Weltkrieg. Zu viele Details, zu wenig roter Faden.

David Herbert Lawrence    Lady Chatterly (4-)    116 Seiten habe ich durchgehalten, dann wurde es "sexy". Ich fand das weder spannend noch erregend - mag an der Übersetzung gelegen haben. Das Buch war vor 100 Jahren ein Skandal.

Monika Maron    Artur Lanz (2+)    Ein Weihnachtsgeschenk. Ich kannte Maron nur aus Kritiken, war eher skeptisch. Zwei Punkte Abzug für den vollkommen unrealistischen Schluß, in dem Zivilcourage karrieremäßig belohnt wird.

Thorsten Polleit    Der Antikapitalist (3)    Noch ein Weihnachtsgeschenk, euphorisch begonnen, eher desillusioniert zu Ende gelesen. Utopisch libertär. Meines Erachtens geht es nicht ohne Staat. Polleit behauptet das zwar dauernd, aber den Beweis dafür bleibt er schuldig. Vieles andere, zum Beispiel die Aussagen zum Urzins teile ich.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2020 (3+)    Wie immer eine Sammlung von Sekundärliteratur zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. In diesem Jahr etwas besser

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Hans Pleschinski    Voltaire - Friedrich der Große, Briefwechsel (4-)    Ich habe nach 60 Seiten aufgegeben. Endlose Schmeicheleien, für mich unerträglich zu lesen, und gelegentlich durchaus interessante Aspekte, nicht interessant genug, 600 Seiten durchzuhalten. Man könnte den Briefwechsel sicher ohne großen Informationsverlust auf 60 Seiten verkürzen.

Hans Habe    Ilona (1-)    Habe, Ungar, getaufter Jude, Journalist, sechs mal verheiratet ... deckte Hitlers richtigen Namen, Schicklgruber, auf. Die Nazis verbrannten seine Bücher. Wie viele andere Konservative würde er heute als "Nazi" diffamiert. Ilona, geschrieben 1960, ist die Geschichte einer (fiktiven) Ungarin, geboren 1886, bis 1956 (Ungarnaufstand). En passant wird Zeitgeschichte geschildert und philosophiert. Ein paar Zitate, die mir gut gefallen:
p. 268 [ein deutscher Militärarzt an der Isonzofront spricht zur Krankenschwester Ilona] ... Man spricht mitleidig vom Blinden unter Sehenden. Bedauernswerter ist der Sehende unter den Blinden.
p. 472 [der selbe Arzt, Abtreibungsgegner, im Berlin der 20er nach einer Abtreibung bei Ilonas Tochter] Das Zusammenleben der Menschen ist nicht auf Motiven, sondern auf Taten aufgebaut ...
p. 544 [Ilona denkt über elterliche Warnungen nach] Die meisten Vorurteile sind weise. Essenz des Urteils, nur aus nicht mehr erkennbaren Elementen zusammengesetzt.
p. 584 [Ilonas ehemaliger Liebhaber, Ex-Botschafter, deutlich älter als sie, beschreibt Anfang der 30er etwas der Maslowschen Bedürfnispyramide,die erst viel später bekannt wurde, sehr ähnliches. Hat Habe die schon vor 1960 entdeckt? ] Du mußt dir die menschlichen  Werte ... als einen Berg vorstellen [1. Nahrungsmittel ...; 2. tägliche Genüsse, Kino &c; 3. Soziale Vorteile, Altersrente, Recht auf Wohnsitzwechsel ...] Der Gipfel dieses Berges ... besteht aus der eigentlichen Freiheit, also der Freiheit des Wortes, der Meinung, der Rechtsprechung ...  Es gibt kein Volk, das für geistige und ethische Freiheiten kämpft ...
p. 688 [Stefan, Ilonas Mann, als Jude in die USA geflohen, jetzt 1949 zurück in Deutschland] ... es schien Stefan, als wollten die Jungen jetzt mit zornigem Eifer, doch völlig gefahrlos, nachholen, was sie, inmitten der Gefahr weniger zornig, versäumt hatten.

Robert B. Parker    Kaufpreis für einen Mörder; Bodyguard für eine Bombe; Finale im Herbst (2+)    Drei Thriller in einem Sammelband. Detektiv Spenser ist ein Ex-Boxer aber intelligent, seine Werte teile ich weitgehend. Am besten gefiel mir Finale im Herbst, hier erzieht er einen 15jährigen, der von seinen Eltern vernachlässigt wird.  Wikipedia hebt hervor, daß Spensers Freundin Jüdin ist und sein bester Freund schwarz. War mir nicht aufgefallen, warum ist das erwähnenswert?

Erich Kuby    Mein Krieg (2-)    Kriegstagebuch eines Dissidenten, der - Ironie des Schicksals - wegen einer Aufsässigkeitsstrafe nicht in Stalingrad dabei war. Erhellend; Kubys Einschätzung, daß Deutschland auch für den Großen Krieg verantwortlich war, kann ich nicht teilen.

Michel del Castillo    Straße der Erinnerung (5)    Langweilig, uninteressant, nichtssagend.

Aurelius Augustinus    Der Lehrer (3-)    (Fiktiver) Dialog zwischen Augustinus und seinem Sohn, zweisprachige Ausgabe. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem lateinischen Teil, inhaltlich fand ich es nicht überzeugend. Es ging nicht um Lehren, sondern um Worte.

Peter Finkelgruen    Haus Deutschland (3-)    Finkelgruen beschreibt die Suche nach dem Aufseher, der seinen Großvater im KZ ermordet hat. Als Einzelfallschilderung bestürzend, seine Verallgemeinerungen sind hanebüchen. Ich frage mich, warum Finkelgruen in Deutschland lebt.

Lion Feuchtwanger    Exil (5)    Nur angelesen, keine 70 Seiten. Meine Mutter mochte Feuchtwanger - ich nicht.

Ernst Wiechert    Das einfache Leben (1-)    Ein Marineoffizier zieht nach Ende des Großen Krieges nach Ostpreußen und lebt dort als Fischer. Klingt unspektakulär, ist es auch. Hat in mir eine wehmütige Stimmung ausgelöst, der Mann konnte schreiben. Er war im KZ, heute würde er als "Nazi" beschimpft.

David Fraser    Rommel (2-)    Biographie des Panzergenerals durch einen General, was das Buch gut lesbar macht, bis auf die (zu kleinteilige) Schilderung von Schlachten. Rommels Erlebnisse im Großen Krieg haben mich an Karl May erinnert. Mit wenigen nahm er viele gefangen, oft ohne große Verluste. Das Buch spricht auch über seine Schwächen, Antisemit etc. war er jedenfalls nicht.

Nick Carter     Menschenraub am Perlfluß (2-)    Verbrauchskrimi aus den späten 60ern. Ein US-Wissenschaftler wird nach China entführt. Carter befreit ihn.

Ingersoll Lockwood    The Baron Trump Collection (4)    sagt angeblich die (Donald) Trumpregierung etc. voraus. Das Werk besteht aus drei Teilen, die ersten beiden, die ich aufgrund schlechter Sprache und langweiligem Inhalt nicht zu Ende gelesen habe, sind eine Mischung aus Lewis Carroll und Jules Verne mit dem Helden Baron Trump. Im - sehr kurzen - dritten Teil wird eine Revolution in den USA prognostiziert. Dieser dritte Teil hat recht interessante psychologische Einsichten, aber auch er ist grauenhaft formuliert.

Janina David    Ein Teil des Ganzen (5)    Laaangweilig. Nach 70 Seiten in den Müll.

Arno Surminski    Jokehnen (2)    Ein autobiographischer Roman über eine Kindheit in Ostpreußen während der Hitlerei. Traurig-schön.

Max Ulrich    Stellvertreter fürs Kittchen (2-)    Verbrauchskrimi aus den 60ern.

Charles Chaplin    Die Geschichte meines Lebens (3+)    Autobiographie von Charlie Chaplin. Ich finde seine Filme langweilig und nichtssagend, die Biographie ist lehrreich, aber sie macht ihn (mir) unsympathisch.

Erich Segal    Love Story (2-)    Segal war Griechischprofessor als er die traurig-schöne Geschichte schrieb. Ich habe den Film natürlich nicht gesehen.

Oliver Bleeck    Das Mordpatent Procane (2-)    Verbrauchskrimi aus den 60ern über einen Meisterdieb.

Fred M Stewart    Die Nachfahren (2)    ist eine spannende und lehrreiche Geschichte über italienische Einwanderer in die USA vom 19. Jh bis in die 60er.

Oskar Maria Graf    Die Ehe des Herrn Bolwieser (4+)    Hanebüchen unpsychologisch. Daß Fassbinder das Buch verfilmt hat, paßt.

Alexandro Jodorowsky    Wo ein Vogel am schönsten singt (5)    Laaangweilig. Nach 70 Seiten in den Müll.

Lion Feuchtwanger    Goya (4-)    Uninteressant. Ich habe 150 Seiten gelesen, ohne, daß mich irgendetwas berührt hätte.

Friedrich Hebbel    Die Nibelungen (2)    in einer Auflage von 1919. Geschrieben 65 Jahre vorher.

Eugen Richter    Sozialdemokratische Zukunftsbilder (2)    Hellsichtige, vor 130 Jahren geschriebene, Prognosen eines Liberalen über die Sozialdemokratisierung. Vieles davon ist eingetreten.

Georgette Heyer    Mord vor dem Dinner (2)    Gemütlicher Landhaus-Krimi. Ich hatte den Mörder ziemlich früh erkannt.

Gila Almagor    Der Sommer von Aviha (5)    hat nur 90 Seiten, da habe ich die restlichen 20 auch noch gelesen. Uninteressant.

Peter Landesmann    Juden und ihr Glaube (3)    ist ein Sachbuch über das Judentum, kein Thema, das für mich (im Gegensatz zu meiner Mutter) von besonderem Interesse ist. Trotzdem, erhellend. Mehr Parallelen zum Islam als ich dachte.

Ronald Knox    Die drei Gashähne (2-)    Gemütlicher Landhaus Krimi von 1927. Für heutige Zeitgenossen unlösbar, da man dazu wissen muß, wie eine Gasnachttischlampe funktioniert.

Wolf-Henry Sturt    Erinnerungen eines Lehrers (3-)    ist kein schlechtes Buch, aber der Titel ist mE irreführend. Der Leser - zumindest ich - erwartet witzige Schulgeschichten, oder gar brisante Fakten aus Henrys, wir waren Kollegen, Schulleben. Eine einzige Person habe ich erkannt. Das Buch ist eher aufklärend als witzig.

Dacia Maraini    Zeit des Unbehagens (5)    Uninteressant

Arthur Schnitzler    Jugend in Wien (4+)    erinnerte mich ein wenig an Zweig, läßt aber dessen Witz und Einsicht vermissen.

Andreas Hillgruber    Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege (3)    vertritt den Standpunkt, daß Deutschland am Anfang des Großen Krieges zwar eher defensiv agierte, aber im Verlaufe des Krieges zunehmend aggressive (Hitler teilweise vorwegnehmende) Ziele verfolgte. Hat mich nicht überzeugt. Daß der MSB Spartakus, schon 1972 (!), versuchte, seine Berufung zu verhindern spricht gegen den MSB, und zeigt, daß schon damals die Linken Cancel-Culture betrieben.

Felix Huch    Mozart (3+)    Ein biographischer Roman über ein Thema, das mich überhaupt nicht interessiert. Trotzdem, gut geschrieben, lehrreich.

Felix Krautkrämer    Die offene Flanke der SPD (3)    Ein Heft, eher eine juristische Anklageschrift, aus dem Jahre 2007, das die Verstrickung von SPD und Linksextremisten im "Kampf gegen Rechts" offenlegt. Es hat sich seitdem nichts geändert. Der von mir verlinkte Wikipedia-Artikel zeigt die Macht des Netzwerks.

Kleine Menschenkunde für Meister (2)    Ein Heftchen aus dem Jahre 1962, mit dem Meister Personalführung lernen sollten. Der erste Satz der Handreichung " Sie haben die Erfahrung gemacht, daß Ihre Mitarbeiter ihrem Wesen nach verschieden sind", dürfte heute nicht mehr geschrieben werden, aus ganz vielen Aspekten. Ich finde, der Autor hat weitgehend recht - auch mit seinen konkreten Tips ohne "wissenschaftlichen Anspruch".

Jörn Pfennig    Keine Angst dich zu verlieren (5)    Gedichte, die mich nicht ansprechen.

Alfred Döblin    Schicksalsreise (3)    erzählt seine Flucht aus Nazideutschland durch Frankreich in die USA.

Carter Brown    Die Witwe (2-)    Krimi aus den 50ern über einen Mord in einer Sekte.

Henrik Ibsen    Gesammelte Werke Band II, Reclam, 1888 (2-)    sind fünf (erstaunlich aktuelle) Dramen von Ibsen, geschrieben Mitte des 19. Jhs und kurz darauf ins Deutsche übersetzt. Psychologisch, witzig, spannend, tiefsinnig - und ein wenig vorhersehbar, insbesondere Gespenster und Das Fest auf Solhang. Im Volksfeind (erinnert mich an Kohlhaas), zum Beispiel, geht es um einen Arzt, dem auffällt, daß sein eigenes Kurbad die Besucher krankmacht, da die zuführende Wasserleitung voller Bakterien ist. Das ist durch ein Gutachten belegt, die Zeitung will es bringen, aber auf  Druck des Bürgermeisters wird die Angelegenheit vertuscht (Parallelen zu 2015 bzw. den "Hetzjagden von Chemnitz" sind rein zufällig). Im Verlaufe der Handlung wird der Arzt - ähnlich Kohlhaas - immer starrsinniger und unvernünftiger (Parallelen zu den "DDR"-Irrenhäusern sind ebenfalls nur zufällig), alle außer seiner engsten Familie sagen sich von ihm los.

Hans Georg Bentz    Gute Nacht Jakob (3+)    wird im Untertitel als "heiterer Roman aus verklungenen Tagen" bezeichnet. Ich fand das vorherrschende Gefühl eher als Wehmut nach einer vergangenen Zeit, konkret dem Jahr 1913/1914, das der Autor als 11jähriges großbürgerliches Kind mit Jakob, einer zahmen Dohle, verbringt. Bentz hat eine wunderbare Sprache und ich stimme mit ihm (dem erklärten "Antifaschisten" in der 50er-Jahre-Bedeutung des Wortes) politisch zu fast 100% überein, aber die Vogelanekdoten (erfunden? erlebt?) fand ich nicht immer gut.

Gerhard Wisnewski    verheimlicht, vertuscht, vergessen 2020 (2)    wieder besser. Ich stimme nicht in allem mit dem Autor überein, finde seine Anregungen aber interessant und wichtig. Greta, Ibiza, Notre Dame, Lübcke, Epstein, Framing ... Pflichtlektüre.

Yuval Noah Harari 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert (3)    wollte ich nach 30 Seiten nicht mehr lesen. Ich habe mich dann gezwungen, das Buch zu Ende zu lesen. Harari analysiert recht gut, dafür, daß er im Grunde dem herrschenden linkslieberalem Narrativ folgt. Das Kapitel über Zuwanderung ist weniger einseitig als in seinen Kreisen üblich, immerhin gesteht er - Seite 237ff - ein, daß es deutliche Unterschiede zwischen Kulturen gibt, "Für einen Muslim ist es deutlich leichter nach Deutschland zu gehen, als für einen Christen, nach Saudi Arabien zu emigrieren." Er versäumt es dann allerdings, die offensichtlichen Schlüsse zu ziehen.

Guy Sajer    Denn dieser Tage Qual war groß (2)    Ist die autobiographische Erzählung eines Deutschfranzosen, der 1942 halbfreiwillig für Deutschland an der Ostfront kämpft. War, obwohl deutschenfreundlich, 1967 in Frankreich ein Bestseller, in Deutschland fast unbekannt. Die Schilderungen des "Alltags" sind grauenhaft, es ist kein Landser-Roman, sondern ein Anti-Kriegsbuch. Jeder, der die Migranten an der türkisch-griechischen Grenze "Flüchtlinge" nennt, sollte Sajers Schilderungen der ukrainischen, polnischen und ostpreußischen Flüchtlinge lesen.

Judith Kerr    Eine Art Familientreffen (3+)    Ein Jugendbuch aus den 70ern. Eine deutsch-jüdisch-britische Emigrantin besucht 1956 ihre Mutter in Berlin. Vor dem Hintergrund der Ungarnaufstände (die waren damals schon aufmüpfig) und Suez-Krise geht es um Mutter-Tochter-Beziehung, Freitod und natürlich auch die Judenverfolgung im Nazideutschland. Wäre ein sehr gutes Buch für den Englischunterricht mit ganz vielen Gesprächsanlässen und Themen, gäbe aber aufgrund seiner Differenziertheit (Z. B. p. 180, Sie lächelte dem jungen Mädchen zu, das zu Ende des Dritten Reiches höchstens drei oder vier Jahre alt gewesen sein und also nicht verantwortlich gemacht werden konnte)  )großen Ärger.

Annakarin Svedberg    Doppelbett (5)    habe ich nicht zu Ende gelesen. Ein Roman aus den 60ern über die Liebe zweier Frauen zueinander. Grottenlangweilig.

Hilde Spiel    Fanny von Arnstein (5)    genauso langweilig. Die Biographie einer Frau, die Ende des 18. Jahrhunderts in Berlin/Wien lebte. Das Thema ist interessant - das Buch unerträglich.

Harald Bongard     Johann Müller aus Schönau (3)    Ein kleines Heftchen über den Räuber Johann Müller, der vor 200 Jahren in der Eifel sein Unwesen trieb.

Karl May    Auf fremden Pfaden (2)    Sammlung diverser Reiseerlebnisse, deren längste vom Kampf der Buren gegen von Briten aufgehetzte Zulus handelt. Heute würde man das, was er schreibt, "rassistisch" nennen, damals war es eher progressiv, eine Protagonistin (mit einem Buren verlobt) ist ein Negermädchen.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2019 (3)    Wie immer eine Sammlung von Sekundärliteratur zu Karl May, mal besser, mal weniger gut.

Martin Sonneborn    Herr Sonneborn geht nach Brüssel (3+)    Weihnachtsgeschenk eines Verwandten (der Sonneborn, DIE PARTEI, gewählt hat?) . Sonneborn bestätigt inhaltlich alle negativen Vorurteile, die "rechte Populisten" über den EU-Apparat, Selbstbedienungsladen für Parlamentarier, undemokratisch, ineffizient, ...,  haben. Allerdings bringt er seine Ablehnung gegenüber diesen Populisten emotional immer wieder zum Ausdruck. Er selbst ist einer von den Absahnern, ohne jegliche Moral, aber immerhin einigermaßen witzig.

Maureen Johnson    Truly devious (4+)    Fing gut an mit der Beschreibung der (hochbegabten, etwas "merkwürdigen") Protagonistin. Wird dann politisch (anti Republican) und endet mit "to be continued". Für einen Krimi finde ich das enttäuschend.

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Alice Miller    Das Drama des begabten Kindes (4)    fand ich in den 80ern gut. Jetzt noch einmal gelesen. Ent"täuschend".

Cilla&Rolf Börjlind    Die dritte Stimme (3)    Als Krimi mit verschiedenen Handlungssträngen gut, aber ansonsten zu "skandinavisch".

Wer weiß denn sowas (3+)    Das Buch zur Fernsehserie, voller unwichtiger, aber teils interessanter Information.

Klaus-Peter Wolf    Ostfriesennacht (3)    Nicht schlecht, aber zu politisch korrekt für einen Krimi.

Reinhard Sprenger    Sprengers Spitzen (2+)    Von einem Kollegen empfohlen. Die ersten Spitzen, regelmäßig in der Wirtschaftswoche, eher konventionell, dann wird er mutiger.

Hans Fallada    Jeder stirbt für sich allein (2-)    Nach Lesen des Vorworts weiß man, daß auf Seite 620 alle Protagonisten tot sind. Ein Arbeiterehepaar schreibt und verteilt während des Krieges Karten mit nazikritischen Texten in Berliner Häusern. Kurz nach dem Krieg schrieb Fallada diese (nicht in allen Einzelheiten) wahre Geschichte auf, sein entspannter, lakonisch-witziger Stil macht das Buch trotz des grausigen Themas lesbar. Pflichtlektüre für heutige "Nazijäger" (=Naziverharmloser), damit sie sehen, was Totalitarismus wirklich war.

Hank Janson    Hank zwischen Rot und Schwarz (2-)    Verbrauchskrimi aus den 60ern.

William Tyler    Doppelspiel in Berlin (2)    Spionagethriller.

Ian Rankin    Rather be the Devil (2-)    Rebus-Krimi.

Walter Serner    Der elfte Finger (5)    Dadaistisch. Gnadenlos wirr&langweilig.

Franz Werfel    Eine blaßblaue Frauenschrift und andere Meisternovellen (3-)    Die eponyme Novelle über einen Angepaßten ist empathisch, die anderen vier haben mir nicht gefallen, obwohl Werfels Stil für mich sehr eingängig ist.

Johannes Ludwig    Boykott, Enteignung, Mord (2-)    war nicht angenehm zu lesen, obwohl es gut geschrieben ist. An konkreten Beispielen, unter anderem Kaufhof (vormal Leonhard Tietz) wird geschildert, wie die Arisierung während der Hitlerei ablief. Lehrreich für den, der aus der Geschichte lernen mag. Ich hätte mich sehr für Recherchen im Falle DuMont interessiert - leider Fehlanzeige.

Val McDermid    Broken Ground (3+)    Was drei Jahre (siehe unten) ausmachen können. Gewohnt spannender Krimi, aber die triefende Political Correctness ist kaum zu ertragen. Mein letzter McDermid.

Judson Philips    Lösegeld für den Senator (3+)    Krimi aus den 70ern über eine politische Entführung und darauffolgende Empörungen.

Brian Freemantle    Agentenpoker (2), Jagd auf Charlie Muffin (2), Charlie Muffins Schachzug (2)    Sammelband mit drei Romanen über einen britischen Spion aus der Arbeiterklasse, der nicht nur mit externen Feinden , sondern vor allem mit Bürokraten aus dem Establishment kämpft.

Magnus Backes & Regine Dölling    Die Geburt Europas (3)    Beschreibt Kunst und Geschichte zwischen 400 und 800 n. Chr. Ich hätte mir Landkarten anstatt Photos gewünscht, aber das reich bebilderte Werk ist recht instruktiv.

Françoise Sagan    Bonjour Tristesse (3-)    Roman über eine Vater-Tochter-Beziehung in den 50ern.

Werner Bergengruen    Die drei Falken (2-)    Eine schöne Geschichte aus dem Spätmittelalter.

Alfred Döblin    Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende (4-)    Das Buch hat mich Wochen gekostet, weil ich bis zum Schluß gehofft hatte, daß es Sinn ergibt. Einfach nur schlecht.

Ariel Dorfman    Die Maske (5)    Nach 40 Seiten abgebrochen - noch schlechter als der Döblin.

Mary McCarthy    Die Clique (3)   Roman aus den 50ern über eine Gruppe von Absolventinnen eines vornehmen Frauen-Colleges. Die Männer sind immer die bösen, aber man gewinnt trotzdem einige Einblicke in das New York der 30er.

Carter Brown    Es geschah in Hollywood (3+)    Krimi über einen Mord im Filmstarmilieu.

Lesley Lokko    The last Debutante (3)    Die Geschichte von Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Tochter aus dem britischen Adel zwischen 1938 und 2014. Spionage in Deutschland, Frauenpower und Lieblosigkeit.

Paul Alverdes    Rabe, Fuchs und Löwe (2-)    Ist eine Sammlung von Fabeln aus der ganzen Welt. Böse, realistisch, weise, un-PC

Stanley Ellin    Im achten Kreis der Hölle (2-)    Ein Detektiv soll die Unschuld eines der Korruption verdächtigen Polizisten beweisen.

Jerry Cotton    Für mein Leben keinen Cent (2-)    Typischer Verbrauchskrimi aus den 60ern, kein Autor genannt.

Hugh Pentecost    Mit Blut gestempelt (2-)    Krimi, der im New Yorker Briefmarkenhändlermilieu der 30er spielt.

Alistair MacLean    Die Insel (2)    Krimi bzw. Abenteuergeschichte über einen Filmdreh auf einer kleinen Insel im Nordmeer.

Alan Paton    Denn sie sollen getröstet werden (2)    Ein versöhnliches Buch über die Beziehung zwischen einer weißen und einer schwarzen Familie im Südafrika Ende der 40er, zur Zeit der Apartheid. Die Sprache (obwohl übersetzt) gefiel mir gut.

Pattloch    Wenn ich mein Leben noch einmal leben dürfte (5)    Nichtssagend

Erika Mann    Mein Vater, der Zauberer (5)    Laaangweilig.

Karl-May-Gesellschaft    Fünfzig Jahre KMG (3)    Rückblick zum Jubiläum der KMG. Für Mitglieder und Karl-May-Fans interessant.

Karl May    Durchs wilde Kurdistan (1)    Bekannt spannend und witzig, gelegentlich aufklärerisch. Unerwartet aktuell. Mays (Vor)Urteile decken sich im wesentlichen mit meinen.

Bill Knox    Ferngespräch nach Rom  (3)    Krimi aus den späten 50ern.

Simon Brett    Komödianten lachen laut und sterben leise (3)    Krimi aus dem Londoner Künstlermilieu der späten 70er.

Finn Søeborg    Und sowas lebt (4+)    Völlig überspitzte Satire aus dem Nachkriegsdänemark.

Marc Elsberg    Gier - wie weit würdest Du gehen? (3-)   Deutlich schwächer als die beiden anderen Bücher von ihm, die ich gelesen hatte. Elsberg referiert Ricardos Theorem, nachdem Außenhandel immer gut (für fast alle) ist. Die Annahme, daß ein Wirtschaftswissenschaftler wegen einer solchen Entdeckung (von Finanzoligarchen) umgebracht wird, ist lächerlich. Elsberg schreibt (schematisch aber) gut, daher noch befriedigend.

Paul Scharre    Army of None (3+)    Ein Handbuch über Waffen der (Vergangenheit und) Zukunft.  Gut ist, daß er unterschiedliche Standpunkte referiert im Grunde aber selbst meinen Standpunkt teilt, daß man mit KI vorsichtig sein solle; ich fand das Buch trotzdem langweilig.

Felix Dahn    Völkerwanderung (3+)    Auf jeder Seite gefühlt fünf römische Generäle und fünf germanische Fürsten, fast alle mit je sehr ähnlichen Namen. Aber die gemächliche (mehr als 30 Seiten pro Tag habe ich nicht geschafft) Lektüre, erhellt die Urgründe des karolingischen Europas, der Spaltung in Deutschland und Frankreich.

Max Bronski    Oskar (2-)    Ein Roman über einen Mann, der sein Gedächtnis verloren hat. In der ersten Hälfte locker-flockig-leicht, dann wird es zunehmend dunkler. Mutig, daß er Autor Sympathie für die Südtiroler Separatisten zeigt.

Stephen Hawking    Kurze Antworten auf große Fragen (3-)    Ich bin bekanntlich kein Physiker und Hawkings Theorien sind selbst für seine Fachkollegen oft unverständlich. In diesem Buch äußert er sich aber auch zu anderen Fragestellungen, etwa der KI.

Thomas Reichert    Wir vom Jahrgang 1956 (3-)    Ein Geburtstagsgeschenk. Die ersten Seiten erinnern mich tatsächlich Vieles aus meiner Kindheit, dann wird das Büchlein sozialpädagogisch und verherrlicht die 68er. Nicht meine Erinnerung.

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Karl May    Und Friede auf Erden (3-)     Eine langweilige Geschichte aus dem Spätwerk des Maysters. Spannender ist die Veröffentlichungsgeschichte; das Original "Et in Terra Pax" erschien in einem Sammelband anläßlich der Niederschlagung des Boxeraufstands. Der Herausgeber, Kürschner bestellte eine spannende Abenteuergeschichte und bekam ein Märchen im Stile von "Nathan der Weise", aber langweiliger. Immerhin prägt May das Wort Lügenbuch auf Seite 64: [der christliche Missionar, Waller] nannte das Hamail [ein Koran, der um den Hals gehängt einem arabischen Scheich als Amulett dient] ein Lügenbuch. ... "Und dieser Mensch [der Dolmetscher]  war so unvorsichtig, das Wort Lügenbuch zu übersetzen ..." Allerdings ist Waller, der den Koran "Lügenbuch" nennt, ein verbohrter Mensch, dem Wahnsinn nah. Kara [May selbst] kritisiert den Ausdruck allerdings nicht inhaltlich, sondern nur wegen der negativen Folgen für Waller. Mann kann "Und Friede auf Erden" sowohl als Beleg für Mays "Rassismus" etc. als auch für seinen Willen zur Völkerverständigung, Toleranz etc. lesen.

Hendrik Berg    Lügengrab (3)    kein Bezug zum "Lügenbuch", sondern ein Krimi über einen Mord in der Vergangenheit auf einer Hallig. Bißchen sehr übersinnlich.

J. Jefferson Farjeon    Thirteen Guests (2-)   ein Krimi aus den 30ern, "the Golden Age of Murder". Witzig, aber der Plot ist an den Haaren herbeigezogen.

Ruth Rendell    From Doon with Death (2-)    ein Krimi aus den frühen 60ern, entscheidend für die Aufklärung ist die Homosexualität des (weiblichen) Opfers. Damals sicher ein Skandal, ich hatte das in der Mitte der Geschichte schon vermutet.

James Hadley Chase    Es tut nicht weh, Baby   (3+)    Ein Thriller aus den frühen 60ern über einen Casinoraub.

Will Squerent    Ein Strick für Deinen zarten Hals (3+)    Detektivroman aus den späten 60ern, das einzige Buch des Autors, die NYT hält den Namen für ein Pseudonym.

Gerhard Wisnewski    verheimlicht, vertuscht, vergessen 2019 (2-)    wirft wieder interessante Fragen auf, so über Merkels Asylpolitik und die Katastrophen in Bologna und Genua. Seine Meinung zu Big Pharma teile ich nicht.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2018 (3)    wie immer eine Sammlung von Aufsätzen zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. Besonders schwach der Aufsatz von Frau Thüring über "topographische Aspekte einer Figurenanalyse bei Karl May". Fußnoten unbrauchbar am Ende der Aufsätze anstatt auf der jeweiligen Seite.

John Rowland    Calamity in Kent (2-)    ein Krimi aus den 50er Jahren, der Plot ist dünn, Sprache und Atmosphäre gefallen mir gut.

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Donald Hamilton    Die Zerstörer (3-)   Spionageroman aus den 60ern, flach.

Erich Wulffen    Karl Mays Inferno (3+)     Eine Ende der 1920er geschriebene, erst jetzt veröffentlichte, Biographie Karl Mays durch den Staatsanwalt, Richter, Ministerialbeamten und Schriftsteller Wulffen. Sehr lehrreich, auch für Juristen, aber ein bißchen langweilig.

Andreas Gruschka    Verstehen lehren (2-)    Ein Pädagoge auf verlorenem Posten. Ein Zitat (nach dem Reclam Heft von 2011) möge das belegen p. 69 "Die didaktische Verpackung ... wird immer umfangreicher, während der Inhalt schrumpft."

Unbekannt    Merkwürdige Kriminalfälle des Richters Di (3)    Ein chinesischer "Krimi" aus dem 8. Jahrhundert.

K. C. Constantine    Ohne Sitte und Moral (5)    abgebrochen, wirr.

Maurice Procter    Irgendwo in dieser Stadt (2-)    englischer Krimi aus den 60ern; damals "modern", die Polizeibeamten haben ein Privatleben.

Heinz Höhne    Der Orden unter dem Totenkopf (3)    schwer lesbares Standardwerk über die Geschichte der SS, in den 60ern im "Spiegel" (war das damal wirklich möglich, echte Information im "Spiegel"?) veröffentlicht. Zitate nach der Gondrom-Ausgabe von 1990
p. 59 [Zustand der NSDAP ca 1930] ... es gab viel Ungehorsam in dieser NSDAP, denn sie war niemals eine einheitliche Partei gewesen [dann Schilderung der Strömungen, links-rechts, (nicht) antisemitisch
p. 60 [1926 über den Zustand der Partei] Den Weg zu den völkischen und nationalsozialistischen Gruppen in Nord- und Westdeutschland versperrte[n] ihm [Hitler] ... Gregor Strasser, ... Dr. Otto Strasser, ...Dr. Joseph Goebbels. Sie glaubten an einen völkischen Sozialismus, forderten die Verstaatlichung der Industrien und propagierten eine proletarische Allianz Deutschland-Rußland.
p. 162 [1933] Sie [die Polizei unter Heydrich] wurde zum "Erzieher" des Volkes, ..., der die Nation von allen unliebsamen Ideen befreite.
p. 270f [28. 5.1940] ... kaum einer der höchsten Funktionäre des Dritten Reiches [sollte] den Inhalt des Geheimdokuments kennen. [Zerstörung der Völker im Osten zugunsten deutscher Herrenmenschen] Die Juden müsse man mittels "einer großen Auswanderung nach Afrika oder sonst in eine Kolonie völlig auslöschen" ... die Volksbegriffe der Ukrainer, Goralen und Lemken verschwinden zu lassen. Dasselbe gilt im dem entsprechend größeren Maße für die Polen
p. 303ff [über den sehr uneinheitlichen Antisemitismus der Nazis, der kein ein getarnter Ausrottungsfeldzug war]
p. 318f [die SS unterstützt 1938/39 den Mossad heimlich beim Menschenschmuggel von Juden nach Palästina]
p. 347 [über die geplante Ermordung der polnischen Juden] Zum zweiten Mal ... gegehrte die Wehrmacht gegen den Wahnsinn der Endlösung auf. Für sie [General Curt Freiherr von Gienanth ...] bestand nicht der geringste Zweifel, daß die sogenannte Umsiedlung der Juden in Wirklichkeit den millionenfachen Mord bezweckte.
p. 351 ... das wahrhaft Entsetzliche der Judenvernichtung lag darin, daß Tausende biederer Familienväter dem öffentlichen Geschäft des Mordens nachgingen ... Der Sadismus war nur ein Aspekt der Massenvernichtung und nicht einmal ein von der SS-Führung gewünschter. ... Himmler beherrschte die fixe Idee, die Massenvernichtung müsse sachlich-sauber verwirklicht werden, der SS-Mann habe im staatlich befohlenen Mord "anständig" zu bleiben.
p. 479 [über einen angedachten Putsch, 1942, von Himmler gegen Hitler, und eine Separatfrieden mit den Westmächten]

Erhardt Eckert    Südöstliche Reise (4-)     Ein Propagandawerk aus dem Jahre 1943, das den Balkankrieg schön schreibt.

Robert von Ranke Graves    Ich Claudius (3+)    Eine 1933 in England geschriebene fiktive Autobiographie des römischen Kaisers Claudius. Ich zitiere nach dem List-Taschenbuch von 1955.
p. 171 [Herodes spricht zu Claudius] Es gibt eine alte Prophezeiung, wonach es stets Streit gibt, sobald Sem [der Ahnherr von Juden und Arabern] und Japhet [Ahnherr der Griechen und Römer] unter dem gleichen Dach hausen. Und das hat sich immer bewahrheitet. Alexandria ist ein gutes Beispiel dafür. Und wenn Palästina von den Griechen gesäubert würde, die dort nichts zu suchen haben, würde es viel leichter zu regieren sein.
p. 172 [Claudius über Herodes] Es war mir damals noch nicht gegenwärtig, daß die politischen Beziehungen zwischen Sem und Japhet das Problem waren, das ihn ausschließlich beschäftigte.
p. 232 [Herodes nach einem mißglückten Aufstand an Claudius] Japhet und Sem können sehr wohl als Brüder leben, aber jeder muß in seinem Haus selbst und allein herrschen.

Stefan Zweig    Geschichte eines Untergangs (3)     über die letzten Jahre einer ehemaligen Maitresse von Ludwig dem XIV.

Stefan Zweig    Zwei Erzählungen gegen den Krieg (3) Wondrak über einen böhmischen Deserteur und der Zang über einen Österreicher, der aus der Schweiz freiwillig, aus innerem Zwang einrückt.

Hugh Pentecost    Das Ende eines Party-Girls (3)    Absurde Geschichte über einen Polizisten, der ein Dorf von einer Bande ehrenwerter Bürger befreit.

Roald Dahl    Der krumme Hund (5)    Nicht mein Humor.

Jörg Fauser    Das Schlangenmaul (2)    Ein Privatdetektiv bekommt den Auftrag ein Mädchen zu suchen und kommt dem Geheimdienst in die Quere.

Eckart von Naso    Preußische Legende (3+)    Eine fiktive Autobiographie, 1939 geschrieben, von Anna Amalie, der jüngsten Schwester von Friedrich dem Großen, und ihrer Liebe zu  Friedrich von der Trenck, einem preußischen Offizier.

Stefan Heym    Radek (5)    Gnadenlos langweilig, nach 80 Seiten abgebrochenes Werk über den Kommunisten Karl Radek.

Richard Deming    Schlag auf Schlag (3)    Thriller aus den 60ern, ein Detektiv wird manipuliert.

Thilo Sarrazin    Feindliche Übernahme (2+)    Dieses Buch über den Islam sollte jeder gelesen haben. Nach Lektüre wird man in 20 oder 30 Jahren seinen Nachkommen allerdings nicht sagen können "Ich habe nichts gewußt". Gewohnt faktenreich, behutsam formuliert, etwas dröge, die (mE) zwingenden Schlüsse verheißen wenig Gutes für Deutschland und Westeuropa.

Anthony Horowitz    The Word is Murder (1-)    Horowitz erreicht mit diesem Krimi fast Agatha-Christie-Niveau (ihrer besten Bücher). Dazu muß man das Buch allerdings auf Englisch lesen. Eine adäquate Übersetzung scheint mir extrem schwierig. Eine alte Dame geht in ein Bestattungsinstitut und regelt die Einzelheiten. Sechs Stunden später wird sie ermordet ...

John Malten    Der Telefonmörder (3+)    Krimi aus den 60ern.

Anna Seghers    Der gerechte Richter und andere Erzählungen (2-)    der jüdischen Kommunistin aus den 50er Jahren, desillusioniert durch die Realität in Osteuropa. Erinnert mich an Kafka, obwohl sie vordergründig realistische Geschichten [Mayas, Italienische Kolonisierung Äthopiens, Gerechtigkeit im Ostblock] schreibt. Zwei Zitate (Aufbau Taschenbuch 1. Auflage 2000)

p. 58f. [ein angeklagter Richter denkt über seinen Ankläger] Glaubt der im Ernst an meine Schuld? ... Durchaus nicht. ... Nein. Halt! Etwas anderes spielt sich in seinem Kopf ab: Er selbst hält sich für gerecht, er will sich dafür halten können. Darum muß er sich zwingen, an meine Schuld zu glauben, damit er nicht seine Stelle verliert und rasch steigt.
p. 76  Sie [unschuldig lange im Lager inhaftierte] waren fest geblieben für sich und für alle, wenn sie dafür auch nicht gefeiert wurden.

Paul Gallico    Freund mit Rolls-Royce (3)    Ist eine Erzählung aus den frühen 60ern über eine Putzfrau, die in England Abgeordnete wird. Ein Zitat (Rowohlt Taschenbuch 1973)

p. 72 Und vor allem zeigte die Fernsehkamera, dieses unglaubliche Instrument, das einfach nicht lügen kann ...

Ellery Queen's     Mystery Magazine: Ein toter Hund (2-)    und andere Kurzgeschichten. Spannend, überraschend.

Egon Erwin Kisch    Nichts ist erregender als die Wahrheit (3+)    Band 1. Eine Ende der 70er getroffene Auswahl von Kischs Reportagen. Ein paar Zitate (Knaur Taschenbuch 1979)

p. 19 [ca 1910] Manche Herausgeber, ..., haben eingestanden, daß Zeitungen, ob sie nun dem Geschäft oder der Verbreitung einer Gesinnung dienen, eine ihre Ziele begünstigende Unwahrheit vorziehen müssen einer Wahrheit, die ihren Zielen zuwiderläuft.
p. 64 [ca 1914] Ein Obmann [hier Manager einer zweitklassigen Fußballmannschaft], ..., erweist den Koryphäen (auch wenn sie Amateure sind) Gefälligkeiten, manchmal zahlt er für sie die Zeche, manchmal kauft er dem einen oder anderen einen Winterrock, manchmal borgt er ihnen bares Geld.
p. 79 [ca 1914] So erschien ein Dementi in Fettdruck an der Spitze des Blattes: "Von hoher Stelle werden wir um Widerlegung der ... Gerüchte ... gebeten ... . Solche Dementis versteht der Leser [er weiß, daß das Gegenteil wahr ist].
p. 153 [ca 1922] Erstaunlich ist die Zahl der Menschenspuren am Meeresgrund: große Kohlenstücke, intakte und leere Konservenbüchsen ...
p. 187 [ca 1924] Im Jahre 1920, jawohl im Jahre 1920 schleppten Türken die zweitausend schönsten Jungfrauen, Mädchen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren, aus
Alexandropol fort, keine ist zurückgekehrt ...
p. 243 [ca 1930] [über Derivate] ... der Umsatz der Chicagoer Weizenbörse stellt ein Vielfaches des amerikanischen Weizenhandels dar, er ist sogar höher als die Welternte.
p. 275 [ca 1930] [über Savannah] Der Barbier, bei dem ich mich rasieren lasse, erzählt mir es seien vierzigtausend Neger in der Stadt ansässig, die neunzigtausend Einwohner hat. "Sie haben viel mehr Kinder als wir", seufzt er, "die Schulen sind voll von ihnen. Was soll werden, wenn sie die Mehrheit haben ..."

Brian Freemantle    Hartmanns Dilemma (2)    Spionageroman. Der jüdische Protagonist saß im KZ und spioniert nach dem Krieg für Sowjets und Amerikaner. Spannend und lehrreich.

Ralf Kramp    Aus finsterem Himmel (3)    Kramp kann schreiben, aber der Plot ist an den Haaren herbeigezogen.

Ernst Heilborn    Zwischen zwei Revolutionen (3)    Gemeint ist 1789 und 1848. Die Jahre 1790 bis 1810 waren anscheinend so etwas wie die 1960er und 70er. Ein paar Zitate (Volksverband der Bücherfreunde, 1927)

p. 116 Tieck läßt in seinen Märchenstücken das Publikum ... mitspielen; er legt seinen Figuren immer wieder Sätze in den Mund, die jegliche Illusion aufheben.
p. 223 In Deutschland ist der demokratische Geist aus Mitleid geboren worden [dann Schilderungen adliger Mädchen über Armut]

Bernhard Schlink    Der Vorleser (2)    hat definitiv von der 80-Seiten-Regel profitiert. Startet langweilig zog mich dann in seinen Bann.  Differenziertes Urteil über eine (analphabetische) KZ-Aufseherin.

Anja Lundholm    Mit Ausblick zum See (2)    hat von der 80-Seiten-Regel profitiert. Wollte es schon weglegen. Schön geschrieben, über die Überwindung von Todes-Angst und Mutter-Tochter-Beziehung. Ich mußte bei der Lektüre an ein Gespräch mit meiner Großtante Retchen vor ca 55 Jahren denken. Ich fragte sie, damals Mitte 50, also "uralt", nach dem Sterben. Sie sagte, daß man irgendwann keine Angst mehr davor hat.

Morris L. West    In den Schuhen des Fischers (5)    nach 80 Seiten abgebrochen. Grottenlangweilig. War 1963 ein Bestseller.

Geschichte der Welfen (5)    ist eine Übersetzung eines mittelalterlichen Textes. Grottenlangweilig.

Dieter Wellershoff    Der Sieger nimmt alles (5)       nach 80 Seiten abgebrochen. Grottenlangweilig.

Françoise Sagan    Ein verlorenes Profil (3-)    die Geschichte einer jungen Frau und ihres reichen Verehrers.

Marie Reiners    Frauen, die Bärbel heißen (3+)    rabenschwarzer Krimi(?) über Bärbel Böttchers Fund einer Leiche und die immer absurder werdenden Folgen von der Erfinderin von Mord mit Aussicht.

Anthony Horowitz    Magpie Murders (2+)    Horowitz, Autor meiner Lieblingkrimiserie, Foyle's War, schreibt einen Krimi in einem Krimi. Ein Kriminalbuchautor wird ermordet und der Krimi, den er gerade schrieb, trägt zur Aufklärung seines Todes bei.

Evelyn Berckman    Der teuflische Kreis (2)    Krimi aus den 60ern über zwei Ehemänner, die ihre Frau "überkreuz" umbringen.

Nassim Nicholas Taleb    Antifragile (1++)    Das allerallerbeste Sachbuch, das ich je gelesen habe. Unzusammenfaßbar. Im folgenden einige - nichtrepräsentative - Zitate nach der Random-House-Hardcover-Ausgabe von 2012. Bitte selbst lesen, optimal im Amerikanischen Original!

p. 3 Wind extinguishes a candle and energizes fire.
p. 3 Some things benefit from shocks, ... randomness, disorder ... Let's call them antifragile.
p. 3 Antifragility is beyond resilience or robustness.
p. 7 Complex systems are full of interdependencies ... and nonlinear responses.
p. 9 The fragilista ... defaults to thinking ... that what he does not understand does not exist ... he tends to mistake the unknown for the nonexistent.
p. 13 This makes this book my central work.
p. 14 My writings ... are nonoverlapping chapters from that central idea ... decision making under opacity.
p. 15 Modernity has replaced ethics with legalese.
p. 17 The robust or resilient is neither harmed nor helped by volatility and disorder, while the antifragile benefits from them.
p. 18 My thought is inseperable from autobiography.
p. 19ff [4 Seiten voller Beispiele für Fragilität, Robustheit, Antifragilität; danach sollten die Begriffe hinreichend klar sein]
p. 33f [Damokles ist fragil; Phönix robust; Hydra antifragil]
p. 34ff [Farbenblindheit? bei Homer, Gladstone MP im UK war Klassizist und Anhänger einer Ohne-Schulden-Politik, Einkommen-Steuer 1860 10p für Einkommen über 150 Pfund, lag im Zehntel-Promillebereich]
p. 36 ... fiscal deficits have proven to be a prime source of fragility in social and economic systems.
p. 38 ... depriving systems of ... vital stressors is not necessarily a good thing, and can be downright harmful.
p. 41 [post-traumatic growth !]
p. 42 ... necessity really is the mother of inventions.
p. 45 Redundancy is ambiguous because it seems like a waste if nothing unusual happens. Except that something unusual happens - usually.
p. 50 ... boring is the only very bad thing for a book.
p. 56 Stressors are information
p. 59f [er beschreibt die Wirtschaft als Organismus, der keinen Aufseher, Wirtschaftsminister, Zentralbankchef ... braucht]
p. 61 I feel anger and frustration when I think that one in ten Americans beyond the age of high school is on some kind of antidepressant.
p. 63 If you are ... alive something deep in your soul likes a certain measure of randomness and disorder.
p. 66 Some parts on the inside of a system may be required to be fragile in order to make the system antifragile. [das ist Evolution]
p. 68f Nature ... likes diversity between organisms rather than diversity within an immortal organism ...
p. 73 Both your failures and your successes will give you information.
p. 74 ... the antifragility of the higher level may require the fragility ... of the lower one.
p. 76 ... many government interventions and social policies end up hurting the weak and consolidating the established.
p. 82 Where simplifications fail, causing the most damage, is when something nonlinear is simplified with linear as a substitute.
p. 83ff [kontraintuitiver Vergleich eines Taxifahrers, vermeintlich "unsicher", mit einem Bankangestellten, vermeintlich "sicher"]
p. 87 The most stable country in the world [Schweiz] does not have a [large central] government.
p. 89 Our [human] emotional energy is blind to probability.
p. 90 [Switzerland] is perhaps the most successful country in history, yet it has traditionally had a very low level of university education ... techne (crafts and know how), not episteme (book knowledge, know what).
p. 94ff [über Syrien und Libanon, geschrieben 2012]
p. 98 It is hard to explain to naive data-driven people that risk is in the future, not in the past.
p. 106 Indeed, the longer it takes for the blowup to occur, the worse the resulting harm to both economic and political systems.
p. 107 ... the [Saudi] king openly travels for pleasure with a retinue that fills four Jumbo jets.
p. 109 Modernity starts with the state monopply on violence, and ends with the state's monopoly on fiscal irresponsability.
p. 109 ... we have managed to transfer religious belief into gullibility for whatever can masquerade as science.
p. 111 until penicillin ... going to the doctor increased your chance of death.
p. 111 Semmelweis's story is sad: a man who was punished, humiliated, and even killed for shouting the truth in order to save others. The worst punishment was his state of helplessness in the face of risks and unfairness.
p. 116 Theories are superfragile; they come and go, then come and go, then come and go again; phenomenologies stay, and I can’t believe people don’t realize that phenomenology is “robust” and usable, and theories, while overhyped, are unreliable for decision making—outside physics.
p. 117 In social science we should call these constructs "chimeras" rather than theories.
p. 123 A friend who writes books remarked that painters like painting, but authors like “having written”. I suggested he stop writing, for his sake and the sake of his readers.
p. 133 Political and economic "tail events" [seltene Ereignisse mit großen Konsequenzen, etwa eine Revolution, eine galoppierende Inflation] are unpredictable, and their probabilities are not scientifically measurable.
p. 146 Curiosity is antifragile, like an addiction, and is magnified by attempts to satisfy it - books have a secret mission and ability to multiply as everyone who has wall-to-wall bookshelves knows well.
p. 147 ... a system built on illusions of understanding probability is bound to collapse.
p. 147 Beyond some level it [wealth] forces people into endless complications of their lives ...
p. 155 [Er zitiert Livius (und in Folge Seneca), die vor 2000 Jahren Risikoscheu, also Asymmetrie,  kannten] "segnius homines bona quam mala sentiunt" [Des Menschen Gefühl ist weit unempfindsamer gegen das Gute als gegen das Böse.]
p. 156 ... Stoicism is about the domestication, not necessarily the elimination, of emotions.
p. 156 He [Seneca] said that wealth is the slave of the wise man and the master of the fool.
p. 160 ... they [people trained in static thinking] miss the strong logical precedence of survival over success.
p. 163 ... ignore small dangers, invest your energy in protecting them [children] from consequential harm. And only conssequential harm.
p. 165 I find it preferable ... to work intensely for very short hours, then do nothing fpr the rest of the time ...
p. 169ff [er argumentiert, daß man in der Regel nicht wirklich weiß man will, daß Aristoteles und sein arabischer Kommentator Ibn Rushd den Westen stark - und falsch - beeinflußt haben]
p. 173ff [er erzählt, wie Thales durch den Kauf einer Option auf Olivenpressen - antifragil! - reich wurde und daß Aristoteles den Pfiff dieser Geschichte nicht verstand]
p. 180 No one at present dares to state the obvious: growth in society may not come from raising the average the Asian way, but from increasing the number of people in the “tails,” that small, very small number of risk takers crazy enough to have ideas of their own, those endowed with that very rare ability called imagination, that rarer quality called courage, and who make things happen.
p. 186 For if you think that education causes wealth, rather than being a result of wealth, or that intelligent actions and discoveries are the result of intelligent ideas, you will be in for a surprise.
p. 188 We [humans] use randomness to spoon-feed us with discoveries - which is why antifragility is necessary.
p. 190 Both governments and universities have done very, very little for innovation and discovery ...
p. 209 The players [Londoner Banker, die sehr erfolgreich Währungshandel betreiben] were entirely cockney, even more seperated from sentence-forming society.
p. 213 In theory there is no difference between theory and practice ; in practice there is.
p. 215 An idea does not survive because it is better than the competition, but rather because the person who holds it has survived!
p. 219 Traders, usually uneducated, were considered overeducated if they could spell their street address correctly, while the professor was truly under the impression that traders studied mathematics to produce a price.
p. 221 No, we [Derivate-Händler] don't put theories into practice. We create theories out of practice.
p. 234 ... all the great skeptics have been largely either religious or, at least, pro-religion (that is, in favor of others being religious).
p. 243 [er zitiert Senecas Kritik an der Schule]
p. 246 ... I realized that school was a plot designed to deprive people of erudition by squeezing their knowledge into a narrow set of authors.
p. 247 There is such a thing as nonnerdy applied mathematics: find a problem first, and figure out the math that works for it (just as one acquires language), rather than study in a vacuum through theorems and artificial examples, then change reality to make it look like these examples.
p. 253 And if I asked someone riding a bicycle just fine to give me the theory behind his bicycle riding, he would fall from it.
p. 257 Cato's [der Ältere] commitment to democracy led him to believe in both freedom and the rules of custum, in combination with a fear of tyranny.
p. 260 You have taken probably a billion [Milliarde] decisions in your life. How many times have you calculated probabilities?
p. 261 Harvard is like a Vuitton bag or a Cartier watch.
p. 262 Education [der Bildungssektor] is an institution that has been growing without external stressors; eventually the thing will collapse.
p. 264 The four academics rejected my book [Dynamic Hedging], interestingly, for four sets of completely different reasons, with absolutely no intersection in their arguments. We practitioners and quants aren’t too fazed by remarks on the part of academics — it would be like prostitutes listening to technical commentary by nuns.
p. 274 Look at the convexity effect at work: the average number of cars on the road does not matter at all for traffic speed. If you have 90,000 cars for one hour, then 110,000 cars for another hour, traffic would be much slower than if you had 100,000 cars for two hours.
p. 280f [ein köstlicher Exkurs über Kerviel und Société Générale und die verlorenen 6 Milliarden Dollar]
p. 286 ... a governmental golden rule: no borrowing allowed, forced fiscal balance.
p. 294f ... much of what is taught in economics that has an equation, as well as econometrics, should be immediately ditched ...
p. 301 There are many things without words, matters that we know and can act on but cannot describe directly, cannot capture in human language or within the narrow human concepts that are available to us.
p. 308 ... if you have more than one reason to do something (...) , just don't do it. 
p. 310 As shown from the track record of the prophets: before you are proven right, you will be reviled; after you are proven right, you will be hated for a while, or, what’s worse, your ideas will appear to be “trivial” thanks to retrospective distortion.
p. 318 So the longer a technology lives, the longer it can be expected to live.
p. 320 Effectively my answer would be to make them read the classics [auf die Frage, wie man Kinder für das 21. Jahrhundert "fit" macht].
p. 321 We rely more on water than on cell phones but because water does not change and cell phones do, we are prone to thinking that cell phones play a larger role than they do.
p. 333 ... we find the same focus on messages, warnings about the present, and the same [bei Griechen ebenso wie bei Semiten im Altertum] punishment inflicted on those able to understand things others don't.
p. 335 There are secrets to our world that only practice can reveal, and no opinion or analysis will ever capture in full.
p. 348 Evolution proceeds by undirected, convex bricolage or tinkering, inherently robust, i.e., with the achievement of potential stochastic gains thanks to continuous, repetitive, small, localized mistakes. What men have done with top-down, command-and-control science has been exactly the reverse: interventions with negative convexity effects, i.e., the achievement of small certain gains through exposure to massive potential mistakes. Our record of understanding risks in complex systems (biology, economics, climate) has been pitiful, marred with retrospective distortions (we only understand the risks after the damage takes place, yet we keep making the mistake), and there is nothing to convince me that we have gotten better at risk management.
p. 349 If there is something in nature you don’t understand, odds are it makes sense in a deeper way that is beyond your understanding. So there is a logic to natural things that is much superior to our own. Just as there is a dichotomy in law: innocent until proven guilty as opposed to guilty until proven innocent, let me express my rule as follows: what Mother Nature does is rigorous until proven otherwise; what humans and science do is flawed until proven otherwise.
p. 362 ... the mere mention of the names of the fragilista journalists Thomas Friedman or Paul Krugman can lead to explosive bouts of unrequited anger on my part ...
p. 367 Breaking a fast feels like the exact opposite of a hangover.
p. 378 ... the courage to stand up for an idea, and enjoy death in a state of thrill, simply because the privilege of dying for truth, or standing up for one's values, had become the highest form of honor. And no one has had more prestige in history than ... one Greek and one Semite.
p. 393 Never put your enemy's back to the wall.
p. 395 Never listen to a leftist who does not give away his fortune or does not live the exact lifestyle he wants others to follow.
p. 399 ... most journalists, professional academics, and other in similar phony professions don't read original sources, but each other, largely because they need to figure out the consensus before making a pronouncement.
p. 413 ... the more complicated the regulation, the more prone to arbitrages by insiders.
p. 420 When I hear about classes in ethics, I get ... tense.
p. 423 ... what should be done to live in a world that does not want us to understand it, a world whose charm comes from our inability to truly understand it.

Ian Fleming    Octopussy und andere riskante Geschäfte (2)    Viel besser als die Bond-Filme. Octopussy ist in der Tat ein Tintenfisch, der ...

Képes Gábor, Álló Géza    The Past of the Future (3)    Katalog über ein Museum zur Entwicklung der EDV in Szeged, in dem ich eine wunderbare Führung erleben durfte. Erinnerungen an die 70er ...

Josephine Tey    A Shilling for Candles (2)    Guter Krimi über den Mord an einer Filmschauspielerin, aber an Agatha Christie kommt Tey, trotz gegenteiliger Ansicht von Kritikern, nicht heran. Ihre Plots sind brilliant, aber ihr fehlt Christies Täuschung durch Sprache.

Josephine Tey    The Man in the Queue (2)    Guter Krimi über den Mord an jemandem, der vor einem Theater in der Schlange steht. Siehe oben.

Josephine Tey    The Franchise Affair (2+)    Ist streng genommen kein Krimi hat aber einen spannenden Plot.

Martin Suter    Montecristo (2)    Ein Thriller aus der Welt der Hochfinanz. Ich fürchte, daß da mehr Wahrheit drinsteckt als wir glauben.

Clemens Laar    Garde du Corps (2-)    Ein Roman über einen Preußischen Gardeoffizier in der Kaiserzeit.

Christian August Vulpius    Rinaldo Rinaldini der Räuberhauptmann (3+)    Der Schwager Goethes schreibt einen Roman über einen fiktiven italienischen Räuberhauptmann. Angeblich hat er Karl May, der besser plottet und vor allem besser schreibt, inspiriert.

Patricia Cornwell    Gefahr (3+)    Krimi über eine schöne Staatsanwältin und ihren (indianischen) Ermittler.

Robert Galbraith    The Silkworm (2-)    Ein Krimi von J. K. Rowling unter Pseudonym. Der Privat-Ermittler ist Afghanistan-Veteran mit Beinprothese.

Karl May    Im Lande des Mahdi II (2+)    Und weiter gegen die Sklavenjäger, witzig, kenntnisreich, islamfreundlich und -kritisch zugleich.

Friedrich Sieburg    Unsere schönsten Jahre (5)    Grottenlangweilig. Nach ca 50 Seiten abgebrochen, Buch entsorgt.

Karl Olsberg    Mirror (2-)    Utopischer (dystopischer?) Roman aus der Jetztzeit über eine Software, die FaceBook+Google+Alexa und eine Menge "Bravo-Dr. Sommer" umfaßt.

Daniele Varè    Daniele in der Diplomatengrube (3+)    Eine Sammlung von Episoden aus dem Leben eines italienischen Großbürgers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
p. 17  Agnes war ein Musterbeispiel jener laboriositas, von der Leibniz sagt, sie sei ein Merkmal der deutschen Nation.
p. 65 [zitiert
Maffeo Pantaleoni, ca. 1922] Viele Regierungen betreiben den sogenannten Staats-Sozialismus und die Fürsorge, die allgemeine Bevormundung der Bürger, wobei zahllose Staatsmonopole und Privilegien geschaffen werden ... Die Regierungen fast aller Staaten bezahlen in kleinerem oder größeren Ausmaß die - käufliche - Presse und nehmen damit Einfluß auf die Bildung der öffentlichen Meinung.
p. 174 [zitiert Churchill vom 31.12.1940 im Washington Star] Amerikas Eintritt in den [1. Welt-]Krieg war nicht nur ein Unglück für das Land selbst, sondern auch für seine Verbündeten, denn wärt ihr daheim geblieben und hättet euch um eure eigenen Angelegenheiten gekümmert, so hätten wir mit den Mittelmächten bereits im Frühjahr 1917 Frieden gemacht.
p. 235 Huey Long, ..., wurde einmal gefragt: 'Governor, glauben Sie, daß wir in diesem Land je den Faschismus haben werden?' Dieser entgegnete: 'Natürlich, mein Freund. Nur werden wir ihn Anti-Faschismus nennen'
p. 255 6. Dezember [1946] Nichts ist so typisch faschistisch wie der extreme Anti-Faschismus.

Arnold Zweig    Der Streit um den Sergeanten Grischa (3+)    1927 geschrieben, angeblich preußische Bürokratie - im großen Kriege - persiflierend. Witzig, trotz des tragischen Ausgangs, fast nur sympathische Menschen, nur Ludendorff wird - unter anderem Namen, aber eindeutig - als "das Böse" dargestellt. Ob das historisch zutrifft, kann ich nicht beurteilen.
p. 215 die [Engländer] haben ihre kriegerische Zeit längst hinter sich, ihre Fechternaturen schicken sie in die Kolonie ..
p. 312 Wer Recht anerkennt, erkennt Grenzen an, ...; wer Recht achtet, dem sind die Gartenbeete seines Nachbarn heilig.
p. 426 Im
Bes Medresch saßen auf der Bank ... acht Männer ... und feierten das Ereignis, daß sie im Ablauf der Jahre den Talmud von Mitte zu Mitte miteinander durchgelernt hatten, ..., streitend in jener jahrtausendealten Erörterung, die denn Sinn des Menschen für geistige Aufgaben, Unterscheidungen und Einsichten geschärft hat, wie kaum eine andere.
p. 433 Ausgerechnet weil sie soviel arbeiten, haßt man die Deutschen.

Albert Gervais    Ein Arzt erlebt China (3+)    Erinnerungen eines französischen Arztes an seine Erlebnisse in China, 20er Jahre. Heute käme der Autor sofort ins Gefängnis, 1929 bekam er dafür einen Literaturpreis in Frankreich. Auf p. 91 schildert er ein "Erlebnis" mit einer 12- oder 13-jährigen Prostituierten, das ganze Buch ist voller abfälliger Bemerkungen über Chinesen. Vorurteile oder Rassismus würde man heute sagen. Damals normal, meine deutsche Ausgabe ist von 1953.

Franz Treller    Die letzten Sprossen des Wolfsgeschlechts (3)    Vorbereitungen zur Schlacht im Teutoburger Wald am Beispiel eines chattischen (hessischen) Fürsten. Treller war May-Konkurrent und Zeitgenosse, heute zurecht vergessen. Die Sprache ist oft kaum genießbar schwülstig, der Plot einigermaßen spannend.

Volker Kutscher    Lunapark (3+)    Ein Krimi aus der frühen Hitlerzeit. ("Normal-")Kriminelle SA-Leute. Wäre deutlich überzeugender, wenn er 1935 geschrieben worden wäre.

Herbert Weffer    Von aach bess zwöllef (??)    Ein Wörterbuch des Bonner Dialekts.

Andreas Schnurbusch    Schleusermord (3+)    Ein real(istisch)er Krimi, geschrieben von einem Polizeibeamten. Spannend, aber liest sich stellenweise wie ein Polizeiprotokoll.

Rosa Ribas und Sabine Hofmann    Das Flüstern der Stadt (2-)    Krimi, der im Spanien der 50er Jahre unter der Franco-Diktatur spielt. Ein interessanter Plot. Mein Lesevergnügen wurde durch die Übersetzung getrübt und dadurch, daß politisch etwas dick aufgetragen wird.

Sammelband    Deutsche Freunde (2-)    Zwölf Doppelportraits (in den 90ern geschrieben) vom Alten Fritz&Katte bis zur Fußballnationalmannschaft von 1954. Unterschiedliche Autoren, unterschiedliche Qualität.

Nassim Nicholas Taleb    Skin in the Game (1+)    Das beste Sachbuch, das ich je gelesen habe. Witzig (!) und klug, dazu relativ leicht verständlich, wenn man Englisch bzw. Amerikanisch kann. Ein bißchen arrogant&überheblich. Man kann es nicht zusammenfassen. Sarrazin schreibt Bücher, die ich vielleicht auch schreiben könnte. Taleb erklärt mir, warum ich sie schreiben wollen würde. Er macht (meine) Intuition sichtbar. Im folgenden einige Zitate, Seitennumerierung nach dem Hardcover, Allen Lane, 1. Auflage 2018, Vieles ist schon im Netz zu finden, da Taleb die Kapitel beim Schreiben in Facebook diskutieren ließ.
p.  3     In academia there is no difference between academia and the real world; in the real world, there is.
p.  6     But, to this author, skin in the game is mostly about justice, honour, and sacrifice.
p.  10     In general, when you hear someone invoking abstract modernistic notions, you can assume that they got some education (but not enough, or in the wrong discipline) and have too little accountability.
p.  14     You will never fully convince someone that he is wrong; only reality can.
p.  14     Evolution can only happen if risk of extinction is present.
p.  15     Systems learn by removing parts.
p.  15     Skin in the game keeps human hubris in check.
p.  21     Universal behaviour is great on paper, disastrous in practice.
p.  23     We may not know beforehand if an action is foolish - but reality knows.
p.  25     Forecasting (in words) bears no relation to speculation (in deeds).
p.  26     If something stupid works (and makes money), it cannot be stupid.
p.  26     What is rational is what allows the collective - entities meant to live for a long time - to survive.
p.  29     Things designed by people without skin in the game tend to grow in complication (before their final collapse).
p.  31     When there is fire, you will run faster than in any competition.
p.  33     If you do not take risks for your opinion, you are nothing.
p.  34     Artisans have their soul in the game.
p.  36     The skills at making things diverge from those of selling things.
p.  37     A country should not tolerate fair-weather friends. There is something offensive in having a nationality without skin in the game.
p.  43     It [studying mathematics for pleasure] made my bull***t detector so sensitive that listening to well-markted nonsense (by verbalistic people, especially by academics) had the same effect as being put in a room with instances of randomly occuring piercing and jarring sounds. the type that kill animals.
p.  55     [sehr zweifelhaft, mE] Laws come and go; ethics stay.
p.  56     [Taleb zitiert die Sharia, gharar, das er anders auslegt als die Wikipedia] No person in a transaction should have certainty about the outcome while the other one has uncertainty.
p.  58     [Taleb zitiert Nietzsche, "Jenseits von Gut und Böse", Kap 4, Spruch 82, in - mE schlechter - englischer Übersetzung, hier im Original] »Mitleiden mit allen« – wäre Härte und Tyrannei mit dir, mein Herr Nachbar!
p.  58     Theodosius' Code deprived Roman citizens who married "barbarians" of their legal rights.
p.  59     [Nach vielen Beispielen, daß alle Gruppen, unter anderem Juden und Zigeuner, Gruppenmitglieder anders behandeln als Nichtgruppenmitglieder. Offenbar kennt er die deutsche Praxis nicht.] So we exercise our ethical rules, but there is a limit - from scaling - beyond which the rules cease to apply.
p.  59     [oder kennt er Deutschland doch?] For whenever "we" becomes too large a club, ..., and each one starts fighting for his own interest.
p.  59     This scale transformation from the particular to the general is behind my skepticism about unfettered globalization and large centralized multiethnic states.
p.  59     [er zitiert Yaneer Bar-Yam] Better fences make better neighbours.
p.  59/60 [beklagt er die Dummheit westlicher Einmischung in Nahost. Bekanntlich ist er Libanese]
p.  61     [er zitiert Geoff and Vince Graham] "I am, at the Fed level, libertarian; at the state level, Republican; at the local level, Democrat; and at the family and friends level, a socialist." If that saying doesn't convince you of the fatuousness of left vs. right labels, nothing will.
p.  62     [über die Schweiz und Deutschland in der Vergangenheit] ... if things worked well in Switzerland and other Germanic countries, it is .. because of ... scaling ... Germany is a federation.
p.  63     A journalist ... is supposed to always, always make pronouncements about stuff he can barely find on a map.
p.  64/65 [über das Dilemma von Ärzten. Gut geschrieben, trotzdem handele ich nicht nach Talebs Empfehlung. Ich frage mich, warum]
p.  66     Administrators everywhere on the planet, in all businesses and pursuits, and at all times in history, have been the plague.
p.  71     A kosher (or halal) eater will never eat nonkosher (nonhalal) food, but a nonkosher eater isn't banned from eating kosher.
p.  72     In the UK, where the (practicing) Muslim population is only 3 to 4 percent, a very high proportion of the meat we find is halal. Close to 70 percent of lamb imports from New Zealand are halal.
p.  79/80 [nach einigen sehr interessanten Seiten über Gene und Sprachen] ... the great irony is that Northern European supremacists ("Aryan"), while anti-Semitic, used the classical Greeks to give themselves a pedigree ... but didn't realize that the Greeks and their Mediterranean "Semitic" neighbours were actually genetically close to one another.
p.  80     ... if a non-Muslim man marries a Muslim woman, he needs to convert to islam [Omar Sharif, zum Beispiel!] - and if either parent of child happens to be Muslim [wenn ein Moslem eine Christin heiratet], the child will be Muslim.
p.  80     ... becoming Muslim is irreversible, as apostasy is the heaviest crime under the religion, sancioned by the death penalty.
p.  80-82 [sehr interessante Gedanken über römische Heiden, Christen, Juden und Moslems]
p.  83     It is the most intolerant person who imposes virtue on others precisely because of that intolerance.
p.  86     It is not permissible to use ... "Western principles" in treating intolerant Salafism ... The West is currently in the process of committing suicide.
p.  87     The [gemeint ist Wertpapier-] market is like a large movie theatre with a small door. And the best way to detect a sucker ist to see if his focus is on the size of the theatre rather than that of the door.
p.  92     Leave people alone under a good structure and they will take care of things.
p. 100     An employee is - by design - more valuable inside a firm than outside of it; that is, more valuable to the employer than the marketplace.
p. 102     Freedom entails risks - real skin in the game. Freedom is never free.
p. 105     What matters isn't what a person has or doesn't have; it is what he or she is afraid of losing.
p. 105/6     You would think that the head of the CIA would be the most powerful person in America, but it turned out that the venerated David Petraeus was more vulnerable than a truck driver. The fellow couldn't even have an extramarital relationship.
p. 106     ... it is easier to trust the word of an autocrat [Putin] than a fragile elected official [Politiker des Westens].
p. 107     Although employees are reliable by design, it remains the case that they cannot be trusted in making decisions, hard decisions, anything that entails serious tradeoffs.
p. 108     Since 2001 the policy for fighting Islamic terrorists has been, to put it politely, missing the elephant in the room, sort of like treating symptoms and completely missing the disease.
p. 112/3     ... my desire to return Lebanon to the Eastern Mediterranean, the Greco-Roman world to which it tangibly belongs, away from ... Arabism.
p. 113     Being Salafi is not a race but a political movement-cum-criminal organization ...
p. 113     ... those who engage in smear campaigning as a profession are necessarily incompetent at everything else ...
p. 120     The trinity is what caused other monotheists to see traces of polytheism in Christianity, and caused many Christians who fell into the hands of the Isalamic State to be beheaded.
p. 120     He [Jesus] was a risk taker.
p. 120     ... he [Jesus] sacrificed himself for the sake of others.
p. 121     ... there is no religion without some skin in the game.
p. 122     Always do more than you talk. And precede talk with action.
p. 123     What we saw worldwide from 2014 to 2018, from India to the UK to the US, was a rebellion against the inner circle of no-skin-in-the-game policymaking clerks & journalist insiders, that class of paternalistic semi intellectual 'experts' who were telling the rest of us what to do
p. 124/5 The I[ntellectual]Y[et]I[diot] pathologizes others for doing things he doesn’t understand without ever realizing it is his understanding that may be limited. He thinks people should act according to their best interests and he knows their interests ...  What we generally call participation in the political process, he calls by two distinct designations: “democracy” when it fits the IYI, and “populism” when the plebeians dare voting in a way that contradicts his preferences.
p. 130     True equality is equality in probability.
p. 131     Dynamic inequality takes into account the entire future and past life.
p. 134     The problem is never the problem; it is how people handle it.
p. 135     ... that class of people who love to theorize and engage in false solidarity with the oppressed, while consolidating their privileges.
p. 137/8 ... people flood their stories with numbers and graphs in the absence of solid or logical arguments. ... Just a little bit of significant data is needed when one is right;
p. 139 ... having rich people in a public office is very different from having public people become rich ...
p. 139/40     So there is an implicit bribe in civil service: you act as a servant to industry, say Monsanto, and they take care of you later on. They do not do it out of a sense of honour: simply, it is necessary to keep such a system going and encourage the next guy to play by the rules.
p. 141-144 [er argumentiert sehr überzeugend, daß Zeit bzw. Überleben in der Zeit das einzige Kriterium für Expertentum ist.]
p. 147     Once upon a time, studying post-colonial theories could help you get a job other than serving French fries. No longer.
p. 147     The most convincing statements are those in which one stands to lose, ones in which one has maximal skin in the game; the most unconvincing ones are those in which one patently ... tries to enhance one's status without making a tangible contribution
p. 152     [Er zitiert Nietzsche, ich gebe das Original wieder] Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.
p. 158     In any activity, hidden details are only revealed via Lindy [=im längeren Zeitablauf]
p. 158     What can be phrased and expressed in a clear narrative that convinces suckers will be a sucker trap.
p. 169     Very few people understand their own choices, and end up being manipulated by those who want to sell them something.
p. 170     ... you may need to hide your erudition and learning [if you want to have friends]
p. 170     ... it [eine Anekdote, bei der ihm das Dreisterne-Essen nicht schmeckt, ich selbst habe das mehrfach erlebt] shows the presence of an inverted U curve with a level [of wealth] beyond which you get incremental harm.
p. 173f     [sehr kluge Worte über Terroristen]
p. 178     [über eine Podiumsdiskussion mit David Cameron und die Berichterstattung in den Medien] The entire fifty-nine minutes were summarized by the press and reported from a tangential comment that lasted twenty seconds taken in reverse.
p. 179     If we don’t understand something and it has a systemic effect, just avoid it.
p. 179     The London newspapers were actively misrepresenting something to their own public.
p. 180     Further, such an agency problem as that of the current press is systemic, as its interests will keep diverging from that of its own public, until the eventual blowup ... . I was less frustrated by the misinterpretation than by the fact that no reader would have realized that ninety-nine percent of my discussion with Cameron was about other things than climate change. If the former could have been a misunderstanding, the latter is a structural defect. And you never cure structural defects; the system corrects itself by collapsing.
p. 180/1     The divergence is evident in that journos worry considerably more about the opinion of other journalists than that of the general public. Compare to a healthy system, say that of restaurants. ... restaurant owners worry about the opinion of their customers, not those of other restaurant owners.
p. 184     It is ... immoral to claim virtue without fully living with its direct consequences.
p. 185     If your private life conflicts with your intellectual opinion, it cancels your intellectual ideas, not your private life.
p. 185     If your private actions do not generalize, then you cannot have general ideas.
p. 186     Virtue is not something you advertise.
p. 188     Courage is the only virtue you cannot fake.
p. 189     Sticking up for truth when it is unpopular is far more of a virtue, because it costs you something - your reputation.
p. 201     [nach einer längeren Erörterung der verschiedenen Religionen] The problem with the European Union is that naive bureaucrats ... are fooled by the label [religion]. They treat Salafism, say, as just a religion ... when in fact it is just an intolerant political system ...
p. 202     [er zitiert Gibbon, Decline&Fall, siehe weiter untern] The various modes of worship which prevailed in the Roman world were all considered by the people as equally true; by the philosopher as equally false; and by the magistrate as equally useful.
p. 202     [sehr kluge Bemerkungen über Heidentum und Liberalismus]
p. 207     Love without sacrifice is theft.
p. 210     There are people who are atheists in actions, religious in words (... Christians) and others who are religious in actions, religious in words (Salafi Islamists and suicide bombers) but I know of nobody who is atheist in both actions and words....
p. 214     Survival comes first, truth understanding, and science later. [vgl. Brecht Fressen&Moral, der Hobbes bzw. Aristoteles umschreibt: Primum vivere, deinde philosophari]
p. 216     The rationality of an action can be judged only in terms of evolutionary considerations.
p. 217     Beliefs are ... cheap talk.
p. 217     Recall that skin in the game means that you do not pay attention to what people say, only to what they do, and how much of their neck they are putting on the line. Let survival work its wonders.
p. 219     How much you truly "believe" in something can be manifested only through what you are willing to risk for it.
p. 220     What is rational is that which allows for survival.
p. 221     Rationality is risk management.
p. 229     [nach einem sehr klugen unzusammenfaßbaren Kapitel über Risikoscheu] I have a finite shelf life, humanity should have an infinite duration.
p. 230     Courage is when you sacrifice your own well-being for the sake of the survival of a layer higher than yours. [zum Beispiel die Menschheit]
p. 231      [er zitiert Warren Buffett] “The difference between successful people and really successful people is that really successful people say no to almost everything.”
p. 232     Never compare a multiplicative, systemic, and fat-tailed [sehr großer Schaden möglich, wenn auch unwahrscheinlich] risk to a non-multiplicative, idiosyncratic, and thin-tailed one.
p. 233     In a strategy that entails ruin, benefits never offset risks of ruin.
p. 233     Finally: [Ende der Argumentation] Rationality is avoidance of systemic ruin.

Steve Turner    The Beatles, a hard Day's Write (3+)    Anmerkungen zur Entstehungsgeschichte aller Beatlestexte. Das Buch wäre wesentlich besser, wenn die Texte selbst ebenfalls abgedruckt wären.

Philip Kerr    Abenteuer in Berlin (3+)    ein Krimi, 1995 geschrieben, der in Berlin 1936 spielt. Nachher ist man immer schlauer.

Mika Waltari    Turms, der Unsterbliche (2-)    nach Sinuhe ein Buch nach ähnlichem Rezept, aber deutlich schwächer. Trotzdem, spannend und man lernt einiges über Etrusker und die Zeit der Perserkriege.

Gerhard Wisnewski    verheimlicht, vertuscht, vergessen 2018 (3+)    finde ich schwächer als in den Vorjahren. Trotzdem: Pflichtlektüre.

Otto Zierer    Und dann verschlang mich Rom (2-)    eine fiktive Cicero-Autobiographie von Zierer, dessen vielbändiges Bild der Jahrhunderte ich als Teenager gelesen habe. Gleiche Methode: Zierer (als Konservativer selbstverständlich einerseits Hitlergegner andrerseits deutscher Soldat) erfindet Persönliches bzw. schmückt es aus und macht dadurch Geschichte konkret. Auch die kleinen Leute kommen vor. Die Schwäche dieses Buches ist der Versuch zu aufdringlich Parallelen zur Machtergreifung der Nazis darzustellen. Der aufgeklärte Leser - und die gab es in den 50ern ja noch in ausreichender Zahl - hat das nicht nötig, der andere begreift es ohnehin nicht. Einige Zitate (Seitenangaben nach Ausgabe Süddeutscher Verlag, 1958)

p. 286ff.    [Cicero zitiert Catilina in seinen - fiktiven - Tagebuch] "Was sind die Grundsätze jeder Verschwörung, wenn sie gelingen soll? Man muß die Nachrichtenmittel beherrschen" ... "Wo bleibt Roms hochgerühmte Zivilisation, wenn meine Schlägerkolonnen marschieren?" ... "Wir werden die Wahl gewinnen ... durch Terror und durch die Illusion! ... Was ist billiger als eine Schuldverschreibung auf unabsehbare Zeit? Die Priester stellen diese Wechsel für ... die Unterwelt aus, Politiker tun es, indem sie den Lebenden versprechen, es würde ihren Kindern und Enkeln besser ergehen. Aber Priester und Politiker leben schon in der Gegenwart gut."

p. 484f.    "Ich mußte mich damit abfinden, in ihm [Ciceros Sohn] einem Angehörigen einer neuen Generation zu begegnen, die sich nicht mehr gebunden fühlte an alte Traditionen, an religiöse und ethische Werte ... Diese neue Jugend Roms wünschte vor allem, gut und angenehm zu leben, teilzuhaben an den Errungenschaften unserer Zeit und möglichst mühelos viel Geld zu erwerben."

p. 536    [Zierer selbst im Epilog] "Die Völkerwanderung kam, und die Barbarei brach über die geborstenen Grenzwälle des Imperium Romanum. Mit den Marmortempeln, den Hohen Schulen und Bibliotheken schienen auch Ciceros Name und sein Gedächtnis in die Vergessenheit hinabzusinken."

Nassim Nicholas Taleb    The Bed of Procrustes (2)    Taleb, einer der intelligentesten Menschen, die derzeit leben, als kultureller Grieche im Libanon aufgewachsen [es lohnt sich, den Wikipedia-Eintrag zu lesen], sammelt seine Aphorismen, die unterschiedliche Qualität haben. Dummerweise habe ich die erste (anstatt der zweiten) Auflage, Random House, 2010 gekauft, aus der ich einige zitiere:

p. 4     [für mich die absolute Nummer 1] "I suspect that they put Socrates to death because there is something terribly unattractive, alienating, and nonhuman in thinking with too much clarity."

p. 5    "Education makes the wise slightly wiser, but it makes the fool vastly more dangerous."

p. 32    "Efforts at building social, political and medical utopias have caused nightmares; many cures and techniques came from martial efforts."

p. 72    "Academics are only useful when they try to be useless (say, as in mathematics and philosophy) and dangerous when they try to be useful."

p. 78    "They think that intelligence is about noticing things that are relevant (detecting patterns); in a complex world, intelligence consists in ignoring things that are irrelevant (avoiding false patterns)."

p. 79    [Nr 2, wobei ich Griechisch hinzufügen würde] "The ideal trivium education, and the least harmful one to society and pupils, would be mathematics, logic, and Latin; a double dose of Latin authors to compensate for the severe loss of wisdom that comes from mathematics; just enough mathematics and logic to control verbiage and rhethoric."

p. 82    "Real mathematicians understand completeness, real philosophers understand incompleteness, the rest don't formally understand anything."

p. 85    "In Plato's Protagoras, Socrates contrasts philosophy as the collaborative search for truth with the sophist's use of rhethoric to gain the upper hand in argument for fame and money. Twenty-five centuries later, this is exactly the salaried researcher and the modern tenure-loving academic. Progress."

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2017 (2-)    wie immer eine Sammlung von Aufsätzen zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. Fußnoten unbrauchbar am Ende der Aufsätze anstatt auf der jeweiligen Seite.

Eugen Roth    Neue Rezepte vom Wunderdoktor (1-)    Roth ist für mich einer der besten Dichter deutscher Sprache. Witzig und tiefsinnig zugleich. Ein wahrer Menschenkenner, der sie trotzdem (?) liebte.

Stefan Zweig    Auf Reisen (2+)    Reiseberichte, anderer Art. Manchmal konventionell, manchmal in Gefühlen schwelgend. Hin und wieder grundsätzlich. Das Werk schließt mit einem 1940 in Brasilien (?) geschriebenen Kapitel über das Wien von gestern. "Die Aufgabe, eine überlegene Kultur zu verteidigen gegen jeden Einbruch der Barbarei, diese Aufgabe, die die Römer uns in die Mauern unserer Stadt eingemeißelt ..." Vindobona, ein Castrum der Römer, gegen die barbarischen Germanen, auch 1940 meint Zweig die (Nazi-)Deutschen, wenn er von Barbaren schreibt. Von den heutigen Barbaren, damals mit den Nazis verbündet aber ohne Bedeutung, wußte Zweig noch nichts. Eine derartige Geschichtsvergessenheit hätte sich im Jahre 1940 wohl auch niemand vorstellen können.

Elie Wiesel    Der Vergessene (3+)    Beim Lesen merkt man, warum Wiesel nicht den Nobelpreis für Literatur, sondern den für Frieden, bekam. Die Geschichte einer rumänisch-jüdischen Familie, Großvater, Vater, Sohn. Ein wenig holzschnittartig, mag an der Übersetzung (evtl. ist das französische Original besser) liegen. Alle Frauen sind schön, die Protagonisten werden von allen Frauen geliebt. Allerdings: Man lernt einiges über den jüdischen Widerstand während der Hitlerei (war mit vollkommen neu) und die Geschichte Israels nach 1945. Wiesels Moral und psychologische Einsicht ist besser als sein Stil; obwohl er und seine Familie sehr unter den Deutschen gelitten haben, urteilt er recht differenziert.

Claus Kleber    Rettet die Wahrheit (4)    Das Weihnachtsgeschenk einer wohlmeinenden Verwandten. Die 80 Seiten hat man in 30 Minuten gelesen. Kleber schreibt NICHTS, aber das nicht so schlecht. Laut Klappentext tritt er den "Lügenpresse"-Schreiern entgegen. Das tut er, indem er - typische Lücke - Belanglosigkeiten aufzählt. Vorwürfe, das Kanzleramt würde telefonisch Aufträge geben, seien haltlos. Ich vermute, daß jede Zeile in dem Bändchen wahr ist, auch diese Aussage. Kleber muß man nicht anweisen, er (und die anderen ÖRR-Schaffenden) weiß von selbst, was man von ihm erwartet. Zensur im engeren Sinne ist nicht notwendig, weil die ÖRR-Mitarbeiter entsprechend ausgewählt werden.

Lothar-Günther Buchheim    Die Festung (2+)    ein (offenbar weitgehend autobiographischer) Roman über die Erlebnisse eines deutschen U-Boot-Kriegsberichterstatters an der französischen Atlantikküste im Jahre 1944. Das Buch hat mE einige Längen, wenn er seine Gefühle während einer U-Boot-Fahrt im Sekundentakt schildert, aber es ist insgesamt spannend und beleuchtet die inneren Konflikte der Wehrmachtsoldaten, die (wie wohl die meisten) keine Nazis waren. So habe ich das in den 60ern und 70ern von  älteren Verwandten oft gehört. So ist das auch psychologisch viel stimmiger als die "moderne" Deutung der Wehrmacht als willige Vollstrecker des Völkermords. [Das Buch heißt so nach der Festung Brest, die den Titel in etwa so verdiente, wie heute die "Festung Europa"]

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Glenn Greenwald    No Place to hide (1-)    die Geschichte der Snowdon-Enthüllungen, die belegen daß die NSA nicht nur (gesetzeskonform!) systematisch alle Non-US-Persons abhören, sondern auch gesetzeswidrig viele (alle) US-Persons (Amerikaner und Ausländer, die länger legal dort leben). Aus diesem Weihnachtsgeschenk meines Patenkindes habe ich viel gelernt, unter anderem, daß es in den USA Gesetze gibt, die Inländer besserstellen als andere - das halte ich für sehr gut, war in Deutschland in den 60ern auch so. Außerdem war mir der Römer Cincinnatus unbekannt, nach dem Cincinnati benannt ist. Zum anderen, daß Friedensnobelpreisträger Obama, der vor seiner Wahl zum Präsidenten Transparenz gelobte, nachher schlimmer war als Bush. Ich könnte mir vorstellen, daß der Kampf, den die Geheimdienste gg Trump führen, damit zu tun hat. Die Zitate nach dem Hamish Hamilton Taschenbuch von 2014 (Abzug für die jämmerliche Herstellungsqualität des gedruckten Buches)

p. 43     [Snowden wird zitiert] "Obama entered office vowing to change the excessive abuses of national security ... but then it became clear that Obama was not just continuing, but in many cases expanding these abuses."

p. 50    "The Obama administration had waged what people across the political spectrum were calling an unprecedented war on whistle-blowers. The president, who had campaigned on a vow to have the 'most transparent administration in history', specifically pledging to protect whistle-blowers, whom he hailed as 'noble' and 'courageous', had done exactly the opposite."

p. 60    "... the Obama administration was waging unprecedented attacks on journalism. ... To criminalize cooperation with one's source as 'aiding and abetting' is to criminalize investigative journalism itself."

p. 126    [am 18.6.2013 sagte Obama im Fernsehen, Charlie Rose, daß keine US-Persons ohne richterlichen Beschluß abgehört werden] "... it told the rest of the world that the NSA does assault the privacy of non-Americans. ... Aside from being a strange strategy [of defense], the claim is also patently false."

p. 138    "One 2006 memorandum ... spells out the NSA's economic and trade espionage - against countries as diverse as Belgium, Japan, ... and Germany ..."

p. 143    "Numerous other documents detail how Susan Rice ... repeatedly requested that the NSA spy on the internal discussions of key member states to learn their negotiation strategies."

p. 170ff    [hier beginnt das 4. Kapitel über den Schaden, den Überwachung anrichtet. 40 Seiten, die man unabhängig von Snowden als ausgezeichneten Essay lesen kann]

p. 172    "Privacy is a core condition of being a free person." [Richter Louis Brandeis, 1928:] "... They [die Verfasser der US-Verfassung] conferred, as against the Government, the right to be let alone."

p. 173    "... people radically change their behaviour when they know they are being watched."

p. 183    "It is the nature of authority to equate dissent with wrongdoing ..."

p. 184    [eine Untersuchung des Senats über das FBI, 1975]: "the Bureau conducted a sophisticated vigilate operation aimed squarely at preventing the exercise of first amendment rights of speech and association, on the theory that preventing the growth of dangerous groups and the propagation of dangerous ideas would protect the national security and deter violence. ... The unexpressed major premise of the programs was that a law enforcement agency has the duty to do whatever is necessary to combat perceived thereats to the existing social and political order."

p. 194    "... Cass Sunstein, a close Obama adviser, ... wrote a controversial paper in 2008 proposing that the US government employ teams of covert agents and pseudo-'independent' advocates for 'cognitive infiltration' of online groups, chat rooms ... as well as off-line activist groups."

p. 199    [in einer Statistik wird gezeigt wie sich die Akzeptanz zu Überwachung mit dem Wechsel von Bush zu Obama änderte: Waren 2006 noch 61% der Demokraten gegen Überwachung, so waren es 2013 nur noch 23%]

p. 209    [Die beiden letzten Sätze in diesem Kapitel] "Tranparency is for those who carry out public duties and exercise public power. Privacy is for everyone else."

p. 210ff    [hier beginnt das 5. Kapitel über die Medien, die "Vierte Gewalt". Auch diese 38 Seiten sind unabhängig von Snowden als ausgezeichneter Essay zu lesen] "... that check is only effective if journalists act adversarially to those who wield political power. Instead, the US media has frequently abdicated this role, being subservient to the government's interests, even amplifying, rather than scrutinizing, its messages and carrying out its dirty work."

p. 211    "Discrediting the messenger as a misfit to discredit the message is an old ploy ... and it often works."

p. 226    "Demonizing the personality of anyone who challenges political power has been a long-standing tactic used by Washington, including by the media."

p. 227    "But the key motive [einen Andersdenkenden als verrückt darzustellen] is logical necessity. For guardians of the status quo, there is nothing genuinely or fundamentally wrong with the prevailing order and its dominant institutions, which are viewed as just. Therefore, anyone claiming otherwise — especially someone sufficiently motivated by that belief to take radical action — must, by definition, be emotionally unstable and psychologically disabled. "

Hans Grimm    Warum - woher - aber wohin? (?)    1954 geschrieben, 600 Seiten stark, ein Bestseller (mein Exemplar ist 4. Auflage 26 bis 35.000). Damals war Grimm fast 80 Jahre alt und man merkt es diesem eigenartigen Buch an. Grimm lebte vor dem großen Krieg in England und im Süden Afrikas, war während des Krieges Dolmetscher an der Front und nacher in einer Propagandaabteilung. Schrieb in den 20ern den Bestseller "Volk ohne Raum", war deutschnational, monarchistisch. Er begrüßte am Anfang, wie viele andere Konservative, die Wahl Hitlers, blieb aber immer kritisch-distanziert und bewies durchaus Zivilcourage während der Hitlerei, trat nie in die NSDAP ein. Im vorliegenden Werk nun analysiert er mE durchaus zutreffend, wenn auch gegen den Zeitgeist, die Gründe für den Großen Krieg, die Wahl Hitlers (er greift hier Nolte vor) und seine anfänglichen Erfolge. Die Brutalitäten während der Anfänge führt er auf "fehlgeleitete" Parteimitglieder zurück, zum Teil seien sie - um "Schlimmeres" zu vermeiden - notwendig (das ist die Argumentation der "AntiFa", wenn sie bürgerliche Politiker verprügelt) gewesen. Er gesteht den Juden überdurchschnittliche Intelligenz zu, führt an, daß sie bei Anwälten und Ärzten deutlich überrepräsentiert waren und erklärt damit den herrschenden Antisemitismus der Nazis, ohne das - es mag ja der Grund gewesen sein - zu hinterfragen. Die Ermordung von Juden thematisiert und kritisiert er, aber die Prioritäten sind mE deutlich nicht angemessen. Er erkennt Überbevölkerung und Negativauslese sowie Migrationsdruck nach Europa - allerdings sieht er die Quelle in (Ost)Asien -, aber sein (bzw. Hitlers) "Heilmittel", Deutschland dehnt sich nach Osten aus, scheint mir vollkommen verfehlt. Er wiederholt sich dauernd, argumentiert oft im Kreis, neben wirklichen Perlen findet sich offenkundiger Unsinn, z.B. "Das 'traumhafte' Ziel Hitlers, um dessentwillen er den Waffenkrieg mit der Sowjetunion aufnahm, wurde von den wenigsten noch unbetroffenen westlichen Europäern und Amerikanern verstanden" . "Hitlers Traum" (positiv verstanden!) kommt mindestens fünfzig mal vor. Mit einem sauberen Lektorat hätte man auf 100 Seiten kürzen können&müssen. Dann könnte man sich - sine ira et studio - mit Grimms Argumenten und Erkenntnissen beschäftigen. So ist das Buch nicht empfehlenswert.

Stefan Zweig    Phantastische Nacht (2-)    Sammlung von Novellen bzw Kurzgeschichten. Schöne Sprache, aber mir zu psychologisch

Stefan Zweig    Erstes Erlebnis (2-) Sammlung von Novellen bzw Kurzgeschichten.

Joan Aiken    Das Mädchen aus Paris (3-)    Liest sich wie ein Buch aus dem 19. Jahrhundert.

Giovanni Guareschi    Das Schicksal heißt Clothilde (4-)     habe ich nicht zu Ende gelesen. Albern. Die italienische Wikipedia ist begeistert, muß an mir liegen.

Mildred Savage    Im Tal der heißen Erde  (2-) Typische amerikanische Liebesgeschichte aus den 50ern.

Ludwig Ganghofer    Doppelte Wahrheit (3)    Sammlung von Kurzgeschichten aus den Alpen von unterschiedlicher Qualität.

Hermann Hesse    Demian (2)    habe ich in den 70ern schon einmal gelesen. Immer wieder schön.

Karl May    Auf der See gefangen (1-)    und andere kürzere Erzählungen aus den 70er Jahren des 19. Jh - Mays Frühwerk, die in den Folgejahren immer wieder umgeschrieben und in anderen Werken - zum Beispiel Old Surehand II - verarbeitet wurden. Immer wieder ein Vergnügen.

Leonid Reschin    Feldmarschall Im Kreuzverhör (4-)   habe ich nicht zu Ende gelesen. Sterbenslangweilig - was es zzu Essen gab &c. Paulus nach Stalingrad in russischer Gefangenschaft. Ob meine Mutter das wirklich gelesen hat.

Henryk M. Broder    Die Irren von Zion (4-)    habe ich nicht zu Ende gelesen. Unwitzig. Hat Broder das wirklich geschrieben?

Johannes Mario Simmel    Bis zur bitteren Neige (4-)    habe ich nicht zu Ende gelesen.Langweilig.

Johannes Mario Simmel    Lieb Vaterland magst ruhig sein (1)    Roman, der im Jahre 1964 spielt. Witzig, wehmütig, traurig, realistisch. Es geht um Spionage, Fluchthilfe durch Tunnels in Berlin und die Frage, was Gut und Böse ist. Keiner der Protagonisten ist wirklich böse, der sympathische Held des Romans, Bruno Knolle, ist Berufsverbrecher. Ein paar Zitate aus dem 1965 geschriebenen Buch:

p. 403f.    [Ex-"DDR"-Agent, Überläufer zu enttarntem Ostspion über den Grund, warum er die Seiten gewechselt hat:] "Bei allem, was man gegen den Westen sagen kann - er hat einen ungeheuren Vorteil, ..., und zwar dürfen Sie im Westen schweigen. ... Jeder Intellektuelle [im Osten] ... muß ... gutheißen, preisen, loben, was geschieht."

p. 589f.     [Wieland, Geheimdienstmann der "DDR":] "Die Säuberung der DDR ist abgeschlossen. Nun werdet Ihr in der Bundesrepublik arbeiten - gegen das ohnedies zum Untergang verurteilte schwächere Westvolk. ... als mutige Wegbereiter für den Sieg des Kommunismus in der Bundesrepublik, als Vernichter des da herrschenden Systems" ... Jetzt gab es doch diese Tunnel, nicht? Und drüben hat der Wieland den Brüdern gesagt, gibt es Geld, viel, viel Geld. Er hat ... den Kerlen eine Über-Dolce-Vita ausgemalt -- ihnen erzählt vom Luxus und vom Wohlstand und vom Überfluß und vom Fräuleinwunder in der dekadenten Bundesrepublik -- an all diesen Herrlichkeiten sollten die Brüder noch profitieren, während sie das Land reif für den Untergang machten.

p. 616    [Ein unwichtiger Unsympath über afrikanische Staatsgäste] "Jeder kriegt seinen Großen Bahnhof, sein Festbankett, seine Milliarden. Dann haut er wieder ab, und alle sind erleichtert: Gott sei Dank ist nichts passiert! Gott sei Dank, er hat unser Geld genommen!"
[Bruno antwortet:] "Könnte man eijentlich jleich mit de Post übaweisen, nich? Müßte man keene Angst ham, det den hohen Jästen ein Leid jeschieht bei uns ... und die hohen Jäste müßten nich herfliejen."

Wilfried Stroh    Latein ist tot, es lebe Latein. (2)    Eine Geschichte der lateinischen Sprache (aus deutscher Sicht). Amüsant, lehrreich. Unter anderem bringt er ein treffendes Zitat von Gedike zum Tanzunterricht.

Mary Blume    Côte d'Azur (4)    Eine Sammlung von Geschichten über Prominente und die Côte.

Heimito von Doderer    Die Strudlhofstiege (?)    900 Seiten, die ich aufmerksam gelesen habe, ohne zu verstehen, worum es geht. Die Sprache gefiel mir. Die Beurteilung in der Wikipedia "Die Handlung besteht aus einer Vielzahl ... beim ersten Lesen schwer zu überblickender Erzählstränge" teile ich vollständig. Man müßte das Buch mehrmals lesen und sich unbedingt Notizen machen.

Stefan Zweig    Amerigo (2)    Die Lebensgeschichte des (relativ unbedeutenden) Mannes, der vor 500 Jahren Namensgeber eines Kontinents wurde.

Stefan Zweig    Die Welt von gestern (1-)    Ist ein Buch (komplett online), dessen Lektüre mich emotional stark berührte. In der Folge einige Zitate, die Seitennumerierung nach Fischer Taschenbuch 1998

p. 26f     über Juden (Zweig, selbst Jude, teilt meine Vorurteile)     ... der Fromme, der Bibelgelehrte gilt tausendmal mehr ... als der Reiche. ... auch der ärmste Hausierer ... wird versuchen wenigstens einen Sohn ... studieren zu lassen. ... Daß diese Flucht ins Geistige durch eine unproportionierte Überfüllung der intellektuellen Berufe dem Judentum dann ebenso verhängnisvoll geworden ist ...

p. 51    über das ausgehende 19. Jh und die "aktuelle" Zeit (1941)     Während heute in unserer vollkommen veränderten Zeit Vierzigjährige alles tun, um wie Dreißigjährige auszusehen ... mußte in jenem Zeitalter jeder, der vorwärts wollte, alle denkbare Maskierung versuchen, um älter zu erscheinen. ... junge Ärzte, die eben das medizinische Examen absolviert hatten, trugen mächtige Bärte und setzten sich, auch wenn es ihre Augen gar nicht nötig hatten, goldene Brillen auf ...

p. 76f    über seine Jugend    Mit jungen Mädchen spazierenzugehen schien uns verlorene Zeit ... Einem jungen Menschen von heute begreiflich zu machen, bis zu welchem Grade wir alles Sportliche ignorierten ..., dürfte nicht leicht sein.

p. 84f    über effiziente Gewalt in einer gewaltfreien Gesellschaft    Was für den Nationalsozialismus die SA-Männer leisteten, ... , besorgten für die Deutschnationalen [Österreicher] die Corpsstudenten, die ... einen Prügelterror ohnegleichen etablierten und bei jeder politischen Aktion auf Ruf und Pfiff militärisch organisiert aufmarschierten. ... Aber so groß war in jener ... rührend humanen liberalen Ära der Abscheu vor jedem gewalttätigen Tumult ..., daß die Regierung vor dem deutschnationalen Terror zurückwich.

p. 87        Denn man dachte anders über die Dinge vor dreißig und vierzig Jahren als in unserer heutigen Welt. Vielleicht auf keinem Gebiete des öffentlichen Lebens hat sich durch eine Reihe von Faktoren – die Emanzipation der Frau, die Freudsche Psychoanalyse, den sportlichen Körperkult, die Verselbständigung der Jugend – innerhalb eines einzigen Menschenalters eine so totale Verwandlung vollzogen wie in den Beziehungen der Geschlechter zueinander.

p. 88    Über Freiheiten, 1900 verglichen mit 1940    Wir hatten tatsächlich ... unermeßlich mehr individuelle Freiheit und haben sie nicht nur geliebt, sondern auch genutzt. ... Wir haben besser und mehr die Welt erlebt, die Jugend von heute aber lebt mehr und erlebt bewußter ihre eigene Jugend.

p. 152f    Über das ehemals "bunte" Europa     Wir aber, die wir noch die Welt der individuellen Freiheit gekannt, wir wissen und können es bezeugen, daß Europa sich einstmals sorglos freute seines kaleidoskopischen Farbenspiels. Und wir erschauern, wie verschattet, verdunkelt, versklavt und verkerkert unsere Welt dank ihrer selbstmörderischen Wut geworden ist.

p. 224f    Über das Goldene Zeitalter, die Zeit kurz vor dem großen Krieg    Nie war Europa stärker, reicher, schöner, nie glaubte es inniger an eine noch bessere Zukunft. ... Und gerade im Schwimmbad konnte man die Verwandlung deutlich gewahren; während in meinen Jugendjahren ein wirklich wohlgewachsener Mann auffiel inmitten der Dickhälse, Schmerbäuche und eingefallenen Brüste, wetteifern jetzt miteinander turnerisch gelenkige, von Sonne gebräunte, von Sport gestraffte Gestalten in antikisch heiterem Wettkampf. ... Die Frauen warfen die Korsetts weg ...

p. 227f    immer noch Vorkrieg     Aber nur wer diese Epoche des Weltvertrauens miterlebt hat, weiß, daß alles seitdem Rückfall und Verdüsterung gewesen.

p. 243    über Propaganda 1914, aus einem französischen Kino    In diesem Augenblick, da Kaiser Wilhelm im Bilde erschien, begann ganz spontan in dem dunklen Räume ein wildes Pfeifen und Trampeln. Alles schrie und pfiff, Frauen, Männer, Kinder höhnten, als ob man sie persönlich beleidigt hätte. Die gutmütigen Leute von Tours, die doch nicht mehr wußten von Panik und Welt, als was in ihren Zeitungen stand, waren für eine Sekunde toll geworden. Ich erschrak. Ich erschrak bis tief ins Herz hinein. Denn ich spürte, wie weit die Vergiftung durch die seit Jahren und Jahren geführte Haßpropaganda fortgeschritten sein mußte, wenn sogar hier, in einer kleinen Provinzstadt, die arglosen Bürger und Soldaten bereits dermaßen gegen den Kaiser, gegen Deutschland aufgestachelt worden waren, daß selbst ein flüchtiges Bild auf der Leinwand sie schon zu einem Ausbruch verleiten konnte. 

p. 244    Romain Rolland zitierend    »... Es steht schlecht, seit Poincare gewählt ist. Seine Reise nach Petersburg wird keine Vergnügungsreise sein.«  

p. 255    über ???          Der erste Schrecken über den Krieg, den niemand gewollt, nicht die Völker, nicht die Regierung, diesen Krieg, der den Diplomaten, die damit spielten und blufften, gegen ihre eigene Absicht aus der ungeschickten Hand gerutscht war, war umgeschlagen in einen plötzlichen Enthusiasmus.

p. 276    über Freundschaft in einer verblendeten Zeit    Über Nacht war Rolland von seinen ältesten Freunden boykottiert [, weil er einen pazifistisches Aufsatz veröffentlicht hatte]

p. 287f    Über seine Gefühle 1914f (die meinen heutigen fast gleich sind)    Ich hatte den Gegner erkannt, gegen den ich zu kämpfen hatte – das falsche Heldentum, das lieber die andern vorausschickt in Leiden und Tod, den billigen Optimismus der gewissenlosen Propheten, der politischen wie der militärischen, die, skrupellos den Sieg versprechend, die Schlächterei verlängern, und hinter ihnen den Chor, den sie sich mieteten, all diese ›Wortemacher des Krieges‹ ... Wer ein Bedenken äußerte, der störte sie bei ihrem patriotischen Geschäft, wer warnte, den verhöhnten sie als Schwarzseher, wer den Krieg, in dem sie selber nicht mitlitten, bekämpfte, den brandmarkten sie als Verräter. Immer war es dieselbe, die ewige Rotte durch die Zeiten, die die Vorsichtigen feige nannte, die Menschlichen schwächlich, um dann selbst ratlos zu sein in der Stunde der Katastrophe, die sie leichtfertig beschworen. Immer war es dieselbe Rotte, dieselbe, die Kassandra verhöhnt in Troja, ..., und nie hatte ich Tragik und Größe dieser Gestalten so verstanden wie in diesen allzu ähnlichen Stunden. Von Anfang an glaubte ich nicht an den ›Sieg‹ und wußte nur eines gewiß: daß selbst wenn er unter maßlosen Opfern errungen werden könnte, er diese Opfer nicht rechtfertige. Aber immer blieb ich allein unter all meinen Freunden mit solcher Mahnung, und das wirre Siegesgeheul vor dem ersten Schuß, die Beuteverteilung vor der ersten Schlacht ließ mich oft zweifeln, ob ich selbst wahnsinnig sei unter all diesen Klugen oder vielmehr allein grauenhaft wach inmitten ihrer Trunkenheit. 

p. 293    über WK I und II    Immer ist man genötigt, um den Unterschied der geistigen Atmosphäre zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkriege zu verdeutlichen, darauf hinzuweisen, daß damals die Länder, die Führer, die Kaiser, die Könige, in der Tradition der Humanität aufgewachsen, sich im Unterbewußtsein des Krieges noch schämten. Ein Land nach dem andern wies den Vorwurf, ›militaristisch‹ zu sein oder gewesen zu sein, als niederträchtige Verleumdung zurück;

p. 341f    über die "Sitten" nach dem Kriege    Statt wie vordem mit ihren Eltern zu reisen, zogen elfjährige, zwölfjährige Kinder in organisierten und sexuell gründlich instruierten Scharen als ›Wandervögel‹ durch das Land bis nach Italien und an die Nordsee. In den Schulen wurden nach russischem Vorbild Schülerräte eingesetzt, welche die Lehrer überwachten, der ›Lehrplan‹ umgestoßen, denn die Kinder sollten und wollten bloß lernen, was ihnen gefiel. Gegen jede gültige Form wurde aus bloßer Lust an der Revolte revoltiert, sogar gegen den Willen der Natur, gegen die ewige Polarität der Geschlechter. Die Mädchen ließen sich die Haare schneiden, und zwar so kurz, daß man sie in ihren ›Bubiköpfen‹ von Burschen nicht unterscheiden konnte, die jungen Männer wiederum rasierten sich die Bärte, um mädchenhafter zu erscheinen, Homosexualität und Lesbierinnentum wurden nicht aus innerem Trieb, sondern als Protest gegen die althergebrachten, die legalen, die normalen Liebesformen große Mode.

p. 356    Über die Inflation in Deutschland    Die Arbeitslosen standen zu Tausenden herum und ballten die Fäuste gegen die Schieber und Ausländer in den Luxusautomobilen, die einen ganzen Straßenzug aufkauften wie eine Zündholzschachtel; jeder ... hatte dabei das geheime Gefühl, daß sie alle sich betrogen und betrogen wurden von einer verborgenen Hand, die dieses Chaos sehr wissentlich inszenierte, um den Staat von seinen Schulden und Verpflichtungen zu befreien.

p. 357    Immer noch Inflationszeit    Den Kurfürstendamm entlang promenierten geschminkte Jungen mit künstlichen Taillen und nicht nur Professionelle; jeder Gymnasiast wollte sich etwas verdienen, und in den verdunkelten Bars sah man Staatssekretäre und hohe Finanzleute ohne Scham betrunkene Matrosen zärtlich hofieren. Selbst das Rom des Sueton hat keine solche Orgien gekannt wie die Berliner Transvestitenbälle, wo Hunderte von Männern in Frauenkleidern und Frauen in Männerkleidung unter den wohlwollenden Blicken der Polizei tanzten. Eine Art Irrsinn ergriff im Sturz aller Werte gerade die bürgerlichen, in ihrer Ordnung bisher unerschütterlichen Kreise. Die jungen Mädchen rühmten sich stolz, pervers zu sein; mit sechzehn Jahren noch der Jungfräulichkeit verdächtig zu sein, hätte damals in jeder Berliner Schule als Schmach gegolten, jede wollte ihre Abenteuer berichten können und je exotischer, desto besser. Aber das Wichtigste an dieser pathetischen Erotik war ihre grauenhafte Unechtheit. ... man sah diesen jungen Mädchen aus den guten bürgerlichen Familien an, daß sie lieber einen einfachen Scheitel getragen hätten als den glattgestrichenen Männerkopf, lieber Apfelkuchen mit Schlagsahne gelöffelt, als die scharfen Schnäpse getrunken;

p. 409    Über die SA (Parallelen zur Antifa sind sicher nur zufällig)    Wenn alles schlief, schlichen die jungen Burschen aus den Häusern und versammelten sich zu nächtlichen ›Geländeübungen‹; Offiziere der Reichswehr ... vom Staat oder den geheimnisvollen Geldgebern der Partei bezahlt, drillten diese Trupps ein, ohne daß die Behörden für diese seltsamen Nachtmanöver viel Aufmerksamkeit zeigten. Schliefen sie wirklich oder drückten sie nur die Augen zu? Hielten sie die Bewegung für gleichgültig oder förderten sie sogar heimlich ihre Ausbreitung? Jedenfalls wurden selbst die, welche die Bewegung unterirdisch stützten, dann erschreckt durch die Brutalität und Raschheit, mit der sie plötzlich auf die Beine sprang.

p. 413    Über (deutsche) Flüchtlinge in Österreich 1933   ... Flüchtlinge. Sie waren nachts über die Salzburger Berge geklettert oder durch den Grenzfluß geschwommen. Ausgehungert, abgerissen, verstört starrten sie einen an

p. 414    Über die Salamitaktik der Nazis    So übten sie vorsichtig ihre Methode: immer nur eine Dosis und nach der Dosis eine kleine Pause. Immer nur eine einzelne Pille und dann einen Augenblick Abwartens, ob sie nicht zu stark gewesen, ob das Weltgewissen diese Dosis noch vertrage.

p. 438    Über die österreichische Presse 1934 und seine persönliche Anwesenheit beim Februaraufstand    Ich weiß es nicht. Am besten, ihr kauft eine ausländische Zeitung.

p. 449    Über ???    Es mußten also ... diese Waffen aus dem Ausland geliefert worden sein ... Aber wer hatte sie geliefert, wer sie bezahlt? Es war eine neue Macht, die zur Herrschaft kommen wollte, ein und dieselbe Macht, die da und dort am Werke war, eine Macht, die Gewalt liebte, Gewalt benötigte, und der all die Ideen, denen wir anhingen und für die wir lebten, Friede, Humanität, Konzilianz als antiquierte Schwächlichkeiten galten. Es waren geheimnisvolle Gruppen, verborgen in ihren Büros und Konzernen, die sich des naiven Idealismus der Jugend zynisch bedienten für ihren Machtwillen und ihre Geschäfte. Es war der Wille zur Gewalt, der mit einer neuen, subtileren Technik die alte Barbarei des Krieges über unser unseliges Europa bringen wollte.

p. 454    Über Finis Austriae    Ich sah die Katastrophe kommen, unvermeidlich; Hunderte Male am Morgen in all jenen Jahren, während die andern zuversichtlich nach der Zeitung griffen, habe ich mich innerlich vor der Schlagzeile gefürchtet: Finis Austriae. ... Ich litt ... seine langsame und fiebrige Agonie täglich mit – unendlich mehr als meine Freunde im Lande, die sich selber betrogen mit patriotischen Demonstrationen ... Sie lebten sorglos und glücklich dahin, indes ich, der deutlicher sah, mir das Herz zersorgte.

p. 456    Über sinnlose Warnungen 1938    Aber alle in Wien, die ich sprach, zeigten ehrliche Sorglosigkeit. Sie luden sich gegenseitig in Smoking und Frack zu Geselligkeiten (nicht ahnend, daß sie bald die Sträflingstracht der Konzentrationslager tragen würden), ... Und diese ewige Sorglosigkeit des alten Wien ... sie tat mir zum ersten Male weh. Aber vielleicht waren sie im letzten Sinne weiser als ich, all diese Freunde in Wien, weil sie alles erst erlitten, als es wirklich geschah, indes ich das Unheil im voraus schon phantasiehaft erlitt und im Geschehen dann noch ein zweitesmal. Immerhin – ich verstand sie nicht mehr und konnte mich ihnen nicht verständlich machen. Nach dem zweiten Tag warnte ich niemanden mehr. Wozu Menschen verstören, die sich nicht stören lassen wollten?

Christine Brückner    Nirgendwo ist Poenichen (2+)    Herrlich lakonisch-humorvoll geschriebener Teil II der Poenichen-Trilogie über die Jahre 1945 bis 1970. Flucht der schwangeren Maximiliane mit 4 Kindern aus Pommern, Leben als Flüchtling in Westdeutschland. Realistisch und liebevoll.

Thomas Moran    Nächstes Jahr in Sankt Vero (3+)    Ein jüdischer Arzt überlebt die Hitlerei in einer Kiste versteckt auf einem südtiroler Bergbauernhof.

Stefan Zweig    Verwirrung der Gefühle (2-)    Sammlung von Novellen und Kurzgeschichten, unter anderem die eponyme. Psychoanalytisch, teils sehr gut, teils weniger.

Stefan Zweig    Phantastische Nacht (3+)    Noch eine Sammlung von Kurzgeschichten und Novellen. Etwas schwächer.

Frances Parkinson Keyes    Palast am großen Strom (2-)    Das Leben eines Spielers und nachmaligen Großgrundbesitzers am Mississippi im und nach dem Bürgerkrieg.

Phillip Sherrard    Byzanz (2-)    Ein rororo-Bändchen über Konstantinopel. Ich zitiere p.109f Am Ende der byzantinischen Geschichte zog die große Mehrheit der [christlich-orthodoxen] Geistlichkeit und der Laienwelt es vor, einer Eroberung durch die Türken ins Auge zu sehen, anstatt Hilfe aus dem römischen Westen anzunehmen. Man fürchtete, daß eine solche Hilfeleistung mit der Aufgabe gewisser fundamentaler religiöser Überzeugungen bezahlt werden müßte.

Romain Gary    Erste Liebe - letzte Liebe (2)    Autobiographischer Roman über (nichterotische) Mutterliebe.

Vern Sneider    Die Geishas des Captain Fisby (5)    Einfach nur langweilig und gezwungen witzig.

Fritz Reuter    Woans ik tau 'ne Frau kamm (5)    Konnte ich nicht flüssig lesen, Fraktur+schlechter Druck+billiges Papier+Friesisch(?). Nach einigen (subjektiv langweiligen Seiten) habe ich aufgegeben.

Cecelia Holland    Jerusalem (2-)    erzählt etwa 20 Jahre aus der Geschichte des (christlichen) Königreichs Jerusalem im 12. Jahrhundert, das knapp zweihundert Jahre Bestand hatte .

Franz Wilhelm Seidler    Blitzmädchen (4+)    ein Buch über Wehrmachtshelferinnen im 2. Weltkrieg - so steht es auf dem Einband. Leider geht es mehr um die Organisation der Luftwaffe als um die Frauen

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2017 (2-)    Wie immer recherchiert er die Nachrichten des Vorjahres, unter anderem (immer noch) German Wings, (islamistische) Attentate, "normale" Verbrechen von "Flüchtlingen", das Zugunglück von Bad Aibling und WLAN in Bayern. Pflichtlektüre.

Karl May    Orangen und Datteln (2+)    Eine Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Orient, gewohnt spannend, humorvoll und realistisch-vorausschauend islam- und multikultikritisch. Dabei aber versöhnlich dem einzelnen Moslem gegenüber. Ich zitiere aus der Geschichte "Der Verfluchte" [p517f]: Die Bevölkerung des Vilajet Engyrijeh (Angora) [heute Hauptstadt der Türkei, Ankara, PM] ist eine sehr gemischte. Sunniten und Schiiten, armenische und griechische Christen leben da in beständiger Feindschaft unter und gegen einander, und es kommt gar nicht selten vor, daß bei der Frage, welcher Glaube der richtige ist, zum Messer gegriffen wird. Wo so scharfe Gegensätze vorhanden sind, jeder Mann und jeder halbwüchsige Knabe eine Waffe trägt und selbst von den Anfängen einer Volksbildung keine Rede sein kann, da bedarf es freilich einer festen und oft harten Hand, die rücksichtslosen, gewaltthätigen Geister im Zaume zu halten. ... Wer Blut vergoß, wurde ohnes großes Federlesens gehenkt, und unter dem Stabe Wehe kehrten die zügellosen Geister zur Botmäßigkeit zurück, wenn auch nur äußerlich zunächst; der Religionshaß blieb ja derselbe, der er gewesen war.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2016 (2-+)    wie immer eine Sammlung von Aufsätzen zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. Fußnoten unbrauchbar am Ende der Aufsätze anstatt auf der jeweiligen Seite. Besonders gut gefallen haben mir die Themen Blutsbrüderschaft sowie Etablierte und Außenseiter.

Jacques Berndorf    Lockvogel (2)    Spionageroman. Spannend und aktuell, gut geschrieben, aber seine Plots sind optimierbar.

Jacques Berndorf    Auf eigene Faust (2)    Sammlung zweier kürzerer Geschichten, die Berndorf in den frühen 70ern geschrieben hat. Spannend.

Johan Huizinga    Herbst des Mittelalters (3) Ein Buch, das einen gebildeteren Leser als mich verdient hätte, insbesondere seine Ausführungen zu Kunst und Musik fallen bei mir auf Steinboden. Huizinga vertritt die These, daß der Übergang vom Mittelalter zur Renaissance sich langsam vollzog und belegt das am 14. und 15. Jahrhundert in Burgund. Das Altfranzösische verstehe ich besser als das moderne Französisch. Fußnoten am Ende sind eine Zumutung bei solch einem fußnotenreichen Werk.

Daron Acemoglu & James A. Robinson    Why Nations fall    (3)    Ein ärgerliches Buch. Einerseits gute neue Gedanken, und die Betonung der Wichtigkeit von Rechtssicherheit, andererseits eine vollkommene Vernachlässigung der Kultur. ökonomische Ausbeutung und Autokratie sind laut den Autoren die Gründe für Scheitern. Preußen war autokratisch aber ökonomisch sehr erfolgreich - das kann mit ihren Thesen nicht erklärt werden, dazu muß man Kultur verstehen, die, daß eine Elite, die preußischen Könige, das Wohl ihres Volkes über das eigene stellten. Singapur ist ein aktuelles Beispiel. Ein Faktum war für mich neu und muß erwähnt werden, weil es die Rückständigkeit einer bestimmten Kultur (teilweise) erklärt (p. 213f) : Schon 1485 verbot der türkische Sultan Bayezid II. den Buchdruck auf Arabisch. Dieses Verbot war bis 1727 in Kraft, als Ibrahim Müteferrika (ein Ungar!) als erster im Osmanischen Reich (ging damals bis Marokko) die Erlaubnis erhielt, Arabisch (Türkisch wurde damals mit Arabischen Buchstaben geschrieben!) zu drucken, war aber erfolglos. Juden und Armenier durften vorher schon drucken.Wer sich wundert, warum Moslems seit Jahrhunderten wissenschaftlich gar nichts hervorgebracht haben, findet hier eine Antwort.

Brunner Heißler    Steuerberater, Helden mit Anzug und Krawatte  (5)    Ich fand diese Comics nicht witzig.

Christian Mähr    Vergessene Erfindungen (2)    Er beschreibt ausgesprochen launig allerlei technische Erfindungen, die meinen Horizont leider - was die Technik angeht - übersteigen. Um seinen wunderbaren Stil zu empfinden, ein Zitat aus dem Kapitel über Kunstsprachen (Esperanto &c, p. 155) "Wir müssen uns klarmachen, dass Prälat Schleyer und die anderen Sprachenerfinder samt und sonders Absolventen des humanistischen Gymnasiums waren, infolgedessen mit Latein und Altgriechisch in einer Weise traktiert worden sind, die sich heutige Gesamtschulabsolventen in ihren übelsten Träumen nicht vorstellen können. Das erzeugt entweder lebenslange Abscheu vor den klassischen Sprachen oder lebenslange Faszination..."

Karl May    Durch die Wüste (1)    Einfach klasse, den Originaltext (nicht die bearbeiteten Bamberger Ausgaben) zu lesen. Schon ist man wieder jung und lacht und fiebert, obwohl man das Buch natürlich schon ca. zehn mal gelesen hat und die Geschichte kennt.

Richard Nisbett    Mindware (2+)    Ein gut lesbares Buch über Denkfallen, die mir großenteils bekannt waren, aber übersichtlich präsentiert werden. Sollte jeder Medienkonsument lesen. Auch jeder, der glaubt, es gäbe keine systematischen Unterschiede zwischen Kulturen. Nisbett vergleicht (Ost-)Asiaten und Europäer, über Afrikaner und Moslems schweigt er.

Arnold Zweig    Das Beil von Wandsbek (2-)    Ein (leider nicht sehr angenehm zu lesendes) Buch, aus dem man mehr über die Hitlerei lernen kann, als aus all den gelehrten Abhandlungen, die nach 1950 geschrieben wurden. Hier schreibt ein vor den Nazis geflohener Jude 1941 bis 43 in Haifa über Hamburg im Jahre 1937/38. Keiner der Protagonisten, außer einem aalglatten Kaufmann vielleicht, der - so kann man vermuten - 1946 in die CDU eingetreten "ist", ist im engeren Sinne "böse". Dabei gibt es einige Tote, ganz viele Parteimitglieder, von denen einige (unter anderem ein Oberstleutnant!) ein Attentat auf Hitler planen. Man paßt sich halt dem Zeitgeist an, spricht allenfalls in vertrauter Runde Klartext.

Val McDermid    Splinter the Silence (2+)    Krimi mit ungewöhnlichen Protagonisten, eine alkoholkranke Kommissarin, eine lesbische Sergeantin, ein neurotischer Profiler ... Politisch unkorrekt, sehr gut geschrieben. Eigentlich als Serienkiller-Thriller gar nicht mein Fall, aber ich habe es wirklich gerne gelesen.

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Edward Gibbon    Verfall und Untergang des römischen Imperiums (3+)    Über 2.000 Seiten, 6 Bände in der dtv-Ausgabe von 2003, aus der ich im folgenden einige Zitate bringe. Die dtv-Ausgabe behandelt nur (!) die Zeit von etwa Christi Geburt bis etwa 500 nach Christus. Gibbons widmet jedem der zahlreichen Gegen- und Parallelkaiser, die teilweise nur einige Tage "regierten" wenigstens ein paar Zeilen. Das macht das Lesen dieses am Ende des 18. Jahrhunderts, 1776 - 1788, geschriebenen Werkes so zäh. Belohnt wird man oft durch die erschreckende Aktualität seiner Analysen (die zahlreiche Bezüge zur Situation im 18. Jh beinhalten) und die zahlreichen (in der Regel lateinischen bzw. griechischen) Quellen, die im Original und in deutscher Übersetzung wiedergegeben werden. Mein Latein ist noch passabel, vom Griechischen schweige ich lieber.

I p. 110    [zur EU?] Die Teilung Europas in eine Anzahl unabhängiger Staaten, die jedoch durch allgemeine Ähnlichkeit der Religion, Sprache und Sitten untereinander verbunden sind, hat für die Freiheit der Menschheit ausgesprochen segensreiche Folgen. Ein heutiger Tyrann, der weder in seiner Brust noch in seinem Volk Widerstand fände, würde sich […] durch die Furcht vor augenblicklichem Tadel, durch den Rat seiner Verbündeten und durch die Angst vor seinen Feinden sanft gezügelt finden. Der Gegenstand seines Mißfallens braucht nur den engen Grenzen seines Herrschaftsbereichs zu entfliehen, um […] leicht eine sichere Zuflucht, ein seinen Verdiensten angemessenes Auskommen, das Recht zur Klage, vielleicht auch wohl die Mittel zur Rache zu erlangen. Das Reich der Römer aber füllte die Welt, und als dieses Reich einem einzigen Mann in die Hände fiel, da wurde die Welt ein sicheres und trostloses Gefängnis für seine Feinde.

II p. 50    [zur EU?] Die Zahl der Minister, Beamten, Offiziere und Diener, welche die verschiedenen Ämter der Staatsverwaltung füllten, überstieg alles bisher Dagewesene; und - um mich der kräftigen Worte eines Zeitgenossen zu bedienen - "als die Zahl der Empfänger die Zahl der Beiträger überstieg, da erlagen die Provinzen der Last der Tributzahlungen".

II p. 171    [über die frühen Christen] Die in den Städten des Römischen Reiches gegründeten Gemeinden hielt nur das Band des Glaubens und der Liebe zusammen. Unabhängigkeit und Gleichheit bildeten das Fundament ihrer inneren Verfassung.

III p. 143    [über Griechisch/Latein] Zu den Lateinern waren die Strahlen der göttlichen Erkenntnis durch das trübe und zweifelhafte Medium der Übersetzung gedrungen. Die Armut und Ungeschmeidigkeit ihrer Muttersprache hielt nicht immer die passenden Entsprechungen parat für die griechischen Begriffe ...

III p. 227f    [über Julian, Gibbons Helden, das Vorbild Friedrichs des Großen? oder schreibt er über Martin Schulz, den Barbier, ääh Buchhändler, aus Würselen?] Bald nach seinem [Julians] Einzug in den Palast von Konstantinopel benötigte er die Dienste eines Barbiers. Sogleich präsentierte sich ihm ein prächtig gekleideter Beamter. ... Er [J] fragte den Menschen, was seine Stelle ihm eintrüge, und wurde mit der Auskunft beschieden, er bezöge außer einem ansehnlichen Gehalt ... auch noch tägliche Rationen für zwanzig Diener und ebenso viele Pferde. ... Der Luxus des Palasts erregte Julians Verachtung und Empörung, der für gewöhnlich auf dem Boden schlief...

III p. 430f    [über Sklaverei] Die Trägheit der Neger scheint indes weder eine Folge ihrer Tugendhaftigkeit noch ihres Kleinmuts zu sein. ... Aber ihre primitive Unwissenheit hat sie nie irgendeine wirksame Verteidigungs- oder Angriffswaffe erfinden lassen, sie scheinen unfähig, irgendwelche weitreichenden Regierungs- oder Eroberungspläne zu schmieden, und den offensichtlichen Umstand, daß sie in ihren geistigen Fähigkeiten zurückstehen, haben die Völker der gemäßigten Zone erkannt und mißbraucht. Sechzigtausend Schwarze werden jährlich von der Küste Guineas eingeschifft ...; und diese unaufhörliche Emigration ... stellt Europas Schuld und Afrikas Schwäche an den Pranger.

IV p. 38ff    [über Flüchtlinge und Fährdienste; Überforderung des BAMF ?] Aber selbst dem erfahrensten europäischen Staatsmann ist wohl nie die Einschätzung zugemutet worden, ob er es für angezeigt, beziehungsweise gefährlich, halte, eine unabsehbare Menge von Barbaren aufzunehmen oder abzuweisen, die, getrieben von Verzweiflung und Hunger, um Erlaubnis bitten, auf dem Gebiet einer zivilisierten Nation siedeln zu dürfen. ... Während diese ungewissen und fernen Verhandlungen noch in der Schwebe hingen, wagten die ungeduldigen Goten einige tollkühne Versuche, ohne Billigung der Regierung ... die Donau zu überqueren. Die entlang der Flußufer postierten Truppen ... schlugen die Goten blutig zurück. Die Regierung des Valens war in ihren Ratschlüssen so ängstlich, daß die beherzten Offiziere, die ihrem Vaterland in Erfüllung ihrer Pflicht einen Dienst geleistet hatten, mit Absetzung bestraft wurden und um ein Haar sogar geköpft worden wären. ... Valens' Beamte mühten sich redlich, damit nur keiner der Barbaren, denen es vorbehalten sein sollte, Rom in seinen Grundfesten zu erschüttern, am jenseitigen Ufer zurückblieb. Man hielt es für zweckmäßig, ihre Zahl in einer genauen Liste zu erfassen, aber die hierzu bestellten Personen standen von diesem endlosen und aussichtslosen Unterfangen bald ... ab. ... Der Umgang mit einem entwurzelten Barbarenvolk ohne Zucht und Ordnung erforderte die größte Entschlossenheit. ... Ringsumher erlebten sie [die Goten] den Reichtum und Überfluß ...

p. 40 ff  Einige Römische Beamte bzw. Beauftragte betrügen bei der Verteilung von Lebensmitteln, bereichern sich an Hilfsgütern und stacheln dadurch die Goten auf.

IV p. 48    [über Dummheit; oder Frau Dr. Merkel?] Valens und seine Minister hatten recht unvorsichtig eine Nation von Feinden ins Herz des Römischen Reiches geführt ...

IV p. 52    [über die Gefahren der Integration] Einer der gefährlichsten Nachteile, die mit der Anstellung von Barbaren im Heer und bei Hofe einhergingen, offenbarte sich ganz empfindlich im Briefverkehr mit ihren feindlich gesinnten Landsleuten

378 n Chr. dann Adrianopel, die vernichtende Niederlage der Römer im "Bürgerkrieg" gegen die Goten

IV p. 66f    [über einen Massenmord an Goten]    Am festgesetzten Tag wurde die unbewaffnete Schar der gotischen Jünglinge auf dem großen Platz [jeder Provinzhauptstadt] ... zusammengebracht ...; zur selben Stunde folgte in allen Hauptstädten des Ostens das Zeichen für das blinde Gemetzel, und die Provinzen Asiens wurden durch die grausame Vorsicht des Iulius [Oberbefehshaber der Truppen] von einem inneren Feind befreit, der in wenigen Monaten Feuer und Schwert vom Hellespont bis an den Euphrat hätte tragen können. Dringende Rücksicht auf die öffentliche Sicherheit kann zweifellos jede Verletzung geltenden Rechts gebieten. Aber inwiefern diese ... die natürlichen Verpflichtungen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit außer Kraft setzen dürfen, ist eine Doktrin, in der ich immer unwissend zu bleiben wünsche.

IV p. 167f    [über christliche "Toleranz"; IS-Methoden?] Die wertvolle Bibiothek von Alexandria wurde [von Theophilos, Erzbischof von Alexandria] geplündert und zerstört, und noch fast zwanzig Jahre danach erregte der Anblick der leeren Regale das Bedauern und die Entrüstung eines jeden Betrachters, dessen Verstand durch religiöse Vorurteile nicht völlig verdunkelt war. Die schöpferischen Werke aus alter Zeit, deren so viele unwiederbringlich verloren gingen ...

IV p. 186    [über Konstantin; oder die deutsche Wiedervereinigung?] Der Religion Konstantins gelang in weniger als einem Jahrhundert die völlige Eroberung des Römischen Reiches, aber die Sieger wurden allmählich durch die Listen ihrer überwundenen Feinde [des Heidentums] unterworfen.

IV p. 209    [über den damals fruchtbaren Maghreb] Roms Unterhalt hing von Afrikas Ernten ab und es lag auf der Hand, daß eine Kriegserklärung [an Gildo, den Tyrannen von Afrika, der wahre Rex Gildo] den Auftakt zu einer Hungersnot [in Rom] geben würde.

IV p. 256f    [über Wehrhaftigkeit der Gallier Anfang des 5. und Anfang des 16. Jh; und die der Westeuropäer 2014ff?] ... so besaßen Galliens Provinzen doch immerhin ein zahlreiches Geschlecht unerschrockener und kräftiger Jünglinge, die, hätten sie's gewagt, bei der Verteidigung ihrer Häuser, Familien und Altäre [gegen die Vandalen] ihr Leben aufs Spiel zu setzen, den Sieg verdient haben würden. ... Als Karl V. in Frankreich einfiel, fragte er einen Gefangenen, wie viele Tage Paris wohl von der Grenze entfernt sei. "Ungefähr zwölf, aber es werden Tage der Schlacht sein", lautete die couragierte Antwort ... In nicht einmal zwei Jahren drangen die ... Wilden [Vandalen], deren Anzahl ... gering erscheinen würde, von der Ostsee kampflos bis zum Fuß der Pyrenäen vor.

IV p. 295f    [über Sozialismus?] In volkreichen Städten ... bildet die Mittelklasse der Einwohner, die ihren Lebensunterhalt mit der Geschicklichkeit und Arbeit ihrer Hände bestreiten, für gewöhnlich den produktivsten, den nüzlichsten und in diesem Sinn auch den achtungswürdigsten Teil der Gemeinschaft. Aber Roms Plebejer, die derlei sitzende und dienende Tätigkeiten verachteten ... Konstantins Nachfolger linderten die Bedürftigkeit eines zahllosen Volkshaufens ... durch tägliche Brotausgabe, ...  fünf Monate im Jahr eine Ration Speck, ... Aus diesen herrlichen Palästen [prächtige Badehäuser mit heißem Wasser etc.] ergoß sich ein Schwarm schmutziger und zerlumpter Plebejer ... , die ganze Tage ... vertrödelten.

IV p. 369    [über absolute Monarchie in Ostrom; Demokratie in der EU?] Die Untertanen, die ihren Willen dem absoluten Befehl eines Herren unterworfen hatten, waren ebenso unfähig, ihr Leben und ihren Besitz vor den Angriffen der Barbaren zu schützen ...

V p. 36    [über Flüchtlinge] ... die leichtfertigen Zugeständnisse der Kaiser verstärkten die unverschämten Forderungen der Barbaren nur noch mehr, die ein heftiges Verlangen nach den luxuriösen Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens ergriffen hatte.

V p. 90    [über Attila; Hitlers Methode?; die islamische Strategie in Europa?] Die Leichtigkeit mit der Attila ins Herz Galliens vorgedrungen war, läßt sich im gleichen Maße seiner politischen Verschlagenheit wie der furchtbaren Gewalt seiner Truppen zuschreiben. Seine öffentlichen Erklärungen wurden geschickt durch persönliche Zusicherungen entkräftet, abwechselnd beruhigte und bedrohte er die Römer ... und die Höfe von Ravenna ... blickten mit träger Gleichgültigkeit auf den Vormarsch des ... Feindes.

V p.185    [über friedliche Immigration; Gastarbeiter?] ... die Krieger aus den germanischen ... Ländern kamen in die Provinzen, als Diener, dann als Bundesgenossen und schließlich als Herren der Römer ...

V p. 204    [über Mönche] ... die Nachwelt muß dankbar anerkennen, daß die Denkmäler der griechischen und römischen Literatur von ihren [der Mönche] rastlosen Federn bewahrt und vervielfältigt worden sind.

V p. 205    [über Mönche; Gutmenschen?] Gibbon zitiert Zosimos im griechischen Original (und übersetzt dankenswerterweise): ... unter dem Vorwand, alles den Armen zu geben, machten sie ... alle arm.

V p. 211    [über Mönche] Die Mönche jeden Zeitalters und jeden Landes haben sich durch rohe Fühllosigkeit hervorgetan: Ihre düstere Gleichgültigkeit, nur selten gemildert durch persönliche Freundschaft, wird von religiösem Haß genährt, und ihr erbarmungsloser Eifer hat tatkräftig das Heilige Offizium der Inquisition geleitet. Die heiligen Mönche, für die ein Philosoph nur Mitleid und Verachtung aufbringen kann ...

V p. 219    [über Christentum und (West-)Europa] Der fortwährende Briefaustausch unter den lateinischen Geistlichen, die häufigen Pilgerfahrten nach Rom und Jerusalem und das wachsende Ansehen der Päpste festigten die Einheit der christlichen Republik und ließen mit der Zeit ähnliche Sitten und eine gemeinsame Rechtspflege entstehen, wodurch sich die unabhängigen, ja selbst die einander feindlich gesinnten Nationen des neueren Europa vom Rest der Menschheit unterscheiden.

V p.239    [über Judenverfolgung; Hitlerei?; Zukunft der Nichtmoslems?] ... der Geist der Intoleranz blieb auf die Verfolgung der Juden [nach Ausrottung des Heidentums und des Arianismus] beschränkt. ... Der Reichtum, den sie im Handel und durch die Verwaltung von Vermögen ansammelten, verlockte die fromme Habgier ... und man konnte sie gefahrlos unterdrücken, da sie den Gebrauch der Waffen verlernt ... hatten.

V p. 274f    [über die Strafe für Mord, Gleichheit vor dem Gesetz; entsprechende Regeln im Koran?; reale Zustände in Deutschland?] Bei den(Franken wurde Mord nicht bestraft, sofern der Mörder ein Wergeld zahlte. Das betrug für fränkische Adlige dreihundert bis sechshundert Goldstücke. Zweihundert [Goldstücke] wurden für ausreichend angesehen bei einem Franken gewöhnlicher Herkunft, doch die einfacheren Römer waren schon durch die geringe Abgeltung von hundert, ja selbst von fünfzig Goldstücken ... der Gefahr ausgesetzt. ... Der Kopf eines hochmütigen und raublustigen Barbaren war von einer hohen Geldbuße geschützt, den wehrlosesten Untertanen wurde die geringste Hilfe zuteil. ... Im Reich Karls des Großen wurde Mord im Allgemeinen mit dem [gerechten, so Gibbon] Tod bestraft.

V p. 285    [über Leibeigenschaft; Spaltung der Gesellschaft?] Zeit und Gewalt beseitigten [unter der Frankenherrschaft] die mittleren Schichten der Gesellschaft fast ganz ...

V p. 291    [über die Ausreden der Feigheit; Flüchtlingskrise? Umgang mit Erdogan?] ... doch war ein im Verfall begriffenes Volk, das seine Schwächen mit den schillernden Namen von Anstand und Friedfertigkeit entschuldigte, den Waffen und Gesetzen der wilden Barbaren ausgesetzt, die sich voller Verachtung an ihrem Besitz, ihrer Freiheit und ihrer Sicherheit vergriffen.

V p. 322-329    [Analyse, die insgesamt sehr lesenswert ist, leider gibt es sie nicht im Netz und ich bin tippfaul] ... wir mögen besorgt und neugierig fragen, ob Europa noch von einer Wiederkehr jener Katastrophen bedroht ist, die einst die Armeen und Institutionen Roms erdrückt haben. ... Jenseits des Rheins und der Donau waren die nördlichen Länder ... voller unzähliger Völkerschaften von armen, unersättlichen und rastlosen Jägern und Hirten, furchtlos und begierig, sich der Früchte des Fleißes zu bemächtigen. ... Solche furchtbaren Wanderzüge können nun vom Norden her nicht mehr ausgehen ... Doch diese anscheinende Sicherheit sollte uns nicht vergessen lassen, daß möglicherweise neue Feinde ... drohen.

VI p. 45    [Nippel paraphrasiert Gibbon über Staatsbürgerschaft; Lieblingsprojekt aller Traumtänzer] Die formale Ausdehnung des Bürgerrechts auf praktisch alle Reichsbewohner ... bedeutete dagegen, daß die "letzte Schutzwehr der römischen Verfassung" niedergerissen wurde.

Frank Schätzing    Der Schwarm (3+)    Einzeller in der Tiefsee wehren sich gegen die Umweltzerstörung durch die Menschheit. Spannend aber hanebüchen.

Peter Ustinov    Der Verlierer (2-)    Eine Liebesgeschichte zwischen einem deutschen Nazi-Offizier und einer italienischen Prostituierten. Witzig und traurig zugleich.

Sigrid Damm    Christiane und Goethe (3)    Biographie von Goethes Ehefrau, Christiane Vulpius vorwiegend in Originalzitaten, dadurch sperrig zu lesen.

Sandra Paretti    Der Winter, der ein Sommer war (2)    Geschichte zweier (Halb-)brüder, die in Hessen und im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spielt, in dem 30.000 hessische Söldner auf britischer Seite kämpften.

Klaus Schelle    Karl der Kühne (2-)    Geschichte des Herzogtums Burgund 1363 - 1477.

Gabriele Kuby    Auf dem Weg zum neuen Gender-Menschen (2+)    sollte Pflichtlektüre für jeden Lehrer sein.

Mika Waltari    Minutus der Römer (2)    Roman über einen römischen Adligen zur Zeit Neros, der wesentlich positiver geschildert wird, als ich ihn bislang kannte.

Karl May    Die Goliaths, die Rose von Kahira (2)    Nachdruck der frühen Erzählungen im deutsch-Amerikanischen Familienschatz.

Annemarie Schoenle    Frauen lügen besser (2+)    Roman mit unerwarteten Wendungen aus der Medienwelt der 90er.

M. C. Beaton (= Marion Chesney)    Agatha Raisin and the Quiche of Death (2-)    Witziger Krimi, der mit den Agatha-Christie-Klischees spielt ohne sprachlich an sie heranzureichen.

Dieter Zimmer    Für'n Groschen Brause (2+)    Kindheitserinnerungen aus den frühen 50ern in der "DDR". Witzig. Erhellend. Vieles deckt sich mit meinen Erinnerungen, vor allem das "innere Geschehen". "DDR"-Spezifika sollten alle (Salon-)Sozialisten einmal lesen und überdenken.

Klaus Mann    Kindernovelle (2-)    Vier Kinder leben Anfang der 20er Jahre in einem großbürgerlichen Paradies mit ihrer schönen, verwitweten Mutter. Ein junger Mann kommt zu Besuch. Anmutig, schwebend.

Asta Scheib    Kinder des Ungehorsams (3+)    Roman über Luthers Ehefrau, Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne. Man könnte glatt evangelisch werden, wenn die heutige evangelische Kirche nicht fest in der Hand der Grünen wäre.

Nigel Blundell    Die größten Irrtümer der Welt (3)    Kuriositätensammlung, besonders interessant fand ich die Geschichte der Luftschiffe R100 und R101.

Max Kruse    Shaofangs Reise (2)    Der deutsche Kinderbuchautor Kruse fährt 1980 mit seiner chinesischen Frau Shaofang nach (Süd/Ost-)Asien unter anderem zum Besuch ihrer Verwanten, die auf Formosa leben. Er arbeitet die Unterschiede zwischen den Völkern heraus und auf der letzten Seite des Buches stehen die folgenden Sätze:  Irgendwann auf dem Flug nach Osten, durchstößt man eine unsichtbare Mauer. ... Jetzt bist Du umgeben von anderen Gedanken, von einer anderen Lebenseinstellung ... Ich denke der "Untergang des Abendlandes" ist Unsinn, aber sollte der abendländische Mensch im Chaos der Zukunft zugrunde gehen, in der selbst verursachten Zerstörung - es würde Jahrtausende dauern, ehe wieder ein entsprechendes Geschöpf entstünde. Seine Schuld ist, daß er sich selbst verriet, selbst verleugnete...

Friedrich Schiller    Über das Schöne und die Kunst (5)    Gnadenlos langweilig und für mich uninteressant. Ich habe irgendwann abgebrochen.

Dora Heldt    Böse Leute (2+)    Ein Wohlfühlkrimi. Lauter sympathische Menschen, humorvoll.

Graeme Simsion    Das Rosie-Projekt (2+)    Ein Roman aus Sicht eines Autisten, der dabei ist, sich zu verlieben. Witzig. Ein Geburtstagsgeschenk eines Freundes, will er mir etwas sagen?

Rolf Dobelli    Klar denken, klug handeln (2+)    Ein kluges Buch über typische Denkfehler.

Albert Martin Steffe    Die Hugenotten (4)    Ein Thema, das mich sehr interessiert. Leider auf jeder Seite fünf neue Namen und zu wenig roter Faden. Ich habe über 100 Seiten gelesen, dann habe ich abgebrochen.

Anna Seghers    Transit (3+)    Der (männliche) Ich-Erzähler flieht vor den Nazis im Sommer 1940 nach Marseille, möchte von dort weiter mit dem Schiff. Erinnert an Kafka, ist stark autobiographisch.

Uwe Soukup    Ich bin nun mal Deutscher, Biographie von Sebastian Haffner (2-)    Der Titel ist Programm, Haffner, aus Nazideutschland nach England emigriert, war Vorbild für viele Journalisten der 50er bis 70er.

Elizabeth George    A Banquet of Consequences (3-)    Besser als ihr vorletztes Buch, aber viel zu lang und aus zu vielen Perspektiven erzählter Lynley-"Krimi".

Volker Klüpfel & Michael Kobr    In der ersten Reihe sieht man Meer (2)    Ein Mittvierziger erlebt im Traum einen Italienurlaub als Pubertierender in den 80ern. Witzig, treffend und sozialkritisch. Ein bißchen wie die Fernsehserie Der letzte Bulle.

Thilo Sarrazin    Wunschdenken    (1-)    Das Minus wegen der Position der Fußnoten am Ende des Buches. In Düsseldorf hatte ich Gelegenheit einen seiner Kritiker im Gespräch mit Sarrazin zu erleben. Er hatte keine Chance gegen einen sachlich & witzig argumentierenden, sehr belesenen Sarrazin. Es wird keine ernstzunehmende Sachkritik geben. Was ein bißchen beim Lesen stört, ist Sarrazins Selbstvertrauen (andere nennen es Arroganz), in der Sache hat er meines Erachtens recht. Ein Zitat (p. 483) gefällt mir gut, verdeutlicht aber auch Sarrazins Hauptproblem: "Ich erinnere mich an zahlreiche Gespräche [mit Politikern], bei denen ich schlicht am mangelnden Abstraktionsvermögen meines Gegenübers scheiterte."

Jörg Neunhäuserer    Schöne Sätze der Mathematik (2 - 4)    war ein Spontankauf. Laut Klappentext für Studenten des 2. Semesters geeignet. Dann Beweise zu Ultrafiltern, Lemma von Zorn etc.. Vor 15 Jahren wäre die Note 2 angemessen gewesen, da ich das meiste mit Genuß&Verstand gelesen hätte. Heute muß ich die 4 geben, weil mir (zu) Vieles auch nach Lektüre nicht mehr klar ist. Die 4 ist eher ein Urteil über mich, für Zweitsemester ist das Buch in jedem Falle ungeeignet. Zielgruppe sind Leute, die ein sehr gutes Diplom in Mathe haben, nicht mehr an der Uni arbeiten, und ihre Erinnerung auffrischen möchten.

Klaus-Peter Wolf    Ostfriesenschwur  (3-)    zu lang für einen Krimi. Wirr. Unspannend.

Ulrike Herrmann    Der Sieg des Kapitals (3-)    habe ich ausführlichst hier kommentiert. Man merkt, daß sie Bankkauffrau ist, sie beherrscht den Jargon. Zusammenhänge hat sie leider nicht begriffen. Schon, daß die Frankfurter Rundschau das Buch lobt, ist eine vernichtende Kritik in sich.

Roger Willemsen    Die Enden der Welt (3+)    Reiseberichte unterschiedlicher Qualität. Fast alle unterstützen mein Vorurteil "Andere Länder, andere Sitten".

Albert Vigoleis Thelen    Die Insel des zweiten Gesichts (4)    Thelen beschreibt seine Zeit auf Mallorca Anfang der 30er Jahre. 900 Seiten, teilweise witzig, teilweise sehr zäh. Es passiert sehr wenig. Anachronistische Wertung des Nazi-Regimes. Wortgewaltig.

Robert Seethaler    Ein ganzes Leben (2-)    Das Leben eines Mannes in einem Alpendorf. Seltsam anmutend. Schön.

Jacques Berndorf    Magnetfeld des Bösen (3+)    Ein "alter" Berndorf-Krimi ohne Baumeister aus Sicht eines Staatsanwaltes nach Aufklärung.

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2016 (2)    Wie immer recherchiert er (Medien-)Ereignisse des vergangenen Jahres, unter anderemden Germanwings-Abstürz und die "Flüchtlings"krise.

Henryk M. Broder    Hurra, wir kapitulieren (2+)    10 Jahre altes Buch, hellsichtig über Islamisierung Deutschlands.

Henryk M. Broder     Kritik der reinen Toleranz (1-)    Ein wunderbares Buch über Toleranz. Oft bleibt einem das Lachen im Halse stecken.

Henryk M. Broder    Das ist ja irre! (2+)    Tagebuch vom 1. 1. 2015 bis 30. 6.2015, manchmal mußte ich schallend lachen, obwohl der Inhalt eher zum weinen ist. Broder ist scharfzüngig, witzig, intelligent, jüdisch!

Karl May    Aus der Mappe eines Vielgereisten (2+)    ist eine Sammlung der allerersten im Ausland spielenden Erzählungen, die er Ende der 70er Jahre geschrieben hat. Da er sich oft selbst plagiiert hat, gibt es Wiederholungen, man kann aber auch sehr schön seine schriftstellerische Entwicklung nachvollziehen.

Ernst Wiechert    Die Majorin (2)    in den frühen Jahren der Hitlerei geschrieben über die "Beziehung" einer adeligen Gutsherrin in Pommern zu einem Kriegsheimkehrer. Ereignislos, aber wunderschön geschrieben. Wiechert ist ein Nationalkonservativer, den die Nazis in's KZ steckten.

Émile Guillaumin    Ein Kampf um die Scholle (2)    ist ebenfalls ein Buch aus der Sammlung eines meiner Vorfahren. 1912 in Frankreich geschrieben, 1916 in Deutschland übersetzt und verkauft. Das deutsche Vorwort - kein bißchen antifranzösisch, im übrigen - ließ mich Blut&Boden-Literatur erwarten. Tatsächlich ist es die stark autobiographische Geschichte eines sprachlich begabten Pachtbauern, der sich gegen die Ausbeutung durch Grundbesitzer und Großpächter (offenbar gab es in Frankreich damals zwischen den Eigentümern und denen, die wirklich das Land bestellten, noch eine Zwischenschicht) wehrt und ein Syndikat, anscheinend eine Mischung aus Genossen- und Gewerkschaft, gründet. Obwohl einige Erfolge erzielt werden, zieht der Ich-Erzähler sich am Ende aus privaten Gründen und Enttäuschung über die Lethargie der meisten anderen Pächter aus dem Syndikat zurück.

Tilman Spreckelsen    Das Nordseegrab (4)    Ein Nordsee-Krimi mit dem Protogonisten Theodor Storm. Wirre Geschichte. Fehlkauf.

Martha Schoknecht    Der schönste Ort der Welt (3)    Sammlung von unterschiedlich guten Geschichten über Menschen in Buchhandlungen.

Akif Pirinçci    Die große Verschwulung (2+)    habe ich nur aus Protest gegen den Boykott gekauft; der idiotische Titel hatte mich abgeschreckt. Ein kluges Buch - leider ohne Quellenangaben - über die Ursachen und Folgen der Verweichlichung des westlichen Mannes unter besonderer Berücksichtigung der Immigration von Männern, die aus Kulturkreisen stammen, in denen die Männer üblicherweise nicht "verschwult" sind. Viele neue Einsichten.

Josef Winckler    Der tolle Bomberg (4-)     ist eine sterbenslangweilige Sammlung von Geschichten über einen westfälischen Adligen. Was mag einen meiner Vorfahren vor fast 100 Jahren bewogen haben, das zu kaufen? Nach 50 Seiten habe ich aufgegeben.

Dr. Eugen Rugel    Ein Trappist bricht sein Schweigen (4+)    ist ein Buch aus der NS-Zeit mit dem Ziel die katholische Kirche, insbesondere Jesuiten, zu diffamieren. Schon damals pädophile Priester etc.. Üble Propaganda, aber lehrreich. Interessant, aber bezeichnend ist, daß Rugel nach dem Krieg wohl für die "DDR" Propaganda machte.

Ruth Rendell    The Girl next Door (2-)    ist kein Krimi im eigentlichen Sinne (es gibt keine Polizei/Detektiv), sondern ein Buch über das Älterwerden einer Clique, die in den 40ern ca 10 Jahre alt war. Es spielt fast ausschließlich ungefähr im Jahre 2005. Autobiographisch(?), schwermütig, optimistisch, selbstironisch.

Ann Cleeves    Thin Air (2-)    Ein Shetlandkrimi. Gut zu lesen, aber meines Erachtens hat der Leser keine Chance, den Mörder zu erraten.

Wolfgang Dieterich und Gunter Groll    Lied und Gestalt (4-)    Eine Auswahl von Gedichten aus 4 Jahrhunderten, ohne Kommentare, nur Kurzbiographien der Dichter. Wenig für mich dabei.

Alfred Jaquet    Wissen und Glauben (5)    Abhandlungen über Darwinismus. 20 Seiten haben mir gereicht.

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Christine Brückner    Jauche und Levkojen (2+)    Sehr schön geschriebener Band I einer Trilogie über eine Frau, die im Ersten Weltkrieg auf einem Gut in Pommern geboren wird. Witzig und traurig zugleich. Lakonisch.

Brian McGilloway   Eine Leiche macht noch keinen Sommer (3-)    Der Leser hat keine Chance, hier mitzuraten. Der Übersetzer versteht einige Sprachspiele nicht. Wenn er sie nicht übersetzen kann, sollte er sie weglassen.

Elisabeth Herrmann    Die 7. Stunde (2-)    Spannend, wenn auch nicht ganz schlüssig.

Compact    Schwarzbuch Lügenpresse (4-)    Eine zusammenhanglose Aneinanderreihung von Schlagzeilen bzw. Zitaten ohne jegliche Analyse.

Andrew Brown    Würde (3-)    Der Krimi alleine hätte eine 2+ bekommen, die idiotische Geschichte über nigerianische Einwanderung nach Südafrika ein mangelhaft. Spannend aber unerträglich.

Udo Ulfkotte    Die Asylindustrie (3)    Zu reißerisch, zu viele Einzelheiten, zu wenig Roter Faden. Man merkt dem Buch an, daß es Ende August 2015 begonnen und im Oktober schon gedruckt wurde.

Ulrich Horstmann, Gerald Mann    Bargeldverbot (3+) Interessant, aber ich vermisse den Roten Faden.

Karl May    Geographische Predigten (2-)    sind "Sachkunde"-Artikel und Kleinkram, die Karl May Anfang der 1870er Jahre als Redakteur von belehrenden Zeitschriften verfaßte. Er konnte damals schon gut formulieren und seine "Philosophie" teile ich fast zu 100 Prozent.

Martha Grimes    Vertigo 42 (2-)    Ein Inspector Jury Krimi. Ordentlich.

Bernd Höcker    Böse Gutmenschen (1-)    Ein kleines Büchlein voller Fakten über die Realität in Deutschland.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2015 (3+)    wie immer eine Sammlung von Aufsätzen zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. Fußnoten unbrauchbar am Ende der Aufsätze anstatt auf der jeweiligen Seite.

Howard Carter    Das Grab des Tut-ench-Amun (2-)    ist eine 1973 erschienene Gesamtausgabe der drei Bände aus den 20ern/30ern vom Entdecker des Grabes. Voller - zum Teil ermüdender - Einzelheiten.

Frank Allen    The Searchers and me (2+)    Der Frontmann der Searchers - seit 51 Jahren dabei - schreibt die Geschichte der Band. Intelligent, witzig, sympathisch. Gelegentlich zu viele Namen.

Christian Zentner Illustrierte Weltgeschichte (3-)    Geschichte in Bildern. Leider fast keine Landkarten. 1972 konnte der Autor noch unaufgeregt über den Ersten Weltkrieg schreiben: "Mit der Mobilmachung Rußlands, das sich zuvor der französischen Unterstützung versichert hatte, befand sich Deutschland in einer prekären Situation."

Vicco von Bülow    Das große Loriot Buch (4-)    war eine Riesenenttäuschung. Offenbar hat man in diesem Buch die ödesten seiner Geschichten gesammelt. Ich habe tatsächlich alle 570 Seiten gelesen, weil ich dachte, da müsse jetzt Witz=Geist kommen. Leider nein.

Max Frisch    Tagebuch 1946-49 (3+)    Da ich anderen mehrfach Biedermann und Brandstifter empfohlen habe, was mE sehr gut auf die heutige Zeit paßt (Brandstifter sind nicht irgendwelche "Nazis"), habe ich mir sein Tagebuch aus der Noch-Zu-Lesen-Kiste genommen. Die relativ schlechte Bewertung rührt aus der Form, im Tagebuch verwoben, Geschichten zu erzählen, unter anderem eine Prosafassung von B&B, die so (p. 180, Burleske) beginnt "Eines Morgens kommt ein Mann, ein Unbekannter, und du kannst nicht umhin, du gibst ihm eine Suppe und ein Brot dazu. Denn das Unrecht, das er seiner Erzählung nach erfahren hat, ist unleugbar, und du möchtest nicht, daß es an dir gerächt werde." Auf Seite 31 beschreibt er Frankfurt im Mai 1946, "Flüchtlinge liegen auf allen Treppen, und man hat den Eindruck, sie würden nicht aufschauen, wenn mitten auf dem Platz einWunder geschähe; so sicher wissen sie, dass keines geschieht. Man könnte ihnen sagen, hinter dem Kaukasus gebe es ein Land, das sie aufnehmen werde, und sie sammelten ihre Schachteln, ohne dass sie daran glaubten. Ihr Leben ist scheinbar, ein Warten ohne Erwartung, sie hangen nicht mehr daran; nur das Leben hangt noch an ihnen, gespensterhaft, ein unsichtbares Tier, das hungert und sich durch zerschossene Bahnhöfe schleppt, Tage und Nächte, Sonne und Regen; es atmet aus schlafenden Kindern, die auf dem Schutte liegen, den Kopf zwischen den knöchernen Armen, zusammengebückt wie die Frucht im Mutterleib, so, als wollten sie dahin zurück." Auf Seite 233 nach der Beschreibung einer Konferenz in Polen, bei der Afrikaner (Frisch schreibt auch "Neger") "am besten gesprochen haben" (p.232), schreibt er den prophetischen Satz: "Ferner der oft wiederkehrende Eindruck, daß die Völker, die den Blutverlust eines nächsten Krieges überleben, keinesfalls die Völker unseres europäischen Westens sind".

Jörg Meidenbauer    Die großen Liebespaare (3)    ist ein RTL-Bildband über 100 "große Liebespaare des 20. Jh. Wo habe ich das her? Ein Drittel kannte ich nicht. Ich sollte mehr Bunte lesen ...

Oswald Spengler    Der Untergang des Abendlandes I (?)    [ich habe eine Originalfassung, 51. - 53. Tausend von 1921, Band II liegt nicht vor] ist das erste Buch, das ich seit 2009 gelesen habe, dem ich keine Note geben kann. Insgesamt scheint es mir wirr (insbesondere verstehe ich den Titel nicht), stellenweise ist es brillant. Er war ein echter Querdenker, dachte selbst. Seine Ausführungen zur Mathematik haben mein jahrzehntealtes Vorurteil "es gibt nur eine Mathematik" erschüttert. Er ist der historische Mensch, dem ich am liebsten begegnen würde, um ihn zu bitten, zu gliedern, zu erklären, Sachfragen zu beantworten, Einwänden zu entgegnen. Um das Werk würdigen zu können, muß man (mindestens) fundierte Kenntnisse in Mathematik, Physik, Philosophie, Griechisch&Lateinisch, Literatur, Kunst und Musik haben. Heutige Abiturienten sind noch unfähiger als ich, Spengler zu verstehen, sind wahrscheinlich schon von seiner pessimistisch-rationalen Stimmung überfordert.

Petra Gabriel    Die Eifel ist der Liebe Tod (3-)    ist angeblich ein "Eifelkrimi". Story ähnlich hanebüchen wie bei Berndorf aber viel schlechter geschrieben. Ein Fehlkauf.

Yoa Ming-Le    Die Verschwörung (4-)    habe ich nach 60 Seiten abgebrochen. Es geht um den (angeblichen?) Putsch des Lin Piao. Auf jeder Seite fünf neue chinesische Namen. Nur für Fachleute in chinesischer Geschichte ab 1940.

Gustave Le Bon    Psychologie der Massen (1-)    habe ich auf Empfehlung eines Freundes gelesen, leider nicht im französischen Original, sondern in der Übersetzung von 1912, in der der Übersetzer dauernd "Rasse" schreibt, wo "Volk" gemeint ist. Le Bon hat Lenin, Hitler, die "DDR", Fußballhooligans, Ice Bucket Challenge ... mE sehr gut prognostiziert. Womit er nicht gerechnet hatte war die Einseitigkeit der heutigen Medien (zumindest in Deutschland). Ich habe nicht viel Neues gelernt, aber es beruhigt, daß kluge Köpfe schon vor 100 Jahren wußten, daß intelligente Menschen in der Masse dümmer werden, heute heißt der Effekt Groupthink.

Wolfgang Leonhard    Spurensuche (3+)    habe ich komplett, aber nur kursorisch, gelesen. Der Autor, vor einem Jahr in Daun verstorben, berichtet von seiner Reise nach Mitteldeutschland kurz nach dem Zusammenbruch der "DDR" und dem Wiedersehen mit ehemaligen Mitaktivisten, die - anders als Leonhard - im Osten geblieben sind. Die Mischung von guter Analyse und persönlicher Betroffenheit hat mich nicht begeistert.

Frances Brody    Dying in the Wool (3)    habe ich auf Empfehlung einer ehemaligen Schülerin, Agatha-Christie-Fan wie ich, gekauft. Nett geschrieben, bis auf die auktorialen Teile, aber ganz weit von AC entfernt.

Walther Wolf    Die Welt der Ägypter (2)    ein kluges Buch über ägyptische Geschichte.

Richard Phillips Feynman    QED (2)    habe ich vor einigen Jahren gelesen und vor Aufnahme in dieser Liste verliegen. Er erklärt, für Physik-Laien wie mich, was "Licht ist". Ein echter Feynman.

Jim Al-Khalili    Pathfinders (2+)    ein lesenswertes Buch über das Goldene Zeitalter "islamischer" Wissenschaft. Wenn man die Liste der Wissenschaftler genau liest, stellt man fest, daß viele gar keine (geborenen) Moslems waren. Trotzdem, im Mittelalter zeigte sich der Islam toleranter als heute. Im letzten Kapitel "Science and Islam today" findet sich unter anderem dieses wundervolle Zitat, was den Unterschied zwischen Islam und allem anderen meines Erachtens sehr schön verdichtet (p244):  Quaid-i-Azam University, he [Pervez Hoodbhoy, ein pakistanischer Physiker] tells us, has several mosques on its campus, but no bookshop. And yet this is one of the leading research universities in the Muslim world."

Provence     Reiseführer (3)    nichts zum Lesen, aber ich nehme ihn mit, wenn ich das nächste Mal nach Frankreich fahre.

Louis Komzsik    Gravity's Mysteries (2-)    erklärt die Entwicklung unseres Verständnisses von Schwerkraft bis heute. Ärgerlich die Fülle von sprachlichen Fehlern.

E. F. Ziehlke, H. Rothweiler    Sittengeschichte des Zweiten Weltkrieges (3+)    wenig Lesevergnügen beim Betrachten der Bilder aus Konzentrationslagern, Flüchtlingstrecks etc. Die Gliederung ist schlecht bzw. wird nicht eingehalten, die psychologischen Erklärungen sind oft (für mich) nicht überzeugend, aber die Fülle an (vielen mir vorher unbekannten) Fakten in diesem Werk von 1969 machen es lesenswert.

Mahzarin R Banaji, Anthony G Greenwald    Vorurteile (2)    Die Autoren haben einen sehr interessanten Test entwickelt, mit dem sie unbewußte Vorurteile (vom Übersetzer "Stereotypen" genannt) aufdecken können. Sie stellen bei sich selbst entsetzt fest, daß sie Vorurteile haben. Keine bessere Note gibt es neben der Tatsache, daß Anmerkungen am Ende sind für die Diskussion über Pitbulls auf p. 178, die ich kurz zusammenfasse. 1-25 der US-Hunde sind Pitbulls. 25% aller Hundebisse werden von Pitbulls verursacht. Also gibte es das (meines Erachtens gesundheitsverbessernde!) Vorurteil "Pitbulls sind gefährlich", zu dem sie 3 Fragen stellen und beantworten: 1. Sind Pitbulls durchschnittlich bösartiger? Ja, aber sie werden auch so abgerichtet. 2. Sind alle Pitbulls bösartig? Nein. 3. Sollte man bei Begegnung mit einem Pitbull vorsichtig sein? Sie geben keine Antwort, lassen aber im Verlaufe der Argumentation klar erkennen, daß es ihnen lieber wäre, Pitbulls unvoreingenommen zu begegnen. Das zeugt von einem tiefgehenden statistischem Mißverständnis, mit dem man bei einem anderen Thema aber gleicher Mathematik leider dauernd konfrontiert wird. Trotzdem Sehr lesenswert!

Tana French    Faithful Place (3)   ist ein zeitgenössischer Krimi, der in Dublin spielt. Das Motiv des Mörders überzeugt mich nicht. Der Krimi wird von der Geschichte einer kaputten Familie überlagert.

Sophie Hannah    The Monogram Murders (3+)    ist ein neuer Krimi mit Hercule Poirot, der in den 20er Jahren spielt. Ordentlich, aber man sieht ganz deutlich, was Agatha Christie zur Ausnahmeschriftstellerin macht. Die Kritiken bei Ama... sind vernichtend, so schlimm finde ich das Buch nicht.

Peter Watson    The German Genius (3)    ist ein fast 1000seitiger Band über deutsche "Genies" der letzten 200 Jahre. Er schreibt im Vorwort, "...ridiculous to reduce Germany ... to the twelve years of Nazi rule" und tut dann aber genau das. Bei fast jedem deutschen "Genie" zeichnet er die Linie zu 1933. So bleibt es eine Fleißarbeit mit deutlichem Übergewicht in den Nichtnaturwissenschaften. Beispielsweise wird Robert Schumann auf fünf Seiten erwähnt, Johannes von Neumann auf zweien. Die Bedeutung der deutschen Sprache für die gewaltige Überlegenheit deutschsprachiger Denker zwischen 1800 und 1950 wird nicht thematisiert. Es bleibt eine Fleißarbeit (auch für den Leser, der sich gelegentlich über eine kurz erwähnte Person genauer informieren möchte) und das Verdienst einige simple Fakten (zB Deutsche haben bis 1933 mehr Nobelpreise erhalten als Engländer und Amerikaner zusammen) klargestellt zu haben, die heute nicht mehr pc sind.

Günter Hochgürtel    Landlust (3)    ist ein Roman eines Euskirchener Journalisten in dem es darum geht, daß sich eine Prostituierte in einem kleinen Dorf in der Eifel niederläßt. Bißchen Humor, wenig Spannung.

Ralf Schmitz    Schmitz' Häuschen (4)    beschreibt die Renovierung eines geerbten Hauses. Total überzogen und in weiten Teilen unwitzig.

Marc Elsberg    Zero (2-)    ist ein Thriller, in dem es um die Manipulation durch eine Facebook-ähnliche Lebensberatungssoftware geht. Spannend, aber meines Erachtens sehr unrealistisch. Die wirklichen Gefahren lauern anderswo. Dauernder Szenenwechsel mal das Lesen mühsam.

Günter B. Merkel    Die Antwort I (3+)    ist ein Gedichtband im Stile Kästners. Nicht ganz so witzig wie dieser.

Rita Falk    Zwetschgen-Datschi-Kompott (2)    ein weiterer, heiterer Krimi mit Franz Eberhofer.

Oliver Byrne    The Elements of Euclid (2)    ist der von Werner Oechslin kommentierte Nachdruck einer farbigen Ausgabe der ersten sechs Bücher von Euklid aus dem Jahre 1847, damals von Byrne bearbeitet. Ein schönes Buch über eine Art Geometrie, zu der mir leider das Talent fehlt(e). Wenn man sich vor Augen führt, daß das Buch vor 150 Jahren im Mittelstufenunterricht englischer Gymnasien eingesetzt wurde, könnte man heulen angesichts der Tatsache, daß dort heute Fächer wie "Media Studies" auf dem Stundenplan stehen.

Max Eichenhain    2034 Der Abschied vom Abendland (3)    ist der in weiten Teilen mißlungene Versuch aus "Deutschland schafft sich ab" einen spannenden Krimi zu machen. Eichenhain argumentiert überzeugend, daß Deutschlands Bevölkerungspolitik der letzten Jahrzehnte verbesserungsfähig ist und macht auch einige gute, konkrete Vorschläge. Der "Krimi" ist peinlich.

Yanis Varoufakis, Stuart Holland, James K. Galbraith    Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise (4)    Als wissenschaftliches Werk wäre "Ungenügend" ein Kompliment, als geschickte Täuschung verdient das Bändchen ein "Gut", macht "Ausreichend". Der amtierende griechische Finanzminister hat Vorschläge, wie Griechenland (und die Räuberbanken) noch viel mehr Geld bekommt, ohne daß jemand zahlt. Das geschieht durch Gelddrucken, Buchungstricks und zusätzliche (Finanztransaktions-)Steuern, die anders genannt werden. Es gibt sicher nicht wenige Eurokraten, Politiker und leider auch Wähler, die diese Taschenspielereien nicht erkennen.

Atze Schröder    Und dann kam Ute (2-)    hat erstklassige Witze, aber auch langweiligere Passagen. Ein Liebesroman mit Atze als Ich-Erzähler in der Hauptrolle.

C. W. Ceram    Götter, Gräber und Gelehrte (2)    erzählt die Geschichte der Ausgrabungen in Griechenland, Ägypten, Mesopotamien und Mittelamerika. Spannend und lehrreich, ein Klassiker.

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2015 (2)    Wie immer recherchiert er (Medien-)Ereignisse des vergangenen Jahres, unter anderem die Ukrainekrise und das Verschwinden des malaysischen Flugzeugd MH370.

Gerhard Wisnewski    Ungeklärt, unheimlich, unfaßbar 2015 (3)    Wie immer spektakuläre Kriminalfääle des vergangenen Jahres, unter anderem Edathy, Boko Haram und das historische Attentat in Sarajewo, das er dem östereichischen Generalstab in die Schuhe schiebt, der Wisnewskis Ansicht nach einen Vorwand für einen Krieg gegen das ("unschuldige") Serbien suchte. Die Islamisten sind von den USA gesteuert. Das scheint mir doch sehr weit hergeholt.

Gérard Albert Bökenkamp    Ökonomie der Sexualität (1-)    ist ein sehr kluges, trotzdem leicht zu lesendes Buch. Bökenkamp, Mitarbeiter der Friedrich-Naumann-Stiftung, zeigt am Beispiel der Sexualität, wie man anhand der Östereichischen Schule der Volkswirtschaft argumentiert. Ich habe viel gelernt. Er macht konkrete, neue, Vorschläge zu Adoption, Abtreibung, Prostitution, erklärt Partnerwahl .... In einem Nebenstrang behandelt er den Islam und zeigt, daß der Hauptunterschied zwischen "dem Westen" und anderen Kulturen die Einstellung zur Heirat ist. Hier individuell, dort konventionell, um andere Adjektive zu vermeiden. Er führt das auf das Verbot der Verwandtenehe durch das Christentum zurück.

Agatha Christie    While the Light lasts (3+)     ist eine Sammlung von Kurzgeschichten unterschiedlicher Qualität. Die meisten sind keine Krimis.

Agatha Christie    Problems at Pollensa Bay (3+)    ist eine Sammlung von Kurzgeschichten unterschiedlicher Qualität. Die meisten sind keine Krimis.

Ngaio Marsh    A Man lay dead (3+)    ist die erste Detektivgeschichte mit Roderick Alleyn (im Sammelband mit den nächsten beiden). Ambiente, Personen etc. Christie-ähnlich, aber in Plot und Humor wesentlich schlechter als Agathas bessere Geschichten von 1926 - 1960. Mord in einem Landhaus.

Ngaio Marh    Enter a Murderer (3+)    Mord in einem Theater.

Ngaio Marsh    The Nursing Home Murderer (2-)    Mord in einem Krankenhaus.

John Curran    Agatha Christie's Murder in the Making (2)     ist Band 2 einer Auswertung ihrer Notizbücher. Band 1 ist bestellt. Curran abstrahiert die Plots und skizziert mit Hilfe der Notizbücher Alternativen.

John Curran    Agatha Christie's Secret Notebooks (2)    ist Band 1 der Auswertung ihrer Notizbücher. Auf eine Mail meinerseits mit einen Vorschlag für weitere Bücher antwortete John Currant am nächsten Tag. Kein bißchen arrogant.

Eugen Roth    Ein Mensch (1-)     ist eine Sammlung von wirklich witzigen Gedichten, meiner Ansicht nach am schönsten: "Der gekränkte Badegast" (Seite 17).

Jürg Willi    Die Zweierbeziehung (3+)     ist eine erweiterte Neuauflage eines psychoanalytischen Buches über Paarbeziehungen. Bißchen arg abgehoben, meiner Ansicht nach.

Karl May    Winnetou II (1-)    ist das erste Karl-May-Buch, das ich zur Kommunion, im April 1964, geschenkt bekam, nach einigen Seiten für "langweilig" befand und anläßlich einer längeren Erkältung im Herbst 1964 wieder hervorkramte, weil nichts "Besseres" da war. Nachdem ich mich eingelesen hatte, war ich süchtig nach Karl May, obwohl dieser Band - zusammengestückelt aus 2 alten Geschichten - wirklich kein optimaler Start war. Das Lesen der historisch-kritischen Ausgabe ist immer ein Genuß.

Jacques Berndorf    Eifel-Kreuz (2+)     ist eine seiner besseren Geschichten, wenn auch ein wenig weit hergeholt. Hier stimmt der Plot, seine Art zu schreiben ist ja immer gut.

Jacques Berndorf    Requiem für einen Henker (2+) ist eine glaubwürdige Geschichte über die Machenschaften von Geheimdiensten. Hier stimmen Plot und Stil.
                                Der König der Eifel (3+)    ist eine Sammlung von Kurzgeschichten. Bei einigen kann man sehen, daß der Plot identisch ist. Das ist im Gegensatz zum Stil wirklich nicht Berndorfs Stärke.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2014 (3+)    wie immer eine Sammlung von Aufsätzen zu Karl May, mal besser, mal weniger gut. Fußnoten unbrauchbar am Ende der Aufsätze anstatt auf der jeweiligen Seite.

Jo Nesbø    Headhunter (2)    ist ein Thriller über einen Headhunter, Dieb und Mörder, in der ich-Form geschrieben mit einem - für mich - unerwarteten Schluß.

Gert Hagmann    Grundlagen der Elektrotechnik (3-)    Hagmann kann nichts dafür, daß ich mich für sein Fach nicht wirklich begeistern kann. Zum Selbststudium mE zu knapp.

Paul Collier    Exodus (1-)    ist mit Abstand das intelligenteste Buch über Immigration, das ich gelesen habe und das, obwohl Collier eigentlich ein "Linker" ist, dem die Wohlfahrt Afrikas näher liegt, als die Großbritanniens. Er betrachtet nicht nur neue und ehemalige Immigranten sowie Einwohner der "Gastländer" (Host Countries), sondern auch die, die zurückbleiben. Er benennt klar die "sozialen Kosten" die insbesondere dann entstehen, wenn im Gastland eine Immigrantengruppe zu groß ist (er nennt das "Diaspora"), um sich integrieren zu müssen, in Deutschland etwa Türken, in England z. B. Jamaikaner. Diese Kosten bestehen darin, daß der Zusammenhalt der Gesellschaft schwächer wird, etwas, was jeder tagtäglich in der U-Bahn oder auf großstädtischen Straßen beobachten kann. Er ist für "Gastarbeiter" und ausländische Studenten, die nach einer gewissen Zeit zurück müssen. Diese importieren Know How in ihre Heimatländer, wohingegen Immigranten allenfalls Geld überweisen. Er ist gegen unbegrenzten Familiennachzug, um Gast- und Heimatländer zu schützen. Illegale Immigranten will er "legalisieren", wenn sie sich freiwillig melden. Sie dürfen dann arbeiten und eine gewisse Zeit im Land bleiben, aber sie erhalten - im Gegensatz zu legalen Migranten - keinerlei Sozialleistungen. Wenn sie solche benötigen bzw. bei Razzien entdeckt werden, sollen sie sofort abgeschoben werden. Der Stil ist abstrakt emotionslos, das Wort Islam kommt nicht vor, allerdings der Terminus "Cultural Difference", den er vor allem sprachlich definiert. Das Minus gibt's für Fußnoten am Ende und einige Irrtümer über Deutschland.

John Brockman    Thinking (2-)    ist ein Sammelband mit Beiträgen von Autoren ganz verschiedener Fachrichtungen über das Denken. Ganz unterschiedliche Qualität.

Werner Legère    Unter Korsaren verschollen (2)    ein typischer Legere mit historischen Hintergrund, der von Algier ausgehenden Piraterie.

Adolf Bartels    Geschichte der deutschen Literatur (4)    ist eine Literaturgeschichte aus dem Jahre 1934, die ich nur auszugsweise gelesen habe. Ein typisches Zitat (p. 327) über Heine mag genügen: "Heine ... ragt über die Schule [der Jungdeutschen] entschieden hinaus, gehört sogar ... der Weltliteratur an. Ein deutscher Dichter ist er freilich nicht, sondern ein jüdischer Dichter, der sich der deutschen Sprache bedient ..." So wie heute Meinung vor Verstand geht, ging damals Rasse vor Qualität.

David Nicholls    A Question of Attraction (2+)    beschreibt in der ich-Form die Nöte eines englischen Arbeiterkindes an der Uni vor dem Hintergrund der Teilnahme am Fernsehquiz University Challenge. Witzig.

Franz Josef Antwerpes    Antworten auf nicht gestellte Fragen (4+)    hat mich sehr enttäuscht. Ich hatte dem Kölner Kurfürsten mehr Witz zugetraut, das Büchlein ist banal.

Nicci French    Der falsche Freund (2-)    spannende, aber vollkommen unglaubwürdige Geschichte über einen Mann, der eine Frau terrorisiert. Nicht ganz so unangenehm wie der Film Secret Smile.

Hera Lind    Das Superweib (3)    witzig, aber ein bißchen langatmig.

Bund der Steuerzahler    Die öffentliche Verschwendung (3)    Es ist deprimierend das Buch zu lesen, wie deutsche Steuergelder verpulvert werden, Mario Barths Show, die viele der Beispiele aufgreift, macht mehr Spaß. Der Hauptfehler von Kritik dieser Art ist m.E., daß sie die Gründe, verkehrte Anreize, für die Verschwendung nicht hinreichend beleuchtet.

Werner Legère    Die Nacht von Santa Rita (2)    liest sich wie ein Karl-May-Buch, behandelt aber eine wahre Geschichte, ein Massaker an Apatschen in Mexiko.

Felix Krautkrämer    Aufstieg und Etablierung der AfD (3)    interessant aber trocken.

James Bacque    Other Losses (1-)    vertritt sehr überzeugend die These, daß in amerikanischer Gefangenschaft eine Million deutsche Soldaten gestorben, meist verhungert, sind. Da mein Vater in einem solchen Lager war, allerdings überlebt hat, ist das Buch leider sehr überzeugend. Das Lesen ist deprimierend und ermüdend.

Simone van der Vlugt    Kalte Freundschaft (3)    wäre als Film sicher ein spannender Psychothriller, als Buch so la-la.

Frank-Lothar Kroll    Geburt der Moderne (2)    ein knappes Buch über Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg, das mit einigen negativen Vorurteilen aufräumt und mich davon überzeugt hat, daß das damals in Preußen geltende Dreiklassenwahlrecht ungerechter war als ich gedacht hatte.

Ian Stewart    17 Equations that changed the World (2)    Wichtige Gleichungen aus Mathematik, Physik und VWL einigermaßen verständlich erklärt.

Robert Kraft    Das Rätsel von Garden Hall (2)    Kraft, ein Zeitgenosse von Karl May schreibt Romane wie Jules Verne, spannend, innovativ, utopisch, dystopisch verstörend. In Garden Hall geht es um einen skurrilen Schloßeigentümer.

            Die neue Erde (2)    beschreibt eine Gruppe von Menschen, die sich durch eine Katastrophe plötzlich am Pol wiederfinden.

            Die Nihilit-Expedition (2)    landet bei einem Volk in Australien, das grausame Gesetze hat.

            König König (2-)    beschreibt das Leben eines ehemaligen Volksschullehrers, der durch eine Erbschaft in die Lage versetzt wird, "König" zu sein.

            Die Wildschützen vom Kilimandscharo (2+)    ist ein Abenteuerroman, der an der Grenze zwischen Deutsch- und Britisch-Ostafrika im britischen Naturschutzgebiet spielt. Scheint weitgehend authentisch. zu sein.

Wilhelm Schmidt    Deutsche Sprachkunde (4+)     enthält neben viel Wissenswertem über die Deutsche Sprache Stilblüten wie "Das Wiedererstarken der imperialistischen Kräfte in der monopolkapitalistischen westdeutschen Bundesrepublik ... und die Schaffung des sozialistischen deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates, in dem die heute entwickelte sozialistische Gesellschaft ..." aus dem Jahre 1959. Man fragt sich, was ein intelligenter Mensch beim Schreiben solcher Sätze gedacht haben mag. Andererseits sind die Zeitungen in Deutschland heute auch reichlich gefüllt mit Artikeln, von denen Ihre Autoren sicher wissen, daß sie groben Unfug schreiben.

Egon Flaig    Gegen den Strom (2+)    hätte einen gebildeteren Leser als mich verdient. Flaig ist Althistoriker, das macht das Büchlein stellenweise schwierig zu lesen. Er setzt sich mit der EU, dem Islam, Griechenland der Wiege Europas auseinander. Viele Neue Einsichten.

Friedrich Gerstäcker    Der Flatbootmann (2-)    Kurzgeschichten aus den USA der Mitte des 19. Jahrhunderts vor dem Bürgerkrieg. Gerstäcker war tatsächlich dort und seine Ablehung der Sklaverei beruht auf eigener Anschauung. Nicht so spannend bzw. gut erzählt wie die Schriften Karl Mays, der sich inhaltlich bei ihm bedient hat.

Robert Arden    Sergeant Berry (3+)    Abenteuergeschichte über einen US-Polizeibeamten, der zu unrecht einer Heldentat gerühmt wird und in Mexiko ein Abenteuer erlebt. Witzig aber mit dünnem Plot.

Malcolm Clark    Islam für Dummies (3)    geht inhaltlich kaum über das hinaus, was ich aus der Karl-May-Lektüre schon wußte, organisiert dieses Wissen jedoch. Zielgruppe sind eher zukünftige Konvertiten als Islamkritiker, das Buch ist gemäßigt islamfreundlich. Besonders witzig ist das Kapitel 18 "Zehn muslimische Beiträge zur Zivilisation"; diese "Beiträge" beruhen im wesentlichen darauf, daß altgriechische Schriften rezipiert werden, drei sind Bauwerke. Gar nichts aus den letzten 350 Jahren, das letzte ist das Tadsch Mahal, davon abgesehen, nichts in den letzten 800 Jahren. Man muß schon ziemlich erkenntnisfeindlich sein, wenn man daraus keine Schlüsse zieht: Obwohl die Türken in der Lage waren, Konstantinopel (und fast Wien) zu erobern, haben sie die Wissenschaft kein bißchen weiter gebracht, ihre Führungspositionen oft mit christlichen Sklaven besetzt.

Matthias Weik & Marc Friedrich    Der größte Raubzug der Geschichte (2)    beschreibt - leicht lesbar - wie die Finanzindustrie mit Hilfe der Zentralbanken den produzierenden Teil der Bevölkerung ausnimmt. Leider wird das Versprechen, Alternativen aufzuzeigen, nicht eingehalten.

Karl May    Im Lande des Mahdi I (2+)    Ein echter Karl May. Ein Buch gegen die Sklaverei und (mit Wissen von heute) auch gegen den Islam, der sie gutheißt. Spannend, lehrreich, humorvoll. Lediglich Selim ist nervig.

Lesley Thomson    The Detective's Daughter (5)    Ein echter Fehlkauf. Dieses Buch ist derart verwirrend - die Autorin zeigt die Gedanken aller Protagonisten, die sind leider fast alle geistesgestört, die Zeitebenen wechseln ohne Anzeige - ich habe nach 100 Seiten aufgegeben.

Ken Follett    Winter of the World (2)    Ist Band II der Trilogie des 20. Jahrhunderts und verfolgt die Geschichte der 5 Familien durch die 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. Man lernt auf fesselnde Weise einiges über Geschichte, aber man merkt auch, daß er ein festes Schema beim Schreiben hat.

Akif Pirincci    Deutschland von Sinnen (1-)    Trotz der Sprache ein intelligentes Buch. Die perfekte Ergänzung zu Sarrazins Deutschland schafft sich ab. Während Sarrazin wissenschaftlich für die Mittelschicht argumentiert, bringt Pirincci die Probleme ohne Fußnoten auf den Punkt. Ich fürchte, daß in 100 Jahren, in einer dann fast ausschließlich muslimischen Welt mit deutlich niedrigerem Zivilisationsgrad als heute, beide Bücher überflüssigerweise, weil kaum noch jemand Deutsch lesen können wird,  auf dem Index stehen werden, weil sie den Niedergang der westlichen Welt, insbesondere Deutschlands, punktgenau vorhergesagt haben.

Sir John Retcliffe    Puebla oder der Schatz der Ynkas I - III (2+)    habe ich in einem Nachdruck des Originals von 1865 erneut gelesen. Retcliffe gilt als "stramm, rechts, preußisch, reaktionär". Wer die Trilogie liest, findet keinerlei Belege dafür, die Protagonisten sind vorwiegend Franzosen (Boulbon, Eisenarm, Kreuzträger, Bonifaz), Briten (der Lord), Comanchen (Comeo, der Jaguar), ein Malaie ( nur ein Deutscher, Leutnant von Kleist, der am Ende das Comanchenmädchen Comeo heiratet, ist einigermaßen wesentlich für die spannende - halbwahre - Geschichte. Der Graf führt über lange Jahre eine wilde Ehe mit einer Schauspielerin, die sich als Mann verkleidet. Yankees und Mexikaner kommen nicht gut weg, Juden und Neger kommen nicht vor, Chinesen werden - korrekt! - als Opfer britischer Opiumpolitik geschildert. Juarez (ganz anders als bei Karl May) und Napoleon III werden negativ geschildert.

Heinz Onnertz    131/2 (4+)    ist die Abrechnung unseres Landrats bis 2013 mit der Eifelzeitung. Gut formuliert aber an allen wesentlichen Fragen vorbeigehend.

Wolfgang Schorlau    Fremde Wasser (2-) typischer Schorlau Krimi, in dem es darum geht, daß die Wasserversorgung jetzt oft von Großkonzernen übernommen wird.

Marc Elsberg    Black out (2+)    Thriller über eine Terroristengruppe, die Europa dadurch lahmlegt, daß die Stromversorgung manipuliert wird. Ziemlich glaubwürdig, leider.

Hans-Hermann Dubben, Hans-Peter Beck-Bornholdt    Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit (2+)    behandelt Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik anhand von typischen Beispielen und Fehlschlüssen. Müßte Pflichtlektüre für jeden Politiker sein.

Thorsten Hinz     Der Weizsäcker Komplex (1-)    ist ein Essay über den deutschen Altbundespräsidenten Weizsäcker und seinen Vater, Ernst. Hinz arbeitet heraus, wie die Verurteilung des Vaters Weizsäckers Verhalten bestimmte.

Hendryk M. Broder    Die letzten Tage Europas (2-)    schildert zwar überzeugend einige EU-Wahnsinne, bleibt aber an der Oberfläche.

Walter Krämer    So lügt man mit Statistik (2)    Pflichtlektüre für Zeitungsleser und Wähler. Politiker kennen diese Tricks schon.

Guy McCrone    Phoebes Familie (3+)    spielt vor dem Weltkrieg in Schottland und Südfrankreich. Die Geschichte einer Fabrikantenfrau und ihrer Familie.

Rodney Stark    God's Battalions (1-)    stellt überzeugend klar, daß die Kreuzzüge nicht Aggression sondern Verteidigung waren.

Thilo Sarrazin    Der neue Tugendterror (1-)    das "Minus" wie immer dafür, daß die lesenswerten Fußnoten nach hinten verbannt sind. Die Reaktionen ein Beispiel auf das Buch beweisen leider, daß Sarrazin wieder recht hat.

Gerry Docherty & Jim Macgregor    The secret Origins of the First World War (1-)    das "Minus" wie immer dafür, daß die lesenswerten Fußnoten nach hinten verbannt sind.In dem Buch wird die (mich überzeugende) These vertreten, daß der Weltkrieg weder "aus Versehen" entstand, wie Clark in Sleepwalkers behauptet, und schon gar nicht im "preußischen Militarismus" begründet war, wie Fischer meinte, sondern von einer Clique von (hauptsächlich) Briten (the secret Elite) seit dem Ende des 19. Jahrhunderts geplant war, um die Vorherrschaft der Anglo-Amerikanischen Rasse zu sichern. Bekannte Mitglieder dieser Gruppe waren unter anderem Rothschild, Rhodes, Milner und Churchill. Die Geschichte, wie sie von Docherty und Macgregor erzählt und mit hunderten von Quellen belegt wird, ergibt Sinn. Ich habe mich schon immer gefragt, warum zwei saturierte Staaten, Deutschland in seinen natürlichen Grenzen und Östereich gar mit überdehnten Grenzen, diesen Krieg gewollt haben sollen. Selbst wenn er nach drei Monaten mit der Einnahme von Paris geendet hätte, was wäre gewonnen gewesen? Im Gegensatz dazu hatten Frankreich (Elsaß-Lothringen), Rußland (die Dardanellen) und Großbritannien (Ausschaltung der technologisch-wissenschaftlich deutlich überlegenen deutschen Konkurrenz) klare Kriegsziele.

Anne Perry    Blind Justice (3-)    ist ein Krimi, der um 1850 in London spielt. Viel zu viel innerer Monolog, viel zu wenig Ermittlungsarbeit.

Daniel Tammet    Poesie der Primzahlen (3-)    ist eine Sammlung von "mathematischen" Essays, einige klug und spannend, andere langweilig.

Gerhard Wisnewski    Ungeklärt, unheimlich unfaßbar 2014 (2-)    ist eine Sammlung von "spektakulären" Kriminalfällen des Jahres 2014. Breiten Raum nimmt die "NSU" ein, bei der Wisnewski meine Ansicht teilt, daß Zschäpe & Co die Morde nicht begangen haben. Manches wirkt lieblos, ein Kapitel über Napolen scheint mir vollkommen überflüssig.
                                Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2014 (2+)    ist sein jährlicher Rückblick auf  gelenkte öffentliche Meinung.unter anderem die "Atomkatastrophe" von Fukushima. Er stellt korrekt klar, daß die Todesfälle ausschließlich aus dem Erdbeben resultieren, ist meines Erachtens aber doch ein bißchen zu optimistisch in Sachen Kernenergie.

Wolfgang Schorlau    Die blaue Liste (2)    ist ein recht spannender Krimi, anhand dessen überzeugende Zweifel an der offiziellen Lesart der Todesfälle Rohwedder und Grams behandelt werden. Überflüssige längere Ausführungen zur Blues Musik führen zur Abwertung.
                                    Das dunkle Schweigen (3+)    Band 2 der Dengler-Reihe. Hier geht es - nicht so überzeugend wie in Band 1 - um die Naziverstrickung eines schwäbischen Unternehmers.

Nelson deMille        In der Kälte der Nacht (3+)    behandelt die Faszination, die ein Mafiaboss auf den Erzähler und seine Frau, Mitglieder der US-Ostküstenoberschicht ausübt. Ich hoffe, daß die Erzählung nicht realistisch ist. 

Meg Cabot            Size 12 is not fat (2-)        ist ein Krimi von einer Frauenbuchautorin. Folglich ist der Plot nicht besonders überzeugend, aber es ist spannend und witzig zu lesen.

Elisabeth George    Believing the Lie (4-)    ist kein Kriminalroman, sondern eine Frechheit. Die ganze Story hängt daran, daß sich ein Mann so erfolgreich als Frau verkleidet, daß das niemand merkt. Kein Verbrechen, sondern lauter homosexuelle "Aufklärung".

Walter Krämer      Die kalte Enteignung (1)    ist eine unideologische Zusammenfassung des Eurodesasters. Krämer ist kein EU-Gegner, das macht dieses Buch auch für Eurobefürworter gut lesbar.
                           Typisch deutsch (2)    Krämer ist in der Eifel geboren und Statistik-Professor in Dortmund. Der geborene gesunde Menschenverstand. In diesem Buch werden statistisch und anekdotisch (Vor-)Urteile über Deutschland behandelt.
                            Denkste (2+)        sollte jeder  Schüler nach dem Abi lesen, damit er weiß, was er in Stochastik gelernt hat. Kein Lehrbuch, sondern eine Sammlung von typischen Fallen in der Statistik. Angeblich reichen Mittelstufenkenntnisse, ich denke, daß man das Abi haben sollte.
                            Nachlese 1980 - 2013 (2)    ist eine Zusammenstellung seiner allgemeinverständlichen Zeitungsartikel insbesondere zu Gesundheit und Risikowahrnehmung.
                            Statistik verstehen (2+)        ist ein ganz unmathematischer Grundkurs in Statistik, der Pflicht für jeden Zeitungsleser, Wähler und insbesondere Politiker sein sollte.
                            Wie wir uns von falschen Theorien leiten lassen (2)    ist eine weitere Zusammenstellung seiner Einsichten. Da ich schon viel von ihm gelesen habe, gibt es etliche Wiederholungen.
                            Die Angst der Woche (2)    ist ein weiteres Statistikbuch, konkret geht es um Anwendungen im Gesundheitswesen.

Jacques Berndorf    Eifel-Krieg (3)    ist ein "echter" Berndorf: Gut geschrieben, mittelmäßiger Krimiplot und in diesem Fall auch noch eine hanebüchene Situation: Neonazis in der Eifel. Probleme, die die Welt nicht hat.

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Heinz Buschkowsky    Neukölln ist überall (2+)    Die Ergänzung zu Sarrazins "Deutschland schafft sich ab".  Buschkowsky ist Praktiker, SPD-Bürgermeister von Neukölln, und hat durchaus Sympathie für seine Leute, trotz Immigrantengewalt (vornehmlich gegen Deutsche), trotz systematischem Sozialbetrug, trotz NoGo-Areas (für Deutsche), trotz analphabetischen Schulabgängern, .... Er ist gegen Doppelte Staatsbürgerschaft und für Sanktionen (bis zur Abschiebung) gegen nichtkooperative Eltern. Seine Lösung heißt Bildung, Kindergartenpflicht, Senkung des Kindergelds dafür kostenlose Kindergärten etc, Ganztagsschulen, härtere, schnellere Urteile gegen Straftäter, Vernetzung von Polizei, Schule, Sozialamt, Jugendamt, Job Center. Wie ein Bundespräsident angesichts dieses Buches von Rassismus gegen "Menschen mit dunkler Haut" schwadronieren kann, ist mir unbegreiflich. Buschkowsky bekommt keine 1, weil er - anders als Sarrazin - die Gründe für das Desaster nicht benennt und angesichts der Einwanderung balkanischer Zigeuner nicht bereit ist, härtere Maßnahmen vorzuschlagen.

Franz Kugler    Geschichte Friedrichs des Großen (2)    ist eine Biographie von Friedrich II von Preußen, die Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde und eindrucksvoll vor Augen führt, wie einfühlsam aber auch kritisch damals geschrieben werden durfte. Was mir fehlt sind Landkarten, und die vielen Schlachtenbeschreibungen sind etwas ermüdend.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2013 (3+)    Ist die jährliche Sammlung von Aufsätzen über Karl May und sein Werk. Für May-Fans ein Muß, auch wenn der eine oder andere Artikel etwas abfällt.

Ernst Heinkel    Stürmisches Leben (3+)    Autobiographie eines deutschen Flugzeugbauers. 

Joachim Fernau    Sprechen wir über Preußen (2)    Preußische Geschichte auf eine andere Art, gewohnt kurzweilig erzählt.

Berühmte Köpfe (5) Eine Bildersammlung aus dem Bertelsmann-Verlag. Wird jetzt weggeschmissen (was ich mit Büchern üblicherweise nicht tue).

Zsolt Harsanyi    Der Komet (4+)    Biographischer Roman über einen ungarischen Dichter und Revolutionär. Eher langweilig.

Robert Penn Warren    Amantha (3+)    Die Geschichte einer weißhäutigen Mulattin in den Südstaaten vor und nach dem Bürgerkrieg. Aufgewachsen als "weiße" Tochter eines Pflanzers wird sie nach seinem Tod als Kind einer Negerin denunziert und entsprechend behandelt. Ein Buch über echten Rassismus (nicht das, was die Links-Grünen heute als "Rassismus" bezeichnen) 

Mika Waltari    Michael der Finne (2)  ist die Geschichte eines finnischen Abenteurers im 16. Jahrhunderts, der von Finnland/Schweden über Frankreich, Deutschland, Italien, Osmanisches Reich  die Belagerung Wiens als türkischer Soldat 1529 miterlebt. Trotz (wegen?) der massiv gekürzten Übersetzung spannend und ironisch.

Vincent Sheean    Sanfelice (3-)    ist ein historischer Roman,  der in der Zeit der Napoleonischen Kriege in Neapel spielt.

Morgengabe (4+)   Eine Sammlung von Kurzgeschichten aus der Vorkriegszeit, manche interessant, manche nicht.

George Orwell    Animal Farm (2+)    Beide Novellen in einem Band. Daß die Noten vergleichsweise schlecht sind, liegt an mangelndem Lesevergnügen. Pflichtlektüre für Grundkurse (oder 10. Klassen)
                            1984 (2-)     Ist extrem pessimistisch aber leider fast hellsichtig. Er breschreibt die heutigen Subtext-Zustände ziemlich gut - und dabei meine ich nicht die Überwachung durch die NSA, sondern die durch die Jacobiner der Political Correctness und den erstaunlichen Gleichklang der Massenmedien. Sollte Schulpflichtlektüre für Leistungskurse sein.

Catherine Hermary-Vieille    Johanna, die Wahnsinnige (3-)    Ist ein biographischer Roman über die Mutter von Karl V, in dessen Reich die Sonne niemals unter ging.

Franz Körmendi    Abschied vom Gestern (3)    Ein bißchen spannend, ein bißchen melancholisch, ein bißchen wirr. Die Geschichte eines ungarischen Juden zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Charles Dickens    Dombey und Sohn (3)     erinnerte mich an Karl Mays Kolportageromane. Ein bißchen sozialkritisch, voller unerwarteter Beziehungen, teilweise schlampig geschrieben, aber nicht so packend erzählt wie May.

Carmen M Reinhardt & Kenneth S Rogoff    This Time is different (4)    ist eine ziemliche Enttäuschung. Voller (im wesentlichen nichtssagender) Statistiken, ganz wenig Interpretationen. Äpfel und Birnen werden addiert. Die 4 gibt's für Fleiß und dafür, daß ich die Grundannahme "Schulden sind schlecht" teile.

Hans Fenske    Der Anfang vom Ende des alten Europa (1)     beschreibt recht ausführlich wie es zum Weltkrieg kam, sehr kurz seinen Verlauf und wieder ausführlich das Kriegsende. Ein Muß für jeden, der sich für den Weltkrieg und insbesondere wie es zur Hitlerei kommen konnte interessiert.

Carlo Còccioli    Himmel und Erde (3)    Die Geschichte eines Priesters in Italien zur Zeit des Faschismus, die ich nicht wirklich verstanden habe, die aber trotzdem streckenweise faszinierend war.

Waltraud und Matthias Woeller    Sage und Weltgeschichte (4)    Eher langatmige Erkärungen .

Karl May    Winnetou III    (1-)    Zu diesem Buch muß man nichts sagen. Ein Meisterwerk.

IfS    Ist der Islam unser Feind (1-)    Fußnoten gehören nicht an den Schluß. Leicht lesbare Zusammenfassung der Argumente pro und contra Islamkritik. Als Einstieg sehr zu empfehlen.
    Warum Deutschland nicht vom Euro profitiert (1)    Hier gebe ich trotz der Fußnoten am Schluß die glatte 1, weil das Heft auf  40 Seiten sehr gut und leicht verständlich die Behauptung, daß Deutschland der Euro-Profiteur wäre, widerlegt. Wie immer mit reichlich Quellenanhaben für Zweifler.

Joseph Stiglitz    The Price of Inequality (3-)    enthält einige zutreffende Beobachtungen über die wachsende Ungleichheit in den USA. Bei den Gründen bzw. Gegenmaßnahmen liegt er meines Erachtens komplett daneben. Seine Argumentation ist schwach, in der Regel setzt er voraus, was er beweisen will. Nur ein Beispiel auf Seite 18 lobt er unter anderem Deutschland dafür, daß der Verdienst nicht stark von dem der Eltern abhängt (das steht in unserer Presse immer genau anders herum), in der Fußnote - am Buchende, wo sie nicht hingehören - 74 zitiert er dann eine Studie, wonach in den USA die Korrelation zwischen Einkommen der Eltern und Kindern 0,5 sei, genau wie bei Körpergröße. Die naheliegende Erklärung - Intelligenz ist im wesentlichen erblich - kommt ihm nicht. Über Deutschland zitiert er überhaupt keine Zahlen. Erstaunlich, da er es eigentlich besser könnte. Aber hier verdunkelt Ideologie den Verstand.

Frank Schirrmacher    Ego, das Spiel des Lebens (4+)    geht von der These aus, daß die Spieltheoretiker nach Ende des Kalten Krieges arbeitslos wurden und sich nun in den Banken tummeln. Eine gute Idee. Das Buch selbst ist leider wirr und lieblos zusammengestoppelt. Man merkt Schirrmacher an, daß er von Spieltheorie - einer Mischung aus Mathematik, Ökonomie und Psychologie - keine Ahnung hat. Erinnert mich ein bißchen an Sokal.

Hermann Stehr    Peter Brindeiser (3)    Die Lebensgeschichte eines zerrissenen Mannes vor dem großen Krieg. Die Personen scheinen uns wenig glaubwürdig zu sein, aber ich denke, daß die Beschreibung der Menschen vor 150-100 Jahren durchaus zutrifft. Leider ziemlich langweilig.

Emil Schönfelder    Lebensgut aus germanischer und altdeutscher Zeit (5)    ist ein Lesebuch für die Oberstufen der Gymnasien der Jahre 1938ff. Die alt- und mittelhochdeutschen Texte habe ich kaum gelesen (weil ich sie nicht verstehe), die neueren Texte fand ich unerträglich langweilig.

Herbert Alexander Stützer    Die Etrusker und ihre Welt (5+)    ist kein Geschichts- sondern ein Kunstbuch. Nach 25 Seiten hatte ich genug gelesen.

Rita Falk    Schweinskopf al Dente (2)    ist ein witziger, gut geschriebener Bayernkrimi.
                Grießnockerlaffäre (2)    ist ebenfalls ein witziger Bayernkrimi.

Viktoria Luise    Im Strom der Zeit (2-)    Die einzige Tochter des letzten deutschen Kaisers schreibt über ihr Leben. Erhellend, wenn sie über Geschichte schreibt, verwirrend, wenn es um Verwandtschaftsbeziehungen der Adelshäuser geht.

Tobias Amely, Thomas Krickhahn    BWL für Dummies (3-)    ist genau das. Ein gutes Buch, aber ich bin nicht in der Zielgruppe.

Esther Vilar    Der dressierte Mann (4-)    hat einige interessante Gedanken, ist insgesamt aber wirr. Ihre Thesen werden nicht belegt. 

Harald Martenstein    Ansichten eines Hausschweins (2+)    ist eine Sammlung seiner ZEIT-Kolumnen, witzig, politisch unkorrekt, aber nicht immer treffend, kann daran liegen, daß er jede Woche zwei Seiten schreiben muß.

Wolfgang Venohr    Fridericus Rex (2-)    Biographie Friedrichs des Großen. Gut lesbar, aber es gibt zu wenige Landkarten im Buch

Karl May    Winnetou I (1)    Ich weiß nicht wie oft ich den Winnetou schon gelesen habe, jetzt erstmalig in der historisch-kritischen Ausgabe, es ist immer wieder erhebend. Man weiß genau, was passiert und trotzdem ist es spannend. Unerreicht.

Martin Suter    Lila, Lila    (3+)    Konstruierter Liebesroman, oder vielleicht geht es auch um etwas anderes, das ich nicht gesehen habe. Die Idee ist gut, die Ausführung eher nicht.

Petr Beckmann    A History of Pi    (3)    Daß ich nicht so viel Freude an diesem Buch hatte, lag weniger am Buch als daran, daß ich, was Pi angeht, ein ziemlicher Experte bin, so daß ich nicht mehr so viel lerne. Der Autor nervt mit abfälligen Nebenbemerkungen über Sowjets und Nazis, die ich zwar inhaltlich nachvollziehen kann, die aber in einem Sachbuch nichts zu suchen haben. Seine Bemerkungen zum Katholizismus passen zwar teilweise in's Buch, sie sind aber meines Erachtens falsch bzw. maßlos überzogen.

Rudolf Hagelstange    Der große Filou (3-)    Ist eine Nacherzählung der Odyssee.  Die abgedruckten Holzschnitte sind scheußlich, der Autor schwankte zwischen ganz freiem Nacherzählen und freier Übersetzung, das stört beim Lesen.

Stefan Steinhoff    Going Tax (2-)    Ist für Menschen, die das Steuerberaterexamen nicht anstreben sterbenslangweilig, für die wenigen, die das doch tun, kann es mutmachend sein.

Robert Betz    Willst Du normal sein oder glücklich (5)    Beginnt verheißungsvoll - steht aber nichts drin außer endlosen Schleifen von "Du mußt Dich ändern - Du kannst Dich ändern". Geschwurbel auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Peter D'Adamo    4 Blutgruppen - 4 Strategien für ein gesundes Leben (4-)    Paßt auf mich definitiv nicht, jegliche wissenschaftliche Grundlage fehlt.

Florian Illies    1913 (2-)    war wohl mit das beste Jahr für Deutschland und Österreich. Dieser Streifzug durch Kunst, Literatur und anderes belegt das. Ärgerlich, daß Illies die Rolle des Kaisers bzw. des Preußentums so verkennt.

Stephan Schwarz    Krötenmord (3+)    Ganz netter Krimi - das Technikgeschreibsel nervt.

Eugen Roth    Der Wunderdoktor (2)    Beobachtungen vom Typ "Am ärgsten fällt der Größenwahn oft grad die kleinen Leute an." Während der Hitlerei geschrieben mit einigen versteckten Anspielungen auf die damals herrschende Klasse.

Daniel Kahneman    Thinking fast and slow (1-)    Das Minus dafür, daß die Anmerkungen hinten versteckt sind. Ein Buch über Vor-Urteile und Wahrscheinlichkeitstheorie und die Grundlagen der Ökonomie. Wenn ich das vor 20 Jahren gelesen hätte, wäre mein Stochastik-Unterricht (noch?) besser gewesen

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2013 (2+)    erscheint jährlich und erzählt, "was nicht in der Zeitung stand". Mag sein, daß nicht alles haargenau stimmt, aber es scheint gut recherchiert und plausibel. Extrem Amerikafeindlich. Hauptthemen dieser Ausgabe die "Arabellion" und die sogenannte "NSU". Einzig die Verbindung zwischen Sarkozy und dem islamischen Attentäter erscheint mir unplausibel.

Mario Livio    The golden Ratio (3)    versucht die Geschichte der Zahl Phi unter wissenschaftlichen und künstlerischen Aspekten zu erzählen. Sauber recherchiert räumt es mit einigen Vorurteilen auf, aber mir fehlte der Rote Faden.

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Mario Livio    Is God a Mathematician (1-)    ist ein vorzügliches Buch, das eine glatte 1 bekommen hätte, wenn die Anmerkungen auf der jeweiligen Seite und nicht hinten versteckt wären. Es wird ein auch ohne Vorkenntnisse leicht lesbarer Abriß der Geschichte der Mathematik gegeben unter dem Aspekt der Frage: Wie kommt es, daß Mathematik unsere Welt so gut beschreibt? Obwohl ich mich schon lange mit dieser Frage herumschlage, und (auch nach Lesen des Buches) keine Antwort habe, hat es meinen Horizont erweitert.

Sophie Kinsella    Remember me (2)    ist eine witzige Liebesgeschichte mit "Haken". 
                            Can you keep a Secret (2-)     witzig aber eher vorhersagbar.

Karl May    Mein Leben und Streben (2)    Autobiographie und Miszellen. Instruktiv.

Hermann Stenten    Steueralltag im Dreiländereck (4)    hatte sich meine Mutter anläßlich ihres Umzugs nach NL gekauft. Auch für Steuerinteressierte nicht sehr spannend.

Candace Leiden, Marshall Wilensky    TCP/IP für Dummys (3)    einiges ist mir klarer geworden, aber (PC-)Protokolle sind einfach nicht mein Interessengebiet.

Jacques Berndorf    Eifel-Bullen (2)    meiner Erinnerung nach sein bester Krimi mit plausibler Handlung. Sein Stil ist sowieso gut.

Ken Follett    World without End (4+)    die angekündigt als "Fortsetzung" von Pillars of the Earth. Tatsächlich ist es das gleiche(!) Buch mit anderen Namen. Vor vielen Jahren war ich mit einem Heftromanschreiber, Hans Sommer, der wunderbar formulieren konnte und leider zu früh verstorben ist, bekannt. Bei einem Besuch führte er uns in sein Arbeitszimmer. Dort zeigte er auf kleinen Stapel Karteikarten und diverse Lexika. "Auf den Karteikarten sind die möglichen Plots. Dann schlage zufällig ich in ein passendes Lexikon, um Schauplatz, Namen etc. festzulegen". Offenbar macht Follett das genau so und hatte bei gleichem Schauplatz die glkeiche Karteikarte erwischt.

Sabine Reichel    Und ewig lockt das Weib (3)    ist ein Ratgeberbuch für Frauen, wie sie einen Mann für sich begeistern können. Ich bin nicht Zielgruppe, fand es aber trotzdem recht interessant.

Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft    2012 (3+)    Sammlung unterschiedlicher Beiträge zu Karl May. Ich fand insbesondere die Artikel zur historischen Person Krüger Bei interessant.

Louis Ferdinand Prinz von Preußen    Im Strom der Geschichte (2+)    Wäre Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wieder Monarchie geworden,  wäre er Kaiser geworden. Schade, vorbei!

John Levine, Carol Baroudi, Margaret Levine Young    Internet für Dummies (4+)    hat meine Mutter im Jahr 2000 gekauft. Veraltet.

Hainer Plaul    Illustrierte Karl May Bibliographie (4+)     ist eher ein Nachschlagewerk und zum Lesen ein bißchen langweilig. Jeder, der der eine Karl-May-Geschichte liest und denkt, "die kenne ich doch", findet hier schnell eine Erklärung. Der Mayster hat nämlich seine Ideen immer wieder ausgeschlachtet.

Marie Luise Kaschnitz    Der alte Garten (5)    sterbenslangweilig. Nach Seite 40 bedingungslose Kapitulation meinerseits.

Kenneth Roberts    Kapitän Marvin (2-)    spannende Piratengeschichte aus der Zeit der napoleonischen Kriege.

Otto Habsburg    Karl V (3)    Diesem Buch fehlen farbige Landkarten! Ansonsten kann man lernen, warum schon damals ein EU-ähnlicher Verbund scheitern mußte, obwohl es sogar (anders als heute) einen Sympathieträger gab.

IfS    Schulkollaps (1-)    Fußnoten gehören nicht an den Schluß! Daher das Minus. Sehr überzeugende Beschreibung der Zustände in der heutigen Schulwelt und Erklärung, warum das so gewollt(!) ist. 

Felix Berner    Gustav Adolf (3+)    Biographie von Wallensteins Gegner. Farbige, große Landkarten und Tabellen hätten dem Buch gutgetan.

Karl Dönitz    Mein wechselvolles Leben (4+)    läßt sich gut lesen, enthält aber nur Anekdoten und kaum Behandlung seiner kurzen Zeit als Reichspräsident und der Zeit davor. Seine kritische Beurteilung der Nürnberger Prozesse teile ich im wesentlichen, aber wenn man versucht, sich in die Mentalität der Sieger hineinzuversetzen, kommt man wohl zum Schluß, daß sie versuchten die Fehler von Versailles nicht noch einmal zu machen. Damals wollte man Deutschland wirtschaftlich versklaven, nach dem 2. Weltkrieg wollte man vor allem den Staat zerschlagen, verständlich nach der Judenvernichtung. Wer siegt, hat recht.

Annika Sommersberg    Der Hitler-Mythos im Westdeutschen Beobachter (4-)    ist eine Dissertation, die meines Erachtens ziemlich klar am Thema vorbei geschrieben ist. Aber Volkskunde ist auch nicht mein Fach und der betreunde Professor wird seine Gründe gehabt haben, das Werk zu akzeptieren.

Reinhold Weitz et allii    Nationalsozialismus im Kreis Euskirchen (3)    Fast 1.000 Seiten, in den der Nationalsozialismus unter verschiedenen Aspekten von verschiedenen Autoren behandelt wird. Nicht Alles war für mich interesant - jedenfalls wurde mein Vorurteil bestätigt, daß eine katholische Gegend weniger anfällig für den Totalitarismus war. Ansonsten erschreckend, wie klar man doch relativ früh schon sehen konnte, was da läuft; noch viel erschreckender, daß heute ähnlich totalitäre Tendenzen herrschen (zB 1933 bekam jeder Turnverein einen Dietwart, heute hat jede Behörde eine Gleichstellungsbeauftragte - beide überflüssiger als ein Kropf), ohne daß die Mehrheit der Deutschen aufmuckt. Ideologie ("Juden sind minderwertig" - "Alle sind gleich") schlägt Verstand und eigene Beobachtung.

Norbert Robers    Joachim Gauck (3-)    Biographie unseres amtierenden Präsidenten. 

Thilo Sarrazin    Europa braucht den Euro nicht (1-)    Finanzwissenschaft ist sein (und mein, in aller Bescheidenheit) Metier. Das merkt man. Das Buch ist weitaus schwieriger als "Deutschland schafft sich ab" zu lesen. Natürlich kenntnisreich, voller Quellenangaben und Fußnoten, die erneut leserunfreundlich hinten gesammelt sind; daher das Minus. Im wesentlichen beschreibt er (natürlich!) nur Offensichtlichkeiten: 40 Millionen Norditaliener finanzieren seit 150 Jahren 10 Millionen Süditaliener (die 10 Millionen Römer kommen einigermaßen klar), ohne daß sich im Süden die Verhältnisse bessern - wie soll das bei 120 Millionen Nordeuropäern und 200 Millionen Südeuropäern funktionieren? Die Exporte Deutschlands seit Euro-Einführung in die Nicht-Euro-Länder sind viel mehr angestiegen als in die Euro-Länder, Deutschland ist also nicht der Europrofiteur; Europa ist nicht der Euro; Argumente für  den Euro sind ausschließlich politisch, ökonomisch war von vorneherein (VWL-Studenten lernen das im Grundstudium) klar, daß eine Währungsunion nicht funktionieren kann ... Auf der letzten Seite gibt er Frau Merkel zwei Ratschläge: 1. Nicht in die Haushaltspolitik anderer Staaten eingreifen und 2. Keinerlei weitere Finanzhilfen (über die schon zugesagten) an andere Staaten. Langfristig: Rückkehr zu eigenen Währungen, wenn ein Land das als zweckmäßig erachtet.

Joy Fielding    Das Verhängnis (4+)     Ein sogenannter Thriller, dessen Inhalt ich nach drei Wochen komplett vergessen habe.

Hannes Sprado    Verfressen, sauschnell, unkaputtbar (3)    Ein Buch über Kakerlaken, teils naturwissenschaftlich, teils feuilletonistisch.

Landkreis Vulkaneifel    Heimatjahrbuch 2012 (4)    Mit neuem Titel und jährlicher Schwerpunktsetzung, für dieses Jahrbuch "Wasser",  sind die meisten Beiträge sterbenslangweilig geworden.
Geschichten von Daheim 2004 (3+)    Geschichten aus einer vergangenen (nicht nur guten) Zeit.
Geschichten von Daheim 2002 (3)    Jahrbuch des Kreises Daun (neudeutsch "Vulkaneifel"). Geschichten sehr unterschiedlicher Qualität.

Norbert Borrmann    Warum Rechts? (2)    Beschreibt gut den Unterschied zwischen Konservativen (er bevorzugt "Rechte") und Linken. Das Inhaltsverzeichnis bringt zwölf Gegensatzpaare rechts/links, die zum Teil per Vorurteil genau umgekehrt besetzt sind, zB linke "Toleranz", rechte Freiheit. Das Lesen des Buches ist wirklich lohnenswert und augenöffnend. Ich bemängele, daß die (zum Teil sehr langen und lesenswerten) Fußnoten hinten stehen und insbesondere, daß er die NSDAP als "rechts" einstuft und danach relativ(!) positiv beurteilt. Meiner Ansicht nach hatten die Nazis zwar auch eindeutig rechte Vorstellungen, aber in Abwägung waren ihre Methoden, ihr Menschenbild, ihre Ziele, den stalinistischen, eindeutig linken, doch so ähnlich, daß man sie eher "links" verorten müßte.

Mika Waltari    Die Königin des Kaiserballs (3)    kommt nicht an sein Meisterwerk, Sinuhe der Ägypter, heran. Es geht um die (historische?) Begegnung zwischen einer finnischen Landadelstochter und Zar Alexander I im Jahre 1809, die dem Buch nach dazu geführt hat, daß Alexander den Staat Finnland aus dem "alten" russischen, Karelien, und dem neueroberten vormals schwedischen Finnland  schuf. Mäßig spannend aber instruktiv.

John Knittel    Jean Michel (3+)    liest sich teilweise wie ein Karl-May-Buch. Es geht vordergründig um den "verlorenen Sohn" einer französisch-russisch-deutschen Familie in Algerien kurz nach dem 2. Weltkrieg. Es geht auch um Kriegsfolgen und (mißlungene?) Versöhnung.
Via Mala (4)    hat ca. 700 Seiten, von denen ich gut 100 gelesen habe, ohne, daß mich die Geschichte ansprach.

Herbert Wendt    Ich suchte Adam (3+)    ist eine Geschichte der zoologischen Anthropologie. Dafür, daß mich das Thema an sich überhaupt nicht interessiert, hat mich das 600-Seiten-Buch ziemlich gefesselt.

Golo Mann    Wallenstein (2-)    1200 Seiten über den großen Heerführer des 30jährigen Krieges. Interessant und kenntnisreich geschrieben, fast schriftstellerisch und nicht trocken wissenschaftlich. Dem Buch fehlen mindestens 50 Landkarten. Fußnoten gehören auf die Seite und nicht in einen Anhang. Außerdem gibt es kaum noch Leser, die Lateinisch, Italienisch, Spanisch, ... des 16. Jh glatt lesen können. Einiges hätte in Fußnoten übersetzt werden sollen.

Petra Oelker    Lorettas letzter Vorhang (4+)    Der dritte historische Hamburg-Krimi, bei dem der Leser endgültig das Muster erkannt hat.
Der Sommer des Kometen (3)    Band 2 der historischen Reihe.
Tod am Zollhaus (2-)    Krimi, der im Hamburg des 18. Jahrhunderts spielt. Als Krimi durchschnittlich, als Sittengemälde gut.

Kjell Eriksson    Offenes Grab (2-)    Skandinavischer Krimi um einen Nobelpreisträger.

Renate Kampmann    Die Macht der Bilder (3)    Wäre ein guter Krimi, wenn der Leser nicht schon auf Seite 150 (von 500) wüßte, wer der Mörder ist.

Doris Lessing    Der Preis der Wahrheit (5)    ist eine gnadenlos langweilige Sammlung von Kurzgeschichten, die den 70Seiten-Test nicht bestanden hat.

Volker Kitz & Manuel Tusch    Psycho?Logisch! (2+)    bringt in der Tat "nützliche Kenntnisse" der Alltagspsychologie. Witzig und brauchbar.

Stefan Schultz    Wer lacht, hat noch Reserven (2-)    Mischung aus Ratgeber- und Witzbuch über das Verhalten von Vorgesetzten.

Rudolf Hagelstange    Altherrensommer (2-)    Roman, aus zwei Ich- und einer Erzähler-Perspektive erzählt über die Loslösung eines jungen Mannes von seiner älteren Lebensgefährtin und den Selbstmord eines krebskranken Schriftstellers, die sich auf einer Schiffsreise von Italien nach Südostasien kennenlernen. Ich hatte Assoziationen an Karl Mays Reise in den Orient (1899/1900).

Carl Vossen    Maria von Burgund (3+)    Biographie, halb Roman, halb trocken über die erste Frau von Kaiser Maximilian I, durch die (unter anderem) die Niederlande habsburgisch wurden.

Elliot Paul    Mickey Finn (3)    Krimi aus den 30er Jahren. Man weiß nicht, inwieweit die Geschichte als Satire gedacht ist, ein typischer Whodunit aus dieser Zeit ist es jedenfalls nicht.

Gerhard Wisnewski    Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2012 (2+)    erscheint jährlich und erzählt, "was nicht in der Zeitung stand". Mag sein, daß nicht alles haargenau stimmt, aber es scheint gut recherchiert und plausibel. Extrem Amerikafeindlich.
Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2011 (2+)
Verheimlicht, vertuscht, vergessen 2010 (2+)

Dieter E. Zimmer    Ist Intelligenz erblich (1)    "Es ist mir immer ein Rätsel gewesen, warum ... so viele Politiker und Sozialwissenschaftler ... verbissen an der Überzeugung festhalten, die unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten ... könnten und dürften niemals etwas mit ihren Erbanlagen zu tun haben, jeder könnte zu jedem werden. ... Es widerspricht jeder Alltagserfahrung, und die meisten Menschen dürften die Annahme, alle seien gleich begabt, aufgrund eigener Lebenserfahrung immer für ein frommes Märchen gehalten haben." schreibt er im Fazit auf p. 249. Ein sehr gut lesbares Buch, voller Quellenangaben, nachdenklich, für eine Zielgruppe (nicht notwendig mathematisch) gebildeter Leser, das den Forschungsstand allgemeinverständlich beschreibt.

Frances Fyfield    Tiefer Schlaf (3)    ein englischer Krimi ohne die gewohnte (Selbst-)Ironie. Mag an der Übersetzung liegen.

Fred Vargas    Die Nacht des Zorns (2-)    ein französischer Krimi mit skurrilen Protagonisten. 

Matthew Lynn    Bust (2+)    Die europäische Schuldenkrise aus Sicht eines (vorwiegend in Europa lebenden) Finanzjournalisten. "A story of government deceit, unfettered spending, and cheap borrowing: A tale of financial folly to rank alongside the greatest in history." schreibt der Klappentext. Sein Szenario nach dem notwendigen Auseinanderbrechen der Eurozone, in der Tat der ganzen EU, ist mir doch zu optimistisch.

Dorothea Wachter    Die Burgunden (5)    Gnadenlos langweilig. Namen über Namen keine einzige Landkarte. Nach Seite 50 habe ich aufgegeben.

Erich Kern    Von Versailles nach Nürnberg (3)    Extrem einseitiges Buch über die Jahre 1917 - 1947.  Gut ist seine Schilderung der 20er Jahre, Bedrohung durch (von Moskau gesteuerte) Kommunisten, Inflation, Ruhrbesetzung. Man kann verstehen, daß die (vorwiegend nicht antisemitischen) Deutschen die NSDAP (als das kleinere Übel) wählten. Was die Kriegsjahre angeht, blendet er viel zu viel deutsche Schuld aus. Da im gängigen Geschichtsunterricht allerdings westalliierte Schuld (zB Rheinwiesen) ausgeklammert wird, kann die Lektüre trotzdem lohnen. Ob die Einschätzung der polnischen Mitschuld am Krieg stimmt, kann ich mangels Polnischkenntnisse - dazu müßte man polnische Zeitungen der 30er Jahre im Original studieren - nicht beurteilen. Unplausibel ist der Gedanke nicht.

Bruno Bandulet    Die letzten Jahre des Euro (1-)    erzählt die Geschichte des Euro und gibt Tips, was man tun könnte. Ich fürchte, daß er zu optimistisch ist.

Arnaldur Indriðason    Nordermoor (3)    ist ein isländischer Krimi, der mich - wie all die skandinavischen Krimis - nicht so fasziniert hat, da die Sprache (wg der Übersetzung?) nicht fesselt bzw. täuscht (wie in den besseren Agatha Christies). 

Thorsten Hinz    Das verlorene Land (2-)    ist eine chronologische Zusammenstellung von sehr guten  Aufsätzen (2002-2007) eines klugen Autors über die deutsche Geschichtspolitik der letzten 60 Jahre. Leider gibt es viele Dopplungen und es fehlen Fußnoten. Insgesamt ist es sehr deprimierend, bestätigt aber leider meine (Vor-)urteile.

Joseph Goebbels    Tagebücher 1945 (3-)    ist langweilig aber instruktiv. Die Tagebucheinträge vom 28. 2. 1945 bis zum 10. April wiederholen sich, sie zeigen einen teils scharfsinnigen, teils vernebelten, weinerlichen Mann, der offenbar bis in den April 1945 auf ein Wunder (Düsenjäger, Werwolf ...) hoffte, um zu einem fairen Frieden zu gelangen. Vermutlich hätten Churchill und Roosevelt viele Menschenleben retten können, wenn sie nicht auf der totalen Kapitulation bestanden hätten. Goebbels durchschaute Stalins Strategie jedenfalls besser als die Angloamerikaner. Im Vorwort von Rolf Hochhuth wird deutlich, daß Goebbels an sich weder Antisemit noch Sadist sondern "(Hitlers) liebebedürftiger Karrierist" war. Das wird durch das Tagebuch gestützt.

Anne Holt    Im Zeichen des Löwen (2-)    ist ein Krimi einer ehemaligen norwegischen Ministerin, in dem die Ministerpräsidentin ermordet wird. Lange glaubt man, in diesem 1997 geschriebenen Buch eine Parallele zum Fall Olof Palme zu haben, bevor sich dann herausstellt, daß alles ganz anders ist. Frau Holt geht ziemlich selbstkritisch mit dem Politikbetrieb um, aber die Personen, die sie schildert verhalten sich meiner Ansicht nach wenig natürlich.

Karlheinz Weißmann    Postdemokratie (2)    ist ein kluges, deprimierendes Büchlein eines klugen Mannes über die Demokratie von Athen bis heute. 

IfS    Der Fall Sarrazin (1-)    ist eine Broschüre, die sich mit dem Lettre-Interview von Thilo Sarrazin und den Folgen beschäftigt. Faktenreich, kritisch, intelligent.
Ein Jahr nach Sarrazin (2+)    beschäftigt sich mit der Reaktion auf  Deutschland schafft sich ab. Ich zitiere einen Satz auf der Seite 7:  ..., so müßte der ideale Bürger der BRD unter anderem glauben, daß der Islam zu Deutschland gehöre, daß alle Religionen dasselbe wollten, daß es gleichwohl keine intolerantere Religion gebe als das Christentum, daß ethnische "diversity" gesellschaftliche Harmonie garantiere (und nicht etwa den Bürgerkrieg), daß morgen der Krieg ausbräche, wenn es die EU nicht gäbe, daß es keine angeborenen Unterschiede zwischen Mann und Frau gebe, daß Kinder in der Obhut dreier Transsexueller mindestens so gut aufgehoben seien wie in der ihrer leiblichen Eltern, daß Intelligenz nicht erblich und die Existenz von Völkern ein Hirngespinst rechtsradikaler Demagogen sei ... Lange Sätze, fast 200 Fußnoten, nichts für Leute, die urteilen, ohne zu lesen. Durchaus Sarrazin-kritisch aber seine Kritiker kommen - naturgemäß - noch schlechter weg.

Simon Beckett    Obsession (3-)    Roman um den "Stiefvater" eines autistischen Jungen. Alle Personen handeln unrealistisch.

Jay Haley    Uncommon Therapy (2)    beschreibt die "Techniken" des Psychiaters Milton H. Erickson. Dieses Buch ist in den 70ern geschrieben worden (heute würde sich das keiner mehr trauen) und ist herrlich politisch unkorrekt und leicht lesbar. Wohl dem, der einen solchen Psychiater hat. Es gibt keine bessere Note, weil man aus dem Buch nichts "lernen" kann, die "Technik" ist das besondere Einfühlungsvermögen von Dr. Erickson.

Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling, Karl Albrecht Schachtschneider, Dieter Spethmann, Joachim Starbatty    Das Euro-Abenteuer geht zu Ende (2+)    ist ein trauriges Buch, weil es die (offensichtliche) Wahrheit über die europäische Währungsunion ausspricht. Die fünf Autoren (allesamt Fachleute und Hochschullehrer) haben zwei mal vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Euro geklagt und zwei mal verloren, was mehr über unsere Justiz als über die Qualität der Klage aussagt. Jeder der fünf bringt Argumente aus seiner Sicht. Der Jurist Schachtschneider ist schwierig zu lesen, die anderen schreiben nachvollziehbar. Es ist traurig, daß sich fast nur noch Menschen, deren Karriere ohnehin durch Zeitablauf beendet ist (der jüngste der fünf ist über 70, der älteste weit über 80) trauen, über die (für fast alle offensichtliche) sprichwörtliche Nacktheit des Kaisers zu sprechen, wie im Märchen das Kind. Das ist das traurige "Verdienst" der deutschen Medienlandschaft, die mit wenigen Ausnahmen nicht mehr recherchieren bzw. selber denken, sondern Propaganda (für Euro, für Einwanderung, für Gesamtschule, für Frauenquote ...) betreiben.

Gisa Klönne    Der Wald ist Schweigen (2-)    ist ein Krimi, der im Bergischen Land spielt. Ist recht spannend und einigermaßen realistisch. Was mich stört, ist die Küchenpsychologie und daß man als Leser ziemlich bald weiß, wer der Täter ist.

Karl May    Im "Wilden Westen" Nordamerika's (2+)    Sammlung früher Wildwestgeschichten, die er großenteils nachher in der Winnetou-Trilogie leicht verändert erneut verwendet hat. Die Hauptgeschichte - Der Scout - (später Teil von Winnetou II) hat eine glatte "1" verdient.
Die Fastnachtsnarren (3)    Sammlung früher Humoresken.  Man kann schön sehen, wie er eine Idee mehrfach vermarktet, aber oft sind die Wiederholungen doch langweilig.
Der Sohn des Bärenjägers (2)    spannender Wildwestroman des Maysters

Fritz-Peter Linden    Jacques Berndorf (3)    ist bisweilen sehr interessant, bisweilen peinlich, insbesondere auf den Seiten auf denen Kurt Beck auftaucht. Berndorf war mir vor dem Lesen dieses Buches sympathischer.

Konrad Adam    Die alten Griechen (2)    launiger Gang durch die griechische Klassik. Was dem Buch fehlt, sind griechische Worte in griechischen Buchstaben und ein paar Fußnoten.

Ferdinand von Schirach    Der Fall Collini (2-)    sehr gut geschriebener Krimi (? Roman?), der mit dem Mord und Geständnis des Mörders beginnt. Sein Anwalt sucht nach dem Motiv für die Tat und findet es (natürlich! deswegen nicht 2+) in der Nazizeit. 

Ernst Nolte    Späte Reflexionen (2)    Ein Augen-öffnendes Buch, aber als Einstieg ungeeignet. Es fehlen Fußnoten, Erkärungen Zusammenhänge zwischen den "Reflexionen". Nolte denkt gegen den Strich, originell, kreativ. Ihm intellektuell zu folgen setzt ein gewisses Denkvermögen und auch einiges an Wissen voraus - dementsprechend (Wissen? Denkvermögen?) konnte ich das nicht immer. In einigen Punkten, denen ich intellektuell folgen konnte, bin ich trotzdem anderer Ansicht, aber im Großen und Ganzen kann ich seine Fragen (er gibt formal fast keine Antworten, sondern läßt den Leser durch geschickt gestellte Fragen selbst denken) bestätigen. Seit vielen Jahren stelle ich mir die Frage, wie es zur Ermordung so vieler Juden während der Jahre 1941-1945 kommen konnte, und daß die "offizielle" Erklärung ("die Nazis waren halt böse Rassisten") nicht richtig sein kann, erschien mir schon als Schüler ziemlich offensichtlich. Nolte hat mich der Beantwortung dieser Frage etwas näher gebracht. Ich verstehe nun, daß er im Historikerstreit (siehe dazu Brodkorb) weitgehend alleine stand - die meisten seiner Gegner konnten ihm bildungs- und wohl auch intelligenzmäßig nicht das Wasser reichen, insbesondere haben sie wohl weniger Interesse an tatsächlicher Erkenntnis als an "Politischer Korrektheit" gehabt.

Heiger Ostertag    Deutsches Reich 2014 (3+)    ist eine "historische Fiktion". Der Autor geht davon aus, daß Churchill es nicht geschafft hätte, die USA in den 1. Weltkrieg zu verwickeln (durchaus plausibel) und das Deutsche Reich den Krieg gewonnen hätte (dann sehr wahrscheinlich). Im Friedensvertrag hätte Deutschland dann freiwillig auf Lothringen verzichtet (nicht sehr wahrscheinlich). So weit so interessant. Ein zweiter Weltkrieg hat folgerichtig nicht stattgefunden. Im Jahre 2014 herrschen Deutschland und Frankreich gemeinsam über eine Europäische Union. Und jetzt wird es unplausibel. Ohne Versailles, Abtretung Ostdeutschlands und Elsaß-Lothringens wäre Deutschland Wissenschaftstandort Nr 1,2,3 geblieben (Nr 1 war es ja bis 1933 ohnehin). Ohne Judenverfolgung, -Vertreibung und -Mord wäre die Welt technologisch ziemlich sicher 50 Jahre weiter. Nichts davon im Buch. Vollkommen absurd ist dann aber die aufgesetzte, wenn auch recht spannende Verschwörungsgeschichte, die mit einem rechten (!) Putsch endet.  

Guy Endore    König von Paris (3+)     ist eine Biographie von Alexandre Dumas (père) und seinem Sohn Alexandre Dumas (fils).  Das Buch ist weder biographischer Roman noch wissenschaftliche Biographie, sondern verbindet sachliche Information mit (mutmaßlich erfundenen) "Spielszenen". Eine Zeittafel und ein Personenindex fehlen leider. Als Leser lernt man einiges über Frankreichs Kultur in den Jahren ca 1830 bis ca 1850. Sogar Cartan findet eine kurze Erwähnung.

Tarjei Vesaas    Die schwarzen Pferde (3)    ist die Geschichte einer norwegischen Fuhrmannsfamilie vor dem Ersten Weltkrieg. Der Vater leidet an unerwiderter Liebe seiner zweiten Frau und zerstört seine Familie durch Verschwendung und übertriebene Pferdeliebe.

Albrecht Lehmann    Gefangenschaft und Heimkehr (2-)    ist eine (leicht lesbare)  wissenschaftliche Beschreibung der Gefangenschaft der 3,2 Millionen deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion, von denen etwa ein Drittel in den Lagern umkamen und deren letzte erst 1956 heimkamen. Das Buch bestätigt die Mitteilungen zweier Großonkel, die in Rußland im Lager waren. Einer kam erst 1955 zurück, ich kenne ihn nur im Sessel sitzend oderim Bett  liegend mit Sauerstoffgerät. Er starb 1961 an seiner zerstörten Lunge. Er war ein sanfter, intelligenter, kinderlieber Mann, der nicht (mit mir, ich war damals ja noch ein Kleinkind) über die Zeit sprach. Mein Lieblingsonkel, Jöhnchen, wurde 1948 entlassen und trug - zumindest körperlich - keinen Schaden davon. Er hatte das Glück 1945 bei der Gefangennahme (ohne als Volkssturmmann einen einzigen Schuß abgegeben zu habe!) ziemlich wohlbeleibt zu sein. Auf den Photos von 1949 ist er bestimmt 30 kg leichter. Sein Hauptvorteil war aber, daß er (deutscher) Handwerker war und immer wieder "inoffizielle" Aufträge für die Lagerleitung (in deren Privatquartieren) zu erledigen hatte. Er machte sich in den 70ern und 80ern immer noch lustig über die Ungebildetheit der "einfachen" Russen, mit denen er in Kontakt kam: "Menschlich in Ordnung, die hatten ja selbst nichts, die armen Schweine; aber überhaupt keine Ahnung - da waren welche, die wußten nicht mal was ein WC war; handwerklich nachlässig". Besonders prägnant sein Satz über Juden (die auch unter Stalin oft verfolgt wurden) im Lager: "Manchmal gab's Zeitungen. Die im Lager internierten Juden (die unter Stalin nicht viel besser dran waren als unter Hitler) lasen mit uns die deutsche Zeitung, dann lasen sie den Wärtern ihre Zeitung vor und schließlich lasen sie für sich selbst eine hebräische."

25 Jahre Junge Freiheit    (2)    Die Geschichte der (mittlerweile) Wochenzeitung  Junge Freiheit  von ihren Anfängen als Schülerzeitung über diverse Versuche, sie mundtot zu machen bis zu ihrer heutigen Position. Es ist nicht immer angenehm zu lesen, aber man lernt einges über Meinungsfreiheit und Wahrheitsliebe im heutigen Deutschland.

100 Years of the Concise Oxford Dictionary    (2)    Beiheft zur 12. Auflage des Concise Oxford Dictionary, der sein 100jähriges Bestehen feiert. Ein erstklassiges Wörterbuch. Ich besitze fast alle Auflagen und man kann schön beobachten, wie sich (die englische) Sprache verändert hat. In frühen Ausgaben waren Wörter wie "fuck" oder "cunt" taboo - in heutigen sind es Worte wie "negro" oder "handicapped".  

Edna Ferber    Giganten (3+)    Die Geschichte einer Ostküsten Frau, die einen texanischen Rancher heiratet und Schwierigkeiten hat, sich mit den texanischen Gepflogenheiten (Rassismus gegen Mexikaner, Großmannssucht, ...) der 1920er bis 50er Jahre anzufreunden. Vor dem Lesen dieses Buches war mir nicht bewußt, daß Texas alleine die doppelte Fläche der heutigen Bundesrepublik Deutschland hat.

Thommie Bayer    Eine kurze Geschichte vom Glück (2+)    ist die tragikomische Geschichte eines Lottogewinners.
Fallers große Liebe (1-)    war ein Spontankauf, weil ich mich an seine Zeit als Liedermacher vor 30 Jahren erinnerte. Ein wunderschönes Buch; das "Minus" gibt's für eine deplazierte Sexszene.    

Armand    Amerikanische Jagd- und Reiseabenteuer (3-)    ist eine der vielen Quellen für Karl May. Armand Strubberg beschreibt (von ihm selbst wirklich) erlebte Abenteuer aus dem Wilden Westen der 1830er bis 50er Jahre. Wenn man Armand liest, begreift man, warum (der Aufschneider) Karl May heute immer noch allgemein bekannt ist, während der  Abenteurer Strubberg weitgehend vergessen ist.

Jacques Berndorf    Die Eifel-Connection (2)    Ein weiterer Eifelkrimi von Berndorf, der kürzlich 75 geworden ist. Gut geschrieben, spannend, im Plot nicht immer stimmig.
Eine Reise nach Genf (2+)     behandelt den Mord an Uwe Barschel. Gut recherchiert - als Krimi jedoch wenig glaubwürdig. Warum sollte ein einzelner Reporter Erfolg haben, wenn Polizei und Geheimdienst die Mörder schützen (bzw. sogar selbst sind; das ist ja immer noch ungeklärt).
Die Nürburg-Papiere (2)    Berndorf benutzt diesen Krimi, um die Nürburgring-Affaire zu beleuchten. Gut geschrieben, spannend. Der Plot ist allerdings nicht wirklich überzeugend und die Nürburgring-Affaire bleibt blaß, weil Berndorf Inkompetenz (anstatt kriminelle Energie und Korruptheit) als Hauptgrund unterstellt.
Die Raffkes (2+)    Ein - wie immer gut geschriebenes - Buch aus dem Jahre 2003, das interessante Einblicke in die Welt der Berliner Hochfinanz gibt. Der "Kriminalplot" ist meines Erachtens nicht überzeugend, da die eigentlichen Täter "aus dem Hut" gezogen werden.  Wer das Buch liest, versteht die aktuelle Nürburgring-Affaire, ohne die Einzelheiten zu kennen; Berndorfs aktueller Krimi, den ich allerdings noch nicht gelesen habe, dreht sich darum..
Der Monat vor dem Mord (3)    Wie alle seine Bücher gut geschrieben aber im Plot selbst nicht immer stimmig.

Ben Cohen, Rhoda Lederer    All about Acol (2)    Ein Lehrbuch für das Bridge-Biete-System Acol. Es war leider notwendig, daß ich meine Kenntnisse auffrische.

Axel Lengert    Carl Jörns (3+)    ist die Biographie des Opel-Rennfahrer Carl Jörns. Beim Lesen solcher Bücher begreift man, warum es Länder mit erfolgreicher Industrie (Deutschland, früher England ...) und solche (weitgehend) ohne (Spanien, Griechenland ...) gibt. Technikbegeisterung.

Felix Timmermans    Die sehr schönen Stunden von Jungfer Symforosa, dem Beginchen (3)       ist eine kurze Liebesgeschichte ohne einen einzigen Kuß. 

Jahrbuch der Karl May Gesellschaft     2011 (2-)     Sammlung von Artikeln über Karl May unterschiedlicher Qualität. Sehr gut eine "Litterarische Studie" aus dem Jahre 1899, in der der Luxemburger Karl Lessel das Maysche Gesamtwerk beurteilt.

2010 (3)     Sammlung von Artikeln über Karl May unterschiedlicher Qualität unter anderem ein besonders abwegiger Artikel von Barbara Drucker und zwei witzig-kenntnisreiche über Mays Kenntnisse in Babylonischer Keilschrift.
2009 (3)    Sammlung von Artikeln über Karl May unterschiedlicher Qualität.

Michail Scholochow    Der stille Don I - IV (4-)    ist ein Nobelpreiswerk von über 2.000 Seiten. In der Mitte von Band II  nach ca. 700 Seiten habe ich dann aufgegeben, weil ich nicht mehr wußte wer wer war. Dazu kam eine Verherrlichung der 1917er Oktoberrevolution, die meinem Blutdruck abträglich war. Man fragt sich, warum der Mann den Nobelpreis erhielt.

David Acheson    1089 + all that (1-)    ist eine unterhaltsame und äußerst lehrreiche Reise durch die Mathematik auf 10. Klasse-Niveau. Das Mitbringsel für intelligente 16jährige, auch wenn sie sich nicht für Mathematik interessieren.
From Calculus to Chaos (2+)    ist ein interessanter Einstieg in Differentialgleichungen (Dynamische Systeme) und was da alles schief gehen kann. Die im Vorwort genannte Zielgruppe ist allerdings nicht passend: "Readers who are preparing to take a university course" und "more genral readers who refuse to be put off by a few equations"  werden vermutlich recht schnell frustriert werden. Man sollte entweder hochmotiviert sein oder mindestens 2 Semester Physik (hilfsweise Mathematik) gehört haben.

Mathias Brodkorb    Singuläres Auschwitz ? (1-)    So stelle ich mir geistige Auseinandersetzung (über den Historikerstreit der 1980er Jahre und auch sonst) vor! Brodkorb ist ein (eher linker) SPD-Politiker, der trotzdem (in diesem Buch und auch in einigen anderen Situationen) der Wahrheit die Ehre gibt. Dementsprechend sieht Habermas (vor allem als Mensch) ziemlich schlecht aus, während Nolte weitgehend recht bekommt.

James Joyce    Dubliners (4+)    ist eine Sammlung ziemlich langweiliger Kurzgeschichten. Lediglich die letzte,  the Dead, ist einigermaßen interessant.

John David North    The Measure of the Universe (5)    Nach ca 150 Seiten habe ich aufgegeben, weil ich fast nichts begriffen habe. Da das Buch als Meisterwerk gepriesen wird, muß es an mir liegen.

Gertrud Bäumer    Der Park (3)    Ist eine ziemlich langweilige, allerdings für die 30er Jahre revolutionäre Liebesgeschichte zwischen Sohn und Stiefmutter. Interessant ist die Beschäftigung mit der Person der Autorin, einer Frauenrechtlerin und linksliberalen Reichstagsabgeordneten, insbesondere ihre Einstellung zur NSDAP in den Jahren bis 1935.  All die heutigen Schlaumeier, die die Nazis rückblickend beurteilen, sollten vom hohen Roß herabsteigen und bei der Beurteilung der Mitgliedschaft in der HJ oder ähnlichem zurückhaltender sein.

Georg Dubislav, Paul Boek    Methodischer Lehrgang der Englischen Sprache, Elementarbuch    Keine Note für dieses Lehrbuch aus dem Jahre 1913. Interessant, wie die "männliche Jugend" (offenbar gab es für Mädchen ein anderes Buch!) damals Englisch lernte - heute würden die Texte des Buches selbst 14jährige Engländer überfordern.

Thomas Seltman    Stiftung Warentest Photovoltaik (3+)    Erstaunlich unideologisch, die "schlechte" Note resultiert daraus, daß ich das Buch besser vor 3 Jahren, vor dem Kauf der Solaranlage gelesen hätte. Ich habe immerhin das meiste richtig gemacht.

Christiane Schäfer, Anne Kamp    Das Trias-Kochbuch für Kreuzallergiker (2)    Verständlich geschrieben, auch was den medizinischen Teil angeht. Leider kann ich wenig davon essen.

Dirk Müller    Crashkurs (2-)    Ein Börsenmakler erklärt die Finanzwelt. Er schreibt flüssig und verständlich. Seine Hauptzielrichtung zurück zum Goldstandard weg von der (Papier-/Buch-)Geldschöpfung  teile ich.Außerdem habe ich habe einiges gelernt, zum Beispiel, daß Roosevelt (nach meinem Dafürhalten einer der schlechtesten Präsidenten der USA) 1933 ein Gesetz erlassen hat, nachdem alles privat gehaltene Gold konfisziert wurde. Ich habe drei Kritikpunkte: Erstens fehlen mir Quellenangaben. Viele Fakten, die Müller anführt sind unglaublich (zB das Goldverbot) und da hätte man schon gerne eine Quelle zu Rate gezogen. Zweitens teile ich nicht seine Abneigung gegen den Zins. Darlehen und ein Preis dafür (Zinsen) sind meiner Ansicht nach sehr wichtig für eine freie Ökonomie - nur der Staat sollte daran gehindert werden, Geld für Konsum aufzunehmen.  Drittens nennt er republikanische US-Präsidenten (und ihre Verstrickung mit den Investmentbanken) als Hauptursache der Finanzkrisen. Clinton, dessen Verstrickung zu Goldman Sachs mindestens ebenso stark war und ist, hat durch seine komplett verfehlte Politik der erzwungenen Hypothekenvergabe an "Minderheiten" die Finanzkrise ausgelöst. Massive Eingriffe in den Markt rächen sich immer, auch wenn Sozialisten aller Parteien, das nicht wahrhaben wollen.

Langenscheidts Sprachführer Italienisch aus dem Jahre 1911    habe ich nicht wirklich gelesen, kann ich auch nicht benoten. Die Umschlagseite enthält Abbildungen von 5 Centesimi-Münzen. Obwohl Italien, anders als Deutschland (1923 und 1948), keine Währungsreform hatte, ist die Lira schleichend inflationiert worden. Bei der Einführung des Euro waren 1.000 Lire ungefähr 1 DM. Wenn man davon ausgeht, daß 1901 Reichsmark und Lira ungefähr gleich viel wert waren, entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Abwertung zur (Reichs/Renten/D-)Mark von 7% jährlich.

Alec Waugh    Insel in der Sonne (3+)    handelt von Rassenproblemen der 50er Jahre auf einer (fiktiven) kleinen englischen Antilleninsel. Anklänge an Dostojewski und Maugham. Für damalige Leser vermutlich eher sensationell, ich fand es ein bißchen langatmig.

The Detection Club    The floating Admiral (4+)    ist ein Krimi, der 14 Autoren (Agatha Christie, Dorothy Sayers ...) hat. Mehr als die Hälfte der Schriftsteller kannte ich als gute Kriminalautoren, aber da jeder ein Kapitel dieses Buches ohne Absprache mit den anderen schrieb, fehlt genau das, was die allerbesten Agatha-Christie-Krimis auszeichnet: Das Spiel mit der Irreführung durch Sprache, ein Faktum mitteilen und gleichzeitig ein (irreführendes) Gefühl vermitteln. Wenn der Autor nicht weiß, wie das Buch ausgeht,  kann er genau das nicht. Offenbar haben sie es selbst gemerkt, einen zweiten Versuch hat es nicht gegeben.

Rosemary Sutcliff    Beric, der Ausgestoßene (3+)    ist ein Buch für Jugendliche und erzählt die Geschichte eines (römischen) Findelkindes, das in Devon, das nicht von den Römern besetzt war,  von Kelten großgezogen wird, dort ausgestoßen wird und nach einem Umweg über Rom wieder (in's römisch besetzte) Britannien zurückkehrt.

Helmut Leutelt    Menschen in Menschenhand (2)    ist autobiographisch und beschreibt die 10jährige russische Gefangenschaft nach dem 2. Weltkrieg.  Sein Bericht deckt sich mit den Erzählungen meines Großonkels, "Jöhnchen", der drei Jahre am Ural interniert war und viel aus dieser Zeit erzählte. Der einzelne Russe kommt im Schnitt recht gut (wenn auch träge und ungebildet) weg, das System macht die Menschen schlecht. Ein Zitat von Jöhnchen: "Manchmal gab's Zeitungen. Die im Lager internierten Juden (die unter Stalin nicht viel besser dran waren als unter Hitler) lasen mit uns die deutsche Zeitung, dann lasen sie den Wärtern ihre Zeitung vor und schließlich lasen sie für sich selbst eine hebräische." Ein anderer Großonkel, Karl, war 10 Jahre interniert, kam mit kaputten Lungen zurück und starb 6 Jahre später.

George Grätzer    Denksport für ein Jahr (3)    hat die gute Idee, Aufgaben, Hinweise und Lösungen zu präsentieren. Mir persönlich gefallen viele Aufgaben nicht sehr - Vieles wiederholt sich. Vielleicht habe ich auch nur einfach zu viele dieser Rätselbücher gelesen.

Klaus MertesJohannes Siebner    Schule ist für Schüler da (2)    Ein Buch für Schulleiter, das einen Satz wie (p. 124) "Er [der Schulleiter] kann seine Schule auch mit dem tollsten Projekt nicht von der Pflicht freikaufen, guten Unterricht zu machen." enthält kann nur gut sein. Mir persönlich enthält es zu viele Bezüge zur Religion (und Mißbrauch), aber das ergibt sich natürlich aus der Vita der Autoren. Möglicherweise ist es auch so, daß die (katholische) Religion das letzte Bollwerk ist und gute Ideen daher schlecht von ihr zu trennen sind.

Ludwig Ganghofer    Der Hohe Schein (3)    ist trotz der mittelmäßigen Note (für eine rührselige Liebesgeschichte) als Zeitdokument lesenswert. Wer verstehen will, warum Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg so schnell aufholte findet hier eine (von vielen) Antwort: Fleiß war in. Bestseller-Autoren aus dieser Zeit schreiben nicht von Selbstverwirklichung sondern vom Glück (selbstbestimmter) harter Arbeit.

Honoré de Balzac    Glanz und Elend der Kurtisanen (4-)    ist - zumindest in der deutschen Übersetzung - sterbenslangweilig. Ich habe nicht einmal die üblichen 70 Seiten geschafft, sondern nach Seite 50 entnervt aufgegeben.

Patrick Joseph Buchanan     Churchill, Hitler, and the unneccessary War (1)    ist die erste glatte 1, seit ich meine Lesefrüchte veröffentliche.  Im Wikipedia-Link steht eine einigermaßen faire Zusammenfassung und eine Übersicht über die (vorwiegend negative, kein Wunder beim Verstoß gegen Political Correctness) Kritik. Buchanan ist der Ansicht, daß England durch die 2 Weltkriege seine Vormachtstellung in der Welt an die USA (und zeitweise die UdSSR) abgegeben hat. Die Situation vor dem ersten Weltkrieg sieht er ähnlich wie Follett (Fall of the Giants). Einige (einflußreiche) Engländer fühlten sich in Konkurrenz zu Deutschland und ließen sich in den Krieg, den vor allem Frankreich (Elsaß-Lothringen) und Rußland (Pan-Slavismus) wollten, hineinziehen, der ohne englische Beteiligung nach ein paar Wochen - so Buchanan - mit einem deutschen Sieg geendet hätte. Resultat: Millionen Soldaten wären nicht gestorben, es hätte keine Revolution in Rußland gegeben.
Die Augen geöffnet hat mir insbesondere seine Schilderung der Vorgeschichte zum 2. Weltkrieg. Er bestreitet (entgegen anderslautenden Behauptungen seiner Kritiker) nicht, daß Hitler ein Verbrecher war - er versucht nur, die Perspektive der Zeit einzunehmen und vergleicht die Situation 1938/39 in Deutschland und der UdSSR. Die Nazis hatten einige Tausend Kommunisten und sonstige politisch Andersdenkende getötet, einige Zehntausend waren im Gefängnis oder in Lagern. Juden wurden terrorisiert, mit dem Ziel sie (unter weitgehender Zurücklassung ihres Vermögens) zur Ausreise zu zwingen, getötet wurde bis zu diesem Zeitpunkt kein Jude (allein wegen seiner "Rasse"). Die  deutsche Bevölkerung in Deutschland und den (ohne einen einzigen Schuß!) dazugewonnenen Gebieten (Saarland, Österreich, Sudetenland, Memelgebiet) stand überwiegend hinter den Nazis. Stalin hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Millionen Tote auf dem Gewissen, war also der "schlimmere" Verbrecher. Durch Englands Blankoscheck (März 1939) für Polen, den es aufgrund der territorialen Lage nicht bezahlen konnte, wurde Hitler veranlaßt einen Krieg mit den Westmächten zu führen, den er überhaupt nicht wollte. Ohne diese Garantie wäre Polen möglicherweise mit den Nazis zusammen (wie schon 1938, als es sich einen Teil der Tschechoslowakei einverleibt hatte) gegen die UdSSR gezogen und die Diktatoren hätten sich gegenseitig zerfleischt. Danach hätten die Westmächte den (erschöpften) Sieger mit wenig Aufwand schlagen können. Resultat: Weniger englisch-französische Kriegstote, kein Kommunismus von 1945-1990.
Buchanan ist ein Zyniker und er ist ein Freund von Kolonien, das muß man nicht mögen (und heute sollte man in Deutschland so etwas nicht öffentlich sagen), aber meines Erachtens ist seine Argumentation im wesentlichen schlüssig und man gewinnt eine Menge neuer(!) Einsichten.

Stieg Larsson    Vergebung (3-)    Da hat mir jemand zum Geburtstag klugerweise den dritten Band der Trilogie geschenkt und dadurch habe ich ca 1.600 Seiten gespart und kann trotzdem mitreden. Hanebüchene Geschichte, allerdings recht spannend erzählt, mit linksideologischem Hintergrund. 

Marcel Rosenbach, Holger Stark    Staatsfeind WikiLeaks (3+)    Die Geschichte von WikiLeaks. Obwohl bemüht um Objektivität können die Autoren ihre Sympathie für das Projekt nicht verbergen.

Eckart von Hirschhausen    Die Leber wächst mit ihren Aufgaben (2+)    Eine Sammlung von 2-3seitigen Kabarettstückchen. Einige mit neuen Einsichten, fast alle witzig.
Glück kommt selten allein ... (2)    ist ein brauchbares, witziges "Ratgeberbuch"

Heinz Sponsel    Made in Germany (2-)    ist eine, leider nicht immer spannende, Biographie des Arbeiterkindes Ernst Abbe, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur Physikprofessor (ja, mit dem alten, angeblich ständischen, Gymnasium war das möglich!)  sondern auch noch Mitgründer der Zeiss-Werke in Jena war. Interessant fand ich insbesondere die Darstellung der sozialen Wohltaten in den Zeiss-Werken.

Karl Heinz Waggerl    Brot (3+)    ist ein 1930 veröffentlichter Roman, in dem der Protagonist, ein fleißiger Bergbauer (unklarer Herkunft, ich hatte die Assoziation "Gefängnis") sein Glück macht, während ein pfiffiger Müller bankerott geht und Selbstmord begeht. Ich habe den Roman als Spiegelung der Weltwirtschaftskrise gelesen und fürchte, daß der Autor in wesentlichen Punkten richtig liegt (anders als der Wikipedia-Kritiker).

Das Lexikon der Gegenwart       von 1984 ist eine Mischung aus Jahresrückblick und Lexikon des Jahres 1984. Das Lexikon erschien jährlich. Im Artikel "Ausländer" heißt es unter anderem: Der ... besonders niedrigen Kriminalität erwachsener Ausländer steht seit Anfang der 80er Jahre ein sprunghafter Anstieg der Straftaten jugendlicher Ausländer gegenüber."  Erwachsene Ausländer waren damals weniger kriminell, weil sie in diesem Falle (tatsächlich) abgeschoben wurden. Diese Möglichkeit wird seit den 90ern kaum noch genutzt und seit der rot-grünen Reform des Staatsbürgerschaftsrecht geht sie aufgrund wachsender "Einbürgerungs"zahlen in's Leere.

Volker Klüpfel, Michael Kobr    Rauhnacht (2-)    ein Krimi, der thematisch an Agatha Christie erinnert. Eingeschneites Hotel, mehrere Morde, jeder ist verdächtig.. Ich finde es sprachlich und handwerklich nicht so überzeugend.

Dr Spencer Johnson    Who moved my Cheese (3-)    ist ein "Motivationsbuch" mit Bildern. Ich fand es ein bißchen flach, wenn ich auch die eine oder andere Erkenntnis gewinnen konnte.

Hans Jürgen Sittig    Mordwald  (2-) ist ein "Eifel"krimi, der in Mayen spielt. Mir fehlt der Humor.

Ursula Bruns    13 alte Esel (2+)    ist ein Buch, das definitiv von der "70-Seiten-Regel" profitiert hat, nach den ersten paar Seiten wollte ich es weglegen. Es erzählt die Geschichte einer Ehe, eines privaten Waisenhauses, aber eigentlich geht es um menschliche Entwicklung und Erziehung. Es ist Kultusbürokraten aber auch Lehrern (ich habe ein paar unangenehme Erkenntnisse gehabt) wärmstens an's Herz gelegt.

Gilbert Keith Chesterton    The Club of queer Trades (3-)    ist eine Sammlung von (Detektiv?)Geschichten, deren Auflösung jeweils darin besteht, daß es sich gar nicht um ein Verbrechen, sondern um die Ausübung eines "ungewöhnlichen Berufs" handelt. In der Wiederholung langweilig, die Sprache an Conan Doyle angelehnt. Die Father-Brown-Geschichten vom selben Autor haben mir wesentlich besser gefallen.

Christopher Clark    Preußen. Aufstieg und Niedergang, 1600 - 1947 (2)    ist trotz der knapp 800 Seiten gut lesbar. Zu wenige Landkarten  und das Fehlen der Jahre von 1157 bis 1600 trüben das Bild.

Sander Gilman    Franz Kafka, the Jewish Patient (4-)    Frei assoziierter "Psychobabble" (aus der offiziellen Amazon-Kritik) und frei von jeglicher Logik.  Das Buch - ich habe auf Seite 70 aufgehört - hat ein paar originelle Ideen, aber ich konnte weder einen roten Faden noch einen Bezug zu Kafkas Werken erkennen. Immerhin habe ich gelernt, daß die Generali, Kafkas Arbeitgeber, vor dem Ersten Weltkrieg ("als Böhmen noch bei Öst'reich war ") schon drei Wochen Urlaub sowie ggfs Kuren für ihre Angestellten gewährte.

Ken Follett    Fall of the Giants (1-)    schildert vordergründig die Schicksale von fünf Familien (britischer Adel, britische Minenarbeiter, russische Arbeiter, deutscher Adel, amerikanische Großbürger) in der Zeit 1911 - 1924. Tatsächlich geht es aber um das  Ende des europäischen Zeitalters, den "Großen Krieg", wie es dazu kam, wie man ihn verhindern oder abkürzen hätte können.  Seine Mischung aus Sex&Crime&Romance und präziser historischer Information ist belehrend und trotzdem spannend. Die "1" gibt's dafür, daß er alle Standpunkte überzeugend widergibt, insbesondere auch den deutschen und bolschewistisch-russischen. Ich habe unter anderem gelernt, daß das Wahlrecht in Großbritannien vor dem ersten Weltkrieg noch wesentlich konservativer war als das preußische, vom deutschen ganz zu schweigen. Seine Einschätzung der Kriegsschuldfrage (keiner war schuld, am leichtesten hätten die Österreicher und Russen den Krieg verhindern können, den die Franzosen unbedingt wollten) teile ich voll.  Jedenfalls kann man aus diesem Buch sehr viel mehr lernen als aus gängigen Schulbüchern.
The Pillars of the Earth (2+)    Nachdem man die Fernsehserie gesehen hat, sollte man das Buch lesen. Vor dem Hintergrund der Anarchy in der Mitte des 12. Jahrhunderts wird die Geschichte einer (fiktiven) Kathedrale bzw. der Personen, die den Bau ermöglichen, beschrieben.  Man lernt viel über das Mittelalter, speziell natürlich über Stephen, Matilda, Henry II und Thomas Becket, aber auch über die Jetztzeit. Ich habe beim Lesen des Buches viel über (preußische) Rechtsstaatlichkeit (und seine Pervertierung während der Hitlerei und DDR aber - in geringerem Maße, natürlich - auch jetzt) nachdenken müssen.

Corrie ten Boom    Chippings from my Notebook (5)    Predigten, langweilig (keine Ahnung, wo ich dieses Buch herhabe)

Albrecht Beutelspacher und Marcus Wagner    Warum Kühe gern im Halbkreis grasen (2)     Mathematische Knobeleien, die nur Stoff der Klasse 7 voraussetzen. Aufgabe, Tip, Lösung, Zusatzaufgabe. "Nur" 2, weil ich viele der Aufgaben schon kannte.

Angela Mogel & Kollegen    So kriegen Sie das Land kaputt! (2)    Bissige Satire, getarnt als Lehrbuch für Politiker, die den gegenwärtigen Zustand Deutschlands beleuchtet. Am Ende ein bißchen vorhersagbar.

Guido Knopp    Die Deutschen im 20. JH (2-)    Deutsche Geschichte in 18 Ereignissen. Gut und fair geschrieben. Es fehlt meines Erachtens das Diktat von Versailles, überflüssig erscheint mir Brandts Kniefall in Warschau.

Joachim Becker    Der erschöpfte Sozialstaat (2-)    16 Jahre vor Sarrazin schrieb der damalige SPD-Oberbürgermeister von Pforzheim ein Buch mit ähnlichem Thema und wohl auch ähnlicher Grundüberzeugung. Becker sieht das Hauptübel im ausufernden, herablassenden Sozialstaat, personifiziert durch unfähige Sozialarbeiter. Ich stimme praktisch mit jeder einzelnen seiner Aussagen überein, aber obwohl er alle Problemfelder schon damals (1,4 Kinder pro Frau! ...) nennt, fehlt ihm als Jurist offenbar Sarrazins Blick für die dahinterliegenden Strukturen. Außerdem hatte sein Buch - weil er das Minenfeld Immigration durchschlängelt - kaum Medien-Resonanz.  Ich habe das Buch damals aufgrund einer Besprechung in der FAZ meiner Großtante zu Weihnachten geschenkt. Ihr Lesezeichen lag zwischen den Seiten 20 und 21.

Stephan Everling    Totenvogelsang (3+)    Ganz netter Krimi, der aktuelle Vorgänge auf der Naziordensburg Vogelsang behandelt. Gute Grundidee aber die Charaktere bleiben blaß.

Charles Seife    Proofiness (2+)    Wie wird mit Mathematik gelogen. Man kann das didaktisch und witzig geschriebene Buch ohne jegliche mathematische Kenntnisse sehr gut lesen und viel daraus lernen. Leider sind alle Beispiele der US-amerikanischen (Politik-/Wirtschafts) Sphäre entnommen und die Gelegenheit Global Warming zu beleuchten wurde leider verpaßt.

Naika Foroutan    Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand (5)    Mein Lesevergnügen war tatsächlich höher, weil meine Vorurteile gegen Politologen wieder einmal bestätigt wurden. Frau Foroutan hat (zumindest einige Kapitel aus) Sarrazins Buch gelesen. Sein Anliegen hat sie nicht verstanden, das wird aus den folgenden Einzelpunkten klar. Sarrazin geht es darum, daß der (solidarische) Sozialstaat Deutschland auf Dauer nicht finanzierbar ist, wenn die Arbeitenden nicht genug Überschuß produzieren bzw. den mit den anderen teilen wollen. Die Qualität der Quellen ("Sachverständigenrat für Migration" etc.)  und der allgemeinen Texte möge der Leser selbst beurteilen, ich werde mich darauf beschränken, Foroutans (statistische) Argumentation zu untersuchen.

Sarrazin (von Foroutan zitiert) Besorgniserregend ist, dass die Probleme der muslimischen Migranten auch bei der zweiten und dritten Generation auftreten, sich also quasi vererben, wie der Vergleich der Bildungsabschlüsse zeigt
Foroutan 42 % der Türken haben eine höhere Schulbildung alsd ihre Eltern der ersten Generation, 9% eine geringere. 22% haben Fachabitur oder Abitur verglichen mit 3% der Eltern.
Selbst in der kritischen Studie „Ungenutzte Potentiale. Zur Lage der Integration in Deutschland“ des Berlin-Institutes für Bevölkerung und Entwicklung (2009: S. 33/49) wird bei der Variable „Dynamik Personen mit (Fach-)Hochschulreife“ die stärkste Dynamik für Personen mit türkischem Migrationshintergrund festgestellt.
Zusammenfassend konnten sich Jugendliche mit Migrationshintergrund seit PISA 2000 im Lesen signifikant und substanziell verbessern.
Es folgen eine Menge (positiver) Aussagen über "Jugendliche mit Migrationshintergrund".
Kommentar Schulbildung wird mit Bildungsabschluß gleichgesetzt. Da hat es seit den 60er Jahren eine massive Entwertung gegeben. Damals lag die Abiturientenquote unter 10%. Aus Foroutans Statistik läßt sich ersehen, daß Deutsche zu 42% (Fach-)Abitur machen. Betrachtet man nur das Abitur, liegt das Verhältnis bei 16% zu 35%. Das Verhältnis der Abiturientenquote ist fast gleich geblieben. Dazu kommt, daß Türken vorwiegend in den Bundesländern (Berlin, Bremen, NRW) wohnen, in denen die Abiturientenquote höher ist.
Daß Türken die höchste Dynamik haben, ist kein Wunder - sie starten ja am niedrigsten.
Jugendliche mit Migrationshintergrund sind nicht nur Türken. Die Verbesserungen bei den anderen schreibt sie ohne Beleg den Türken zu.
 Sarrazins Aussage ist richtig.

Sarrazin (von Foroutan zitiert) Besorgniserregend ist, dass die Probleme der muslimischen Migranten auch bei der zweiten und dritten Generation auftreten, sich also quasi vererben, wie der Vergleich der Bildungsabschlüsse zeigt
Foroutan  Diese Schlussfolgerung lässt sich auch anhand der folgenden Abbildung (Abb. 55) nachvollziehen.
Hier wird zugleich auch deutlich, dass die Gruppe der Muslime gegenüber anderen – beispielsweise Personen mit christlichem Migrationshintergrund – mit Bezug auf den erworbenen Schulabschluss nicht nachgestellt sind.
Kommentar In der von Fourotan zitierten Quelle heißt es eine Seite weiter "Mit Ausnahme der Türkei und dem Nahen Osten sind in allen Ländern Unterschiede zwischen dem Bildungsniveau der Muslime und der sonstigen Religionen feststellbar, wobei regelmäßig mit Ausnahme von Zentralasien die Muslime ein signifikant niedrigeres Bildungsniveau aufweisen." Seriöses Zitieren sieht anders aus.

Sarrazin (von Foroutan zitiert) Von den in Deutschland lebenden Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund haben 30 Prozent überhaupt keinen Schulabschluss und nur 14 Prozent Abitur.
Foroutan 28,5 % erlangen die (Fach-) Hochschulreife 30,6 % absolvieren die Realschule 27,4 % schließen erfolgreich die Hauptschule 13,5 % brechen die Schule ab.
In der Gruppe der Iraner, Iraker und Afghanen, die auch Muslime sind, haben 33,3 Prozent (Fach-) Abitur.
Kommentar Wenn man dann im Kleingedruckten der zitierten Statistik nachsieht, steht dort "Nur Bildungsinländer".  Da viele Türken einen Cousin bzw. eine Cousine aus der Türkei heiraten, ist das keine Widerlegung von Sarrazins Daten.
Auffällig in der zitierten Statistik ist, daß Christen mit Migrationshintergrund nur zu 7% die Schule abbrechen.
Die Perser und Afghanen sind vielfach Personen (der Ober- und Mittelschicht), die aus einem "muslimischen Gottesstaat"  geflohen sind. Tatsächlich sind sie aber noch in größerem Maße (25%) arbeitslos als Türken (17%) - mag sein, daß der hohen formalen Qualifikation keine tatsächliche entspricht, mag sein, daß sie als Ausländer mit Vorurteilen zu kämpfen haben, mag sein, daß einige zu "fein" für nachgefragte Arbeit sind.


Sarrazin (von Foroutan zitiert) Bei den muslimischen Migranten entfallen auf 100 Menschen, die ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Erwerbstätigkeit bestreiten, 43,6 Menschen, die überwiegend von Arbeitslosengeld und Hartz IV leben.
Foroutan Diese verklausulierte Formulierung ist zwar zutreffend, wenn allerdings – wie gemeinhin üblich – die Zahlen in Relation an der Gesamtbevölkerung der Personen mit türkischem Migrations-hintergrund und nicht nur in Relation zu den Erwerbspersonen gemessen werden, ergibt sich laut Mikrozensus 2008 (2010) speziell für die Gruppe der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund mit 9,5% eine weitaus geringere Zahl derer, die ihren überwiegenden Lebensunterhalt von Hartz-IV bestreiten.
Kommentar Für die Sarrazin interessierende Frage - wie kann ein Staat überleben, wenn ein großer Teil seiner Bürger grundsätzlich nicht arbeitet - ist die Zahl sehr wohl zielführend. Aber auch Foroutans Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 6% der Deutschen, 17% der Türken sind arbeitslos. 


Sarrazin (von Foroutan zitiert) Auch der Umstand, dass sich die Türken und die Araber zu großen Teilen kaum Mühe geben, Deutsch zu lernen, ist ein Ausdruck fehlenden Interesses an der Mehrheitskultur und mangelnder Bildungsbereitschaft
Foroutan In der Studie „Zuwanderer in Deutschland“ der Bertelsmann Stiftung (2009, S. 78ff.) werden für 70% der Türkeistämmigen gute bzw. sehr gute Kenntnisse der deutschen Sprache ermittelt.
Kommentar In der Quelle heißt es über die Türken: "In allen anderen Zuwanderergruppen sind die Deutschkenntnisse nach Einschätzung der Interviewer deutlich besser".  und weiter "Allerdings überrascht es, dass die Sprachkompetenz der dritten Generation im Vergleich zur zweiten Generation schlechter ist".
Ich denke, daß das Sarrazins These eher stützt als widerlegt.


Sarrazin (von Foroutan zitiert) Unter den muslimischen Frauen in Deutschland tragen 33 Prozent ein Kopftuch, 53 Prozent lehnen das ab. Unter den 18-bis 29-Jährigen tragen allerdings 34 Prozent ein Kopftuch, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 37 Prozent und bei den über 60-Jährigen nur 27 Prozent. Genau wie in der Türkei, wo mittlerweile 61 Prozent der Frauen ein Kopftuch tragen, nimmt die Verbreitung des Kopftuchs in Deutschland zu..
Foroutan So bezieht sich Thilo Sarrazin bei seinen Ausführungen und den numerischen Angaben zum Kopftuch in seinem Buch auf S. 314 auf den „Religionsmonitor 2008, Bertelsmann Stiftung, S. 47“ als Quelle (S. 438). Dieser macht jedoch keine Angaben über die Zahl muslimischer Kopftuchträgerinnen in Deutschland, sondern fragt nur die Zustimmung dazu ab.
Kommentar Sieht so aus, als irre Sarrazin. Aber die Zustimmung nimmt - nach der Quelle - unter den jüngeren deutlich zu, und da das Kopftuchtragen ja nur als Indikator für Integration gewertet wird (und nicht als schädliches Verhalten), bleibt das Argument richtig.

Sarrazin (von Foroutan zitiert) In Berlin werden 20 Prozent aller Gewalttaten von nur 1000 türkischen und arabischen jugendlichen Tätern begangen
Foroutan 8,7 % der Gewaltkriminalität in der PKS wurde im Jahr 2009 von Tatverdächtigen begangen, die entweder türkischer Nationalität oder dem arabischen Raum zuzuordnen waren. Erweitert man die Personengruppe um die Personen, deren Nationalität als ‚Unbekannt‘ (424) oder ‚keine Angaben‘ (434) erfasst wurden, was zumindest häufig für eine Herkunft aus dem arabischen Raum sprechen kann) erhöht sich die Zahl der Fälle auf 2509 was dem Anteil von 13,3% an allen Fällen der Gewaltkriminalität entspricht
Kommentar Sarrazin meint mit "Türken oder Araber" natürlich auch solche, die die deutsche Staatsbürgerschaft nach dem StaG von 2000 haben.

Sarrazin (von Foroutan zitiert) Künftige Zuwanderung nach Deutschland wird zu 90 Prozent aus Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten und der Türkei erfolgen.
Foroutan Und ein Teil der neuen Zuwandererelite, die es trotz aller Startnachteile für die Nachkommen der ehemaligen ‚Gastarbeiter‘ in die Universitäten geschafft hat, erwägt, nach dem Examen in die fremde Heimat der Eltern abzuwandern, bei Studierenden mit türkischem Migrationshintergrund nach Umfragen derzeit bis zu 36 Prozent.
Kommentar Foroutan bestätigt das, was Sarrazin eigentlich meint: Durch seine verfehlte Sozialgesetzgebung ist Deutschland für die türkische Unterschicht interessanter als für gut ausgebildete Türken. Wir bekommen tendenziell ungebildete Ehepartner aus Ostanatolien und verlieren in Deutschland gut ausgebildete Türken nach Istanbul.

Theodore Roszak    Der Verlust des Denkens (3-)    Im Jahre 1986 geschrieben vertritt dieses - für den Inhalt viel zu dicke und ohne erkennbaren roten Faden geschriebene - Buch nur zwei Thesen:( Computer-)Daten sind nicht "Wirklichkeit" bzw. Kreativität ist nicht Logik. In beiden stimme ich ihm zu. Die erste begründet er unter anderem mit Manipulationen durch die (von ihm gehaßte) Reagan-Regierung, wenn er heute in Deutschland eine Zeitung aufschlüge, hätte er wesentlich mehr Beispiele, würde sie aber nicht sehen, weil die "Linken" für ihn "Aufklärer" sind. Damit bestätigt er nolens seine These, indem nämlich die Fragestellung bei der Datenerhebung die Daten massiv beeinflußt. Um nur zwei illustrierende Beispiele zu nennen: Mache ich "Ausbildungsqualität" an der Frage fest, ob jemand einen "höheren Schulabschluß"  hat ("linke"  Methode) oder daran, ob er bestimmte, konkrete Kulturtechniken, etwa Prozentrechnen oder  Bücherlesen, beherrscht ("konservativ"). Frage ich straffällige Jugendliche nach dem Einkommen ihrer Eltern ("links") oder nach deren Kriminalität bzw. Geburtsort ("konservativ"). Noch extremer ist die Manioulation der Meßmethode, wie sie etwa bei den Klimamessungen des IPCC angewendet wird: Neue Meßstationen werden in Regionen, in denen es wärmer wird, installiert - dafür werden sie in den kälter werdenden Regionen abgebaut. Die Illustrierung der zweiten These, das letzte Kapitel des Buches, hat ihm dann doch das "befriedigend" verdient. Es handelt von Descartes , präziser davon, daß der geträumt hat, mit welcher Methode (nämlich der logischen) man zu wissenschaftlichen Erkenntnissen kommt. Der Widerspruch ist offensichtlich: er hat es geträumt, also die Erkenntnis gerade nicht durch seine Méthode erlangt. Das deckt sich mit meiner Überzeugung, daß die wirklich neuen Ideen in einem "arbeiten" und sich dann plötzlich Bahn brechen. "Gott hat mir die Hand geführt", war mein Gefühl in solchen (seltenen !) Momenten. Logik sollte dann nachher der Verifikation dienen.

Wladimir Dudinzew    Der Mensch lebt nicht vom Brot allein (2)    Geschrieben und spielend in der UDSSR der späten 40 und frühen 50er Jahre beschreibt der Roman vordergründig die Liebe einer Lehrerin zu einem Erfinder, der seine Maschine liebt.  Der Erfinder kämpft gegen feige Bürokraten, Borniertheit und Lüge. In vielen Szenen habe ich mich an deutsche Gegenwart erinnert.

Edgar Forschbach    Lügen und lügen lassen bzw. Die Welt will belogen sein (2)    Ein viel zu früh verstorbener Freund, scharfsinnig, mutig und bissig schrieb vor 35 Jahren dieses intelligent-witzige Buch mit der (nicht immer ganz ernst gemeinten) Kernaussage, daß Lügen der Psychohygiene dienen. Gerade gestern war auf Spon ein Artikel, der diese Erkenntnis als allerneueste Wissenschaft verkaufte.

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Michaela Eich    Ressourcen- und Erfolgsmanagement durch Hypnose (2-)    ist eine sehr gut geschriebene Diplomarbeit (in Psychologie) einer ehemaligen Schülerin über ein interessantes Thema. Daß meine "Note" deutlich schlechter ist als die ihres Professors liegt daran, daß ich weniger verstanden habe ;)

Watchman Nee    Changed into His Likeness (5)    Sammlung unsäglich langweiliger, wirrer Predigten. Ich habe nur 15 Seiten lesen können.

F. Hirts Realienbuch Breslau 1904 (3+)    Je ca 100 Seiten Geographie, deutsche Geschichte, Biologie, Physik; ein bißchen Chemie, Mineralogie und Geschichte der Antike. Wenn man dieses Schulbuch für Volksschulen aus der Kaiserzeit liest, versteht man, warum Deutschland damals führend in den Wissenschaften war: Intelligent geschrieben, zum Nachdenken anregend, ohne Bilder (außer in Biologie) aber plastisch erklärt. Endlich habe ich die Wendekreise kapiert. Sowohl der Geschichts- wie auch der Geographieteil sind natürlich nicht objektiv:  Deutschland und deutsche Interessen stehen im Zentrum. Heutige Lehrbücher in diesen Fächern sind genau so wenig objektiv, nur ist die Zielsetzung eine andere.

Zsolt Harsanyi    Der goldene Apfel (4-)    erzählt die Geschichte von Paris und dem trojanischen Krieg derart langweilig, daß ich nach 100 Seiten aufgegeben habe.

Arist von Schlippe und Jochen Schweizer    Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung,  5. Auflage (4)    Ein Psychologie-Lehrbuch, das mich an meine Studienzeit und gelesene Pädagogik-Bücher erinnerte: Das meiste stimmt, ist aber offensichtlich, gelegentlich habe ich ein Aha-Erlebnis, oft weiß ich eigentlich gar nicht, was der Autor mir sagen möchte.

James Patterson und Michael Ledwidge    Worst Case (3)    Amerikanischer Thriller über einen Weltverbesserer, der vor Morden nicht zurückschreckt.

Kirsten Heisig    Das Ende der Geduld (1-)         Beobachtungen einer engagierten Jugendrichterin, die leider kurz nach Veröffentlichung Selbstmord (? ich glaube das nicht ?) begangen hat. Wie bei Sarrazin kein Lesevergnügen.  Sie beschreibt, warum Jugendkriminalität so ist wie sie ist, und was man dagegen tun kann, vor allem schnell und konsequent, nicht unbedingt härter, strafen. Daß Jugendkriminalität vorwiegend muslimisch ist, erwähnt sie zwar, aber die notwendigen Schlüsse zieht sie (im Gegensatz zu Sarrazin) nicht. Ihr Buch ist deswegen von der Presse auch kaum kritisiert worden.

Lothar Jäger, Brunello Wüthrich und andere    Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen 3. Auflage (3+)    gibt den Wissensstand in diesem - für mich leider interessanten - Gebiet wieder. Die "schlechte" Beurteilung resultiert aus meinen sehr dürftigen (Bio-)Chemiekenntnissen,  die leider verhindern, daß ich Alles verstehe. Immerhin sehe ich jetzt etwas klarer.

Sir John Retcliffe    Puebla oder der Schatz der Inkas I - III (2+)    Dreißig Jahre vor Karl May schrieb Retcliffe seine historischen Abenteurromane. Puebla liefert Anregungen für einige Karl-May-Bücher (Winnnetou, Old Surehand, Satan und Ischariot, Das Vermächtnis des Inka), Freundschaften zwischen Indianern (hier Komantschen, bei May Apatschen) und Weißen, Bekehrung von Heiden, antiimperialistische Gesinnung - alles wie bei Karl May. Zusätzlich Sexszenen und exzellente historische Recherche. Trotzdem ist er heute vergessen, während May weiterhin verkauft wird und die von ihm geschaffenen Mythen wohl unsterblich sind. Warum? Bei Retcliffe gibt es keine wirkliche Identifikationsfigur, seine Helden haben charakterliche und andere Schwächen und sind keine Deutschen. Bras de Fer, der am besten wegkommt, ist Kanadier. Der Hauptgrund wird sein, daß sein distanzierter Stil den Leser nicht  fesselt, dazu kommt, daß Puebla wegen vieler Sex- und Gewaltszenen für Jugendliche des 19. Jahrhunderts nicht zumutbar war. Selbst der in diesen Belangen harmlose Karl May wurde ja der Gewaltverherrlichung geziehen.

Paul Heyse    L'Arrabiata und andere Novellen (2-)    Novellensammlung des ersten deutschen Literaturnobelpreisträgers.  Schön formulierte Märchen, teilweise mit vorhersagbarem Schluß (z.B. L'Arrabiata), teilweise sehr überraschend (z.B. Andrea Delfin).

Karl Rosner und Wilhelm von Preußen    Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm (2)    Tagebuch des ältesten Sohns von Kaiser Wilhelm II, geschrieben auf einer holländischen Insel kurz nach dem Weltkrieg. Die Entwicklung hin zum Krieg und im Krieg aus kronprinzlicher Sicht. Intelligent geschrieben und sehr erhellend. Hätte sich Deutschland bloß nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen - mit Wilhelm III wäre der Wechsel in eine konstitutionelle Monarchie geglückt. Er kommt im Wikipedia-Artikel wegen seiner (im Tagebuch meines Erachtens sehr gut begründeten) Kritik an Bethmann Hollweg nicht gut weg. Er teilt inhaltlich dessen (liberale) Position, ist aber der Ansicht, daß Zugeständnisse nicht unter Druck  sondern freiwillig erfolgen sollten.

Steven D. LevittStephen J. Dubner    Superfreakonomics (1)    wendet volkswirtschaftlicher Denken (wie sind die Anreize und Kosten) auf Alltagsphänomene an. Sehr erhellend, insbesondere das Kapitel zum Global Warming, der Ersatzreligion des 21. Jahrhunderts.

Dorothy Sayers    Whose Body? (2)    Englischer Krimi aus dem Jahre 1923. Sprachlich ziemlich anspruchsvoll. Der Detektiv, Lord Peter Wimsey, erinnert ein bißchen an Sherlock Holmes.  Die Geschichte selbst  ist eher unglaubwürdig.

Thilo Sarrazin    Deutschland schafft sich ab (1)    Die "1" gibt's in diesem Falle nicht für Lesevergnügen, denn beim Lesen dieses faktenreichen und wohlbegründeten Buches, was nicht ausschließt, daß es im Detail Fehler enthält, stockt einem der Atem und wer Kinder hat, muß um seine Enkel fürchten. Die offizielle Kritik war vorwiegend negativ, das verwundert nicht angesichts der Tatsache, daß Politik und Medien beim Thema Einwanderung gleichermaßen das Volk belügen, kultursensible Sprache, nennt das Frau Özkan. Deswegen unterscheiden sich Zeitungsberichte von Polizeiberichten (zum Beispiel) regelmäßig dadurch, daß der Hinweis auf türkisch-arabische Täter weggelassen wird. Jetzt aber konkret zu seiner - in allen Einzelheiten nachprüfbaren - und in sehr sachlichem Stil vorgetragenen Haupt-Argumentation:

  1. Frauen in Deutschland bekommen zur Zeit im Schnitt 1,4 Kinder. Das bedeutet, daß nach einer Generation (ca 25 Jahre) nur noch 70% jedes Alters da sein werden und daß sich die Bevölkerung (eines gewissen Alters) nach zwei Generationen halbiert. Also von jetzt 700.000 Geburten auf 350.000 im Jahre 2060.
  2. Die Geburtenrate ist schichtspezifisch, 1,86 für Mütter mit niedriger Bildung und 1,26 für Mütter mit höherer Bildung.
  3. Das liegt im wesentlichen daran, daß die (Bargeld-)Unterstützung für Kinder nichtarbeitender Eltern so hoch ist wie in keinem anderen Land der Erde. Es "lohnt" sich ökonomisch für eine arme Familie ein weiteres Kind zu bekommen, während ein Kind gerade für Universitätsabsolventinnen hohe Opportunitätskosten ("Karriereknick") birgt.
  4. Durch die Öffnung des Bildungswesens in den 60ern (Hebung der Bildungsreserven) besteht eine hohe Korrelation zwischen Bildung und Intelligenz.
  5. Da Intelligenz zu einem gewissen Teil (ca 50%) erblich ist, werden relativ weniger intelligente Kinder geboren.
    [Diese Aussage ist von Psychologieprofessoren zum Teil angegriffen worden, weil sie das Wort "erblich" anders definieren, als man (und Sarrazin) es gemeinhin versteht; gemeint ist das Folgende (für 40% "Erblichkeit" demonstriert):  Vater mit IQ von 80, Mutter mit IQ von 90 haben einen Gesamt-IQ von 85, mithin 15 Punkte unter 100, dem deutschen Durchschnitt. Also hätte das Kind erwartungsgemäß einen IQ von 40% von 15, also 6 unter 100. Man erwartet also einen IQ von 94, was nicht ausschließt, daß das Kind tatsächlich einen IQ von über 124 hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist so groß wie die, daß ein Kind zwei normal-intelligenter Eltern einen IQ von über 130 hat, nämlich knapp 2%.
    Meines Erachtens können nur Böswillige die Erblichkeit von Intelligenz leugnen, auch wenn die Zusammenhänge vermutlich etwas komplexer sind als in meiner Beispielrechnung. Ich persönlich vermute, daß weiter entfernte Vorfahren auch eine Rolle spielen. Meine Großeltern mütterlicherseits haben genau vier männliche Nachfahren, von denen drei (unter anderem) Mathematik studiert haben, der vierte ist Informatikkaufmann. Die drei weiblichen Nachfahren und auch alle anderen Beteiligten sind mathematisch "unauffällig".]
  6. Durch die falschen Anreize im Sozialsystem (vgl. Punkt 3.) sinkt die Durchschnittsintelligenz nicht nur durch Geburten, sondern auch noch durch weitere Einwanderung in die Sozialsysteme aus dem nahen Osten und aus Afrika. Hochqualifizierte gehen nach Kanada oder Australien.
  7. Da dadurch der Durchschnitts-IQ in Deutschland sinkt, wird es immer schwieriger, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Deutschland hat ja praktisch keine Rohstoffe.
  8. Die vielen Wenigintelligenten finden - selbst wenn sie arbeiten wollten - kaum Arbeitsstellen, deren Entlohnung über der (viel zu üppigen) Sozialhilfe liegt.
  9. Für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes ist maßgeblich die Anzahl und Qualität der MINT-Absolventen. Diese wird zum einen durch die Intelligenz der Bevölkerung zum anderen durch das Schulsystem bestimmt. 
  10. Maßnahme 1: Senkung der Sozialhilfe - insbesondere der Kinderkomponente.
  11. Maßnahme 2: Kindergarten- und Deutschpflicht für alle ab 2 Jahren. Kosten trägt der Staat. Sanktionen: auch Kürzung der Sozialhilfe.
  12. Maßnahme 3: Ganztagsschulen für alle. Verstärkter MINT-Unterricht.
  13. Maßnahme 4: Keine weitere Einwanderung in das Sozialsystem (die ersten 10 Jahre gibt es keinerlei Unterstützung ...)
  14. Maßnahme 5: Arbeitspflicht (Straße kehren) für arbeitsfähige Sozialhilfebezieher. Sanktionen: auch Kürzung der Sozialhilfe.
Es geht tatsächlich nur in einem Kapitel, in dem er meines Erachtens schlüssig erklärt, warum Muslime in Deutschland (!) im Schnitt (ich persönlich kenne zwei mathematisch Hochbegabte, die allerdings die Statistik nicht widerlegen) intellektuell so schwach sind, konkret um muslimische Einwanderung. Angesichts der Geburtenraten und des daraus resultierenden Auswanderungsdrucks im Nahen Osten scheint mir das allerdings das drängendste Problem überhaupt.

Ruth Rendell    End in Tears (2)    Englischer Krimi, der sich nebenbei und geschickt verwoben den Themen Leihmütter und Political Correctness bzw. unklare Sprache widmet. Keine Eins, weil die ziel- bzw. irreführenden Hinweise nicht sprachlich versteckt (wie bei Agatha Christie) sind, sondern dem aufmerksamen Leser sofort ins Auge stechen.
The Babes in the Wood (2)    schöner englischer Krimi
The Monster in the Box (2)     schöner englischer Krimi

Paul Carell    Unternehmen Barbarossa (5)    sterbenslangweilige Aneinanderreihung von Schlachten, Namen und Daten aus dem deutsch-sowjetischen Krieg 1941-45

Ellen Kositza    Gender ohne Ende (2)    Essay einer intelligenten Frau, von der ich schon besseres gelesen habe, über den Gender-Betrug.

Peter H. Barthel, Paschalis Dougalis    Was fliegt denn da? (4)    Vergeblicher Versuch eines Freundes mich für Vogelkunde zu begeistern.

Derek Lambert    Spanish Lessons (2)    Witziger Tatsachenbericht eines britischen Emigranten nach Spanien

Thyde Monnier    Die kurze Straße (3)    Roman aus dem Jahre 1937 über das Leben der französischen Unterschicht in der Zwischenkriegszeit. Die Geschichte ist eher langweilig, die Personen unrealistisch, aber das Buch ist erhellend was Lebensstandard und Lebensgefühl angeht.

Shel Silverstein     Missing Piece trifft Big O (3)    mäßig witzige Cartoons

Ken Wilber     eine kurze Geschichte des Kosmos (4)    habe ich nicht zuende gelesen, war mir zu esoterisch

Bastian Sick     Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod IV (2)    bekannt witzig

Helmut Sündermann     Das Erbe des falschen Propheten (2)    damit ist Karl Marx gemeint. Sündermann war ein hochrangiger Nazi-Journalist und das merkt man diesem 1958 geschriebenen Buch auch an; er berichtet kenntnisreich über stalinistische Methoden aber er "vergißt" die Erwähnung ähnlicher bzw. identischer Methoden in Nazi-Deutschland. Seine Angaben scheinen alle korrekt - er berichtet unter anderem über das russische Massaker an polnischen Offizieren von Katyn. Seine Schilderung des Marxismus finde ich ausgezeichnet.

Cynthia Heald    Becoming a Woman of Excellence (5)    ein Pamphlet einer christlichen Sekte (wie mir das untergekommen ist?)

Jan Weiler    Antonio im Wunderland (2)    witzig

Eifelverein    Eifelführer 1926 (3)    enthält mehr und weniger interessante Information über die Eifel in den 20er Jahren. Wenn man etwas über Vergangenheit wissen möchte, sind solche Bücher wesentlich aussagekräftiger als mit einem Lehrziel planmäßig zusammengestellte Geschichtsbücher.

Laurens van der Post    Flamingofeuer (3)    Abenteuerroman über eine von Chinesen geplante Rebellion in Mozambique

Archibald Joseph Cronin    Abenteuer in zwei Welten (2)    Autobiographischer Roman

John Gunther    Der Mensch dahinter (4)    Massiv schönfärberische Biographie von Franklin D. Roosevelt.

Thomas Head Raddall    Die Nymphe unterm Leuchtturm (2)    Schöne Liebesgeschichte

Martin Andersen Nexö    Stine (Ditte) Menschenkind (3)    beschreibt das Leben einer armen Dänin vor dem ersten Weltkrieg. Der Roman beginnt stimmungsvoll wird zum Ende hin aber sehr politisch und weniger glaubwürdig. Nexö war Kommunist und siedelte nach dem 2. Weltkrieg von Dänemark in die "DDR" um.

Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens     Band XII 1917 (3)     ist ein "Lesebuch" mit mehr oder weniger spannenden bzw. lustigen  Geschichten aber auch Ratgeberseiten. Eher eine zum Buch gebundene Zeitschrift.

Liza Mundy    Michelle Obama (5)    ist das erste Buch, von dem ich keine 70 Seiten gelesen bzw. überflogen habe. Diese Lobhudelei ist dermaßen peinlich, daß ich nach 15 Seiten aufgegeben habe. Einfach nur dumm.

Kasimir Edschmid    Der Marschall und die Gnade (2)    Biographie von Simon Bolivar

Hans Schupp    Thema mit Variationen (2)    brauchbares(!) Buch zur Mathematikdidaktik. Hier hätte ich vor ein paar Jahren noch eine "1" gegeben, aber jetzt ist das Thema nicht mehr so interessant für mich.

Josef Martin Bauer    Die Kraniche der Nogaia (2)    autobiographische Beschreibung des Kriegs zwischen Deutschland und der Sowjetunion.

Rüdiger Syring    Wissend gegen den Strom (3)    kann den hohen Anspruch des Klappentextes nicht einlösen. Einige gute Gedanken aber relativ wenig fundierte Beweise.

Gladys Huntington    Madame Solario (3)    ist eine Liebesgeschichte aus der Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg.

George G. Szpiro    Das Poincaré-Abenteuer (3)    beschreibt die Geschichte der Poincaré-Vermutung inclusive der Löung durch Perelman. Die mathematischen Teile waren entweder trivial oder zu schwierig für mich. Es gibt Autoren (Simon Singh zum Beispiel), die das besser können.

Pierre Magnan    Ummauerte Welt (2)    ist ein spannender Roman aus den 50ern, in dem es um Atomkraft geht.

Richard Feynman    QED (3)    ist ein Buch, das einen intelligenteren Leser als mich voraussetzt. Entgegen Hilberts Spruch "Die Physik ist für die Physiker eigentlich viel zu schwer", war die Quantenelektrodynamik für mich als Mathematiker zu schwierig.

Peter Kerr    Snowball Oranges (2)    ist ein lustiger Roman über die Emigration eines Briten nach Mallorca.

Joscha Sauer    Nicht Lustig (4)    Der Titel ist Programm: Diese Cartoons sind nicht lustig.

Hildegard Knef    Der geschenkte Gaul (2)    Frau Knef war mir nur aus dem Fernsehen bekannt und sehr unsympathisch. Sie hat eine kluge Autobiographie geschrieben.

Herbert Kranz    war neben Karl May der Schriftsteller, den ich als Jugendlicher am liebsten gelesen habe. Die implizite Moral seiner spannenden und lehrreichen Ubique-Terrarum-Romane ist immer noch die meine. Neben diesen Abenteuergeschichten hat er auch geschichtliche Werke verfaßt.
Das Zeichen der Schlange (2)    Ubique Terrarum
Das Ende des Reiches (1)    3. Teil der Deutschland-Trilogie (bis 1945)
Die Nacht des Verrats (2)    Ubique Terrarum
In den Klauen des Ungenannten (1)    Ubique Terrarum
Schwarzweißrot und Schwarzrotgold (2)    2. Teil der Deutschland-Trilogie 
Die Insel der Verfolgten (2)    Ubique Terrarum
Befehl des Radscha (2)    Ubique Terrarum
Im Dschungel abgestürzt (2)    Ubique Terrarum
Schuldlos unter Schuldigen (1);    Ubique Terrarum
Tod in der Skelettschlucht (2)    Ubique Terrarum
Bismarck und das Reich ohne Krone (2)    1. Teil der Deutschland-Trilogie 
Hinter den Kulissen (3)    Ubique Terrarum

Agatha Christie    The moving Finger (2)    schöner englischer Krimi

Weltreligionen (4)    eine Beschreibung der wichtigsten Religionen. Das Kapitel Islam ist massiv fehlerhaft.

Lynne McTaggart    Das Nullpunkt-Feld (4)    sehr esoterischer Unfug

Holger Dambeck    Numerator (2)    Unerwartete Anwendungen von Mathematik

Kristof Magnusson    Das war ich nicht (3)    ist ein ganz netter Roman zur Finanzkrise. Leider hat der Autor die wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht verstanden.

Thomas E. Woods Jr.    Meltdown (1)    ist ein ausgezeichnetes Sachbuch zur Finanzkrise.
How the Catholic Church built Western Civilization (2)    räumt mit gängigen Vorurteilen über das Mittelalter und die Rolle der Katholischen Kirche in dieser Zeit auf.

Dietmar Dath    Die Abschaffung der Arten (5)       wirr

Paulo Coelho    Handbuch der Krieger des Lichts (2)    poetisch

Peter James    Not dead enough (2)    schöner englischer Krimi

Ernst Moritz Mungenast    Christoph Gardar (2)    spannender Roman, der in Lothringen spielt.

Alfred Müller-Armack    Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft (2)    der Erfinder der Sozialen Marktwirtschaft. Erstklassige Gedanken aber etwas wirr in der Darstellung

P(hyllis) D(orothy) James    The private Patient (2)    schöner englischer Krimi

Felix R Paturi    Mathematische Leckerbissen (2)    Erholungsmathematik

Jeffery Deaver    Der Täuscher (1)    Thriller über Identittätsraub

James Fenimore Cooper    Der letzte Mohikaner, der Pfadfinder (2)    Vorläufer von Karl May, ambitionierte Geschichten aus Nordamerika kurz vor und nach der Unabhängigkeit

Paolo Giordano    Die Einsamkeit der Primzahlen (3)    Irreführender Titel, unstimmige Personen

Annette Grabosch, Almut Zwölfer    Frauen und Mathematik (3)    neben ein ein paar interessanten Erkenntnissen sehr viel feministisches Geplapper

Harald Martenstein    Heimweg (3)    kommt bei weitem nicht an die sprachliche Brillianz seiner wöchentlichen ZEIT-Kolumne heran

Rudolf Wagner    Eine Reise durch die Deutschen Kolonien, Südwestafrika (2)    Nachdruck eines Bildbandes aus der Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg

John Mason et alii    Mathematisch denken (2)    in der Nachfolge von Polya.   Mit welchen Techniken löst man schwierige Mathematikaufgaben.

Andreas Eschbach    Ausgebrannt (1)    Thriller, in dem man viel über Öl lernen kann.

Herbert Rosendorfer    Briefe in die chinesische Vergangenheit (2)    Fiktive Berichte eines chinesischen Mandarins aus dem modernen München

Matthew Bunson    The complete Agatha Christie Encyclopedia (2)    Übersicht über alle Werke Agatha Christies

Simone und Steffen Uttich    Es ist nur Geld (2)    Ratgeber zur Geldanlage

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Hartmut von Hentig    Spielraum und Ernstfall (3)    Sammelband; die Qualität der Aufsätze schwankt genau so wie Hentigs Charakter

George Polya    How to solve it (2)    Tips zurm Lösen anspruchsvoller mathematischer Aufgaben

Jens Gallenbacher    Abenteuer Informatik (1)    Das Buch ist wie der Mann selbst: Kenntnisreich, lehrreich, witzig

Horst Halling    Mathematik fürs Auge (3)    Versuch Mathematik zu visualisieren

Clemens Laar    Amour Royal (3)    Biographischer Roman über Auguste von Harrach, die zweite Frau von Friedrich Wilhelm III. von Preußen

Simon Singh    Geheime Botschaften (1)    Erstklassige populärwissenschaftliche Einführung in die Kryptographie

Martha Ostenso    Schicksale am Fluß (2)    Roman, schön melancholisch

Carola Clasen    Mord im Eifel-Express (3)    Krimi mit Schwächen im Plot

Carl Haensel    Kennwort Opernball 13 (2)    Roman über die Affäre des Oberst Redl

Hans Rosenthal    Zwei Leben in Deutschland (1)    Autobiographie des Juden Hans Rosenthal, der in der Nachkriegszeit einer der bekanntesten Entertainer Deutschlands war. Ich hatte das Glück, 1968 in einer seiner Quizsendungen auftreten (und gewinnen) zu dürfen. Ein äußerst sympathischer Mann und ein versöhnliches Buch.

Jerome K Jerome    Drei Mann in einem Boot (4)    angeblich witzig

Werner Bergengruen    Der Großtyrann und das Gericht (2)    einer der vielen "rechten" (=nationalkonservativen) Autoren, die gegen die Nazis waren. Roman aus der Zeit der italienischen Renaissance.

Christoph Drösser    Der Mathematikverführer (1)    ist genau das!

Jörg Hellmann    Kleine Geschichten über Politik und andere Leiden des Lebens (2)    bissig

Juraj Hromkovic    Sieben Wunder der Informatik (2)    populärwissenschaftliches Buch über aktuelle Probleme der Informatik

Elizabeth George    A Great Deliverance (2)    schöner englischer Krimi

Manfred Bieler    Der Kanal (2)    Roman über die 60er Jahre

Pierre Daninos    Major Thompson entdeckt die Franzosen (4)    angeblich witzig

Lars Niedereichholz    Unknorke (3)    witzig gewollt, aber nicht immer gekonnt

Tom Petsinis    The French Mathematician (3)    biographischer Roman über Évariste Galois.

Joachim Fernau    Deutschland, Deutschland über alles ... (2)    Kurzgeschichte Deutschlands

Nassim Nicholas Taleb    The black Swan (1)    Erklärt mathematisch fundiert, psychologisch plausibel die Finanzkrise und andere Katastrophen. Taleb ist manchmal ein bißchen selbstverliebt, aber die tiefen Einsichten, die er vermittelt, entschädigen dafür.
Fooled by Randomness (2)    Vorgängerbuch zu Black Swan mit ähnlichem Inhalt

Karl Mays Werke VI.1 & VI.2    Leseralbum (3)    Briefe von Lesern an Karl May. Manchmal interessant, manchmal nichtssagend

Bruno Bürgel    Der Mensch und die Sterne (3)    Einführung in die Astronomie

Gisa Klönne    Nacht ohne Schatten (3)    Krimi mit nicht immer konsistentem Plot

Susan Hill    The various Haunts of  Men (2)    schöner englischer Krimi

Richard Voß    Zwei Menschen (2)    sehr traurig-schöne Liebesgeschichte aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg

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